[Einleitung]

„Hangover“-Regisseur Todd Phillips will in seiner neuen Komödie „Stichtag“ (OT: Due Date) an den Erfolg von Hangover anknüpfen, dabei genau so lustig sein und gleichzeitig noch die emotionale Seite des Zuschauers treffen, ein Film also der rundum unterhalten will, und das die ganzen 100 Minuten über. Dabei geht Phillips aber recht hilflos an die Sache, denn im Prinzip fängt er wirklich wieder da an, wo er mit Hangover aufgehört hat: Er baut einen Rahmen, eine Geschichte, in das er gemütlich alles mögliche – hauptsache es ist möglichst „anders“ und abgefahren – hineinstecken kann und damit einen harmonisch abgestimmten Film zu machen glaubt, der den Zuschauer hineinzieht, sodass die ganze plumpe Fassade vom Publikum nicht erkannt wird. Genau wie bei „Hangover“ schafft es Phillips aber erneut nicht eine anständige Komödie auf die Leinwand zu zaubern.

[Inhalt]

In „Stichtag“ geht es um Peter Highman (Robert Downey Jr.), der in ein paar Tagen in Los Angeles sein muss, um die Geburt seines ersten Kindes mitzuerleben. Dafür begibt er sich zum Flughafen und trifft unfreiwillig auf seinen Gefährten für die Reise nach LA: Den dümmlichen Schauspieler Ethan Tremblay (Zach Galifianakis), der auch nach LA will, um in „Hollywood“ seinen Durchbruch zu schaffen. Mit diesem tauscht Peter ungewollt eine unglückliche Konversation über Bomben und Terroristen auf dem Flugzeug aus, sodass sie beide auf die No-Fly-Liste gelangen, Peter nicht mehr an sein Gepäck kommt und die beiden zusehen müssen, wie sie nun nach LA kommen sollen. Der klägliche Versuch von Peter ein Auto beim Autoverleih unbemerkt stehlen zu wollen führt zur Einladung von Ethan ihn in seinem Mietwagen mitfahren zu lassen. Peter will eigentlich nicht mit, aber wie soll er sonst nach LA kommen? Er hat ja schließlich kein Geld. Widerstrebend fährt er mit Ethan mit. Es folgt darauf eine Geschichte über Masturbation, Mexiko, Kaffee, Betrug, Gewalt und Freundschaft.

[Kritik]

Die Reise nach LA ist der Rahmen, in die Todd Phillips nun alles mögliche gesteckt hat. Darauf, dass seine Geschichte funktioniert, hofft er ungemein, und zwar mit den Schauspielern, die er verpflichtet hat. Zach Galifianakis hat es mit „Hangover“ im tatsächlichen Leben in Hollywood geschafft und seine Karriere so richtig gestartet. In „Stichtag“ führt er seinen Humor fort und spielt mal wieder einen verrückten Charakter mit Herz, der aber dümmlicher und nerviger nicht sein könnte. Sein Gegenpart ist der talentiertere Robert Downey Jr., der für die Rolle des allzu gewaltbereiten Arsches Peter Highman eigentlich passend gecastet ist, aber mit dieser Rolle sichtlich unterfordert ist. Das Duo passt nicht wirklich zusammen, die Chemie fehlt da ein wenig. In einem Film wie „Stichtag“ macht das aber gar nichts, es werden mehr bekannte Namen ohne einen nennenswerten Grund gecastet, die ihren Gehaltscheck abholen können, damit sie drei Minuten mitspielen dürfen. Zum einen wäre da Michelle Monaghan, die die Frau von Peter spielt und die auch von jeder x-beliebigen anderen Frau gespielt werden könnte. Dann wären da noch der Freund von Peter, Jim, der von Jamie Foxx gespielt wird und eine unwichtige Drogenfrau, die von Juliette Lewis dargestellt wird. Relativ große Namen für so unwichtige, nutzlose Rollen, was aber gerade zeigt, dass Todd Phillips hier seinen Erfolg mit Hangover ausnutzt und gleich alles castet, was er in die Hände bekommen kann, dabei mit geschlossenen Augen stark hofft, dass das alles zusammenpasst und die Schauspieler und das Drehbuch schon witzig genug sind.

Dass das alles nicht aufgeht, ist nicht überraschend. „Stichtag“ ist schon für sein Genre eine viel zu konstruierte Komödie mit überzeichneten Charakteren ohne wirkliche Chemie zueinander. Zu keinem Zeitpunkt kann sich der Zuschauer wirklich in den Film hineinfallen lassen und mit dem Flow des Films gehen. Wäre dem so, könnte man vielleicht die großen, offensichtlichen und unerträglichen Logiklöcher aushalten und durch eine Unterhaltungsstimmung kompensieren, aber „Stichtag“ schafft es nicht den Zuschauer bei Laune zu halten. Man erkennt die offensichtlich nicht stimmende Logik und das Konstrukt, um ja in die irrwitzige Situation zu kommen, damit der nächste Gag aufgebaut werden kann. Man wird nicht hineingezogen, man wird auf die Probe gestellt. Wie weit und wie lange kann man den Zuschauer vorspiegeln witzig zu sein ohne ihn zu verärgern? In diesem Fall nicht sehr weit und auch nicht sehr lang. Grund dafür ist auch die Vorstellung, dass es witzig sei Gewalt anzuwenden, schlichte aggressive Gewalt in Form von Schlägen, Schubsern und sich Anspuckens. Weiterhin kommt einfach so noch das ernste Thema des Betrugs in der Beziehung auf, das gar nicht hineinpassen will und einfach ein weiterer unnötiger Aspekt des Films ist.

Dass die Lacher nicht funktionieren ist wohl auch wirklich subjektiv, aber Phillips geht viel weiter und will Tränen sehen. Er bringt Ethans Vater mit ins Spiel, der gestorbern ist und den Ethan in einer Kaffeedose mit sich trägt. Diese emotionale Seite funktioniert genau so wenig wie der Humor, da man sich keinen Funken für die Charaktere schert, eine Verbindung zu diesen kann man in keinster Weise entwickeln. Der eine ein viel zu großes Arschloch mit Aggressionsproblemen und der andere ein viel zu dummer und nerviger Drogenjunkie. Da hilft es auch nicht das ganze mit „Amazing Grace“ zu vertonen und Landschaftsaufnahmen, Kamerafahrten im großen, vermeintlich bewegendem Stile aufzufahren. Es hilft nichts, wenn die Charaktere einem wirklich so gleichgültig sind.

Nun, es war nicht alles schlecht an „Stichtag“. Die erste Begegnung bzw. der erste Blick, den beide Charaktere am Flughafen gewechselt haben hatte Stil, hatte das gewisse Etwas. Es sind nur wenige Sekunden, aber darauf sollte man aufbauen. Aber in dieser ersten Begegnung wusste man auch noch nicht wirklich was auf einen zukommt. Nichtsdestotrotz ist dann noch eine Verfolgungsjagd – das muss natürlich irgendwie vorhanden sein – im Film, die noch vergleichsweise am meisten Spaß gemacht hat, da fetzig vertont und mit netter, kleiner – womöglich sogar ungewollte – Anspielung auf „The Dark Knight“ und „Night Watch“ mit einem sich einmal nach vorne überschlagenden Vehikel. Ansonsten kann man vielleicht ein paar Mal lächeln, aber sonst ist das ganze einfach zu blöd. Witzig ist, dass gerade die Serie „Two And A Half Men“ einen entsprechenden Teil in „Stichtag“ erhält. Der Film ist genau so wie die Serie: Beide wollen lustig sein, sind es aber nicht und trotzdem wird gelacht…

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