INSIDE OUT – Anger, Fear, Joy, Sadness and Disgust look out upon Riley's Islands of Personality. ©2015 Disney•Pixar. All Rights Reserved.

„Alles steht Kopf“ ist für mich der beste Animationsfilm aus dem Jahr 2015. Nun ist der Film fürs Heimkino erschienen. Grund genug sich den Film erneut anzuschauen und einen Blick auf die dazugehörige 3D Blu-ray zu werfen.

[INHALT]

Im Kopf jedes Menschen gibt es ein Hauptquartiert, von dem aus die Emotionen gesteuert und Erinnerungen generiert werden. So auch im Kopf der elfjährigen Riley. Die fünf Emotionen, Freude, Angst, Wut, Ekel und Kummer sitzen in der Schaltzentrale und sorgen dafür, dass Riley leben kann wie sie lebt.

Bisher hatte Riley auch ein schönes Leben und Freude dominierte ihren Alltag, doch ein Umzug von Riley und ihrer Familie aus Minnesota nach San Francisco wirbelt ihr Leben durcheinander. Statt Freude rückt der Kummer immer mehr in den Mittelpunkt von Rileys Leben, was der gleichnamigen Emotion in ihrem Kopf so gar nicht passt. Schließlich ist Kummer keine schöne Emotion.

Schon bald wird Rileys Leben noch weiter durcheinander gewirbelt. Die Emotionen Kummer und Freude geraten durch einen Unfall in der Schaltzentrale in eine der hintersten Ecken des Gehirns und die drei verbleibenden Emotionen sind nun auf sich alleine gestellt Rileys Leben zu steuern, während Freude und Kummer einen Weg zurück in die Schaltzentrale suchen.

Für die beiden Emotionen beginnt das Abenteuer ihres Lebens, bei dem sie bald feststellen, dass Kummer mehr ist als eine störende Emotion.

[MEINE MEINUNG]

Ein Film in dem Emotionen vermenschlicht werden und der fast nur im Kopf einer elfjährigen spielt! Kann das gutgehen? Wenn Pixar diesen Film macht, dann geht dies nicht nur gut, dann bekommt man sogar ein kleines Meisterwerk geliefert. Die fünf Emotionen Freude, Angst, Wut, Ekel und Kummer sehen nicht nur niedlich aus, man erkennt auch direkt an ihrer Erscheinung, welche Emotion welche Figur verkörpert. Und seien wir doch mal ehrlich, wer hat noch nie geklaut, dass im Kopf kleine Männchen sitzen die einen steuern?

Damit der Film funktioniert gibt es bei „Alles im Kopf“ zwei Welten. Die für uns reale Außenwelt in der sich Riley bewegt und die Welt in ihrem Kopf. Und hier wird auch klar warum der Film im Original „Inside Out“ heißt. Denn wo die Gedankenwelt in anderen Filmen die Subwelt ist, ist diese Gedankenwelt bei „Alles steht Kopf“ die Außenwelt, und die Außenwelt die Subwelt. Dies mag sich kompliziert lesen, doch schon wenn man sich den Trailer anschaut, wird klar was damit gemeint ist. Die Emotionen im Kopf sind die Hauptfiguren und in ihrer Welt spielt der Film. Die Augen dienen dabei als Blick nach außen, auf die uns bekannte Welt, doch spielt der Film eben die meiste Zeit innerhalb des Kopfes und der dort aufgebauten Welt mit Erinnerungslager und Werteinsel.

Das Geschehen in der für uns realen Welt beeinflusst dabei zwar die Welt der Emotionen, doch geschieht dies immer durch eine Mischung aus den Aktionen der Emotionen und den Ereignissen der Außenwelt.

Was den Film dabei für mich so sehenswert macht, ist die Tatsache, dass es Pixar schafft komplizierte Zusammenhänge auf diese Weise einfach zu erklären und im Laufe der Geschichte immer klarer darstellt, warum Freude alleine als Emotion nicht funktioniert. Natürlich ist es schön, wenn man nur freudige Erinnerungen hat, doch nach und nach wird klar, warum man eben auch traurige Erinnerungen braucht oder warum es wichtig ist auch mal wütend zu sein. Ein Mensch der immer nur fröhlich ist, ist eben ein genauso eindimensionaler Mensch, wie ein Dauergriesgram.

Schön dabei ist, dass Pixar die Welt im Kopf bewusst abstrakt gehalten hat und eben kein Abbild der realen Welt zeigt. Die Farben der Kopfwelt sind deutlich bunter als die in Rileys Außenwelt, die Formen deutlich klarer gezeichnet. Dadurch entsteht für die Welt der Emotionen ein ganz eigener Look, der dennoch greifbar und Verständlich ist. Wenn Freude und Kummer zum Beispiel durch ein Labyrinth von Regalen mit bunten Kugeln laufen, weiß der Zuschauer, dass hier Erinnerungen gelagert sind. Wenn der Zuschauer gelbe, blaue, rote, grüne oder lila Kugeln sieht, weiß er, dass dies Erinnerungen der farblich passend Emotion sind. Und durch die Erzählung ist man dann auch nicht verwundert, dass im Labyrinth der Erinnerungen ein Großteil der Erinnerungen gelb eingefärbt sind und somit der Emotion Freude zugeordnet.

Auch verwundert es nicht, dass Kummer freudige Erinnerungen in traurige Erinnerungen umwandeln kann. Wer kennt es nicht, dass man an etwas Schönes zurückdenkt und dann ein wenig Melancholie in einem hochkommt, was durch diese Fähigkeit einfach perfekt eingefangen wird.

Nicht zu vergessen ist natürlich der Charakter Bing Bong, Rileys imaginärer Freund aus der Kindheit. Dieser streunert durch die Kopfwelt, wodurch klar gezeigt wird, dass man seinen imaginären Kindheitsfreund vielleicht verdrängen kann, er aber nie so wirklich vergessen wird und er wird für Freude und Kummer zu einem wichtigen Helfer auf ihrer Reise zurück in die Schaltzentrale. Bing Bong unterscheidet sich dabei in seiner Animation komplett von den Gefühlen, wodurch Pixar klar zeigt, dass es sich bei ihm um etwas anderes als um ein Gefühl handelt und Bing Bong zunächst wie einen Fremdkörper in der Welt wirken lässt.

Für mich ist „Alles steht Kopf“ der bisher erwachsenste Pixarfilm. Sind die Filme des Studios zwar immer schon Filme gewesen, die sowohl ein jüngeres Publikum ansprechen, aber auch Erwachsene gut unterhalten, habe ich nun erstmals das Gefühl, dass die Ausrichtung genau andersherum ist. „Alles steht Kopf“ könnte mit seiner Struktur jüngere Zuschauer überfordern, da diesen noch nicht bewusst ist, wie Emotionen funktionieren, präsentiert ihnen aber zugleich mit den Figuren Charaktere, mit denen sie gerne ein Abenteuer erleben wollen und wo dann die Reise von Freude und Kummer im Vordergrund steht und die Welt der Gefühle die Ebene ist, auf der Erwachsene „Alles steht Kopf“ erleben. So gibt es auch keine großartig auf Erwachsene zugeschnittenen Witze im Film, vielmehr werden Erwachsenen diesmal direkt mit der tiefgründigen Story abgeholt.

[BLU-RAY]

Was das Bild angeht, ist die Blu-ray zu „Alles steht Kopf“ ein großartiges Produkt. Die 3D-Fassung kommt in kristallklarem Bild ins Wohnzimmer und zeigt beeindruckend, warum Animationsfilme immer noch die besten Voraussetzungen für 3D mitbringen. Es fliegen einem zwar keine Gegenstände um die Ohren, doch ist der Tiefeneffekt wirklich gut umgesetzt. Auch die ebenfalls enthaltene 2D-Fasssung des Films überzeugt durch ihre Bildqualität und steht der 3D-Fassung nichts nach. Einzig auf den 3D-Effekt muss man in dieser Version verzichten.

Was die Tonspuren angeht, bekommt man eine gut klingende deutsche 7.1 Tonspur in Dolby Digital präsentiert, während die englische Tonspur sogar in DTS-HD 7.1 auf der Scheibe ist. In meinem 5.1 Heimkino kam der Ton dabei gut zur Geltung, so dass hier wirklich ein mittendrin Gefühl aufkommen konnte. Zusätzlich befindet sich eine türkische DTS 5.1 Spur auf der Blu-ray. Untertitel gibt es ebenfalls. Hier kann man auf deutsche und türkische Untertitel zurückgreifen, sowie auf englische Untertitel für Hörgeschädigte.

Die limited Edition von „Alles steht Kopf“ liefert auf insgesamt drei Scheiben neben der 3D- und der 2D-Filmfassung auch umfangreiches Bonusmaterial. Ein Highlight ist hierbei sicher der Kurzfilm „Rileys erstes Date?“, bei dem man in die Köpfe von Rileys Familie und einem Jungen schaut der Riley zu Hause abholt. Mit „Lava“ hat es zudem ein zweiter Kurzfilm auf die Scheiben geschafft und zwar der Vorfilm, der bereits im Kino vor „Alles steht Kopf“ lief.

Wer tiefer in die Welt von „Alles steht Kopf“ einsteigen will, dem stehen hierzu einige Features zur Verfügung, die ich Filmfans wärmstens ans Herz legen möchte. Mein Highlight ist der Audiokommentar mit Regisseur Pete Docter und Produzent Jonas Rivera, der einem durch den Film begleitet und einem viel Wissenswertes über „Alles steht Kopf“ vermittelt. Ebenso spannend sind aber auch die anderen Features. Zu entdecken gibt es dabei die Features „Gemischte Gefühle“, „Wege zu Pixar: Die Frauen von Alles steht Kopf“, „Die Geschichte der Geschichte“, „Reise nach Innen“, „Unsere Väter, die Filmemacher“, „Der Sound von Alles steht Kopf“, „Hinter den Kulissen“, sowie einige zusätzliche Szenen und Trailer.

Nicht zu vergessen ist der tolle Pappschuber in dem die limited Edition kommt. Dieser liegen fünf Charakterkarten der Gefühle bei und hat ein großes Guckloch auf der Vorderseite, so dass man sein Lieblingsgefühl den Schuber zieren lassen kann.

Insgesamt hat Walt Disney bzw. Pixar mit der limited Edition zu „Alles steht Kopf“ eine Blu-ray Edition in den Handel gebracht, um die Freunde des Films nicht herum kommen. Hier bekommt man den Film nicht nur in bestmöglicher Qualität, man bekommt zusätzlich jede Menge Bonusmaterial und einen brandneuen Kurzfilm.

[FAZIT]

„Alles steht Kopf“ ist schlichtweg der Animationsfilm des Jahres und ein weiteres Meisterwerk aus dem Hause Pixar. Die Blu-ray in der limited Edition veredelt den Film nun zusätzlich. Hätte der Ausflug in den Kopf eines jungen Mädchens auch komplett nach hinten losgehen können, ist es Pixar gelungen die Welt der Gefühle greifbar einzufangen und in ein Reiseabenteuer zu packen, das auch Kinder begreifen und erleben können, während die erwachsenen Zuschauer sich über die komplexe Darstellung der Gefühlswelt freuen. „Alles steht Kopf“ erfindet mit seiner Reise zurück nach Hause und über Freundschaft und Zusammenhalt das Kino sicher nicht neu, findet aber einen Weg dieser Geschichte völlig neue Ansätze zu verleihen und geht mit seinem Szenario einen komplett anderen Weg als man ihn kennt. Diesen Film sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.

[FAKTEN]

Titel: Alles steht Kopf
Originaltitel: Inside Out
Genre: Animation, Kinder-/Familienfilm, Komödie
Regie: Pete Docter
Drehbuch: Pete Docter, Ronaldo Del Carmen, Meg LeFauve, Josh Cooley, Michael Arndt, Simon Rich
Stimmen (OV): Amy Poehler – Joy (Freude)
Phyllis Smith – Sadness (Kummer)
Richard Kind – Bing Bong
Bill Hader – Fear (Angst)
Lewis Black – Anger (Wut)
Mindy Kaling – Disgust (Ekel)
Kaitly Dias – Riley
Diane Lane – Mom
Kyle MacLachlan – Dad
Erscheinungsjahr: 2015
Land: USA
Laufzeit: 94 Minuten
Altersfreigabe: freigegeben ohne Altersbeschränkung
Verleih: Walt Disney

[Wertung]

Gnislew: 5 out of 5 stars (5 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen bei Walt Disney.

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