Introduction

Da war er nun, der neue Bond! Für die Vielen eine große Enttäuschung, für die Wenigen ein solider Action-Bond auf eiskalter Vendetta-Tour durch mehrere Länder…Wo „Casino Royale“ unbezweifelbar grandios war und alte Bond-Maßstäbe modern und neu aufpolierte, da versagt der neue Bond auf ganzer Linie. Dieses (menschliche) Versagen ist ebenso verwunderlich wie die Tatsache, das mit Marc Forster von Grund auf ein falscher Regisseur für das Bond-Franchise verpflichtet worden ist, um die hohen Erwartungen an den neuen Bond mit Bravour erfüllen zu können. Hier stimmt einfach vieles vorne und hinten nicht…doch zunächst mal schreiten wir zur obligatorischen Inhaltsangabe…

Inhalt

Nach dem Tod seiner Frau ist Bond (Daniel Craig) arg verbittert und schwört nun auf Rache. Zu diesem Zweck startet er einen Feldzug und schlägt ohne die Zugeständnisse vom MI6 los, welcher an Bonds Urteilsvermögen zu zweifeln scheint…Während Bonds Eigenmächtigkeit dem MI6 gar nicht schmeckt, düst dieser durch mehrere Länder auf der Suche nach der mysteriösen, aber stark mächtigen Geheim-Organisation „Quantum“, die laut heißen Spuren definitiv und garantiert etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hat.

Bei seinen blutrünstigen Recherchen stößt Bond dabei auf die beiden Öl-ökonomisch miteinander handelnden und skrupellos kapitalistischen Business-Bosse Dominic Greene (Mathieu Amalric) und Ex-Diktator General Madrano (Joaquin Cosio). Da brennt natürlich bald die Luft!

Kritik

Regie-Talent Marc Forster lieferte mit „Stay“, „Monsters Ball“ und „Wenn Träume fliegen lernen“ teilweise solide Meisterwerke ab, mit denen er in Sachen Schnitttechnik (vor allem im ganz großartigen Psycho-Thrill „Stay“ – dieses Genre liegt Forster wahrscheinlich um Meilen weit besser als der Agententhriller) fast neue Maßstäbe formulierte. Diese Erfolge nun führten ihn also bis dahin, wovon viele Regisseure nur träumen können: In ihrem kurzen Dasein nämlich mal einen Bond-Streifen drehen zu dürfen, um sich in die lange 40-jährige Bond-Franchise-History einzutragen und auf immer und ewig sich so einen Namen gemacht zu haben…wie man provokant verlautbaren lassen könnte. Na jedenfalls steht nun eines fest: Nach diesem Bond-Flopp dürfte klar geworden sein, was die Herzen der Fans höher schlagen lässt: Es ist per Exempel nicht eine bis zur Ausgelutschtheit und nervigen Kamerawackeligkeit ausgereizte Schnitttechnik, sondern es sind die klassisch anmutenden Action-Sequenzen, die fein unrealistisch über die Bühne brettern und uns 10 Fragezeichen auf die Stirn zaubern, wie Bond das jetzt Mac-Gyver mäßig wieder angestellt und durchgehalten hat! Auch die fehlenden Bond-Gimmicks und die ganz klassischen Oneliner, welche die Bond-Herzen zum Beben bringt, wie also z.B. „Wodka-Martini. Geschüttelt, nicht gerührt“ oder „Meine Name ist Bond, James Bond fehlen vollständig.

Auch die so wichtigen markanten Personen wie der Tüftel-Q-Nachfolger (gespielt von John Cleese), gleichsam die technischen Spielereien und die Sekretärin Money-Penny finden anscheinend einfach keinen Platz im Film und wurden konsequent ausgespart. Das ist einer der Hauptkritikpunkte und der verherrendste Fehler am und im neuen Bond! Damit entfernt er sich von jeglicher Erkennbarkeit und von einigen seiner glänzenden Charakteristika, die mittlerweile schon chronisch wichtig geworden sind (und sei es nur als Running-Gag) und in allen anderen Bond-Filmen (außer in den ersten Teilen, wo Bond noch gern Whisky statt Wodka trinkt!) vorkommen. Aber nein! Hier wollte die Bond-Franchise den großen Clou landen und greift damit sowohl total als auch voll und ganz ins Klo. Man musste ja leider diesen emotionslosen Action-Kracher-Orgien a la „Jason Bourne Trilogy“ und „Shooter“ folgen, um angeblich auf der Höhe der Zeit zu sein! Wieso hätte sich hier der gute alte Bond nicht mal seinen einzigartigen Stil bewahren können? Die Entwickler und Filmemacher des neuen Bond-Styles dachten sich wahrscheinlich, das der alte Retro-Look der Bond-Franchise womöglich langweilen könnte bzw. würde und zu einer Art „Sequelerei“ ausarten würde, wenn man diesen Stil beibehalten hätte. Doch nun, nach dieser eiskalten Matt-Damon, Mark-Wahlberg und nun auch noch Daniel-Craigschen Drecksau-Action, wie sie in „Ein Quantum Trost“ gezeigt wurde ist klar, das es diesem Realismus-statt-Gigantismus-bzw. -Retrolookismus-Actionkracherei-Stilismus derb an Spannung, Gefühl und einfach an der nötigen Subtilität und am Humor mangelt, um beim Publikum punkten zu können.

Des Weiteren nervt der französisch angehauchte Bösewicht vom neuen Bond tierisch! Es ist doch mal Fakt und so klar wie Kloßbrühe, das ein echter und wahrhaftiger Bond, der obendrein auch noch fesselt und begeistert, nur über einen waschechten Bösewicht mit Kultpotenzial funktioniert. Das sollten sich die Bond-Macher und alle die es werden wollen doch schon längst hinter die Ohren geschrieben haben! Doch was bekommen wir hier vorgesetzt? Einen absolut schleimigen, schüchtern anmutenden (was er dann aber nicht ist und was gar nicht zu ihm passt), absolut fehlbesetzten Weichei-Geschäftsmann, der nicht ein bißchen Charisma aufbringt und dessen Charakter auch sonst arg blass bleibt. Hier lässt sich einwenden, das Bond-Bösewichte ja nunmal immer wieder dieselben Charakterzüge aufweisen würden, was ja auch der Richtigkeit entspricht. Aber nicht einmal diese ganz klassisch-Bondschen-Bösewichts-Charakterzüge hat unser letztjähriger Anti-Held zu bieten, sondern aus seinem Gesicht sprüht uns nur der rotzcool aufgesetzte Wirtschafts-Karrierist entgegen, was bei Weitem nicht für eine Welle der positiven Euphorie und Begeisterung ausreicht. Man schaue sich dazu im Vergleich doch mal den Klassischsten aller klassischen Bond-Bösewichte an: Ernst Stavro Blofeld. Das war doch mal ein veritabler und formidabler Bond-Schurke! Dagegen ist unser neuer schleimiger Geschäftsmann und Karrierist eine absolut hohle Nuss und Niete und reicht nicht mal an die etwas schlechteren Bond-Bösewicht-Nummern der Brosnan-Ära heran. In diesem Punkt hatte mal wieder „Casino Royale“ alles richtig gemacht: Mads Mikkelsen als strauchelnder Le Chiffre, der als Markenzeichen bei Wut- und Aggressionsausbrüchen Blut weint und sich mit Bond ein knallhartes einstündiges Poker-Duell liefert war in aller Explikation eine Hommage an die alten Bond-Bösewichte und eine wichtige Retro-Lookisierung des James Bond Filmes.

Doch was wir hier in „Ein Quantum Trost“ präsentiert bekommen ist alles andere als das. All das ist zu bemängeln und zu verurteilen und Lichtblicke gibt es hier nur wenige, wenn überhaupt welche vorhanden sind. Der einzige Lichtblick des Filmes ist die Sozial- und Arbeitsbeziehung zwischen Bond und seiner Vorgesetzten M (Judy Dench), die bei den wahren Bond-Fans für Pluspunkte sorgen wird und gesorgt hat. Ansonsten gibt es aber auch wirklich nichts, was an diesem Film als gelungen bezeichnet werden könnte. Nicht einmal der Auftritt von Bond-Helfer Felix Leiter (hier gespielt von Jeffrey Wright) reißt die vernichtende Kritik noch nach oben. Die beste Szene mit Leiter hat man und das kommt als Kritikpunkt noch hinzu, sowieso schon in dem Trailer zum neuen Bond beobachten und sehen können. Das Bond-Girl spielt ganz solide (ebenso übrigens wie Craig – an dessen schauspielerischer Leistung der Film ganz und gar nicht scheitert!), ist aber jetzt auch nicht die leinwandpräsente Augenweide resp. der Hingucker mit halbwegs schauspielerischem Talent, die man von den meisten Bonds eigentlich gewohnt ist.

Mögen sich die Geister daran scheiden! Aber für mich die filmische Enttäuschung des Jahres 2008! Lasst uns hoffen, das die Bond-Macher wieder in die alten Fußstapfen zurück steigen und bei ihrem individuellen Stil bleiben (und auch wenn die Bond-Schöpfer bei ihrem Old-School-Stil bleiben, dann steckt in der Figur von James Bond immer noch so viel Potential, das sich mit viel Kreativität reichlich ausschöpfen lässt – da bin ich mir bombensicher!), anstatt hier etwas Zeitgeist-gemäßes auf die Beine stellen zu wollen um mit dem Strom des schnöden Mammons und des Kommerzes mitschwimmen zu können. Da hilft es auch nichts, das dieser Bond der „Internationalisierteste“ von allen sein soll und in ach so vielen Ländern spielt und gedreht wurde, denn aufgrund der Hastigkeit, Schnelligkeit und Beschleunigung des Filmes bekommt man sowieso nix mit von diesen Länder-Schauplätzen, geschweige denn von den verschiedenen Kulturen oder sonst etwas. Hier führt uns die sozial beschleunigte, unübersichtliche und mit Komplexität überfrachtete globalisierte und internationalisierte Moderne absolut in die Irre und kann bestenfalls bei Schnell-Hinguckern und Liebhabern von Hetzerei punkten. Nein, Danke! Die Maxime lautet: Das was wir wollen ist der alte Bond! Gern auch mit Neuerungen und Innovationen, so ist es ja nicht, aber Bond gleich in so ein neuartiges Rundum-Korsett mit Rachegelüsten, zu cooler und brutaler Kaltschnäuzigkeit, Kaltblütigkeit (auch wenn das einem real existierendem Agenten im Geheimdienst ihrer Majestät vielleicht adäquater und näher zu kommen scheint) und hoher Emotionslosigkeit zu pressen ist schlicht und ergreifend empörend und falsch!

[Wertung]

Huckabee: 2.5 out of 5 stars (2,5 / 5)

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