[Einleitung]

Der amerikanische Bürgerkrieg ist eines der populärsten Ereignisse in unserer Geschichte. Vier Jahre lang, genau genommen zwischen den Jahren 1861 bis 1865 bekämpften sich die Unionstreuen Nordstaaten mit den sich Unabhängigkeit wünschenden Konföderierten. Letztere verweigerten sich bis zum Schluss der Aufhebung der Sklaverei, was einen erheblichen Teil zum Kriegsbeginn beigetragen hatte. Die Sezession und ihre Folgen forderte hunderttausende Menschenleben auf beider Seiten und endete schließlich mit der Kapitulation der Südstaaten am 23. Juni 1865, als auch die letzten Texaner ihre Waffen streckten.

Ronald Maxwell schuf nun mit dem Ziel die vergangenen Geschehnisse möglichst detailgetreu und authentisch wiederzugeben eine Trilogie, die mit „Gods and Generals“ ihren Anfang findet. Erzählt wird in diesem Part von der Anfangs und Entstehungszeit des Krieges und mehreren, eher kleineren Schlachten, die aber dennoch entscheidende Bedeutung haben sollten – zumindest für die Südstaatler. Genauso porträtiert der Film die psychischen Kämpfe, die die Menschen auszufechten hatten. Hin und her gerissen zwischen Vaterlandstreue, Freundschaften und Ehrgefühl herrschte eine tiefe innere Zerrissenheit vor, der sich die wenigsten so schnell entziehen konnten.

[Inhalt]

Doch als auch die letzten südlich gelegenen Staaten der Sezession beitreten, unter anderem Virginia, ist die Zeit gekommen. General Robert E. Lee (Robert Duvall) ist die Ehrung des Oberbefehlshabers der Armee zu Teil geworden und General Thomas J. Jackson (Stephen Lang) muss genauso in das Kriegsgeschehen eingreifen, wie auf Nordstaatenseite Leutnant Joshua L. Chamberlain (Jeff Daniels). Das Land ist nun zweigeteilt und Menschen die gemeinsam die schwersten Schicksale erdulden mussten und durch harte Zeiten gegangen sind, sind nun gezwungen aufeinander zu schießen – die Vereinigten Staaten von Amerika liegen zu dieser Zeit endgültig in Trümmern. Es folgen drei schicksalsreiche Schlachten: Manassas, Fredericksburg und Chancellorsville.

[Kritik]

Was zuerst als eine reine Intention Maxwells erscheint, schlägt sich dieser Eindruck spätestens nach den ersten beeindruckenden Szenen des Filmes in einen passenderen Begriff namens „Passion“ um. Geschichte zum Anfassen. Mehr Realismus geht einfach nicht. Die opulente und abwechslungsreiche Ausstattung, die originalgetreuen Kostüme und Uniformen – all das lässt das 19. Jahrhundert wieder aufleben. Mit geduldiger Kleinarbeit rekonstruierten die Macher Schlachten, Aufstellungen und kein noch so kleines Detail dessen wurde dabei vergessen. Was für gewöhnlich nur hervorragende Dokumentationen zum Ziel haben, das jeweilig Thema möglichst faktengetreu wiederzugeben, erreicht nun ohne Mühe „Gods and Generals“ auch im Spielfilmbereich. Das Sujet eines unterhaltsamen und dennoch aber nicht minder lehrreichen Filmes wird vollstens erfüllt. Aber eines sollte man auf jeden Fall mitbringen, sofern man die 3 ½ Stunden nicht schlafestrunken auf der Couch liegen will: Sitzfleisch und unbedingte Interesse an der Thematik. Ist beide nicht vorhanden kann die lange Laufzeit zur Qual werden.

Insbesondere vereinzelt aufkommende Längen und etwas zähere Storyabschnitte bilden einen der ansonsten bemerkenswert wenigen Makel von „Gods and Generals“. Das zu oft auftretende Gottespalavern und die heiligen Aussprüche mögen zwar dem damaligen Zeitgeist verdanken zu sein und wurden vom Regisseur richtigerweise auch in den Film übernommen, doch Gottes Gnaden weniger zugewandte Betrachter werden dies als unnötig, wenn nicht sogar störend empfinden. Die Religiosität spielte ohne Frage eine bedeutende Rolle, doch dessen Präsenz hätte durchaus gemäßigt werden können. Was auch ein wenig negativ ins Gewicht fällt, ist die etwas unausgewogene Darstellung der beiden Parteien zwischen-, wie auch untereinander. So bildet General Jackson eigentlich die Zentralfigur schlechthin, wobei General Lee alias Robert Duvall vergleichsweise blass und weniger im Fokus dargestellt wird, obschon er eigentlich DIE Symbolfigur des „Bürgerkrieges“ schlechthin war. Und was die Nordstaaten betrifft, so wurde der Charakter des Leutnant Chamberlain leider ein wenig oberflächlich skizziert. Mit Blick auf die anderen Personen bleibt die fehlende Hintergrundpräsenz nicht unbemerkt. Verständlich jedoch ist es natürlich, dass angesichts eines solchen Mammutwerkes nun einmal nicht immer alles bis ins letzte Tüpfelchen durchgeschrieben sein kann. Muss es ja auch gar nicht, bei der Fülle an verschiedenen Protagonisten, von denen vor allem Stephen Lang besonders hervorsticht – sein filmisches Ego des General „Stonewall“ Jackson besitzt im direkten Vergleich zu den anderen Akteuren am meisten Substanz und wird dementsprechend lebendig von ihm gespielt. Zweifelsohne hätte es aber bestimmt gerade jene historisch Interessierte sehr gefreut, wenn Maxwell noch ein bis zwei Stunden dran gehangen hätte. Stoff dafür gibt es ja genügend. Aber ein Historienfilm wäre kein Historienfilm wenn da nicht auch noch ein ebenso historischer Soundtrack vorhanden wäre – epenhafte Klänge mit bombastischen Volumen und kraftvoller Ausführung. So, wie es bei „Gods and Generals“ der Fall ist. Die instrumentalen Stücke Frizzells bilden zusammen mit den beiden Song „Cross the Green Mountain“ von Bob Dylan und Mary Fahls „Going Home“ eine wunderbare Soundkulisse, die zwar bisweilen schon ein wenig ins schmalzige abrutscht, aber dennoch ein wahrer Ohrenschmaus ist.

Und wenn die irische Brigade, begleitet von einer traditionellen Kapelle, auf das Schlachtfeld stürmt und Reihe und Reihe fällt ist man gefangen genommen von der Situation des Augenblicks. Musik, Inszenierung, Präsenz der Darsteller und die gut gewählten Kamerawinkel bilden ein ergreifendes Spannungspaket. Die Gewaltdarstellung der damals mitunter doch recht rabiaten Kampfmethoden hält sich dabei aber in Grenzen, oftmals werden schwere Kanonentreffer oder Bajonettangriffe von Staubwolken verdeckt oder vom allgemeinen Schlachtengetümmel schlicht verschluckt. Eine realistischere Grobheit und blutigere Szenen wären hier sicherlich die bessere Wahl gewesen, denn so erscheint es manchmal etwas übertrieben, wie etwa ganze Kompanien in die Luft geschleudert werden, man aber kaum Treffer oder Verwundungen erblicken kann. Und dass Kanonenkugeln gefährlich sind, müsste man spätestens seit Roland Emmerichs „Der Patriot“ wissen – Stichwort Fuß. Als Fazit für „die Götter und Generäle“ kann man eigentlich nur sagen: Für Bürgerkriegsinteressierte, leidenschaftliche Hobbyisten und Leute die generell Schlachtenfilme mögen ist der Streifen absolut empfehlenswert, Menschen ohne Sitzfleisch und Geduld für ausschweifende Filmkunst sei von dem Genuss eher abgeraten. Ahja, und US-feindlich gesinnte Zuschauer sollten einen ganz gewaltig großen Bogen um Maxwells Werk machen – Patriotismus, Pathos und Glorifizierung wird hier (verständlicherweise) groß geschrieben – die Amis erinnern sich eben gerne an ihre Helden bzw. wollten damals wie heute immer welche sein.

[Wertung]

The-Duke: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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