[Einleitung]

Entscheidungen. Sie sind es, die jeder Mensch alltäglich trifft, ob unwichtig oder nicht. Jede einzelne Entscheidung führt zu einem Weg, den man unter Umständen nicht mehr zurückgehen kann. Deshalb ist es wichtig, den richtigen Weg zu gehen. Dass das nicht allzu leicht ist, wird jedem bekannt sein. Nur wie entscheidet man sich? Man könnte eine Münze entscheiden lassen, man könnte andere Menschen für einen entscheiden lassen, man könnte einfach so durch die Welt wandern und schauen, was so passiert. Man könnte sich aber auch ganz abkoppeln und der Determinierung des Lebens unterwerfen. Egal, für was man sich entscheidet, man wird sich entscheiden. „In chess, it‘s called Zugzwang…when the only viable move is not to move.“ sagt der 118 jährige Mr. Nobody, und das ist nunmal auch eine Entscheidung.

[Kritik & Inhalt]

Jaco Van Dormael, Regisseur und Drehbuchautor von Mr. Nobody, umschreibt seinen Film als einen Film über Komplexität, Zweifel und vor allem Entscheidungen. Eine weitere wichtige Rolle dabei spielt das Universum, das unerklärliche Universum, in dem wir leben. Theorien über Theorien, wie die Welt und die Planeten zu erklären sind, was Zeit mit alldem zu tun hat, wie man die Zeit noch erklären kann und wie sich der Butterfly Effekt – wenn es ihn denn wirklich gibt – auf die Geschehnisse der Welt auswirkt. Mr. Nobody ist aber kein wissenschaftlicher Film oder jedenfalls nur zu Teilaspekten.

Mr. Nobody erzählt von Mr. Nobody (Jared Leto), einem 118 jährigen Mann, der im Jahre 2092 der letzte Sterbliche auf der Welt ist und kurz davor ist zu sterben. Jetzt, wo alle zu „immortals“ geworden sind, der Sex obsolet und das Leben sowieso wie die Vorstellung einer Zukunftswelt ist, da fragt man sich, wie es früher war. Als letzter Sterblicher versucht Nobody sich mit der Hilfe seines Arztes zu erinnern. Es ist alles Wirrwarr, was Nobody erzählt, aber dennoch stimmt alles. Irgendwie.

Der Film zeigt in ein wenig mehr als zwei Stunden, was Mr. Nobody so alles erlebt hat. Es sind alternative Geschichten, von drei Frauen, seinen Eltern und seiner Fähigkeit in die Zukunft zu sehen. Alles eine Frage der Entscheidung. Schon als nichtgeborenes „Kind“ konnte er in einer Art Vorwelt – einem Gegenstück des Fegefeuers – seine Eltern aussuchen. Als die sich trennen wollen, hat er wieder die Wahl – Mutter oder Vater? Wie kann man sich denn entscheiden? Mr Nobody, der eigentlich Nemo heißt, ist gerademal 9 Jahre alt und soll sich nun entscheiden, bei wem er leben möchte. Es ist eine grundlegende Entscheidung, die sich ungemein auf seine Zukunft ausprägt bzw ausprägen wird. Denn bei der falschen Entscheidung kommt eine Zukunft mit einer oder zwei der drei genannten Frauen nicht mehr in Betracht. Verzwickte Situation, aber man weiß es halt nicht vorher.

Die erwähnten Frauen sind Anna (Jung: Juno Temple, Alt: Diane Kruger), Elise (Clare Stone, Sarah Polley) und Jean (Audrey Giacomini, Linh Dan Pham). Es wäre etwas zu viel, um wirklich alle Konstellationen zufriedenstellend zu beschreiben. Am besten man erlebt es für sich selbst. Was man zu diesen Beziehungen sagen kann ist, dass sie unglaublich authentisch und im jeden Fall für einen selbst identifizierbar sind. Es wird die Jugendliebe gezeigt, die natürlich „für immer“ halten wird, oder erst gar nicht zustande kommt und dann die erwachsene Liebe, die realitätsnaher ist, aber dem sinnlichen Gefühl von „früher“ gleichkommt.

Mr. Nobody ist ein wirklicher Augenschmaus. Wirklich. Wenn man zunächst bei den Schauspielern bleibt: Jared Leto scheint seit 10 Jahren nicht mehr zu altern und auch die anderen, von den Jungschauspielern bis zu den Erwachsenen sind es perfekte Besetzungen. Der Übergang zwischen jung, jugendlich und erwachsen ist in Bezug auf die Schauspieler bemerkenswert. Es wurden sehr passende Schauspieler gefunden, denen man abkauft eine Person gewesen zu sein. Und Diane Kruger macht ihre Sache auch wunderbar, was ja schonmal ziemlich viel Wert ist!

Des Weiteren kann man den Film wirklich nicht genug für seine Aufnahmen loben. Kameraeinstellungen, die man selten gesehen hat, wunderschön phantastische Bilder, skurril bis abgefahren, eingefangen in bester, feinster Qualität. Begleitet gern und oft mit „Mr. Sandman“ von The Chordettes.

[Fazit]

Was soll man noch zu diesem Film sagen. Eine schier unglaubliche, verwirrende, komplizierte Geschichte wird erzählt, die am Ende eine umso einfachere Erklärung besitzt. Als störend empfand ich lediglich, dass es vielleicht sogar etwas zu lang geraten ist, wobei ich vollkommen verstehen kann, warum das so ist. Es wird einfach viel erzählt und es hätte bei weitem mehr erzählt werden können.

Mr. Nobody ist originell, erfrischend, je nach Sichtweise zu kurz oder zu lang geraten und auf jeden Fall interessant. Es regt zum Nachdenken über das eigene Leben an, besitzt die Kraft so viele identifizierbare Aspekte zu finden und dabei so weltfremd zu sein. Es erzählt vom Leben und spiegelt es auch gekonnt wider, in visueller, auditiver und erzählerischer Sicht. Wenn man die erste Hälfte des Films – oder darüber hinaus – nicht versteht, dann macht das auch nichts. Mr. Nobody unterhält auch so durch Witz, Charme und Ulk. Eines sollte jedenfalls sicher feststehen: Die Entscheidung diesen Film zu sehen.

[Wertung]

Khitos: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

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