Ein treuer Sneakgänger wie ich nun mal bin, war ich auch am vergangenen Montag in der Sneak. Rechnete ich fest mit der Comicverfilmung „Clever & Smart“ überraschte mich der Berliner Zoopalast mit „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“.

Der Film erzählt, wie der Titel vielleicht vermuten lässt, nicht die Geschichte von Lemony Snicket (Jude Law), sondern die der drei Baudelaire-Kinder Violet (Emily Browning), Klaus (Liam Aiken) und Sunny (Kara und Shelby Hoffman), die durch einen Brand des Elternhauses zu Waisen werden. Der Vermögensverwalter der Hausbank der Baudelaires Mr. Poe (Timothy Spall) bringt die Waisen zu Ihrem neuen Vormund, Graf Olaf (Jim Carrey).

Dieser ist ein drittklassiger Schauspieler und eigentlich gar nicht an den Kindern interessiert, sondern jediglich hinter dem Familienvermögen der Baudelaires her.

So kommt es dann auch, das Graf Olaf die Kinder alles andere als gut behandelt. Ihr Zimmer gleicht eher einer Gefängniszelle, da Olaf die Tür immer von außen abschließt und Ordnung und Sauberkeit herrscht auch nicht gerade in der Räumlichkeit. Außerdem müssen die drei Waisen für Olaf den kompletten Haushalt führen, sprich putzen, kochen, waschen.

Nach einem Ausflug hält Olaf mit den Kindern im Auto an um Ihnen eine Erfrischung zu kaufen, allerdings schließt er wiederum die Kinder ein, diesmal im PKW. Wie sich heraustellt war diese Pause allerdings von langer Hand geplant, da das Auto mitten auf einem Bahnübergang abgestellt wurde und ein Zug heranrast. Durch einen Trick können die Kinder den drohenden zusammenprall verhindern und da der Vermögensverwalter Mr. Poe von diesem Vorfall erfährt werden die Kinder Graf Olaf weggenommen und zu einem neuen Vormund gebracht, Onkel Monty (Billy Connolly). Onkel Monty ist ein Zoologe und Archäologe und ein recht umgänglicher Kauz, bei dem sich die drei Baudelaire-Kinder schnell wohlfühlen. Allerdings gibt Olaf nicht so schnell auf und schafft es verkleidet in das Haus einzudringen um ersten den neuen Vormund aus dem Weg zu räumen und zweitens die Vormundschaft über die Waisen zurückzuerhalten um an das Vermögen zu kommen.

Der erste Teil des Plans funktioniert leider auch, doch der zweite Schritt nicht. Die Baudelaires kommen nicht zurück zu Olaf, sondern zu Ihrer Tante Josephine (Meryl Streep), einer Frau mit jeder Menge Phobien. Wiederum führt Olaf seinen teuflischen Plan durch und bekommt schließlich erneut die Vormundschaft für die Kinder, muss allerdings erfahren, dass er nur erben kann wenn er mit den Kinder im ersten Grad verwandt ist oder er die Kinder groß gezogen hat. Mit Hilfe seiner Theatergruppe inszeniert er nun seine Hochzeit mit Violet und ein Showdown um die Vormundschaft und die Zukunft der Kinder beginnt.

Für mich war „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ definitiv eine gelungene Sneak-Preview. Alleine die Einleitung des Film ist grandios. Wenn der Nickelodeon-Schriftzug auf der Leinwand erscheint und dann eine fröhliche Elfe aus seinem Baumhaus klettert und durch eine Blumenwiese tollt und alle mit dem schlimmsten rechnen und dann eine die Stimme von Lemony Snicket, der in dem Film nur eine Erzählerfunktion hat, erklingt und verkündet, dass man nun keinen Film mit fröhlichen Elfen sehen wird, sondern eine traurige Geschichte über drei Waisenkinder und dass nun ein guter Zeitpunkt wäre das Kino zu verlassen wenn man einen Film mit Elfen sehen will, nimmt „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ auch den letzten Erwachsenen im Kino gefangen. Klar, der Film richtet sich primär nicht an eine Erwachsenen Zielgruppe, sondern definitiv an junge Teenager, aber auf Grund der „Tim Burton“-Film ähnlichen Präsentation werden auch die Erwachsenen Zuseher an diesem Film Ihre Freude haben.

Das moderne Märchen „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ überzeugte mich allerdings nicht nur durch seinen Opener, auch die erfrischende, düstere Geschichte um die drei Waisenkinder und den bösen Onkel begeisterte mich. Natürlich ist die Geschichte nicht sonderlich anspruchsvoll, durch die vielen fast surreal wirkenden Bilder, als Beispiel sei hier nur mal das Haus an der Küste von Tante Josephine oder das Tropenhaus von Onkel Monty genannt, und die brillianten Schauspieler fühlt man sich aber über die ganze Laufzeit gut unterhalten.

Gerade Jim Carrey (Ace Ventura, Die Maske, The Trueman Show) findet in „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ genau den richtigen Grad zwischen Komik und Ernsthaftigkeit. Er schafft es in diesem Film tatsächlich nicht so übertrieben komisch zu wirken wie zum Beispiel in seinem Komödienhit „Die Maske“, spielt aber auch nicht so bierernst wie zuletzt in „The Majestic“. Alles in allem liefert Carrey in seinem neusten Film eine seiner besten Leistungen seiner Karriere ab, aber auch die Jungdarsteller Emily Browning (Ghost Ship, Der Fluch von Darkness Falls), Liam Aiken (Sweet November, Road to Perdition), Kara Hoffmann und Shelby Hoffman überzeugen voll und ganz. Natürlich sind die Leistungen der Kinder noch lange nicht oscarverdächtig, bei einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Fähigkeiten werden wir mit diesen Jungschauspielern aber noch den ein oder anderen Film zu sehen bekommen.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ mir auch eine Vollpreiskinokarte wert gewesen wäre. Brad Silberling präsentiert in seinem zweiten Kinofilm nach „Moonlight Mile“ grandiose 108 Minuten Kinounterhaltung in der Tradition von Tim Burton und hätte ich nicht von vorneherein gewusst, dass „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ nicht von Tim Burton ist, wäre ich sicherlich überrascht gewesen im Abspann Silberlings Namen und nicht den von Burton zu lesen.

Auf Grund all dieser Aspekt kann ich deshalb den Film allen Lesern nur wärmstens Empfehlen und guten Gewissens fünf Sterne vergeben und da es sich bei „Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse“ um die Verfilmung der ersten drei Bände von Kinderbüchern handelt, erwartet uns beim kommerziellen Erfolg des Films sicherlich eine Fortsetzung.

Die Daten:

Titel: Lemony Snicket – Rätselhafte Ereignisse
Originaltitel: Lemony Snicket‘s A Series of Unfortunate Events
Regisseur: Brad Silberling
Drehbuch: Daniel Handler, Robert Gordon
Darsteller: Jim Carrey – Onkel Olaf
Meryl Streep – Tante Josephine
Jude Law – Lemony Snicket
Emily Browning – Violet Baudelaire
Liam Aiken – Klaus Baudelaire
Kara Hoffman – Sunny Baudelaire
Shelby Hoffman – Sunny Baudelaire
Timothy Spall – Mr. Poe
Billy Connolly – Onkel Monty
Catherine O‘Hara – Richterin Strauss
Land: USA
Länge: 108 Minuten
Genre: Abenteuer, Fantasy, Kinder-/Familienfilm, Komödie
Kinostart: 27.01.2005

[Wertung]

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

5 Gedanken zu „Filmkritik: Lemony Snicket Rätselhafte Ereignisse – Schauriges Kindermärchen“

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