Es gibt Filme, die lassen einem mit einem Fragezeichen über dem Kopf zurück. „Tired Moonlight“ von Britni West ist so ein Film, der dieses Phänomen bei mir ausgelöst hat.

[INHALT]

Kalispell ist ein kleines Städtchen im Nordwesten der USA. Viel ist hier wirklich nicht los und die Highlights im Stadtleben sind Auktionen, Talentwettbewerbe und das allsamstägliche Autorennen. Für Dawn (Liz Randall) steht fest, dass Sie das Örtchen eigentlich verlassen will, doch die Dinge ändern sich, als Ihr ein ehemaliger Liebhaber wieder begegnet.

[MEINE MEINUNG]

Das Spielfilmdebüt von Britni West ist ein herausforderndes Filmexperiment. Vieles wirkt dokumentarisch und selbst die Szenen, bei denen es so etwas wie ein Drehbuch gegeben haben muss, wirken stark improvisiert. Zudem kommt der Film fast komplett ohne Dialoge aus. Vieles wird einfach über Bilder und über die Musik und Umgebungsgeräusche transportiert.

So hat man bei „Tired Moonlight“ auch eher das Gefühl ein Heimvideo statt eines Spielfilms zu sehen, was es dem Zuschauer allerdings auch schwer macht zu verstehen, was der Film eigentlich zeigen will. Die Geschichte des Films erschließt sich hierdurch wirklich nur sehr spärlich, was es nicht einfacher macht den Film zu mögen. Man bekommt einfach so gut wie keine Infos zu den einzelnen Figuren und verfolgt so im Prinzip nur das Stadtleben von Unbekannten.

Das angesprochene Heimvideogefühl wird dabei vom verwendeten Filmmaterial unterstrichen. Auf 16mm werden Kinofilme im Normalfall nicht gedreht und so bekommt der Film eben seinen ganz speziellen Look. Der Nachteil daran ist, dass „Tired Moonlight“ teilweise etwas körnt, dies trübt auf Grund der Machart des Film das Sehgefühl allerdings kaum, sondern unterstreicht vielmehr den experimentellen und künstlerischen Ansatz dieses Debütfilms.

Ein Film für die breite Masse ist „Tired Moonlight“ allerdings auf keinen Fall. Zu speziell ist die Inszenierung des Films und die lose Erzählstruktur fordert zudem die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers und einen hohen Grad an Aufgeschlossenheit gegenüber andersartigen Filmstrukturen. Auch ich habe mich zunächst schwer mit der Art und Weise wie der Film seine Geschichte erzählt schwer getan, konnte mich aber im Laufe der 76 Minuten Laufzeit nicht komplett der Faszination von „Tired Moonlight“ entziehen. Wo in großen Hollywoodproduktionen die Menschen aus kleineren US-Käffern oft als etwas dümmlich dargestellt werden, bekommt man bei „Tired Moonlight“ ein anderes Bild vermittelt. Ja, die Uhren ticken in Orten wie Kalispell anders. Wo sonst die Menschen ins Kino gehen um sich unterhalten zu lassen, besucht man hier eben Auktionen und Talentwettbewerbe. Von dem oft gezeigten Bild der degenerierten Hinterwäldler sind die Menschen allerdings weit entfernt.

Der Film zeigt auch, dass das Leben in so einem Kaff auch Vorteile gegenüber dem Großstadtleben hat. Wo in der Metropolen die Menschen anonym nebeneinander herleben, besteht ein Großteil der Bewohner von Kalispell aus einer Gemeinschaft die sich kennt, du die bei großen Feiern gemeinsam Spaß hat.

[FAZIT]

„Tired Moonlight“ ist ein durchaus sehenswertes Filmexperiment, dass durch die Verwendung des 16mm Filmmaterials stark an ein Heimvideo erinnert, tief im inneren allerdings eine sehenswerte Lebensgeschichte erzählt. Die Mischung aus Laiendarstellern und Profidarstellern verleiht dem Film zudem eine ganz besondere Note und auch wenn vieles improvisiert und fast schon dokumentarisch wirkt, geht das ungewöhnliche Konzept auf. Aufgeschlossene Cineasten, die sich gerne mal auf filmische Abenteuer einlassen dürfen somit einen Blick riskieren.

[FAKTEN]

Titel: Tired Moonlight
Genre: Drama
Regie: Britni West
Drehbuch: Britni West
Darsteller: Hillary Berg – Sarah
Beck DeRobertis – Bogdan
Paul Dickinson – Paul
Alex Karpovsky – Mike
Liz Randall – Dawn
Erscheinungsjahr: 2015
Land: USA
Laufzeit: 76 Minuten
Altersfreigabe: nicht bekannt
Verleih: nicht bekannt

[Wertung]

Gnislew: 3 out of 5 stars (3 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen beim Müncher Filmfest.

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