Ich hatte die Möglichkeit in der CINEMA-Preview mir den Film „Spieglein, Spieglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen“ (im folgenden nur noch „Spieglein, Spieglein“ genannt) anzusehen. Und auch wenn mir bewusst war, dass hier nicht die klassische Version des Grimmschen Märchens erzählt wird und der Film auch keine Realverfilmung des Disney-Klassikers ist, einen Film wie diesen habe ich allerdings auch nichts erwartet.

[INHALT]

Es herrscht dicke Luft im Königreich! Der König ist tot und seine zweite Frau (Julia Roberts), Schneewittchens (Lily Collins) böse Stiefmutter regiert das Land mit strenger Hand und sorgt dafür, dass es den Untertanen mehr als schlecht geht.

Kurz nach ihrem 18. Geburtstag startet Schneewittchen zum ersten Mal nach dem väterlichen Tod einen Ausflug zu den Bewohnern des Königreichs und kommt hinter die schlimmen Machenschaften ihrer Stiefmutter.

Gut, dass genau zu dieser Zeit Prinz Alcott (Armie Hammer) im Reich unterwegs ist, denn er könnte Schneewittchen dabei helfen die Königin zu stürzen und wieder dafür zu sorgen, dass die Untertanen wieder etwas zu lachen haben.

Doch so weit kommt es nicht. Die Königin ist neidisch auf die Schönheit ihrer Stieftochter und fürchtet um ihren Status als schönste Frau im Land und zudem, will sie selber den Prinzen für sich gewinnen, da das Königreich nahezu pleite ist und eine „reiche“ Heirat neues Geld in die Staatskassen spülen soll.

So beauftragt die Königin ihren Hofdiener Brighton (Nathan Lane) damit Schneewittchen umzubringen, doch der bringt dies nicht übers Herz und lässt das Mädchen laufen und dann Unterschlupf bei sieben Zwergen findet.

Die haben allerdings nichts besseres zu tun als ihr Geld als Wegelagerer zu verdienen, doch Schneewittchen bekommt die Winzlinge dazu sie zur Kämpferin auszubilden um die Königin zu stürzen und das Herz des Prinzen zu gewinnen.

[MEINE MEINUNG]

Bringen wir es direkt auf den Punkt. „Spieglein, Spieglein“ ist ganz großer Mist. Startet der Film wirklich nett mit einer Eröffnungssequenz in der die Vorgeschichte mit Puppen erzählt wird, ist alles was danach kommt einfach nur noch schlecht. Zumindest in der deutschen Synchronfassung kommt es einem so vor als wären die Dialoge stellenweise mit einem Zufallsgenerator erzeugt worden. Dümmliche Weisheiten, verhunzte Witze und eine Vorhersehbarkeit der nächsten Sätze machen den Film in diesem Bereich schon unerträglich doch dass ist ja leider nicht der einzige Schwachpunkt des Films.

Das Lily Collins (Blind Side, Priest) schauspielern kann, darf sie leider so gut wie gar nicht unter Beweis stellen, da ihre Szenen ständig durch die schlechten Dialoge und oftmals durch ihre Filmpartner kaputt gemacht werden. Und warum spielt Julia Roberts (Pretty Woman, Notting Hill) in diesem Streifen mit? Nun gut, ihre letzten Filme habe nicht wirklich bei den Kritikern abräumen können, aber ist die Gute schon zu verzweifelt, dass sie in „Spieglein, Spieglein“ nun allen Beweisen muss, dass sie noch schlechter kann?

Und dann ist da noch Armie Hammer (Blackout, The Social Network). Hat er in „J. Edgar“ gerade erst unter Beweis gestellt, welch großes Potenzial er hat, tut Hammer einem in „Spieglein, Spieglein“ spätestens dann leid, wenn er von den Zwergen so verprügelt wird, wie man es sonst nur in den schlechtesten „Adam Sandler“-Komödien sieht. Das Verhör des Prinzen in der letzten halben Stunde des Film, dass wie eine Hommage an klassische Slapstickkomödien wirken soll, ist dabei leider wirklich der peinlichste Moment des Films und schon jetzt ein Tiefpunkt in Hammers Karriere.

Und auch die Zwerge können nicht überzeugen. Zugegeben, die Idee die sieben Zwerge mal nicht als Minenarbeiter, sondern als Banditen auftreten zu lassen ist nett, geht nur leider gründlich in die Hose. Auf den ersten Blick, sieht man, dass die Zwerge, die bei ihren Raubzügen auf Stelzen laufen dann von „Normalgroßen“ Schauspielern gedoubelt werden und die Sympathien der Zuschauer können die Sieben auch nicht auf ihre Seite ziehen. Dafür sind die einzelnen Charaktere der Zwerge einfach viel zu schwach gezeichnet. Hier wurde auf jeden Fall ganz viel Potenzial verschenkt.

Es ist schon traurig, wenn ein Schauspieler mit vielleicht fünf bis zehn Minuten Screentime die beste Leistung abliefert. Die Rede ist von Sean Bean (Kaltes Land, Die Insel), der in „Spieglein, Spieglein“ die Rolle des Königs, also von Schneewittchens verstorbenem Vater übernommen hat. Auch er liefert in diesem Film bestimmt nicht seine beste Leistung ab, doch er versprüht auf jeden Fall Leinwandpräsenz.

Wenn der Film dann wenigsten nett anzusehen gewesen wäre, doch selbst da scheitert der Film. Ja, es gibt im Schloss einige wirklich schöne Szenen, die mit viel Farbe spielen und auch von den Kostümen toll gelungen sind, doch schon die erste Szene im Wald zeigt, dass es scheinbar kein Geld gab für ein vernünftiges Set Design. Warum sehen die Bäume nicht aus wie Bäume, sondern wie angemalte Zaunpfähle? Und die großen Steine erst, die im Wald rumliegen! Da sieht selbst das ungeschulteste Auge, dass hier billigster Bühnenbau am Werk war! Peinliche Nummer.

Nun könnte man meinen dies wäre eine Kleinigkeit, doch dies zieht sich durch den ganze Film. Im Schloss flackern selbst in kältesten Winter in offenen Räumen Kerzenflammen nicht im Wind. Julia Roberts stöhnt beim schnüren eines Korsetts schon gequält rum, als sowohl vorne und hinten noch zwei Zentimeter Luft zwischen Korsett und Körper sind und die Kelche aus denen der Prinz und die Königin einen Liebestrank trinken, sehen alles andere als nach Kelchen aus, die man in einem Königshaus findet.

Und wo wir schon beim Liebestrank sind. Warum man dem Prinzen nach dessen Konsum schlecht animierte CGI-Herzen um den Kopf fliegen lässt weiß auch keiner. Wahrscheinlich, damit auch der letzte Depp im Saal versteht, dass der Prinz nun auch wirklich verliebt ist.

Ja, es gibt auch gute Szenen im Film. Die Schönheitsbehandlung der Königin, in der ihr die Lippen durch Bienenstiche aufgespritzt werden zum Beispiel. Oder auch „das Biest“, das den Wald unsicher macht. Für dessen Animation ist scheinbar auch ein Großteil des Special Effect Budgets draufgegangen, anders kann man die schlechten anderen Effekte wohl kaum erklären.

Ohne den zweiten Schneewittchen-Film, „Snow White and the huntsman“, der Ende Mai in die deutschen Kinos kommt gesehen zu haben, bin ich mir sicher, dass dies der bessere Schneewittchen-Film wird. „Spieglein, Spieglein“ ist auf jeden Fall ein Totalausfall in allen Bereichen.

[FAZIT]

Wer kam eigentlich auf die Idee diesem Film grünes Licht zu geben? „Spieglein, Spieglein“ ist der Versuch das klassische Märchen einmal anders zu interpretieren, der leider Missglückt ist. Julia Roberts ist ein Totalausfall, die Effekte sind unterirdisch und die Dialoge einfach nur kitschig schlecht. Und der Film schafft es immer dann, wenn man gerade meint schlechter kann es nicht werden, noch einmal eine Nummer übler zu werden. Also: Macht einen ganz großen Bogen um diesen Film. Eurer Geldbeutel und eure Freizeit werden es euch danken.

[FILMFAKTEN]

Titel: Spieglein, Spielglein – Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen
Originaltitel: Mirror Mirror
Jahr: 2012
Land: USA
Länge: 106 Minuten
Regie: Tarsem Singh
Drehbuch: Melissa Wallack, Jason Keller
Darsteller: Julia Roberts – The Queen
Lily Collins – Snow White
Armie Hammer – Prince Alcott
Nathan Lane – Brighton
Jordan Prentice – Napoleon
Mark Povinelli – Half Pint
Joe Gnoffo – Grub
Danny Woodburn – Grimm
Sebastian Saraceno – Wolf
Martin Klebba – Butcher
Ronald Lee Clark – Chuckles
Robert Emms – Charles Renbock
Mare Winningham – Baker Margaret
Michael Lerner – Baron
Sean Bean – King
Genre: Abenteuer, Drama, Fantasy, Komödie
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 0 Jahren
Vertrieb: Studiocanal
Kinostart (Deutschland): 05.04.2010

[Wertung]

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