Nachdem ich auf Grund meines Urlaubs für zwei Wochen auf den wöchentlichen Sneakgenuss verzichten musste, war es am Montag wieder soweit. Ohne den Hauch einer Ahnung was wohl kommen könnte ging ich in die UCI-Kinowelt und wurde mit der deutschen Produktion „Antikörper“ beglückt. Im Normalfall sind deutsche Film ja kein Garant für großartige Kinounterhaltung, dieser Thriller allerdings wusste mich voll und ganz zu überzeugen.

[STORY]

Eigentlich sollte es für zwei Berliner Polizisten eine reine Routineüberprüfung einer Wohnung geben, doch der Fang der den beiden mit Hilfe des SEKs gelingt ist ein ganz großer. In der Wohnung lebt Gabriel Engel (André Hennicke), ein brutaler Psychopath der im Verdacht steht mehrere männliche Jugendliche auf abartige Weise ermordet zu haben und mit Ihrem Blut religiös inspirierte Bilder gemalt zu haben.

Die Festnahme von Engel wird auch in dem verschlafenen Ort Herzbach mit viel Interesse verfolgt. Hier wurde vor anderthalb Jahre das junge Mädchen Lucia ermordet, eine Tat die ebenfalls Gabriel Engel zugeschrieben wird. Der Dorfpolizist Michael Martens (Wotan Wilke Möhring) glaubt jedoch nicht daran dass Engel für dieses Mord verantwortlich ist, sondern geht davon aus, dass einer der Dorfbewohner für die Bluttat verantwortlich ist und beschließt nach Berlin zu fahren um Engel zu verhören und so eventuell dem Mörder von Lucia auf die Spur zu kommen.

Natürlich ist Martens Frau Rosa (Ulrike Krumbiegel) wenig erfreut darüber das Ihr Mann mitten in der Erntezeit nach Berlin reist und Sie mit den beiden Kindern Christian (Hauke Diekamp) und Sarah (Laura Alberta Szalski) alleine zurücklässt, zu dem Christian mit seinen 13 Jahren seinen Eltern einige Sorgen bereitet und seid dem Mord an Lucia mit psychischen Problemen zu kämpfen hat.

In Berlin angekommen macht sich Martens auch ohne Umwege an das Verhör und weigerte sich Engel mit dem Polizeipsychologen oder einem anderen Polizisten intensiv über die Morde zu reden, flutschen die Worte Ihm Martens gegenüber nur so aus dem Mund. Ganz leicht macht Engel dem Herzbacher Polizisten die Sache allerdings nicht, vielmehr treibt er den strenggläubigen Katholiken mit seinen Psychospielen immer mehr in den Wahnsinn und lässt ihn bald die Grenzen zwischen gut und böse vergessen.

Schlussendlich scheint Martens aber doch hinter die Lösung des schwierigen Kriminalfalls zu kommen, allerdings nur um festzustellen, dass sein eigenes Leben kurz vor dem Zusammenbruch steht und die Lösung des Falls vielleicht doch eine ganz andere ist.

[CAST]

„Antikörper“ überzeugt mit einem gut besetzten Schauspielerstab. Die beiden Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring (Lammbock, Das Experiment) und André Hennicke (Der Untergang) überzeugen auf ganzer Linie und schaffen es überzeugend darzustellen wie gegensätzlich die beiden Charaktere des gläubigen Polizisten Martens und dem Psychopathen Engel sind. Auch die anderen Darsteller sind in Ihren Rollen gut besetzt und spielen sehr glaubwürdig. So bringt Ulrike Krumbiegel (Der Untergang) die Sorgen von Martens Frau Rosa gut auf die Leinwand und auch der junge Hauke Diekamp (Das fliegende Klassenzimmer) als Martens Sohn Christian bringt dessen Probleme gut auf die Leinwand. Heinz Hoenig (Der König von St. Pauli, 7 Zwerge) als Seiler komplettiert das Aufgebot der überzeugenden Hauptdarstellerriege, aber auch die Nebendarsteller wissen in diesem Film zu überzeugen, so dass man ohne Zweifel sagen kann, dass die für das Casting verantwortliche Sabine Frielinghaus in Ihrer zweiten Besetzungsarbeit nach der TV-Produktion „Und die Braut wusste von nichts“ hervorragende Arbeit geleistet hat.

[KRITIK / MEINE MEINUNG]

Wie bereits in der Einleitung erwähnt überraschte mich „Antikörper“ im positiven Sinne. Mit seinem fulminanten Auftakt schafft es Regisseur Christian Alvart (Curiosity & the Cat) mich als Zuschauer von der ersten Minute an für den Film zu begeistern und es mit seinem geschickt inszenierten Psychospielen zwischen Engel und Martens mich förmlich an den Lippen der Protagonisten kleben zu lassen.
Auch wenn nach dem spektakulären Opener recht wenig Action auf der Leinwand von statten geht, so schafft es Alvart dennoch alleine durch die Dialoge die Spannung aufrecht zu erhalten und den Spannungsbogen immer weiter zu spannen, bis er sich Schlussendlich in einem Finale mit Herzinfaktgefahr auflöst.

Schön ist auch die biblische Sprache die der Film als Stilmittel verwendet. So tragen beide Hauptdarsteller Vornamen von Erzengeln, was vielleicht nicht bewusst vom Regisseur so gewählt wurde, die Zwiegespräche von Martens und Engel aber in einem interessanten Licht erscheinen lassen. Auch der Umstand, dass Martens im Laufe des Films immer wieder Bibelpassagen im Kopf rumschwirren und seine Sünden direkt beichten geht und Buße tut, indem er „Vater Unser“ und „Ave Maria“ betet unterstreichen die Verwendung der biblischen Stilmittel.

Ebenfalls fantastisch ist es, wie es Alvart schafft den Zuschauer immer wieder auf die falsche Spur des wahren Mörders von Lucia zu schicken. Ist bereits relativ schnell klar, dass Gabriel Engel definitiv der Mörder von mehr als zehn jungen Männern ist, bleibt die Frage nach dem Mörder von Lucia bis zum Ende hin ungeklärt und auch wenn man zwischenzeitlich der Meinung ist, dass der Fall gelöst sei, schafft es Alvart immer wieder eine gelungene Wendung in der Story herbeizuführen, die Engel mal als Mörder von Lucia dastehen lässt und mal als zufälligen Zeugen der Bluttat.

[FAZIT]

Ich kann an dieser Stelle nur nocheinmal betonen, dass mich „Antikörper“ positiv überrascht hat. Von der ersten Minuten an fesselt der Film den Zuschauer und auch wenn er mit Sicherheit kein Blockbuster an den Kinokassen wird, kann ich jeden der sich für spannende Thriller interessiert nur empfehlen sich diesen Film im Kino anzusehen. Selten war das Geld für einen deutschen Film so gut investiert wie für „Antikörper“.

[FACTS]

Titel: Antikörper
Regisseur: Christian Alvart
Drehbuch: Christian Alvart
Darsteller: Wotan Wilke Möhring – Michael Martens
Heinz Hoenig – Seiler
André Hennicke – Gabriel Engel
Ulrike Krumbiegel – Rosa Martens
Hauke Diekamp – Christian
Laura Alberta Szalski – Sarah
Nina Proll – Lucy
Land: Deutschland
Jahr: 2005
Länge: 127 Minuten
Genre: Drama, Krimi, Thriller
Altersfreigabe: ab 16
Kinostart: 07.07.2005

[Wertung]

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

2 Gedanken zu „Filmkritik: Antikörper- Das Gute ist immer auch böse“

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