Titel: Warrior
Originaltitel: Warrior
Jahr: 2012
Land: USA
Länge: 134 Minuten
Regisseur: Gavin O‘Connor
Drehbuch: Anna Rane, Gavin O‘Connor, Cliff Dorman
Genre: Action Drama
BluRay Release:
Darsteller: Joel Edgerton – Brandon Conlon
Tom Hardy – Tom Conlon
Jennifer Morrison – Tess Conlon
Nick Nolte – Paddy Conlon
Verleih: Universum Film GmbH
Release: 24. Februar 2012

„Let´s get ready for war.“ „Let´s break the ice.“ „Im Namen der Menschlichkeit.“ –

Wie auch im Falle von Regisseur Shaun Levys launigem, familienkompatiblem Mix „Real Steel“ aus dem Jahre 2011 gilt auch für Gavin O‘Connors unverständliches Nicht „Kino und kommendes BluRay Release“ „Warrior“: Hollywood verlässt sich auf bewährte / standatisierte Erzählformeln mitsamt entsprechender Auflösung seiner Geschichte am Schluss, ebenso wird das bewährte Hohelied auf die amerikanischen Tugenden / Werte wie Freundschaft, Respekt, Loyalität, Menschlichkeit und insbesondere die Familie bis zur letzten Strophe gesungen. Der aber dann doch vorhandene, ganz leichte Unterschied zu gegebenen Genrebeiträgen wie „Rocky“, „Cinderella Man“, „The Fighter“ und ähnlichen Erbauungsfilmen liegt aber in Nuancen / im Detail der Inszenierung. „Warrior“ offenbar sich zwar dank seiner aseptisch-kühlen Bilder als zwar in jeder Phase als fühl/lerlebbare, aber doch versöhnliche „UFC“ ‚Erbauungsvariante und Familienkrisenbewältigungsstrategie inklusive obligatorischer, unverzichtbarer Traningsparts, allerdings werden die angesprochenen amerikanischen Werte in authentischerer, ernsthafterer, ambivalenterer und unkitschigerer, stimmigerer, aber trotzdem leicht vorhersehbarer Manier thematisiert. Und auf fehlgeleitetes Method Acting der Darstellerriege und sonstige, unnötige Spirenzchen kommt man ebenso herum.

„I think I liked you better when you were a drunk.“ –

Unter Zuhilfenahme seiner unglaublich direkt eingefangenen Bilder zeichnet Regisseur Gavin O‘Connor eine spießbürgerliche, graue Tristesse, welche direkt wie der Ausstieg/ mögliche Wiederabstieg zur persönlichen Hölle eines jeden Protagonisten anmutet. Jeder Dialog, jeder obligatorische Schlag in den Trainingsparts und im Kampf sitzt und schmerzt, und obwohl bekannte Szenenmuster eigentlich nie durchbrochen (siehe auch die entsprechenden, obligatorischen Jubelarien vor dem heimischen Fernseher, wenn mit jemanden von zu Hause aus mitgefiebert wird) und dem Betrachter Helden in einer Dreierkonstellation geboten werden (von denen Nick Nolte nicht den physischen, aber eindrucksvoll psychischen Wandlungsprozess durchmacht), gerät „Warrior“ zu dem einer der wohl vier emotionalsten Genrebeiträge, welcher als Synonym für aktuelle zwischenmenschliche, wirtschaftliche Krisen und der persönlichen Identitätssuche in einer schnellebig, teils unmenschlichen gewordenen Welt fungiert, sprich „Warriror“ lässt sich vielleicht nicht als „zu“ autodidaktischer Kommentar zur Post 9/11 Ära verstehen, bietet aber deren Einflüsse auf und zehrt von ihnen, wirft dem Betrachter in harten Zeiten eine Art wichtigen Anker zu. Hass, Rachsucht und Gewalt als Mittel zum eigenem Überleben sind in „Warrior“ zwar omnipräsente Themen, aber dennoch glorifiziert Regisseur Gavin O´Connor seine Protagonisten nie / setzt nie auf überkandidelt gezeichnete Schurken (wie z.B. Ron Howard in „Cinderella Man“) oder klassische Helden (siehe „The Fighter“). Die zugefügten Schmerzen, welche durch eiskalte Tritte, Schläge und sonstige psychische Auseinandersetzungen erlitten werden, erweisen sich am Ende nicht nur als unmenschlich und echt / authentisch, sondern auch als völlig sinn- und nutzlos. Läuterung erweist als der notwendige Schritt zur Besserung im Sinne eines humaneren Miteinanders, finanzielle Mittel alleine sorgen für keine innere Stabilität / dauerhaften persönlichen Frieden. Vor allem wenn sich ein brillant aufspielender Tom Hardy mit unglaublicher, physischer Präsenz , brennendem, subtilem Hass auf sich, andere und die Welt und ein ebenso, guter, top fit wirkender und präzise spielender Joel Edgerton sich ersteinmal wie „Kain“ und „Abel“ persönlich gegenüberstehen. Und Nick Nolte erweist sich in seiner Rolle Paddy Conlon als eigentliche Ursache des entstandenen Zwist / Katalysator des entsprechenden Treibens und als unfähig, diesem widerum Einhalt, zumindest vor dem Ring, gebieten zu können.

„I‘m serious. We train. That‘s it. I don‘t wanna hear a word about anything but training, you understand? You wanna tell your war stories, you can take ´em down to the VFW. You can take ´em to a meeting, or church, or wherever the hell it is you go nowadays.“ –

Regisseur Gavin O‘Connor lässt sich in der ersten Stunde von „Warrior“ Zeit, viel Zeit, um seine wichtigsten Protagonisten dem Betrachter vorzustellen, verschwendet diese aber nicht unnötig, denn alle wichtigen Erzählstränge werden traditionsgemäß (ähnlich dem 3 Akte Schema) sinnvoll und präzise verlegt, bis diese im packenden Finale halt harmonisch miteinander korrelieren (das entscheidende Beziehungsgeflecht bilden). Selbstverständlich könnte man „Warrior“ hier den Vorwurf machen, zu langweilig in Szene gesetzt zu sein, aber solche Vorwürfen kann man nur verstehen, wenn man „Warrior“ aus einer falschen Perspektive heraus betrachtet: Die Definierung von „Warrior“ und Ausweisung der entsprechenden Cover als spannendes Martial-Arts Drama und der damit verbundenen Wünschen nach traditionellen „Old School“ Schlägereien mag zum einen zwar korrekt sein, aber auf der anderen Seite ist sie es aber wieder nicht. Actiontechnisch und stilistisch wird zwar hervorragendes geboten, sich ganz fallen lassen in „Warrior“ kann man aber nur, wenn man sich auf den leicht melacholischen Ton der Erzählung und die Protagonisten als zerrissene Seelen einlässt. Stets wird nämlich das bis zur Beklemmung beobachtet, was sich als elementarste Bedeutung in Hinblick auf soziale Isolierung und gebrochene Bindung erweist.

Schade ist nur, das hier Gavin O´Connor nicht den inszenatorischen Mut aufbringt, seinem überaus packendem Drama keinen wirklich schmerzhaften Abschluss im Sinne einer „richtigen“ Tragödie und der Erkenntnis von Menschlichkeit zu verleihen, auch wenn strahlendes „Gürtelhochreißen“ á la Rocky für den Betrachter diesmal vorenthalten wird. Dafür wird man andersherum aber auch wieder einem recht mitreißendem Score und guten bis soliden Schauspieleistungen des restlichen Casts entschädigt.

Fazit: Gavin O‘Connor gelingt mit „Warrior“ zwar kein herausragendes und radikales Meisterwerk, welches das Genre komplett umkrempelt, aber wenigstens werden dem vorhersehbarem Ausgang / der entsprechenden, ausgeluschten Erbauungserzählung ein paar neuere, nicht unwichtige Facetten / Variationen bzw. frischer Wind im Genre hinzugefügt. Ebenso wenig bekommt man Gott Sei Dank keinen kalkulierten „Oscar“ Trash serviert. Für gute Filme wie „Warrior“, welcher sich wohl zu den besten Kinobeiträgen 2012 hinzuzählen lassen wird, sollte man im nachhinein dann doch dankbar sein.

[Wertung]

blockbusterandmore: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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