Bob Dylan ist ein bedeutender Musiker und ein Mensch mit einem interessanten Lebenslauf. Warum also nicht sein Leben aufgreifen und zu einem Film verarbeiten? Das hat sich auch Todd Haynes (Safe, Dem Himmel so fern) gedacht und mit „I’m not there“ einen starbesetzten Film gezaubert.

[FILM]

~Inhalt~

1959: Der gerade einmal 11-jährige Woody Guthrie (Marcus Carl Franklin) hat schon viel erlebt. Er ist Blues-Komponist, Sänger und Songwriter und reist quer durch das Land. Zumindest erzählt er dies den beiden Landstreichern, die mit ihm im Güterwagon sitzen.

Der 19-jährige Arthur Rimbaud (Ben Whishaw) sagt vor einem Untersuchungsausschuss aus. Es geht darum, warum Rimbaud mit dem Schreiben aufgehört hat? Arthur startet eine ausführliche Argumentation.

Die frühen sechziger: Jack Rollins (Christian Bale) ist das musikalische Sprachrohr einer ganzen Generation. Privat ist er mit Alice Fabian (Julianne Moore) liiert, die Rollins Wandlung vom Folk- und Protestsänger zum kommerziellen Musiker miterlebt und in Interviews resümiert.

1973: Die Ehe von Schauspieler Robbie Clark (Heath Ledger) und Claire (Charlotte Gainsbourg) ist gescheitert und die beiden leben getrennt. Während im Fernsehen Richard Nixon das Ende des Vietnamkriegs erklärt, lässt sie die letzen neun Jahre ihrer Ehe noch einmal Revue passieren.

Mit seiner neuen Art Musik zu machen verärgert Jude Quinn (Cate Blanchett) beim New England Jazz & Folk Festival seine treuen Fans. Statt Folk gibt es nun Rock. Als er danach in London bei einer Pressekonferenz die Fragen der anwesenden Journalisten reichlich provokativ beantwortet macht sich Quinn auch nicht gerade Freunde. Mittelpunkt des Rededuells auf der Pressekonferenz ist der Journalist Keenan Jones (Bruce Greenwood), mir dem sich Quinn später noch einmal sprachlich duelliert. Der Wandel von Jude vom Folkmusiker zum Rockmusiker führt sogar dazu, dass ihn seine Fans auf einem Konzert als Judas beschimpfen, doch Quinn lässt sich nicht beeindrucken und geht weiter seinen Weg.

Billy the Kid (Richard Gere) wird eines Morgens durch einen winselnden Hund geweckt. Billy lebt einsam und zurückgezogen auf einer Farm in Missouri und dies ganz bewusst. Nachdem eine Kugel von Pat Garrett ihn vor einigen Jahren verfehlte will er dort den Rest seines Lebens verbringen und eines Tages sterben. Als sich er Hund losreißt und wegläuft kommt Billy in der Stadt Riddle an und begegnet dort einem alten Bekannten: Pat Garrett.

~Meine Meinung~

Zugegeben, es ist schon etwas anstrengend sich den Film „I’m not there“ anzuschauen, aber es lohnt sich. Hat man sich einmal auf die ungewöhnliche erzählweise von Todd Haynes eingelassen, bekommt man einen Film zu sehen, den man getrost als Meisterwerk bezeichnen kann. Es ist spannend und fesselnd zu gleich zu sehen und so entdecken, wie die eigentlich grundverschiedenen Charaktere zusammengehören und wie sich mit fast jeder Szene ein weiteres Puzzleteil in das kunstvolle Gemälde eingesetzt wird. Hat man im Hinterkopf, dass der ganze Film in groben Zügen auf dem Leben der Rocklegende Bob Dylan basiert, macht auch tatsächlich jeder Charakter Sinn. Da ist Bob Dylan als Rebell, Bob Dylan als kindlicher Erwachsener und Bob Dylan als politischer Aktivist.

Manche der Charakterzüge der Figuren und wie diese mit den anderen Figuren korrelieren werden zwar nur beiläufig gezeigt und man wird selten direkt mit der Nase auf diese gestoßen, doch daraus bezieht „I’m not there“ einen nicht zu unterschätzenden Reiz.

Das dieser Film so gut funktioniert, liegt allerdings nicht alleine an der genialen Art und Weise wie Hayes sein Werk inszeniert hat. Die verschiedenen „Bob Dylan“-Darsteller haben einen ganz erheblichen Anteil an dem Erfolg des Films. Natürlich ist der Film mit Christian Bale (Batman Begins, Todeszug nach Yuma), dem leider viel zu früh verstorbenen Heath Ledger (The Dark Knight, Dogtown Boys), Richard Gere (Darf ich bitten?, Der Schakal) und Cate Blanchett (Elizabeth, Babel) spitzenmäßig besetzt, doch Namen sind nur die halbe Miete.

Viel wichtiger ist doch, dass diese große Namen auch große Leistungen abliefern und das machen sie allesamt in „I’m not there“. Gerade die Besetzung von Cate Blanchett, darf dabei als gelungener Schachzug angesehen werden und war für die Schauspielerin mit Sicherheit einer ihrer schwierigsten Rollen. Blanchett verkörpert in „I’m not there“ nämlich nicht etwa eine Frau, sondern den Sänger Jude Quinn und schon bei der ersten Szene in der Blanchett in dieser Rolle zu sehen ist, wird klar, dass sie die perfekte Besetzung für die Rolle des androgynen Quinn ist.

Wenn wir schon einmal bei den Schauspielern sind, dürfen wir die beiden etwas unbekannteren Darsteller nicht vergessen, die auch jeweils eine Facette von Bob Dylan spielen. Der junge Marcus Carl Franklin (Weites Wasser, Abgedreht) spielt die Rolle des 11-jährigen Woody wie ein ganz großer aus der Branche und Ben Whishaw bewies schon in „Das Parfum“ zu welchen Leistungen er fähig ist und hat nun die große Chance zu den wirklich gefragten Schauspielern Hollywood aufzusteigen.

Ein weiterer Aspekt ist die Kameraführung und die Art wie Todd Haynes seine Bilder auf die Leinwand bringt. Jeder der sechs verschiedenen Hauptfiguren hat seine eigenen Bildsprache und Bildkomposition erhalten. Die Geschichte von Arthur Rimbaud wird so zum Beispiel in körnigen schwarz-weiß Bildern erzählt, während man sich bei der Geschichte um Billy the Kid an die großen Klassiker des Western erinnert fühlt. Hier dominieren langsame Kamerafahrten und lange Einstellungen. Die Story um Jude Quinn wiederum ist von der Optik her meiner Meinung an den französischen Kunstfilm angelehnt.

Um meine Meinung noch einmal zusammenzufassen. Für mich ist „I’m not there“ einer der interessantesten Filme der letzen Jahre mit Potenzial dazu ein echter Klassiker zu werden. Selten haben mich in einem Film wirklich alle Charaktere fasziniert, so dass man wirklich jeden Satz, jede Szene in sich aufsaugen will. Großartiges Kino!

[DVD]

~Bild~

Das Bild zu „I’m not there“ kann man als gut bezeichnen. Das Bildformat 2.35:1 schafft wahre Kinoatmosphäre im Heimkino, so dass es wirklich ein Genuss ist, sich den Film anzusehen. Von der reinen optischen Bildqualität kann der Film ebenfalls überzeugen.

~Ton~

Der Ton befindet sich sowohl in Deutsch als auch in Englisch auf der DVD. Beide Sprachfassungen sind im Dolby Digital 5.1 Format und klingen gut. Die, bei diesem Film sehr wichtigen, Dialoge sind sowohl in der synchronisierten als auch in der Originalfassung gut verständlich. Auch der Musik und die Soundeffekte überzeugen in beiden Fassungen.

Optional kann man deutsche Untertitel und englische Untertitel für Hörgeschädigte hinzuschalten.

~Extras~

Die DVD zu „I’m not there“ ist vom Bonusmaterial her leider etwas spärlich ausgestattet. Neben einem Audiokommentar, gibt es noch die Möglichkeit sich zu den Musikeinlagen die Originaltexte als Untertitel einblenden zu lassen.

Das war es dann auch schon mit den filmspezifischen Extras. Abgerundet wird das Bonusmaterial mit einigen Filmtrailerm.

~Meine Meinung~

Leider bietet die DVD nicht den Umfang, den man sich bei einer solch großen Produktion gewünscht hätte. Der Audiokommentar ist zwar toll, aber für sich alleine gestellt doch etwas wenig. Dafür kann die DVD mit guter Bild- und Tonqualität punkten, was den Fauxpas bei den Extras minimal ausmerzt.

[FAZIT]

Mit „I’m not there“ hat Regisseur Todd Haynes ein filmisches Meisterwerk geschaffen. Der anspruchsvolle Film fordert die gesamte Aufmerksamkeit des Zuschauers und ist damit nicht unbedingt ein Film für einen feucht-fröhlichen Videoabend. Wer allerdings einen Film sehen möchte, bei dem man mitdenken muss und der zudem perfekt gespielt und inszeniert ist, der ist bei „I’m not there“ richtig.

[FILMFAKTEN]

Titel: I’m not there
Originaltitel: I’m not there.
Alternativtitel: I’m Not There: Suppositions on a Film Concerning Dylan
Jahr: 2007
Land: USA, Deutschland
Länge: 130 Minuten
Regie: Todd Haynes
Drehbuch: Todd Haynes, Oren Moverman
Darsteller: Cate Blanchett – Jude
Ben Whishaw – Arthur
Christian Bale – Jack / Pastor John
Richard Gere – Billy
Marcus Carl Franklin – Woody / Chaplin Boy
Heath Ledger – Robbie
Don Francks – Hobo Joe
Roc LaFortune – Hobo Moe
Larry Day – Government Agent
Paul Cagelet – Carny / Bell-Hop
Brian R.C. Wilmes – Circus Man
Pierre-Alexandre Fortin – Gorgeous George
Richie Havens – Old Man Arvin
Tyrone Benskin – Mr. Arvin
Genre: Biographie, Drama, Musikfilm
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 12 Jahren
Vertrieb: Universum

[Wertung]

Gnislew: 5 out of 5 stars (5 / 5)

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