[Einleitung]

Ron Howard ist ein Regisseur, der sehr gern sein Metier in seinen Filmen wechselt. Gleichgültig ob es sich um Formel 1 handelt oder um Interviews mit einem Präsidenten, er sucht sich immer neue Bereiche aus in denen er nicht selten glänzen kann. Nun versucht er sich an einer großen Buchvorlage: Moby Dick. Erneut ist Chris Hemsworth mit dabei, mit dem er schon in Rush einen überaus gut erzähltes Drama entwickeln konnte. Ein Erfolg in Folge zu leisten ist nicht so einfach, aber vielleicht kann er dies mit Im Herzen der See.

[Inhalt]

Herman Melville (Ben Wishaw) möchte seinen nächsten Roman schreiben. Er geht zum Seemann Thomas Nickerson (Brendan Glesson), der ihm eine Geschichte über sein Leben auf See erzählen wird. Es ist eine Geschichte, die er in jungen Jahren durchleben musste und noch immer sein Leben prägt. Es ist 1820 und es geht auf Walfang, genauer: Das Öl der Wale. Was der Crew geschah glaubt keiner und möchte auch keiner glauben. Die Natur in Form eines immens großen Wales, dessen Willen menschlichen Zügen gleicht, hat sie auf auf dem Weg der Massenschlachtung gestoppt. Es vergehen Monate, in denen der Wille zum Überleben das größte Element des Menschen sein musste.

[Kritik]

Im Herzen der See erzählt eine große Geschichte über einen der wichtigsten Werke der amerikanischen Literatur. Es beinhaltet einiges an Überlebenskampf, gegen sich selbst und gegen die Natur. Die großen Motive sind deutlich und werden auch ohne Aussprache dessen deutlich. Im frühen 19. Jahrhundert wird noch sein Leben dafür eingesetzt, um im Ölgeschäft voran zu kommen. Einerseits wird erst die große Qual dargestellt, wie Seefahrer Monate lang auf See sein müssen und gleichermaßen ihre Familien auf Zeit verlassen müssen. Ob sie zurück kommen werden, das ist die große Frage. Owen Chase (Chris Hemsworth), erster Offizier des Schiffes Essex, kann da noch locker mit umgehen, weil er an sein Können glaubt und sich schon als Kapitän eines Schiffes sieht. Hemsworth zeigt hier schon seine sympathische Seite, die man schon aus anderen Filmen – Thor, Rush als Beispiel – mit ihm kennt. Abseits des guten Aussehens wird er auch mehr und mehr gefordert, körperlich, wie auch schauspielerisch. Es ist erfrischend ihn mal etwas ernster zu sehen und er bringt zumeist alles auf den Tisch, was man von ihm erhoffen konnte. Jetzt fehlen womöglich nur noch mehr ernstere Rollen, auch wenn das wegen seines Rufs in Zukunft eher unwahrscheinlich zustande kommen wird.

Geht man weiter, ist auch Cillian Murphy nicht zu verachten. Als zweiter Offizier Matthew Joy ist er Owens rechte Hand und auch ein enger Freund dessen. Nicht zuletzt weil man auch ihm etwas mehr Leinwandzeit zuspricht und ihn mit einer nicht erklärten Backstory versieht, diese jedoch interessant genug ist, um für ihn mit zu fühlen. Der Rest der Crew ist in keiner Weise negativ oder großartig sonst hervorzuheben. Viel mehr könnte man zum anderen Star der Geschichte kommen: Die Natur. Das Meer. Der Wal. Ein Wesen, welches die Essex geradezu unerbitterlich bis zu dem unausweichlichem Ende drangsaliert. Die Natur wechselt und es werden die Rollen gewechselt. Im Überlebenskampf können Menschen nicht die sozialen Strukturen einhalten und müssen zu ihren Instinkten zurückkehren. Im Herzen der See zeigt dann gerade wie man zu Kannibalismus kommen kann, wenn man keinen Ausweg mehr finden kann.

In diesen Momenten muss man den Schauspielern und der Maske ein Lob aussprechen. Hemsworth und die anderen sind überzeugender als es sonst zu sehen ist. Man merkt ihnen an, dass sie regelrecht kurz davor sind es nicht mehr zu schaffen. Dafür sorgt auch der Einsatz der Schauspieler, allen voran Chris Hemsworth, der für die Rolle einiges an Gewicht verloren hat. Im Herzen der See wurde bewusst in die Oscar-Saison verschoben, jedoch sind die Erfolgsaussichten dafür noch sehr ungewiss. Optisch sieht jedenfalls alles gelungen aus, sogar die Benutzung der 3D Technologie. Diese kommt – wie auch schon in vorherigen Blockbustern wie Avatar – insbesondere in den ruhigen Momenten zur Geltung. In den aufregenderen Action Sequenzen bekommt man etwas davon mit, jedoch ist dies nicht unbedingt gewinnbringend für die Atmosphäre des Films.

Im Herzen der See ist ein unkompliziert verlaufener Film mit einer guten Grundlage, mit der man viel anfangen kann. Ob das für jeden Zuschauer auch so rüberkommt ist die andere Frage. Man kann sich sehr gut auch ohne Interpretationen unterhalten fühlen. Dafür wird zu Genüge gesorgt. Und zuletzt überzeugt Ron Howard erneut in einem Bereich, den er sich einverleibt. Da kann man nur noch gespannt auf sein nächstes Werk warten.

[Wertung]

Khitos: 3 out of 5 stars (3 / 5)

Im Herzen Der See erscheint am 03.12.2015 in den deutschen Kinos

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen bei Warner Bros.

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