Science-Fiction als Koproduktion aus Österreich, Deutschland und der Schweiz, das ist „Stille Reserven“. Klingt zunächst nicht nach guten Voraussetzungen für einen tollen Kinoabend, gibt es doch verhältnismäßig wenig gute Science-Fiction Filme aus diesen Produktionsländern. Grund genug „Stille Reserven“ einmal genauer zu betrachten um vielleicht eines besseren belehrt zu werden.

[INHALT]

Vincent Baumann (Clemens Schick) ist Versicherungsagent für eine ganz besondere Versicherung, nämlich für Todesversicherung. In der Zukunft, werden nämlich Menschen die keine solche Versicherung, aber nach ihrem Tod noch finanzielle Verpflichtungen haben künstlich in einem unwürdigen Dämmerzustand am Leben gehalten und die Körper ausgebeutet.

Die Folge dieses Geschäft mit den Todesversicherungen ist, dass sich die Gesellschaft mehr und mehr spaltet. Teile der Bevölkerung formen eine regelrechte Rebellion und versuchen nicht versicherte Personen nach ihrem Ableben vor dem Zugriff der Behörden zu entziehen um ihnen so den menschenunwürdigen Dämmerzustand zu ersparen.

Eine dieser Rebellen ist Lisa (Lena Lauzemis), zugleich Tochter des wohl schwierigsten potenziellen Klienten von Vincent. Für Vincent eine Verbindung, die er bei der Gewinnung von Lisas Vater als Kunden ausnutzen möchte.

Während seinen Versuchen den wichtigen Kunden zur Vertragsunterschrift zu bringen, keimen in Vincent allerdings auch Zweifel auf, ob die Todesversicherungen wirklich tragbar sind. Treibt die Versicherung vielleicht sogar ein falsches Spiel mit Ihren Mitarbeitern um unliebsame Mitarbeiter loszuwerden? Sollte das System nicht tatsächlich zum Einsturz gebracht werden?

Und dann entwickelt er auch noch Gefühle für Lisa, was seine Situation nicht leichter macht.

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[MEINE MEINUNG]

„Stille Reserven“ hat mich begeistert! Die Eröffnungssequenz lässt einen zunächst einmal mit einigen Fragen zurück, doch schon war ich von der Prämisse des Films begeistert und gefesselt von dem Intrigenspiel der Versicherung, der moralisch fragwürdigen Todesversicherung und der gezeigten Spaltung der Gesellschaft. Natürlich betreibt Regisseur Valentin Hitz (Ratrace, Kaltfront) ein gewisses Maß an schwarz-weiß Malerei und zeigt bei einigen Figuren ziemlich deutlich ob sie zu den Guten oder den Bösen gehören

Auf der anderen Seite schafft es Hitz aber auch die Integrität einiger Figuren zu verschleiern. So bleibt die Rolle von Philip Kessler (Stipe Erceg) zum Beispiel lange Zeit unklar, was so dafür sorgt, dass ich als Zuschauer eben bei dieser und manch anderer Figur lange gerätselt habe auf welcher Seite sie wohl steht.

Auch gelingt es Hitz, dass man alle Figuren glaubwürdig findet. So kommen die Zweifel von Vincent am System nicht von jetzt auf gleich und sind bei weitem nicht nur an seine Gefühle für Lisa geknüpft und Lisa ist auf der anderen Seite nicht die eiskalte Rebellin, sondern einfach nur eine starke Frau, der trotz ihrer Differenzen mit ihrem Vater zum Beispiel etwas an Familienwerten liegt.

Es ist allerdings nicht nur die Art wie Hitz seinen Film erzählt, sondern auch wie das gesamte Ensemble „Stille Reserven“ spielt. Bei für mich unbekannten Darstellern wie Clemens Schick (4 Könige, Das finstere Tal) und Lena Lauzemis (Herbert, Fremde Freundin) hätte der Film auch ganz schnell scheitern können, doch diese Beiden und auch die restlichen Darsteller spielen ihre Rollen wirklich gut und überzeugend. Man kauft ihnen die einzelnen Charaktere wirklich ab.

Mich persönlich hat es im Bezug auf die Besetzung total gefreut, dass auch Stipe Erceg (Der Typ, Hell) in „Stille Reserven“ mitspielt. Erceg ist für mich nämlich einer der unterschätztesten Darsteller im deutschen Kino und ich sehe ihn einfach unheimlich gerne auf der Leinwand beziehungsweise im Heimkino.

[FAZIT]

„Stille Reserven“ ist großartiges Genrekino! Regisseur Hitz begeistert mit einer packenden moralischen Frage und erzählt diese mit interessanten Figuren. „Stille Reserven“ links liegen zu lassen wäre ein großer Fehler, zeigt der Film doch nicht nur, dass eine Todesversicherung vielleicht nicht die beste Idee für die Zukunft ist, sondern auch, was passiert, wenn die Würde des Menschen unterwandert wird.

[FAKTEN]

Titel: Stille Reserven
Genre: Science-Fiction
Regie: Valentin Hitz
Drehbuch: Valentin Hitz
Darsteller: Clemens Schick – Vincent Baumann
Lena Lauzemis – Lisa
Daniel Olbrychski – Wladimir Sokulov
Marion Mitterhammer – Diana Dorn
Martin Reik – Novack
Marcus Signer – Gerhard Frei
Jaschka Lämmert – Maria Dietrich
Simon Schwarz – Johannes Dietrich
Stipe Erceg – Philip Kessler
Dagmar Koller – Eleny Hoffmansthal
Erscheinungsjahr: 2016
Land: Deutschland, Österreich, Schweiz
Laufzeit: 96 Minuten
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 12 Jahren
Verleih: Camino Filmverleih

[Wertung]

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Der Film ist seit dem 20.04.2017 im Kino.

2 Gedanken zu „Todesversicherung für die letzte Ruhe“
  1. Hallo!
    Wer kann mir den Titel dieses Films nennen, von dem ich nur noch eine kurze Sequenz erinnere?

    ….:Eine Frau, die nicht in der Lage ist, Gefühle zu empfinden (etwa wie ein Autist), geht auf der Strasse in einer Stadt und kommt an einem verunfallten Menschen vorbei. Sie bleibt stehen, aber anstatt zu helfen, starrt sie fasziniert auf die Szene. Dann geht sie nach Hause. Dort stellt sie sich gleich vor den Spiegel und übt die Gesichtsausdrücke und Gesten der Bestürzung ein, die sie gerade gesehen hat…

    …Ich glaube, es war eine bekannte amerikanische Schauspielerin…

    danke für Antwort.

    1. Hi Michael,

      schön, dass du uns einen Kommentar da gelassen hast. Ich kann dir leider nicht sagen, wie der Film heißt den du suchsts, aber vielleicht weiß es ja einer unserer Leser.

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