Es gibt Genres, wie zum Beispiel der Horrorfilm, da ist der Output an Filmen kaum überschaubar. Und dann gibt es Genres, da kommen sehr wenige Filme im Jahr auf den Markt. Zu letzteren gehört auf jeden Fall das Langfilmdebüt „Slow West“ von John Maclean, der mit seinem Film einen Western gedreht hat.

[INHALT]

Jay (Kodi Smit-McPhee) ist in die Vereinigten Staaten von Amerika gekommen um seine große Liebe Rose (Caren Pistorius) zu finden. Auf sich allein gestellt, sind seine Überlebenschancen allerdings sehr gering und so kann er sich glücklich schätzen, dass der den Outlaw Silas (Michael Fassbender) trifft, der Jay nicht nur vor einem sauberen Kopfschuss bewahrt, sondern ihm mehr oder weniger seine Hilfe auf der Reise nach Westen zu Rose aufzwingt.

Auf dem Weg in den Westen lernen sich Jay und Silas besser kennen und zwischen den beiden entwickelt sich so etwas wie Freundschaft.

Was Jay allerdings nicht weiß: Auf Rose und ihren Vater ist ein Kopfgeld ausgesetzt und auf dieses Kopfgeld ist Silas scharf. Und Silas ist damit nicht alleine. Auch Silas alte Gang ist hinter dem Kopfgeld her.

[MEINE MEINUNG]

„Slow West“ hat mich gut unterhalten. Bereits in der Eröffnungsszene zeigt John Maclean, dass sein Western kein staubtrockener Film ist und er das Genre von einer anderen Seite angeht, als man es gewohnt ist. So macht er den Titel zum Programm und erzählt seine Geschichte entsprechend langsam und lässt sich für den Weg zu Rose wirklich Zeit. Doch ohne dabei zu langweilen. Immer wieder lässt er seine beiden Hauptfiguren bewegende Begegnungen haben, die mal schockieren, mal humorvoll sind und so hat man als Zuschauer das Gefühl bei der Reise hautnah dabei zu sein.

Wenn Jay und Silas so zum Beispiel in einen Drugstoreüberfall verwickelt werden und Jay in diesem Zusammenhang scheinbar zum ersten Wahl mit seiner Waffe auf einen Menschen schießt gelingt es Maclean dies so zu inszenieren, dass man die Ängste und Sorgen die Jay in diesem Moment plagen in jedem Bild sehen kann.

Überhaupt schafft es Maclean seine Figuren eine starke Entwicklung durchlaufen zu lassen. Ist Jay zu Beginn des Films noch ein verschüchterter „kleiner Junge“, der kaum überlebensfähig erscheint wird aus ihm im Laufe des Films ein gefestigter Mann und wo Silas zu Beginn eiskalt wirkt, kann er im Laufe des Films immer mehr seine menschliche Seite zeigen ohne dabei die Härte die sein „Beruf“ mit sich bringt zu verlieren.

Was mir an „Slow West“ wirklich gut gefallen hat, ist dass der Film wirklich seinen Titel zum Programm macht. Langsam aber nie langweilig wird die Reise zweier scheinbar völlig unterschiedlicher Menschen gen Westen gezeigt.

Langsam, aber dennoch ohne Stillstand wird der Zuschauer auf diese Reisemitgenommen und bekommt dabei eben dennoch mehr als eine reine Reise. „Slow West“ liefert auch eine Charakterstudie über zwei Menschen die unterschiedlicher nicht sein können. „Slow West“ erzählt eine Liebesgeschichte ohne sich auf die Liebenden zu fokussieren.

John Maclean findet dabei fast immer die richtige Balance zwischen Humor und Ernsthaftigkeit. Er weiß, wann es an der Zeit ist seine Geschichte auch ruhig mit einem eher einfachen Gag aufzulockern ohne dass es deplatziert ist. Weiß wo ein Schnitt gesetzt werden muss, wo die Kamera wegschwenken muss um benötigte Dramatik zu erzeugen. Man könnte meinen, dass Maclean hier nicht seinen ersten Langspielfilm abliefert, sondern schon zu den alten Hasen gehört und unter diesem Aspekt ist „Slow West“ gleich doppelt spannend. Einen so gelungenen Film wie „Slow West“ kann nicht jeder Regieneuling abliefern.

„Slow West“ ist allerdings auch ein Film auf den man sich einlassen muss. Die langsame Erzählstruktur sorgt halt auch dafür, dass die Einstellungen länger sind als in vielen anderen Filmen aus der heutigen Zeit und so muss man seine Sehgewohnheiten schon anpassen zu können um Gefallen am Film zu finden.

[FAZIT]

„Slow West“ ist ein gelungener moderner Western, der sich Zeit für seine Figuren und die Geschichte nimmt. Die beiden Hauptdarsteller Kodi Smit-McPhee und Michael Fassbender harmonieren wunderbar miteinander und so genießt man jede Minute des Films und über das große Finale hinaus.

[FAKTEN]

Titel: Slow West
Originaltitel: Slow West
Genre: Action, Thriller, Western
Regie: John Maclean
Drehbuch: John Maclean
Darsteller: Kodi Smit-McPhee – Jay Cavendish
Michael Fassbender – Silas Selleck
Ben Mendelsohn – Payne
Aorere Paki – Young Native Boy
Hayden Frost – Young Soldier 1
Caren Pistorius – Rose Ross
Erscheinungsjahr: 2015
Land: UK, Neuseeland
Laufzeit: 84 Minuten
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 12 Jahren
Verleih: Prokino

[Wertung]

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen beim Münchner Filmfest.

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