Für diejenigen, die nicht selber in der Werbebranche tätig sind, ist diese Welt eine sonderbare Welt. Der Film „39,90“ beleuchtet ein wenig die Welt der Werbung. Klar, der Film ist dabei nicht repräsentativ, aber unterhaltsam.

[STORY]

Octave (Jean Dujardin) ist einer der kreativen Köpfe in einer großen Werbeagentur. Eigentlich geht er voll in seiner Arbeit auf und der Werbejob ermöglicht es Octave sein eigenes Ego voll und ganz zu entfalten.

Doch sein Lebensstil fordert bald Tribut. Während er im Job als der coole, unantastbare Typ rüberkommt, ist er privat ständig auf Drogen und springt von einer Party zur nächsten.

Der Drogenkonsum wirkt sich bald auch immer stärker auf den Arbeitsalltag und die Zeiten aus, in denen er „clean“ ist. Immer stärker verwischt seine Wahrnehmung für Realität und Fantasie, wodurch nicht nur seine Beziehung zu seiner Freundin Sophie (Vahina Giocante) zerbricht.

[MEINE MEINUNG]

„39,90“ ist ein visueller Trip in die seelischen Tiefen der Filmfigur Octave. Ausgehend vom Sprung eines Hochhauses wird das zerrüttete Leben des Werbemannes in Rückblenden auf humorvolle und schockierende Weise zu gleich erzählt.

Dabei lebt der Film von Jan Kounen (Dobermann, Blueberry) von mehreren Elementen, die perfekt ineinander greifen. Das erste Element ist dabei die Bildsprache. Schon in der Eröffnungssequenz wird klar, dass Kounen mit „39,90“ einen ganz besonderen Film erschaffen hat und in welcher „Welt“ der Film spielt. Wenn mit grafischen Spezialeffekten gezeigt wird, welche Mode Octave trägt und der Beginn seines Sturzes in die Tiefe nur so von versteckten Werbebotschaften für fiktive Produkte und Firmen durchzogen ist, wird klar, dass man hier keinen Film von der Stange sieht.

Und diese Stilelemente finden sich nicht nur in der Eröffnungssequenz wieder, sondern ziehen sich durch den gesamten Film.

Das zweite Element, das „39,90“ zum Erfolg verhilft, sind die Darsteller. Allen voran Hauptdarsteller Jean Dujardin (Ca$h, Hellphone). Er spielt Octave genau als den aalglatten Werbefachmann, der er sein soll, den man zugleich in sein Herz schließt und zum anderen abgrundtief hasst. Mit Dujardin hat man einen echten Glücksgriff gemacht und dem Film so auf eine solide Grundlage gestellt.

Abgerundet wird das Paket der Elemente durch den gelungenen Einsatz der Musik. Wenn Octave auf dem Weg zu einem Meeting mit einem Werbekunden ist und dann „Live and let Die“ im Hintergrund läuft passt dies genau so perfekt zum Szenario, wie wenn später im Film Passagen des Mundharmonikastückes aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ zu hören sind.

Durch das Zusammenspiel dieser drei Elemente ergibt es ein perfektes Gesamtkunstwerk, dass aus meiner Sicht zu den ganz großen Würfen des französischen Kinos gezählt werden darf. Zwar kenne ich die literarische Vorlage zu „39,90“ nicht und kann so nicht entscheiden ob das Buch werksgetreu auf die Leinwand gebracht wurde, als Film funktioniert „39,90“ für mich allerdings sehr gut.

Durch seine tolle Gestaltung und die unterhaltsame Geschichte ist „39,90“ sogar ein Film, den ich mir durchaus ein zweites oder drittes Mal anschauen kann.

[FAZIT]

„39,90“ ist ein Film, den man sich angesehen haben sollte. Obwohl Octave eigentlich ein typischer Antiheld ist und das Ende des Films von Beginn an klar ist, überzeugt „39,90“ auf ganzer Linie. Mit der guten Mischung der drei Elemente Musik, Optik und Schauspieler ist „39,90“ echtes Highlight geworden.

[FILMFAKTEN]

Titel: 39,90
Originaltitel: 99 Francs
Jahr: 2007
Land: Frankreich
Länge: 100 Minuten
Regie: Jan Kounen
Drehbuch: Jan Kounen
Darsteller: Jean Dujardin – Octave Parango
Jocelyn Quivrin – Charles ´Charlie‘ Dagout
Patrick Mille – Jean-François ´Jeff‘ Marolles
Vahina Giocante – Sophie
Elisa Tovati – Tamara
Nicolas Marié – Alfred Duler
Dominique Bettenfeld – Jean-Christian Gagnant
Antoine Basler – Marc Maronnier
Fosco Perinti – Giovanni Di Toro
Cendrine Orcier – Fabienne
Dan Herzberg – Steven
Arsène Mosca – Le dealer
Niels Dubost – Père Groobad
Aurélie Boquien – Mère Groobad
Mathis Jamet – Enfant Groobad
Genre: Komödie
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 16 Jahren
Vertrieb: EuroVideo / Alamonde

[Wertung]

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

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