Wenn es in Deutschland ein Thema gibt, über das immer noch nur unter vorgehaltener Hand gelacht werden darf, dann sind dies Nazis. Mit „Er ist wieder da“ hat zwar gerade ein Film mit Hitler als Witzfigur einen kommerziellen Kinoerfolg, doch im Allgemeinen trifft das Thema im humoristischen Bereich hierzulande auf wenig Gegenliebe. Schön, dass Regisseur Dietrich Brüggemann (Renn wenn du kannst, Kreuzweg) mit „Heil“ das Thema Nazis auf satirische Art anzugehen, blöd nur, wenn der Film nur so gar nicht funktioniert.

[INHALT]

Sebastian (Jerry Hoffmann) gilt als Vorzeigedeutscher. Trotz Migrationshintergrund ist er perfekt in die Gesellschaft integriert und dazu ist er noch erfolgreicher Buchautor. Bei einer Lesetour landet er in einem ostdeutschen Kaff, wo Menschen wie Sebastian noch als Feindbild gesehen werden.

So bekommt er auch kurzerhand einen Schlag mit einem Baseballschläger verpasst, und plappert fortan alles nach, was man ihm in den Mund legt. Für Nazi Sven (Benno Führmann) perfekt, da er für seinen Wahlkampf gerade eh jemanden braucht, der glaubhaft vortragen kann, dass seine rassistischen Ideen gar nicht rassistisch sind und wichtig für die Zukunft der Region.

[MEINE MEINUNG]

„Heil“ hatte von seinen Ansätzen das Potenzial eine ganz große Satire zu werden, doch leider hat Dietrich Brüggemann den Film total in den Sand gesetzt. Dabei führt Brüggemann „seine“ Nazis wirklich unterhaltsam ein und spielt mit dem Klischee, dass die rechtsorientierten Mitbürger Rechtschreibungsverweigerer und minder Intelligent sind.

Doch direkt danach, schießt Brüggemann ein Feuerwerk an schlechten Zoten und unwitzigen Gags ab, dass es nicht mehr feierlich ist. Wer darüber lachen kann, dass der Verfassungsschutz Internetadressen am Telefon buchstabiert und als Running Gag ein Talkshowgast in unzählige Shows eingeladen wird und anstatt etwas zum Thema beizutragen einfach nur sein Buch promoten will ist bei „Heil“ vielleicht gut aufgehoben, wer allerdings anspruchsvolleren Humor und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Thema Neonazis sucht ist bei „Heil“ falsch.

Dabei ist es meiner Meinung nach richtig, die braune Gefahr überzogen lächerlich dazustellen und auch die Gegenseite entsprechend zu parodieren, doch hätte dies nicht in einer zusammengewürfelten Sketchparade passieren dürfen, in der zugleich versucht wird auch den Journalisten, den Medien im Allgemeinen, der Politik und dem Verfassungsschutz einen mitzugeben. Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen, denn so hätte Brüggemann sich darauf konzentrieren können ein Thema zu beleuchten und treffender zu parodieren, anstatt mit jeder neuen Szene ein neues Fass aufzumachen.

Auch hätte es ungemein geholfen eine in sich konsistente Welt zu schaffen. Wenn schon die Fernsehsender fiktive Namen bekommen, warum bleibt es bei den echten Parteinamen? Und wenn schon Facebook nicht Facebook heißt, warum heißt YouTube dann YouTube? Entweder erschaffe ich eine komplett fiktive Filmwelt oder eine die real sein sollen, diese unschlüssige Mischung macht den schlechten Film nur noch schlechter.

Gerade nach dem Trailer hatte ich wirklich Lust auf „Heil“, doch diese Lust war nach gut einer Viertelstunde Film verflogen, da wirklich nur der erste Gag gezündet hat und wo ich nur die Überlegung hatte den Saal vorzeitig zu verlassen, haben dies einige um mich herum getan. Im Nachhinein betrachtet war dies sicher die besserer Entscheidung, denn einen schlechteren Film als „Heil“ habe ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Wo mir das deutsche Kino während meiner Woche beim Münchner Filmfest mit andern Filmen eindrucksvoll gezeigt hat, dass es aus Deutschland richtig gute Produktionen gibt, wünschte ich mir, dass die Verantwortlichen für „Heil“ ihre Fördergelder mit Zinsen zurück zahlen müssten und nach so einem Machwerk auf einer schwarzen Liste landen.

[FAZIT]

„Heil“ ist in jeglicher Hinsicht ein Totalausfall. Die Hauptfiguren spielen schlecht, die Geschichte ist schlecht und die Witze sind es auch. Was Dietrich Brüggemann seinen Zuschauern hier als Satire verkaufen will ist eine billige Ansammlung von unterirdischen Witzen, der ein paar Nazis spendiert wurden um einen Aufreger zu haben. Meiden!

[FAKTEN]

Titel: Heil
Genre: Komödie
Regie: Dietrich Brüggemann
Drehbuch: Dietrich Brüggemann
Darsteller: Oliver Baumgarten – Berater der Kanzlerin
Ruth Bickelhaupt – Nazi-Oma
Oliver Bröcker – Sascha
Anna Brüggemann – Doreen
Dietrich Brüggemann – Mann am Tropf
Heike-Melba Fendel – Talkshowgast
Liv Lisa Fries – Nina
Benno Fürmann – Sven
Jerry Hoffmann – Sebastian Klein
Michael Kind – Mann vom Verfassungsschutz
Erscheinungsjahr: 2015
Land: Deutschland
Laufzeit: 102 Minuten
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 12 Jahren
Verleih: Warner Bros.

[Wertung]

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