[Einleitung]

Sieht man sich die Nachrichten an, ob durch Zeitung oder Fernsehen, dann hat man sich schon längst daran gewöhnt, dass zu sehen, was auf der anderen Seite der Welt gerade passiert ohne sich wirklich bewusst zu werden, dass hinter der Kamera wirklich eine Person ist bzw. die Fotos in der Zeitung von einem Kameramann geschossen wurde, der sich inmitten eines gefährlichen Gebiets befindet, nur, um das was dort passiert für den Rest der Welt öffentlich machen zu können. Man ist es gewöhnt Kriegsfotos zu sehen oder Berichte aus Konfliktgebieten ohne wirklich anzuerkennen, welche Gefahren sich die jeweiligen Reporter oder Fotografen auf sich nehmen, um gerade die wichtigsten Informationen zu übermitteln, hautnah und direkt. Im deutschen Lande wird sicherlich schonmal der Name Antonia Rados dem einen oder anderen bekannt sein. Eine Fernsehjournalistin, die für ihre Berichte aus dem Irak-Krieg mit Preisen ausgezeichnet wurde. Steckten bei ihr sicherlich noch Motive des hautnahen Berichtens im Vordergrund, hatten die vier Mitglieder des Bang Bang Clubs womöglich noch ganz andere im Sinn. Der Bang Bang Club, das waren vier Kriegsfotografen, die sich in insbesondere in Südafrika in Zeiten der Apartheid anfang der 90er einen Namen gemacht haben mit zwei Pulitzerpreis Gewinnern unter ihnen und viel moralischem Trubel. Das waren Greg Marinovich, Kevin Carter, Ken Oosterbroek und Joao Silva. Regisseur Steven Silver hat nun mit The Bang Bang Club versucht deren Geschichte näher zu erleuchten.

[Kritik]

Allein die ersten Minuten von The Bang Bang Club verraten schon, dass nicht nur der Wille zum Berichten oder Informieren bei diesen Kriegsfotografen im Vordergrund steckt, sondern auch das Verlangen nach dem besten Foto, nach dem Adrenalinkick im Konfliktgebiet und nach dem Spaß der Kommunikation durch das Medium Foto. Das moralische Dilemma, das sich schnell entwickelt und einen der vier Mitglieder in einem Interview zu Anfang gefragt wird: Was macht ein gutes Foto aus? Ist es der Grad des Leides, welches gezeigt werden kann durch das Foto? Ist es die Anzahl der Toten? Ist es der Moment, in dem etwas unglaubliches aufgedeckt wird? Oder sind gar fotografisch relevante Ästhetikgesichtspunkte maßgeblich? Das moralische Dilemma geht aber noch viel weiter: Warum fotografiert man die leidende Person eher, anstatt ihr zu helfen? Hinter alldem steckt beim Fotografen der Gedanke, dass es zunächst als Dokumentation gilt und in vielen Zeitungen abgedruckt werden kann, was zum einen Geld und zum anderen – wie es hier im Film so scheint – Ruhm und einen Playboy bzw. Rockstarstatus verleiht.

Vom moralischen Dilemma bekommt man in dem ersten Drittel des Films wenig mit, denn Greg Marinovich (Ryan Phillippe) ist neu in dem südafrikanischen Gebiet und ihn begleitend wird man eingeführt in die Gruppe der anderen drei Fotografen, die für die Zeitung „Star“ arbeiten, die später gemeinsam zu viert als der Bang Bang Club bekannt werden, da sie gerade durch Gewaltfotos im Kriegsgebiet Ruhm erlangten. Er trifft den ernsten Joao Silva (Neels van Jaarsveld), den kompetenten Ken Oosterbroek (Frank Rautenbach) und den gut gelaunten, lässigen Kevin Carter (Taylor Kitsch), der Greg erstmal ein paar Tipps gibt in Sachen Fotografie und ihn ihn das ganze Drumherum des Lebens eines Kriegsfotografen in diesem Gebiet einführt. Die vier sind hoch angesehen, werde im Club gefeiert und genießen einen Rockstarstatus. Das Leben scheint es gut mit ihnen zu meinen, obwohl sie dafür gleichzeitig gerade das Negative in der Welt aufzeigen.

Im Verlaufe der Zeit wird das Dilemma aber immer größer. Der Krieg verändert einen Menschen. Vergleichbar mit The Hurt Locker ist man süchtig nach dem Adrenalinkick, nachdem man es einmal gespürt hat. Man kennt nur noch das Kriegsgebiet und kann sich in der normalen Welt gar nicht mehr zurecht finden, so scheint es. Ein Grund wäre: In der normalen Welt gibt es zu wenig Bang Bang.

Diese Einstellung führt zu Verfremdungen für andere Menschen, die einen gar nicht wieder erkennen. Genau so verfolgt man Gregs Werdegang vom Neuling zum großen Pulitzerpreisgewinner und die Veränderungen, die damit verbunden sind. Als Gegenpol wird er stets von anderen Bürgern niedergemacht: Für wen schießt er das Pulitzerpreis gewinnende Foto? Zur Informationsweitergabe für die moderne Welt oder um die politischen Partein und Menschen in Südafrika bloßzustellen, dass sie ihre Menschen nicht im Griff haben. Es ist nicht leicht, man will ein gutes Foto schießen – was auch immer das ist – und steht ständig zwischen den Fronten.

Greg ist da jedoch nicht das Paradebeispiel einer Seele, die an diesen moralischen Konflikten zu Grunde geht. Kevin Carter, der zweite, der den Pulitzer von den vieren gewinnt, kommt, nachdem er das Siegerfoto geschossen hat, nicht mehr mit seinem Leben zurecht. Wichtig wird insbesondere hier, dass man eher das Foto schießt, als dem Menschen darauf zu helfen. Ein Gedanke, der einen vernichten kann, stellte man demjenigen die Frage, warum man einem kleinen Mädchen nicht geholfen hat, obwohl die Möglichkeit dazu bestand. The Bang Bang Club spricht vieles vom Dilemma an und versucht auch alles schön zu erzählen, den Zuschauer zu informieren, was dieser Beruf und diese Situation mit einem Menschen machen kann. Insbesondere interessant, weil alles auf wahren Begebenheiten beruht.

Der Film basiert auf das Buch von Greg Marinovich und Joao Silva und orientiert sich sichtlich an den Begebenheiten, die diese vier tatsächlich erlebt haben und den Fotos, die sie geschossen haben. Es ist nett anzusehen, dass Steven Silver sich Mühe gibt die vier in einem authentischen Lichte zu präsentieren und die Geschichte des Bang Bang Clubs würdevoll zu erzählen. Man merkt aber zu großen Teilen dem Film doch stark die dokumentarische Ader an, die Steven Silver in seiner Vita mit sich führt. Als Dokumentarfilmer scheint viel von einer Dokumentation aus diesem Film, was The Bang Bang Club zu einem Docu-Drama macht. Das macht den Film nicht schlechter, aber im Lichte eines Kinofilms umso distanzierter, wollte man sich mit den Figuren identifizieren und ein Mitgefühl für bestimmte Charaktere entwickeln. So wird der Geschichte von Kevin Carter zu wenig Zeit gegeben, um ein Mitgefühl zu entwickeln für den Menschen, der diese psychischen Schäden davontrug. Der Zuschauer wird über die Dilemmata aufgeklärt bzw. deren Existenz aufgrund der immer größer werdenen Verstumpfung hinsichtlich der Berichte über den Krieg wieder aufgefrischt, aber für die Person an sich kann man nur wenig empfinden. So kommt es einen schon häufig vor, als habe man ein Dokument vor sich. Es wirkt zu fad, informativ, aber dennoch zu nichtssagend. Aber vielleicht spricht hier auch nur die zu fortgeschrittene Verstumpfung der Sinne meinerseits.

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