Es gibt Filme, die wirken noch lange nach der Sichtung nach. Auf dem 33. Münchner Filmfest habe ich mit „Vita Activa – Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam“ einen solchen Film, in diesem Falle eine Dokumentation, gesehen.

[INHALT]

Hannah Arendt darf mit Sicherheit zu den wichtigsten Denkerinnen des 20. Jahrhunderts gezählt werden. Für Regisseurin Ada Ushpiz Grund genug einen Blick auf einen Teil des Lebens von Arendt zu werfen. Die Dokumentation beleuchtet Hannah Arendt, ihre viel diskutierten Thesen aus ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem“.

Es wird ihre Definition von der Banalität des Bösen beleuchtet und das Leben von Arendt näher gezeigt. Ihre Liebesbeziehung zu Martin Heidegger kommt genauso zur Sprache, wie Ihre Zeit in den USA.

Vor allem zeigt „Vita Activa – Hannah Arend und die Pflicht zum Ungehorsam“ aber eines, die politischen Tumulte des letzten Jahrhunderts.

[MEINE MEINUNG]

Mit „Vita Activa – Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam“ hat Ada Ushpiz eine Dokumentation geschaffen, die alles andere als einfache Kost mit. In einer Mischung aus Originalaufnahmen, Originalaufnahmen mir erzählerischem Voice Over und Interviews mit Zeitzeugen und Experten beleuchtet die Regisseurin zum einen das Leben von Hannah Arendt und zum anderen das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.

Dabei versucht Ushpiz das Leben ihrer Kernfigur möglichst wertfrei zu präsentieren und die meiste Zeit gelingt dies ihr auch. Da natürlich die interviewten Personen eine gewisse Meinung von Hannah Arendt haben, bleibt es nicht aus, dass zum Teil doch wertend geredet wird, doch kann man hier gut erkennen, dass hier nicht die Meinung der Regisseurin dargestellt wird, sondern eben die der Interviewpartner.

Doch „Vita Activa – Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam“ hat ein ganz anderes Problem. Wer die Person Hannah Arendt nicht kennt hat es sehr schwer in den Film hineinzufinden. Ushpiz nimmt sich nämlich nicht wirklich Zeit um die Figur Hannah Arendt den Zuschauern vorzustellen, sondern schmeißt den Zuschauer quasi direkt hinein in Ihr Leben und Ihre Thesen. So braucht es ein nicht zu verachtendes Vorwissen über die Person Hannah Arendt, aber auch über die Zeit in der sie sie gelebt habt und ihre Thesen zu verstehen und so auch zu verstehen, warum diese Thesen so kontrovers diskutiert wurden und was so zum Beispiel ihre Liebesbeziehung zu Martin Heidegger für eine Bedeutung hat.

Bringt man dieses Wissen mit, nimmt einen „Vita Activa – Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam“ allerdings gefangen und liefert einen interessanten Einblick auf die Person Hannah Arendt und ihre Thesen. Und mehr: Zugleich lernt man die Nazizeit auch von einem anderen Blickwinkel kennen und versteht auf Grund Arendts Thesen besser, wie Hitler überhaupt so viel Macht erlangen konnte.

Dennoch: Sitzfleisch und einen freien Kopf muss man mitbringen, wenn man sich „Vita Activa – Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam“ ansehen will, denn der Film fordert den Zuschauer seine vollen 127 Minuten und erlaubt es nicht zwischendurch mal kurz auf die Toilette zu gehen.

[FAZIT]

„Vita Activa – Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam“ ist ein Film, den man sich am besten im Kino anschaut. Im Kinosaal kann man sich nämlich voll auf den Film einlassen, ohne Ablenkung von außen. Kennt man die Person Hannah Arendt nicht, sollte man sich allerdings überlegen ob man sich diese Dokumentation anschauen möchte. Ada Ushpiz verlangt von ihren Zuschauern ein gewisses Vorwissen über Arendt und verbringt keine Zeit damit Arendt im Detail einzuführen. Unter dem Strich ist „Vita Activa – Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam“ ein intensives Zeitdokument, welches man nicht verpassen sollte.

[FAKTEN]

Titel: Vita Activa – Hannah Arendt und die Pflicht zum Ungehorsam
Originaltitel: Hanna Arendt, Habiografia Harukhanit
Alternativtitel: Vita Activa: The Spirit of Hannah Arendt
Genre: Dokumentation
Regie: Ada Ushpiz
Drehbuch: Ada Ushpiz, Michel Tanguay
Erscheinungsjahr: 2015
Land: Israel, Kanada
Laufzeit: 127 Minuten
Altersfreigabe: nicht bekannt
Verleih: Go2films

[Wertung]

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen beim Filmfest München.

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