Einleitung:

Die Zukunftstechnologie und die so genannten Roboterwesen (Übrigens: Ein Roboter ist zu unterscheiden vom Cyborg und vom Androiden: Ein Roboter ist eine ausschließlich technische und „mobile Maschine“, ein Android ist ein spezieller „humanoider Roboter“, der eine Menschengestalt hat und dem Menschen nachempfunden ist und somit ein täuschend ähnliches Aussehen besitzt und ein Cyborg ist „ein Mischwesen, bestehend aus lebendigem Organismus und Maschine“) gehören zusammen wie die Butter und das Brot. Noch dürfen wir stark träumen davon, einmal mit Robotern in Harmonie und Einklang zusammen zu leben. „I, Robot“ führt uns diese zunächst nicht als abwegig erscheinende Zukunftsutopie vor und zeigt glänzend die Vorteile einer solchen Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Diese Mensch-Maschinen-Beziehung basiert und fußt auf den vom brillanten Sci-Fi-Autor Isaac Asimov (1920-1992) formulierten 3-Gesetzen-der-Robotik: Gesetz 1: Kein Roboter darf einem menschlichen Wesen Schaden zufügen oder zulassen, dass einem menschlichen Wesen durch seine Untätigkeit Schaden widerfährt. Gesetz 2: Ein Roboter hat dem Befehl eines Menschen Folge zu leisten, außer er verstößt dadurch gegen Gesetz Nummer eins. Gesetz 3: Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, außer er verstößt dadurch gegen eines der ersten beiden Gesetze. Selbstverständlich jedoch birgt dieser harmonische Zustand und die funktionierenden Wechselwirkungsprozesse zwischen den Menschen und den Robotern viele vom Menschen nicht bedachte Effekte, Gefahren und Risiken, aus denen uns nur ein Superheld wie Will Smith (in der Rolle des Agenten Spooner) mit viel Action-Krach, Brimborium und Bamboule wieder heraushelfen kann…

Inhaltsangabe:

Wir schreiben das Jahr 2035. Roboter sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken, denn die perfekt konstruierten Metallwesen erledigen alle unliebsamen Arbeiten mit größter Präzision und Hilfsbereitschaft für die Menschen. Auf der Basis und dem Fundament der 3-Gesetze der Robotik vertrauen die Menschen den Robotern mehr oder weniger blind, doch als ein mysteriöser Selbstmord eines renommierten Robotik-Wissenschaftlers in der Zentrale der Roboter-Fabrik passiert, wirft dieser brisante Fragen beim ermittelnden Detective und Roboterfeind Del Spooner (Will Smith) auf. Für ihn steht es fest, dass nur ein Roboter den Wissenschaftler umgebracht haben kann, obwohl alles nach Selbstsuizid aus schaut. Mit dieser gefährlichen Theorie steht Spooner zunächst bei seinen Ermittlungen allein auf weiter Flur. Doch dann lernt er die Roboterpsychologin Dr. Susann Calvin (Bridget Moynahan) kennen, mit deren Hilfe er hofft ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Doch die Ermittlungen stellen sich alsbald als mörderischer Job heraus bis dahingehend sogar, dass schon bald die gesamte Menschheit sich bedroht sehen muss…

Kritik:

Auf den ersten Blick wirkt „I, Robot“ wie ein Science-Fiction-Actioner, dem es nur auf Special Effects und brillante Robo-Optik ankommt. Schaut man jedoch etwas tiefer in die Storyline hinein, so entpuppt sich die Handlung des Films bald als intelligent gestrickte Geschichte, die neben der lupenreinen Action und den mittelprächtigen Schauspielleistungen mehr zu bieten hat: Denn die ganze Zeit denkt der Zuschauer tatsächlich (und wird so auf die falsche Fährte geführt), das der Konzernchef hinter allen Machenschaften steckt, wahnsinnig geworden ist und sozusagen die Weltherrschaft mit Hilfe einer Roboterarmee an sich reißen möchte. Doch dann betritt im letzten Drittel des Films die große Überraschung die Bühne (Achtung Spoiler!): Die künstliche Intelligenz in Form des kybernetischen Computers, der den Robotik-Konzern steuert und den Mitarbeitern zu Diensten steht und die der wahrhaftige Übeltäter ist. Doch nicht etwa aus bösen Absichten, sondern rein aus rationaler und mathematischer Logik heraus möchte dieses System, das die Roboterarmee die Menschheit quasi unterjocht, um sie vor sich selbst zu schützen (Spoiler Ende!). Diese Idee der Filmemacher ist brillant, aber natürlich von dem Science-Fiction Genieautor Isaac Asimov für ihre Zwecke geliehen worden. Wer aber die zum Film gehörige Kurzgeschichte nicht kennt, wird also schwer überrascht sein. Doch zurück zum Film: Was steht dem Plan der künstlichen Intelligenz noch im Wege? Es sind die menschlichen Gefühle und der Sinn für Freiheit, trotz aller menschlichen Übel und negativen Emotionen wie Zorn, Wut, Hass, Krieg und Destruktion. Außerdem stecken noch viele weitere solcher guten Ideen im Film, z.B.: Die Idee, das Roboter sich auch alleine weiter entwickeln könnten (obwohl sie nur programmiert sind), ein Bewusstsein entwickeln, das sie Geheimnisse bewahren können und Träume haben… „I, Robot“ ist also zunächst einmal ein Feuerwerk guter Science-Fiction-Ideen und es lohnt sich schon alleine deshalb, dieses Sci-Fi-Epos anzusehen!

Die Welt der Zukunft in „I, Robot“ könnte vielleicht tatsächlich irgendwann einmal so aussehen und ist zum Glück nicht unbedingt unrealistisch gestaltet worden – so wie es in diversen anderen Sci-Fi-Filmen wie z.B. „Das fünfte Element“ (was aber auch sehr spritzig und spannend gemacht worden ist) getan wurde. Momentan sind die Japaner die Vorreiter der etwaigen neuen Robotergeneration, die eine riesige wirtschaftliche Marktlücke füllen könnte. An Robotertechnik jedenfalls dürften etliche Großkonzerne interessiert sein. Und die Vision, sie als helfende und dem Menschen das Leben erleichternde Maschine einzusetzen ist nur logisch und folgt auch daraus, das wir ja mit Computertechnik und anderen technischen Gerätschaften (Man sehe nur mal in seine eigene moderne Küche, die ein einziges technisches Wunderwerk darstellt) uns ja auch heute schon selbst helfen. Das später einmal selbstständig funktionierende und agierende Roboter alten Frauen über die Straße helfen, kochen oder mit den Kindern spielen, könnte wirklich wahr werden (wodurch die Kulisse und die futuristische Welt in „I, Robot“ zusätzlich glaubwürdig wirken). Dabei können maschinelle Roboter aber niemals die emotionale Nähe und menschliche Wärme ersetzen, die für unsere emotionale, psychische und soziale Entwicklung fundamental relevant sind. Vorausgesetzt wird, dass die Politiker da mit machen und den Einsatz von Robotern genehmigen würden… In Amerika wird das garantiert der Fall sein, hier in Deutschland gibt es bestimmt etliche Skeptiker. Denn auch bei Fragen der Gentechnik, Reproduktionsmedizin und Biotechnologie ist Deutschland anscheinend das einzige Land, welches ethische und moralische Bedenken beibehält und nicht alles gesetzlich erlaubt, sondern die Embryonen vor verbrauchender Embryonenforschung schützt. Wir können in diesen Hinsichten stolz auf unser Land sein – obwohl Patriotismus und Nationalismus natürlich die Tugenden der Schwachen sind – wie Sean Connery als Mason in „The Rock“ gegenüber General Hummel (gespielt von Ed Harris) anmerkt. Wenn man mal Patriot sein darf, dann doch wohl in diesen positiven Fällen, die uns besser dastehen lassen, zumindest in dieser Sache, als andere Länder. Aber darum soll es jetzt hier gar nicht gehen.

Was Roboter nie ersetzen werden können, das ist die intuitive (und vor allem auch kreative) Urteils- und Entscheidungsfähigkeit des Menschen. Niemals können Roboter von ihrer Programmierung abweichen und prinzipiell können sie keinen eigenen Willen entwerfen und selbstständig denken und handeln, schon gar nicht auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren. Außer man könnte sie darauf programmieren, was aber kaum möglich sein wird (Siehe hierzu einige Erörterungen von Stanislaw Lem in seinem letzten Interview in der Galore-Zeitschrift kurz vor seinem Tod: . Jedenfalls erweist sich „I, Robot“ als ausgezeichneter Science Fiction Film, der mit Charaktertiefe der beiden Hauptprotagonisten ebenso glänzt wie mit einer guten Story. Am Ende werden alle Fragen beantwortet und so beim Zuschauer das Gefühl der Klarheit erzeugt. (Vorsicht Spoiler!) Es war die KI „Viki“, welche die Robots auf der Straße im Tunnel auf Will Smith gehetzt hat. Und auch der Roboter, der das Haus von Dr. Lenning zerstört hat, wurde von „Viki“ geschaltet (Spoiler Ende!). Wie schon gesagt, mit solch unvorhergesehenen Ereignissen, die solche logisch funktionierenden Maschinen nicht auf dem Schirm haben (Wie der quasi-Selbstmord von Dr. Lanning und die darauf folgende Verkettung von Ereignissen mit Will und Sonny) kommen die kybernetischen Systeme nicht zurecht. Will war immer einen Schritt besser und klüger als die auf destruktive Strategien setzende „Viki“.

(Vorsicht Spoiler!) Ob es rechtens war, das am Ende die Menschen wieder obsiegen über die Robos, das kann jeder für sich selbst entscheiden. Denn im Grunde genommen war die Intention von Viki nicht falsch, aber eben auch nicht richtig. Aus meiner Sicht wäre es die falsche Lösung, menschliche Konflikte dadurch zu lösen, das eine „obere Instanz“ wie eine Roboterarmee über die Menschheit wacht und deren Existenz sichert (Spoiler Ende!). Ein wichtiger Kritikpunkt, den viele andere Filmkritiker mit in die Diskussion eingebracht haben ist derjenige, dass der Held ein 0815 Hollywood Stereotyp darstellt, doch so tragisch und schlimm ist das nicht. Irgendwo ist der Stereotyp des abgefuckten Cops immer noch sehr sympathisch (beispielsweise spielt Arni in „End of Days“ genau so einen). Anders als in „Hancock“ schafft es Will Smith hier, den heruntergekommenen Cop glaubhaft zu verkörpern. Spooner mag per Exempel schon längst veraltete Retro Sachen aus vergangener Zeit. Diese Charakterisierung hat auch in „Demolition Man“ schon gut gewirkt und funktioniert und könnte als Idee vielleicht sogar vom Stallone/Snipes Film abgekupfert worden sein. Erinnern tut sie jedenfalls daran – wie eine Reminiszenz.

Ein weiteres, wirklich faszinierendes und praktisches Element des Films ist der Einbau eines maschinellen Armes in Smiths Körper – die Hintergrundgeschichte dazu sorgt zusätzlich noch für mehr charakterlichen und storytechnischen Tiefgang. Ohne diesen künstlichen Arm, hätte Spooner vieles nicht bewerkstelligen können und wäre vermutlich umgekommen. Er hätte auch die Aktion, in der er „Viki“ vernichtete nicht ausführen können. Dadurch wird eine Ambivalenz der Meinung über Technik im Film erzeugt, denn einerseits hat sich der Supercomputer und die KI „Viki“ als gefährlich erwiesen, andererseits aber war der Einbau eines maschinellen Ersatzarmes als Körpermodifikation für Spooner essentiell. Über Technik kann also auch immer nur spezifisch je nach Bereich ethisch geurteilt werden … Das regt zum Nachdenken an, was als weitere positiver Pluspunkt für die Bewertung und Filmkritik angesehen werden darf!

Die Nebendarsteller agieren nicht schlecht, aber bleiben insgesamt alle etwas blass. Hauptsächlich dreht sich der Film eben in beinaher Gänze um das Vierer-Gespann Polizist Spooner, Dr. Lanning, Roboterpsychologin Dr. Susan Calvin und Roboter Sonny. Der immer mehr vermenschlichte Roboter stellt eine filmische Innovation mit CGI-Technik dar und dürfte (bzw. hat auch schon) große Pluspunkte beim Publikum sammeln. Auch die Mutter von Spooner gefällt in ihrer Rolle als kochende Mum, die für ihren erwachsenen Sohn immer noch nützliche Ratschläge parat hat. Leider erfährt man sonst nichts über Spooners Vergangenheit mit Frauen oder ob er sogar mal Kinder gehabt hat oder sonst irgendetwas. Trotzdem genügt die Charakterisierung der Charaktere hinreichend. Zu den Special Effects muss man ansonsten nichts mehr sagen, diese sind absolut gelungen und sehr sehenswert. Hier kommen insbesondere auch Action-Fans deutlich auf ihre Kosten.

Fazit:

Das die Kurzgeschichte von Asimov natürlich bei weitem besser und profunder ist als der Film liegt auf der Hand. Die Argumente der Massentauglichkeit und der Storykürzung für mehr Action erscheinen filmisch einleuchtend. Leider zum Leidwesen von einigen Zuschauern und Filmkritikern, für die der Film wirklich mehr Potential gehabt hätte – eventuell gar zum modernen Klassiker des Science-Fiction-Kinos. Ein großer Mangel, ein Manko und ein würdiger Makel des Drehbuchs und Films herrscht allerdings bezüglich der Qualität der Dialoge vor. Da sträuben sich einem schon manchmal die Haare zu Berge. Die hätten wirklich etwas ausgefeilter und ausgereifter sein können und müssen – manchmal passt das gesagte Eine einfach nicht zum gesagten Anderen. Und das zieht sich so gut wie durch den ganzen Film und nervt irgendwann echte Cineasten. Eine Dialogharmonie kommt also nicht auf, dennoch ist der Film sehenswert und alles andere als schlecht: Vor allem steckt er voller neuer (und alter) innovativer Ideen und macht durch diesen Ideen- und Einfallsreichtum richtig Spaß. Besonders kommen natürlich Science-Fiction, Action und Technikfans auf ihre Kosten: Wer gern Autoren wie Stanislaw Lem, Philip K. Dick und Isaac Asimov liest oder gelesen hat, der wird sich über diesen Blockbuster- Leckerbissen garantiert herzlich freuen.
[Wertung]

Huckabee: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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