Im deutschen Kino tut sich etwas. Mit Filmen wie „Boy 7“, „Victoria“ oder „Happy Hour“ zeigt der deutsche Film noch deutlicher, dass in Deutschland mehr möglich ist als der „Tatort“ oder die x-te Schweiger-Komödie. Sind mutig inszenierte Filme nun endlich hierzulande auch auf der großen Leinwand möglich, gab es im Bereich der Low- und No-Budget Filme auch vorher schon Filmemacher, die ihre Ideen umsetzen und so ungewöhnliche Filmerlebnisse erschaffen. Einer von diesen Filmemachern ist Lars Kokemüller (Warum Hans Wagner den Sternenhimmel hast, Emma hat Flügel). Bereits sein Kurzfilm „der provokateur.“ konnte mich begeistern und nun hat er mit „Cordelias Kinder“ seinen dritten Spielfilm produziert.

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Cordelia (Elena Meißner) hat ihren Mann umgebracht. Hierfür hatte sie natürlich einen guten Grund, schließlich hat ihr Mann versucht ihr ihre Rolle als Oberhaupt des familiären Verbrecherimperiums streitig zu machen. Nun schnüffelt die Polizei in Cordelias Leben herum um den Tod ihres Mannes aufzuklären.

Gleichzeitig leben noch Cordelias beiden Kinder Julia (Anna Berg) und Thomas (David Adams) mit im Haus. Julia ist als Auftragskillerin für Ihre Mutter im Einsatz und soll sich auf spezielle Weise der Polizisten annehmen und Thomas entdeckt zum ersten Mal die Liebe. Dies allerdings ausgerechnet mit einem jungen Stricher, der für Cordelia anschaffen geht.

Und was verbirgt sich hinter der rätselhaften Tür im Keller?

[MEINE MEINUNG]

Mit „Cordelias Kinder“ hat Lars Kokemüller einen anstrengenden, aber packenden Film erschaffen. Anstrengend einfach deswegen, da sehr viel in den 75 Minuten Laufzeit passiert und viele Szenen Fragen aufwerfen, die erst später im Film beantwortet werden, dann aber für ein Aha-Erlebnis sorgen. Zwar ist schnell klar, dass Cordelia ihren Mann ermordet hat, was aber der Rest der Familie und ihre „Angestellten“ mit dem Fall zu tun haben bleibt lange ein großes Fragezeichen.

Doch genau deshalb hat mir der Film so gut gefallen! Die Ereignisse sind eben nicht so vorhersehbar wie sie in vielen anderen Filmen sind und die Charaktere bleiben auch nicht blass, sondern sind interessant gestaltet. Gerade die beiden Kinder haben mir dabei gut gefallen. Kinder muss dabei in Anführungszeichen gesetzt werden, da die beiden schon reife Teenager sind. Anna Berg (Warum Hans Wagner den Sternenhimmel hasst) und David Adams spielen Julia und Thomas dabei wirklich überzeugend und transportieren die jeweiligen Eigenschaften ihrer Figuren sehr greifbar und vor allem Anna Berg spielt Ihre intime Begegnung mit einem der Polizisten so, dass diese Szene noch lange in Erinnerung bleibt.

Auch Elena Meißner in der Rolle von Cordelia konnte mich überzeugen. Ihre Art die Mutter mit dunklem Geheimnis zu spielen, macht den Film schon alleine sehenswert und ich wünsche mir sie und ihre Mitstreiter in weiteren Produktionen zu sehen.

Mit „Cordelias Kinder“ zeigt Radikal & Arrogant erneut, dass großes Kino kein großes Budget braucht, sondern eine motivierte Crew, die mit Herzblut und Freude bei der Sache ist. Mich hat die etwas abgedrehte Geschichte von der ersten Minute an gepackt und selbst der auf den ersten Blick unpassende Handlungsstrang rund um die Kellertür entpuppt sich im Laufe des Films als durchdacht und macht so mit jeder Filmminute immer mehr Sinn.

[FAZIT]

„Cordelias Kinder“ ist ein Film für den aufgeschlossenen Cineasten. Trotz des geringen Budgets gelingt es Lars Kokemüller einen Film zu drehen, der es inhaltlich locker mit den großen Produktionen aus Deutschland aufnehmen kann. Und auch die Darsteller überzeugen und transportieren die abgedrehte Geschichte sehr gelungen. Wer wirklich filminteressiert ist, muss „Cordelias Kinder“ einfach sichten und es würde mich stark verwundert, wenn man danach vom Film enttäuscht ist.

[FAKTEN]

Titel: Cordelias Kinder
Genre: Drama, Mystery
Regie: Lars Kokemüller
Drehbuch: Lars Kokemüller
Darsteller: Elena Meißner – Cordelia
David Adams – Thomas
Anna Berg – Julia
Ulrich Bähnk – Fabian
Tim Krebber – Robert
Alexander Obe – Caruso
Jörn Knebel – Niklas Werther
Christian Concilio – Ferdinand Hufschmied
Marianne Axt – Polizistin
Andy Strauß – Geist 1
Dietrich Kohlbrodt – Geist 2
Peter Ohrt – Schwarzes Wesen
Erscheinungsjahr: 2015
Land: Deutschland
Laufzeit: 75 Minuten
Altersfreigabe: nicht bekannt
Verleih: Radikal & Arrogant

[Wertung]

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen bei Radikal & Arrogant.

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