„I thought if I came out here it would stop. Back home, every place reminded me of her. Filippe’s on Third Street. Balboa Park. Little Dom’s, the coffee shop, that… That’s a big one.“ –

Zoos sind eine wunderbare Sache, haben geradezu etwas „magisches“ an sich. In unzähligen Filmen standen sie schon mal mehr, mal weniger erfolgreich „Pate“, zuletzt in Francis Lawrence ambitioniertem Drama „Wasser für die Elefanten“ aus dem Jahre 2011. Im aktuellen Kinojahr 2012 darf man nun auch mit Interesse verfolgen, wie sich Regisseur Cameron Crowe mit seinem aktuellem Film „Wir kaufen einen Zoo“ qualitativ schlägt. Zumal der ehemalige Erfolgsgarant („Jerry McGuire – Spiel des Lebens“, „Almost Famous – Fast berühmt“) in den letzte Jahren keinen künstlerischen und kommerziellen Erfolg im Kino mehr einfahren konnte. Die schlechte Nachricht ist: Auch „Wir kaufen einen Zoo“ wird an dieser Tatsache nichts ändern, eher eine weitere negative Notiz zum aktuellen Schaffen Cameron Crowes hinzufügen.

„I like your drawing…its a little dark. Wheres the sun?“ „There’s not sun in the underworld…at least that I’m aware of.“ –

Dabei sollte die Ausgangsidee des Filmes in den Händen eines fähigen Regisseurs eigentlich Stoff für deutlich mehr hergeben, als es in 124 Minuten dann der Fall ist: auf wahren Begebenheiten basierend wird die Geschichte eines Mannes und seiner Kinder erzählt, die einen Neuanfang nach dem Tod der Frau/Mutter wagen möchten und daher einem Selbstfindungsprozess unternehmen. Eigentlich ein Stoff wie gemalt für Cameron Crowe. Zumal er in Angesicht dieser eigentlich simpel anmutenden Thematik einst inszenatorisch bewiesen hat, wie überraschend sich einige Dinge im Leben ereignen können. Und welche zwischenmenschlichen Schicksale und Konflikte sie dabei heraufbeschwören. Ob sich das Leben im Angesicht dieser Aspekte am Ende als gerecht erweist, steht ebenso auf einem anderem Blatt Papier.

Im Gegensatz zu „Jerry McGuire – Spiel des Lebens“ beispielsweise offenbart sich Cameron Crowes Film als insgesamt mit zu wenig zwischenmenschlich-dramatischer Fallhöhe bzw. dümpelt Dank am Ende zu weniger Spannungsmomente eher in „Rosamunde Pilcher“-Sommersohnenstrahlenästhetik vor sich hin. Am Anfang ist noch alles schlecht. Und am Ende ist dann alles gut. Das vermutet man schon nach weniger als der Hälfte der Laufzeit. Was auch nicht weiter stören würde, hätten Cameron Crowe und Aline Brosh McKenna als zuständige Scriptwriterin das eingehalten, was dem Betrachter mit „Wir kaufen einen Zoo“ nunmal versprochen wird: ein packendes Abenteuer.

„You’re going to have to put some more skin in the game boss.“ –

Die sich zu entwickelnde, gespielte Beziehung zwischen Matt Damon und Scarlett Johannson als Wegweiser des Schicksals erfährt in Sachen Freundschaft und Liebe nicht die Entwicklung, Reibungsfläche, das interessante Zusammenwachsen in ausreichenden Situationen und den daraus resultierenden Antrieb für die Geschichte.

Matt Damon darf sich als Benjamin Mee lediglich darauf reduzieren lassen, das Herz von Scarlett Johansson zu erobern, weil er als „Gutmensch“ nunmal den Zoo gerettet hat. Und zwar so, als hätte er den Beruf des Zoohalters schon immer perfekt im Blut gehabt. Ein paar eingestreute Szenen, in denen zur Abwechslung mal an diesem Trugbild für den Betrachter gerüttelt wird (Stichwort Tierställe), erweisen sich in der Gesamtsumme als unzureichend. Scarlett Johannson erfährt in ihrer Rolle als Herzensdame Kelly Foster ebenso eine eindimensionale Zeichung, bleibt in dem Rahmen beschränkt, ihren Zoo mit allen physischen Mitteln retten zu müssen, koste es was es wolle. Beide erleben miteinander „zu wenige“ gespielte Tiefen, eher laue, öde „Sommernachtsgespräche“, welche dem Film viel Tempo kosten. Die wenigen, vorgetragenen Streiterein verpuffen relativ zügig in der dramaturgischen Einöde. Ebensowenig wird die Tatsache nicht genau hinterfragt, warum sich beispielsweise Elle Fanning in ihrer Rolle als Lily Miska in Benjamin Mees Sohn Dylan verliebt.

Darüber hinaus gibt John Michael Higgins als Zooinspektor Walter Ferris, begleitet von schrillen, expositionellen Gitarrensoli, eher die Rolle eines zweitklassigen, nicht allzu ernstzunehmenden Schurken aus dem Boulevard-Theater, da er eine schon lange nicht mehr gesehene, schmierig-hochnäsige Überzeichnung an den Tag legt und sich nur darauf reduzieren lassen muß, Benjamin Mee in Sachen Eröffnung des Zoos in die sprichwörtliche Suppe zu spucken.

Durch John Michael Higgins Anblick und dessen erstes Auftreten werden bisweilen eher komödiantische Erinnerungen an den Klamauklassiker „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ und dessen gleiche Gut-und-Böse-Figurenkonstellationen mit Sheriff Buford T. Justice und Darsteller Burt Reynols als „Bandit“ wach. Diese Dinge tragen wesentlich dazu bei, dass man den Eindruck erhält, dass sich Cameron Crowe und die zuständigen Drehbuchautoren nicht ernsthaft genug mit ihrem Stoff beschäftigt haben.

„How come you don’t tell stories anymore?“ „Well, because we’re livin‘ the story.“ –

Dazu serviere man: putzige Kinder und Tiere, welche (fast) alle immer so lieb und brav mit ihren Kulleraugen rollen, bis sie sich nahezu perfekt in die schematische Konstruktion des Films einreihen können.

„Wir kaufen einen Zoo“ wirkt in vielen Belangen betrügerisch: kommt es zu den entscheidenden Szenen im Verlaufe des Films, beispielsweise wenn eine Tür von innen im Gehege eines herumwandernden Löwen repariert werden muss oder ein Blitzschlag einen Baum umgefällt hat, welcher den Zugang der Gäste zum Zoo blockiert, muß man sich als Betrachter seine Gedanken machen. Denn mal Hand aufs Herz: welcher Löwe hätte sich tatsächlich im Gehege mit einfachen Rufen so weglocken lassen, wie es in „Wir kaufen einen Zoo“ der Fall ist, damit der Zugang zum Gehege repariert werden kann. Realistisch betrachtet wäre jeder Zoowärter in derlei Siuationen schon in Stücke gerissen worden. Zum anderen: hätten ALLE Gäste wirklich vor dem blockierten Zugang gewartet, um in den wiederaufgebauten Zoo „ihres Herzens“ zu gelangen. Die Realität sieht anders aus. Cameron Crowe jedoch möchte das Ziel erreichen, ein lebensnahes und gleichzeitig -bejahendes „Drama“ abliefern. Jedoch findet in seinem Film keine Auseinandersetzung mit der harten Realität, welche „auf“ einer wahren Geschichte beruht, statt. Viel mehr verleiht er seinem aktuellen Schaffen einen „Forrest Gump“ ähnlichem, hier völlig unpassenden, märchenhaft-antiquiert wirkenden Anstrich.

Und begeht mit dieser dabei insgesamt harmlos wirkenden Inszenierung völlige Realitätsflucht- bzw. Verweigerung, begleitet von einem musikalischem Piano- und Gitarren Rührseligkeits-Score. In dieser ist aber ebenso die sprichwörtliche „Crux“ begraben: denn durch die ungefährlich-perfide wirkende Art des Films und dessen manipulative Rührseligkeit fühlt sich so mancher Betrachter angesprochen, vor allem diejenigen, die bis jetzt die angesprochenen Defizite im Film gar nicht wahrgenommen haben. Oder bewußt ignoriert haben.

Trotz aller Verlogenheit und Naivität muss man wohl oder übel zugeben, dass „Wir kaufen einen Zoo“ ein gewissen Nerv des Betrachters dann doch trifft, welcher mit blümelig-sommerlicher „Rosamunde Plicher“-Landschafts-Dramaturgie bzw. Atmosphäre dann doch keine Probleme hat. Schade ist nur, dass es Regisseur Cameron Crowe mittlerweile wie in „Wir kaufen einen Zoo“ derart nötigt hat, sein Publikum zu verschaukeln, um wieder einen entsprechenden Erfolg zu erzielen: wenn alle Protagonisten in besagtem Zoo noch unter uns weilen, dann leben sie noch heute. Und Maggie Elizabeth Jones bezirzt uns stets als kleine Rosie Mee bis heute mit ihrem kalkulierem Charme.

„Why would a beautiful woman like you talk to a stranger like me?“ „Why not?“ –

„Wir kaufen einen Zoo“ trägt die klare Handschrift eines bis ins Mark kalkulierenden Romantikers des reiferen Alters auf dem Regiestuhl, der sich in öden 124 Minuten Laufzeit nicht auf Fall- und Augenhöhe des Publikum bewegt, sondern von oben herab seine sich in wenigen Sätzen zusammenfassenden Lebensweisheiten und Philosphien unters Volk streut. Cameron Crowes Film offebart sich als eine der übelsten „Drama“-Schlaftabletten im noch jungem Kinojahr 2012.

[Wertung]

blockbusterandmore: 2 out of 5 stars (2 / 5)

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