Es gibt Filme die wollen provozieren und spalten damit die Filmwelt in zwei Hälften. „24/7 – The Passion of Life“ ist ein solcher Film und ich hatte das Vergnügen mir ihn ansehen zu dürfen und muss feststellen, dass ich den Film mag.

[FILM]

~Inhalt~

Die Hotelierstochter Eva (Marina Anna Eich) trifft auf ihrem Heimweg auf die Soziologin Magdalena (Mara Gittner). Diese ist mit ihrem Motorrad liegen geblieben und hilfsbereit wie Eva ist, nimmt sie Magdalena ein Stück mit. Zurück im Hotel bemerkt Eva, dass Magdalena ihren Rucksack bei ihr im Wagen vergessen hat und bei Suche nach einer Kontaktadresse stößt die blonde Schönheit auf allerlei Sexspielzeug und eine Visitenkarte eines Domina-Studios.

Eva ruft im Studio an und stellt fest, dass Magdalena ein Doppelleben führt. Ist sie privat die nette Soziologin verwandelte sie sich im Domina-Studio in Lady Maria. Um Magdalena ihren Rucksack zurückzubringen trifft sich Eva mit Lady Maria im Studio und ist fasziniert von dieser anderen Welt. Das fantasievolle Interior des Studio passt so gar nicht in Evas Vorstellung eines Domina-Studios und als sie auch noch mit Sklavenhund Bello gassi gehen darf, ist sie fasziniert von der dunklen Welt der Lust.

Mit Hilfe von Lady Maria beginnt Eva ihr Eigenes Sexualleben zu erforschen und startet damit in einem Swingerclub.

Eine poetisch-philosophische Reise durch das Sexleben abseits von Blümchensex und Monogamie beginnt, bei der sie nicht nur auf Verständnis trifft.

~Meine Meinung~

„24/7 – The Passion of Life“ ist ein faszinierender Film, der durch seine traumhaften Bildkompositionen die dunkle Welt des Sadomasochismus und die der Swingerclubs nicht als etwas verruchtes darstellt, sondern als eine normale Möglichkeit der sexuellen Befriedung. Auf wunderbare Art und Weise hält Regisseur Roland Reber der Gesellschaft mit dem Film einen Spiegel vor und beweist, mit welcher Doppelmoral die Menschen doch durch die Welt laufen. So trifft Eva zum Beispiel im Swingerclub auf einen weiblichen Gast und trifft diesen später im Hotel wieder. Eva grüßt den Gast freundlich und dieser zieht daraufhin kommentarlos von dannen.

Schön umgesetzt sind auch die S/M-Szenen. An Stelle von harten, fast pornografischen Bildern zeigt der Film den Sadomasochismus von einer ästethischen, künstlerischen Seite und stellt diese Spielart der Erotik als ein Geben und Nehmen sowohl von der dominanten als auch der devoten Seite dar. Dadurch gewinnen auch Menschen außerhalb der S/M-Szene, so wie ich einer bin, einen positiven Eindruck der Szene.

Was für die S/M-Szenen gilt, gilt in gleicher Weise für die Szenen im Swingerclub „La Boum“. Auch hier werden diese Personen aus der Schmuddelecke geholt und ihren Treiben ein gewisses Stück Normalität gegeben.

Ein weiterer wichtiger Punkt der „24/7 – The Passion of Life“ auszeichnet sind die Schauspieler. Durch die Mischung aus professionellen Schauspielern und Hobbyschauspielern gewinnt der Film eine gewisse Authentizität. Als professionelle Schauspieler stehen mit Mira Gittner (Das Zimmer, Pentamagica) und Marina Anna Eich (Zufall, Dann nenn es halt Liebe) auf der einen Seite zwei hervorragende Schauspielerinnen die sich gut gegenseitig ergänzen und auf der Seite stehen mit Michael Burkhardt und Reinhard Wendt zwei Hobbydarsteller die beweisen, dass sie der Aufgabe eines solchen Films gewachsen sind.

Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass das ansehen von „24/7 – The Passion of Life“ für mich ein bewegendes Erlebnis war. Durch den Film habe ich ein anderes, besseres Bild der S/M-Szene erhalten und nehme eine Message fürs Leben mit: Lebe deine Fantasie!

[DVD]

~Bild~

Der Film auf der DVD wird dem Zuschauer in 16:9 präsentiert. Dabei hat es wtp geschafft ein glasklares Bild auf die Scheibe zu bringen. Somit steht dem interessierten Cineasten ein wahrer Sehgenuss bevor.

~Ton~

Wie das Bild macht auch der Ton eine gute Figur. Das Tonformat ist Dolby Surround, die Filmsprache Deutsch. Weitere Sprachversionen und Untertitel sucht man vergeblich.

~Extras~

Den Anfang des Bonusmaterials zu „27/4 – The Passion of Life“ macht eine Auswahl von Trailern. Neben der Vorschau zum vorliegenden Werk gibt es noch Trailer zu „Das Zimmer“, „Pentamagica“ und „The Dark Side of our inner Space“.

Weiter geht es mit dem Kurzfilm „dann nenn es halt Liebe…“. Lady Maria Darstellerin Mira Gittner erzählt in diesem 13 Minuten Werk eine ergreifende Geschichte über die Liebe und den Tod.

Es schließen sich TV-Berichte zum Film an und zwar aus dem „Jena Journal“ und vom Filmmagazin „Abriss“ des „Kanal 21“. Beiden Berichten sieht man ihre Herkunft aus dem kleinen privaten TV-Bereich an. Der Informationsgehalt leidet da zwar nicht drunter, doch ist der Ton im „Abriss“-Bericht arg verrauscht, wofür wtp vermutlich am wenigsten kann.

Auch die Ausschnitte aus den diversen Publikumsdiskussionen bietet einen guten Einblick in den Film und helfen dabei die Absichten und Hintergründe des Films besser zu verstehen. Auch bekommt der Zuschauer durch dieses 25 Minuten Feature viele Anekdoten aus der Produktion zu sehen und hören. Neben den TV-Berichten ist dieses Extra ein weiteres absolut sehenswertes.

Den Abschluss des des Bonusmaterials bildet die aus dem Film entfernte Szene „Das Gedicht“. Diese ist knapp eine Minute lang und rundet das Angebot an Extras gut ab.

Herausheben muss man noch das schön gestaltete Booklet. Auf 23 Seiten erhält man hier weitere Informationen zum Film.

~Meine Meinung~

So faszinierend wie der Film ist auch das Bonusmaterial. Angefangen bei so banalem Material wie die Trailer, beeindruckte mich vor allem das Interview von Kanal 21 mit Regisseur Roland Reber und Eva Darstellerin Marina Anna Eich. Reber gibt hier einige wirklich gute Kommentare zum Filme machen von sich und auch Eich berichtet sehr detailliert über ihre Erfahrungen bei den Dreharbeiten. Dabei bestätigt sie meinen Eindruck, dass vieles was man in den Medien aus der Swinger- und S/M-Szene sieht und hört völlig falsch dargestellt wird.

Auch die Ausschnitte aus den Diskussionen haben mit beeindruckt. Ich denke, dass es nicht selbstverständlich ist, wenn sich der Regisseur und die Hauptdarstellerinnen sich nach dem Screening ihres Films den Fragen des „einfachen“ Publikums stellen. Interessant ist es dabei zu sehen, welche Fragen aus dem Publikum kommen. Von den einfachen Fragen, wie man denn zu dem Projekt gekommen sein, sind es vor allem die Ausführungen über die Erfahrungen in der S/M- und Swinger-Szene die zu überzeugen wissen.

Hinzu kommt die gute Bild- und Tonqualität der DVD, so dass man die DVD aufgeschlossenen Filmfans definitiv empfehlen kann. Auch das Booklet hebt die DVD in die oberen Wertungsregionen. Verzichten viele große Hollywoodstudios bei ihren DVD-Produktionen auf dieses nette Gimmick, trifft wtp hiermit genau meinen Geschmack.

[FAZIT]

„24/7 – The Passion of Life“ ist kein Film für den typischen Hollywood-Filmkonsumenten. Das Thema des Films ist sehr speziell und auf Grund seiner Ansiedlung in der Swinger- und S/M-Szene nicht unbedingt Massenkompatibel. Wer sich auf einen sehr poetisch angehauchten Film der Independent-Szene einlassen kann, sollte sich „24/7 – The Passion of Life“ aber in jedem Fall einmal ansehen.

[FILMFAKTEN]

Titel: 24/7 – The Passion of Life
Produktionsjahr: 2005
Regie: Roland Reber
Drehbuch: Mira Gittner, Roland Reber
Darsteller: Mira Gittner – Lady Maria
Marina Anna Eich – Eva Hohmer
Christoph Baumann – Dominik
Michael Burkhardt- Mike
Reinhard Wendt – Eflriede
Lydia Hippel – Lydia
Bernhard Keberle – Fischer
Patricia Koch – Stafanie Evans
Sabine Krappweis – Alexandra Loskant
Claire Plaut – Swinger
Anja Schoenlebe – Esther
Land: Deutschland
Länge: 115 Minuten
Genre: Drama
Altersfreigabe: keine Jugendfreigabe
Vertrieb: wtp International

[Wertung]

Gnislew: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

4 Gedanken zu „DVD-Kritik: „24/7 – The Passion of Life“ – Sind S/M-Freunde wirklich Pervers?“

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