Als zweiten Film im Rahmen der Aktion „Ein Film, viele Blogger“ von „Schöner denken“ habe ich mir „Blue Steel“ angesehen. In diesem Cop-Thriller von Kathryn Bigelow (The Hurt Locker, Zero Dark Thirty) erlebt Jamie Lee Curtis (Halloween, Freaky Friday) als Jungpolizistin ein Wechselbad der Gefühle.

[INHALT]

Bereits einer Ihrer ersten Einsätze hat für die Jungpolizistin Megan Turner (Jamie Lee Curtis) weitreichende Folgen. Bei einer Kaffeepause wird Sie Zeuge, wie ein bewaffneter Mann den gegenüberliegenden Supermarkt überfällt. Sofort rennt Sie los um den Überfall zu stoppen, doch als der Räuber die Waffe auf Megan richtet und Ihrer Anweisung die Waffe fallen zu lassen nicht nachkommt, erschießt Megan den Verbrecher.

Obwohl Turner in dieser Situation eigentlich in Notwehr gehandelt hat, wird Sie wenig später vom Dienst suspendiert, da die angebliche Waffe nie am Tatort gefunden wurde. Wie auch, die hat sich nämlich der Börsenmakler Eugene Hunt (Ron Silver) eingesteckt, der als einer der Kunden Mitopfer beim Raubüberfall war.

Hunt entwickelt nach dem Raub nicht nur eine bizarre Beziehung zu der gesuchten Tatwaffe und verfällt immer mehr der der Waffe, er fühlt sich auch zur Polizistin Megan Turner hingezogen. Seine Obsession geht soweit, dass er mit der „gefundenen“ Waffe einen Mord begeht und vorher den Namen Megan Turner auf die Patrone einritzt.

Als Megan und Eugene sich dann scheinbar zufällig bei strömenden Regen begegnen, ist dies für Eugene die Chance seine Phantasien mit dem Objekt seine Begierde umzusetzen. Und Megan hat keine Ahnung mit wem Sie dort gerade eine Liebesbeziehung anfängt.

[MEINE MEINUNG]

Mit „Blue Steel“ hat Kathryn Bigelow einen fantastischen Film abgeliefert. Bereits die Eröffnungssequenz zieht den Zuschauer in den Film hinein und man ist sofort an der Figur Megan Turner interessiert. Ihr Weg zur Polizisten, ihre familiären Probleme und die erste Streife sind alles Momente die nicht nur gut gefilmt sind, sondern vor allem so gefilmt sind, dass man mit Megan mitfiebert und mitfühlt.

Wenn mit dem Überfall dann das nächste spannende Highlight im Film kommt, fragt man sich zwar zunächst warum Eugene Hunt die Pistole einsteckt und ist anschließend schockiert darüber, dass Turner suspendiert wird und welches perfide Spiel Hunt mit der Waffe treibt. Doch so wichtig die Szene im Supermarkt auch ist, in der Hunt die Waffe einsteckt, stellt sich hier dennoch eine Frage, die dem Film kurzfristig seiner Glaubwürdigkeit beraubt. Warum können nach einem bewaffneten Überfall die betroffenen Kunden einfach so nach Hause gehen, ohne das scheinbar eine polizeiliche Vernehmung, noch die Aufnahme der Personalien erfolgt ist? Mit den Daten wäre man dem Verbleib der Waffe sicher schneller auf die Schliche gekommen um so zu beweisen, dass Turner eben wirklich in Notwehr gehandelt hat.

Kann man über diese kleine Schwäche im Drehbuch hinwegsehen, bekommt man allerdings auch nach dem Überfall einen äußerst spannenden Film geboten. Wie Hunt nach und nach eine immer größere Obsession für die Waffe und die damit verbundene Macht entwickelt. Wie er sich mehr und mehr zu Turner hingezogen fühlt und wie Megan immer tiefer in den Strudel ein gefährlichen Machtspiels gerät fesselt an den Bildschirm, da es zum einen gut inszeniert wurde, zum anderen aber auch großartig gespielt ist.

Nach vielen Auftritten in Horrorfilmen war Jamie Lee Curtis ja 1989 vielen immer noch als Scream-Queen und weniger als Charakterdarstellerin bekannt, auch wenn Sie ein Jahr vor „Blue Steel“ bereits in der Komödie „Ein Fisch namens Wanda“ bewiesen hat, dass Sie mehr kann als in Horrorfilmen zu schreien und auch abseits der Komödie bereits einige Nichthorrorfilme gedreht hatte. In „Blue Steel“ konnte Sie nun aber eindrucksvoll beweisen, dass Sie eine beeindruckende Charakterdarstellerin ist. Eine starke Frau wie Megan Turner muss man erst einmal überzeugend spielen! Das Curtis dabei eine Frau ist, der eine Kurzhaarfrisur ausgesprochen gut steht und Sie mit ihren markanten Gesichtszügen sowohl autoritär als sexy zugleich wirkt, hilft dabei natürlich, doch unter dem Strich ist es die Art, wie Curtis spielt, die ihre Leistung so eindrucksvoll macht. Wenn Sie bei dem Überfall noch verunsichert den Laden betritt und tief durchatmen muss bevor Sie die Waffe zieht, dann hat man nicht das Gefühl, dass hier Curtis eine Rolle spielt, sondern das eine reale Jungpolizistin das erste Mal ein eine Extremsituation gerät.

Genauso wichtig wie der Protagonist ist für einen guten Film auch der Antagonist. Dies ist bei „Blue Steel“ die Figur des Eugene Hunt und dieser wird von Ron Silver (Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten, Timecop) packend verkörpert. Silver gehört mit Sicherheit nicht zu den ultimativen Hollywoodschönlingen und so ist auch seine Filmfigur dementsprechend kein Boygroup-Posterboy, dennoch oder gerade deswegen versteht man, wieso Turner bei strömenden Regen zu ihm ins Taxi steigt und wieso sie im verfällt. Silver bringt einfach natürliches Charisma mit und dieses Charisma kann er auf seine fiese Filmfigur übertragen und so einen Charakter schaffen, der durchtriebener nicht sein kann. Wenn Silver als Eugene Hunt zum ersten Mal tötet, dann schillert der Wahnsinn in seinem Blick durch, der beim Zuschauer für eine Gänsehaut sorgt. Und wenn dann Turner und Hunt aufeinandertreffen, dann will man Megan zurufen, dass sie die Finger von ihm lassen soll, erliegt aber gleichzeitig selbst dem mysteriösen Charme des Psychopathen.

[FAZIT]

„Blue Steel“ ist ein Thriller, den man gesehen haben muss. Mit Bigelow von einer Regisseurin gedreht, die den hier gezeigten Inszenierungsstil in ihren späteren Werken perfektioniert hat und damit zu Oscarruhm gekommen ist, ist „Blue Steel“ von der Eröffnungssequenz spannend und bis auf ein kleines Logikloch in Bezug auf die Tatwaffe auch schlüssig. Durchgehend spannend und mit interessanten Figuren erzählt, ist „Blue Steel“ sehr gute Thrillerkost, bei der man gerne mitfiebert.

[FAKTEN]

Titel: Blue Steel
Originaltitel: Blue SteelGenre: Thriller
Regie: Kathryn Bigelow
Drehbuch: Kathryn Bigelow, Eric Red
Darsteller: Jamie Lee Curtis – Megan Turner
Ron Silver – Eugene Hunt
Clancy Brown – Nick Mann
Elizabeth Peña – Tracy Perez
Louise Fletcher – Shirley Turner
Philip Bosco – Frank Turner
Kevin Dunn – Asst. Chief Stanley Hoyt
Richard Jenkins – Attorney Mel Dawson
Markus Flanagan – Husband
Mary Mara – Wife
Skipp Lynch – Instructor
Mike Hodge – Police Commissioner
Mike Starr – Superintendant
Chris Walker – Officer Jeff Travers
Tom Sizemore – Wool Cap
Erscheinungsjahr: 1989
Land: USA
Laufzeit: 102 Minuten
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 16 Jahren
Verleih: Concorde Home Entertainment

[Wertung]

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

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