Am Anfang ist der Kuchen. Dann eine mysteriöse Dame mit bleichem Gesicht. Der Kuchen wird angeschnitten, Käfer krabbeln heraus. Auch ein Ei ist da und wird anschließend in eine Teekanne gesteckt. Nun finden wir uns in einer anderen Welt wieder. Genau genommen in einem Wald mitsamt seinen geheimnisvollen Bewohnern. Nicht katalogisierbare Wesen, die unter der Eiche wohnen. Edle weiße Mäuse mit roten Knopfaugen, die auf einer Schildkröte umher fahren. All das erklingt befremdlich? Nun, dass ist es auch gewissermaßen. Der Vergleich mit Lynch, Wilde und Allen Poe erklingt, in visueller Natur, nachvollziehbarer Weise nicht allzu weit hergeholt.

[Inhalt]

„Blood Tea and Red String“ schildert die märchenhafte Geschichte einer frauenhaften Puppe. Auf Bezahlung der Mäuse hin von den Bewohnern unter einer Eiche gefertigt, verlieben sich diese in sie und lassen das Geschäft mit dem langschwänzigen Hochadel platzen. Die Mäuse jedoch holen sich ihr Eigentum wieder zurück und verschleppen die Puppe in ihr düsteres Heim. Nun machen sich wiederum die Eichenbewohner auf eine Reise durch den rätselhaften Wald und machen dabei so allerlei mysteriöse Begegnungen…

[Kritik]

Dieses mehrfach Filmfestival-Prämierte Werk von Christiane Cegavske ist ein einziges Sammelsurium, eine Fülle an Ideen und der widersprüchlichsten Gegensätze. Traum und Schrecken zugleich. Schön und doch tragisch, besonders in seiner Form und gerade deswegen ungemein faszinierend. Erinnernd an alte Märchenfilme aus jüngsten Kindheitstagen wird der Zuschauer mitgenommen auf eine Reise durch eine in liebevollster Kleinarbeit ausstaffierte Welt voller Magie. Surreale Charaktere und Szenarien sind dabei zu entdecken, gleichwohl aber auch nicht für jedermann geeignet. Ein Puppentrickfilm der ganz besonders abstrusen Art ist „Blood Tea and Red String“ und verspricht Unterhaltung fernab von Pixar, Disney, Dreamworks und Co.

Eine „Warnung“ sei für diejenigen ausgesprochen, die meinen, der Film sei ein reines Kindervergnügen und sicher, dies mag auch in gewisser Weise zutreffen, doch jene aufwendige, sonderbare Machart ist heutzutage keineswegs mehr als Standardprogramm in unseren Kinderzimmern anzutreffen und wirkt demzufolge sicherlich etwas befremdlich den gängigen Sehgewohnheiten der Kleinen gegenüber. „Blood Tea and Red String“ ist Kunst und wahrhaftig experimentell in seinem Erscheinungsbild. Die poetisch angehauchte Geschichte wird ausschweifend vorgetragen und findet in den interessanten Charakteren wirkungsvolle Stützen.

„Blood Tea“ trinkende Mäuse, ein weiser Frosch, eine gierige „Schwarze Witwe“ und die liebenswerten, braun befellten Wesen lassen die graue Winterzeit für geraume Zeit vergessen und halten anspruchsvolle 70 Minuten bereit, die dem Zuschauer so schnell nicht wieder vergessen sein werden.13 lange Jahre harter Arbeit seitens der Regisseurin waren also nicht umsonst, sondern für dieses wunderbare Kleinod gerade gut genug.

[Wertung]

The-Duke: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

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