ALLIED ist die bewegende Geschichte des englischen Geheimdienstoffiziers Max Vatan (Brad Pitt) und der französischen Résistance-Kämpferin Marianne Beauséjour (Marion Cotillard), die sich im geheimen Auftrag der Alliierten in Casablanca kennen und lieben lernen. In London wiedervereint, wird ihre Liebe auf eine harte Probe gestellt, als Marianne verdächtigt wird, für den Feind zu spionieren. Für Max bricht eine Welt zusammen. Gefangen in einem undurchsichtigen Netz aus Verdächtigungen und Lügen, versucht er verzweifelt herauszufinden, ob Mariannes Liebe und ihr gemeinsames Leben auf wahren Gefühlen basieren. (Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: Allied (USA 2016)
Studio: Paramount (Universal Pictures)
Erscheinungstermin: 11. Mai 2017
Spieldauer: 125 Minuten
FSK: ab 12
Regisseur: Robert Zemeckis
Drehbuch: Steven Knight
Musik: Alan Silvestri
Darsteller: Marion Cotillard, Brad Pitt, Lizzy Caplan, Matthew Goode, Charlotte Hope, August Diehl, Anton Lesser u.a.

Handlung

1941, Französisch-Marokko

Der Mann, der über der marokkanischen Wüste aus dem Himmel fällt, ist Max Vatan, ein Agent der britischen Special Operations Executives (SOE). Ein einheimischer Fahrer holt ihn ab, übergibt ihm einen Koffer und einen Ehering, bevor er ihn in Casablanca vor dem Nachtklub Rivoli absetzt. Inzwischen ist Max schick in Schale und kann sich ohne Weiteres an den Nazi-Offizieren vorbeidrücken, die im Rivoli ein und aus gehen. Schließlich ist ja Frankreich von den Deutschen besetzt worden.

Er solle nach der Dame im lila Kleid und der Jacke mit dem Kolibri Ausschau halten, hat ihm der Fahrer gesagt. Und da sitzt sie, Madame Berne. Als sie sich umdreht, nimmt sie ihre lange vermissten Mann, der in Paris zurückblieb, in die Arme. Sie spielt ihre Rolle perfekt, und als sie mit ihm in einem bereitstehenden Wagen zu ihrer Wohnung fährt, erklärt sie ihm, worauf es ankommt: Man muss die Emotionen echt spielen. Deshalb dringt sie auch darauf, die Fassade des französischen Mannes und seiner Frau aufrechtzuerhalten. Oben auf der Dachterrasse, wo die Nachbarn sie sehen und hören können, heißt sie nicht Madame Berne, sondern Marianne Beauséjours. Sie war in Dieppe, bis die Sektion V der Regierung, die für Spionageabwehr zuständig ist, ihre gruppe auslieferte. Nur sie entkam, sagt sie.

Max ist nicht hier, um Urlaub zu machen, sondern um jemanden zu töten – den deutschen Botschafter, um genau zu sein. Aber kann er dieser Marianne wirklich vertrauen? Sie scheint sich mit Sten-Maschinengewehren nicht gut auszukennen. Dafür ist sie ist eine Granate beim Sex – im Auto, umtost von einem Sandsturm. Und gegenüber dem misstrauischen Leiter der deutschen Gesandtschaft, dem S-Mann Huber (August Diehl), dolmetscht sie für Max.

Schließlich wird es eng. Max muss einen Mann der deutschen Abwehr umlegen, der ihn noch aus Marseille kennt. Dann der Empfang bei den Nazis: Als draußen eine Autobombe explodiert, sind alle so abgelenkt, dass es Max und Marianne leicht gelingt, die bereitgestellten MGs hervorzuholen und alle Ziele zu erledigen – auch den miesen Pokerfan Huber. Auf der Flucht bittet Max Marianne, seine Frau zu werden.

Es vergehen drei Wochen, bis die misstrauische Sektion V Marianne überprüft hat und nach England einreisen lässt. Sein Vorgesetzter Frank Heslop warnt Max vergeblich vor einer Ehe, die ihm Einsatz begonnen wurde – Marianne ist schwanger. Bei einem Luftangriff gebiert seine tapfere Frau mitten im Bombenhagel seine Tochter Anna. Marianne gelobt: „Dies bin ich, Max, das gelobe ich vor Gott.“

1942

Max wird zur Sektion V vorgeladen und dem „Rattenfänger“ vorgestellt. Dessen bebrilltes Gesicht hat tatsächlich Ähnlichkeit mit einem Nagetier. Die Nachricht ist niederschmetternd und empörend: Marianne sei eine deutsche Spionin. Immer wieder kämen aus der Nordlondoner Wohngegend, wo das Häuschen der Vatans steht, Funkmeldungen, die nach Berlin gingen. So sehr sich Max auch aufregt, der Rattenfänger bleibt hart: Sie muss einem Blaufarbtest unterzogen werden. Das heißt, Vatan muss ihr eine wichtig aussehende Nachrichtung als Köder vorlegen, und wenn sie diese abschickt, ist bewiesen, dass sie für den Feind arbeitet. In diesem Fall ist sie sofort zu töten, und falls er ihr Komplize sein sollte, werde er wegen Hochverrats gehängt. Alles klar?

Schon bald mehr die aufmerksame Marianne, dass sich am Verhalten ihres Mannes etwas verändert hat. Max bleiben nur 72 Stunden, um herauszufinden, ob seine Frau, die Mutter seiner geliebten Tochter, wirklich Marianne B. oder eine Spionin ist. Schließlich muss er persönlich nach Dieppe fliegen, in Feindesland, in stockdunkler Nacht, um aus einem notorischen Säufer die Wahrheit herauszuholen…

Mein Eindruck

Nein, dies ist weder ein Remake von noch ein Sequel zu Michael Curtiz‘ Klassiker CASABLANCA! Diesen Eindruck suggerieren zahlreiche Filmkritiken, und ich finde, alle liegen daneben. Sie gehen alle vom Schauplatz aus, als würde das den ganzen Rest erklären. Es gibt keinen Rick, keine Ingrid Bergman, keinen französischen Oberst, keine Emigranten. Ganz im Gegenteil: Dies ist die französische Riviera, exklusiv und voller Annehmlichkeiten. Wenn da bloß nicht die schwarzgekleideten Nazis wären, die aus dem besetzten Frankreich herüberkommen wie (Invasoren der fünften Kolonne.

Eine Kritikerin behauptet, in der ersten Stunde gäbe es gar keine Handlung. Ich weiß nicht, welchen Film sie gesehen hat, aber die Handlung beginnt spätestens im Rivoli Club, als Max seine „Marianne“ trifft, mit der er einen Anschlag verüben soll. Kann er ihr trauen? Ist sie die echte „Marianne de Beauséjours“, die bekanntlich ihre Widerstandsgruppe verloren hat? Das Misstrauen verbirgt sich hinter gediegen formulierten Sätzen. Die Cotillard pariert die Vorstöße burschikos und selbstbewusst, geht sogar zum Gegenangriff über („Ein Ehemann würde seiner Frau die Zigarette zuerst anbieten“). In der ersten Filmhälfte hinterlässt sie einen stärkeren Eindruck als Pitt, doch der dreht dann im letzten Drittel richtig auf.

Action gibt es genügend: Schon nach der ersten Viertelstunde meuchelt Max den ersten Deutschen, rund zehn Minuten später sind die Nazis und ihre Kollaborateure Zielscheiben eines Massakers, das Max und Marianne anrichten. Wer kein Blut sprudeln sehen mag, sollte dabei die Augen zumachen. Weitere zehn Minuten später beißen sich die Zuschauer auf die Fingernägel, weil Marianne ihr Baby inmitten des Bombenhagels deutscher Flieger in diese schreckliche Welt presst. Leuchtspurmunition zeichnet Weihnachtsbäume in die Luft – Bethlehem ist abgebrannt.

In der Mitte des Film herrschen trügerische Ruhe und Harmonie, die ziemlich genau in der Mitte vom „Rattenfänger“ der Spionageabwehr zerfetzt wird. Falsche Identitäten ziehen falsche Gefühle, falsche Blicke und falsche Worte nach sich. Auf einmal erscheint Mariannes menschlicher Umgang zwielichtig. Das Schauspiel, das Max und Marianne in Casablanca aufführten, wird nun in Highgate, London, im trauten Heim inszeniert. Die Gräben sind unsichtbar, aber sie breiten sich aus.

Um seinen Verstand und seine Liebe zu der Mutter seiner Tochter zu retten, gibt es für Max nur einen – befehlswidrigen – Weg: Wenn dies kein Test oder Spiel ist (er fragt seinen Chef Frank Heslop explizit), dann muss er die Wahrheit selbst aufdecken. Was dies bedeuten könnte, macht der Besuch bei dem Kriegsversehrten Guy deutlich: Dem Mann fehlt ein Auge, das andere ist blind. Nein, der Krieg ist nach Hause gekommen. Und hier lässt sich die Wahrheit sicher nicht finden.

Die Blu-ray

Technische Infos

Format: 16:9 – 2.40:1 (Widescreen)

Sprachen: Japanisch (DD 5.1 Surround), Italienisch (DD 5.1 Surround), Deutsch (DD 5.1 Surround), Englisch (DTS-HD 5.1), Französisch (DD 5.1 Surround), Spanisch (DD 5.1 Surround)

Untertitel: Deutsch, Englisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch, Norwegisch, Schwedisch, Spanisch

Extras: Making-of-Dokus

Mein Eindruck: die Blu-ray

Die Bildqualität ist bei dieser Blu-ray selbstredend hervorragend, von Rauschen kann keine Rede sein. So lässt sich leicht die Farbcodierung feststellen. In Afrika und im Heim der Vatans herrschen warme, rötliche Töne vor, während in London bläuliche Töne den Zuschauer frösteln lassen. ganz schlimm wird es im düsteren, grauen Bunker der Sektion V. Hier residiert der Spionaufspürer, der sich der „Rattenfänger“ nennt. (Im Englischen werden Verräter häufig als Ratten bezeichnet.)

Der Ton ist nicht umwerfend, aber realistisch gestaltet. Wenn die Bomben fallen, während Marianne ein Baby zur Welt bringt, wird selbst dem letzten Zuschauer bange. Und wenn der deutsche Bomber auf das traute Heim zu stürzen droht, dürfte so manches Gebiss klappern. In beiden Fällen ist der starke Sound dafür verantwortlich.

Dies ist besonders im englischen Original zu erleben. Hier kann man selbst kleinstes Klirren von Metall noch hören, das in der deutschen Tonspur fehlt. Dieser Informationsverlust ist auf den Kopiervorgang zurückzuführen, der stattfinden muss, um die Synchronisation zu integrieren. Manchmal kam mir der Unterschied wie der zwischen Tag und Nacht vor. Stereosound konnte ich nur selten feststellen, was ich angesichts der Fülle von Action schade finde.

Untertitel gibt es in Hülle und Fülle, die Extras werden als Original mit Untertitel geboten.

Extras

Beim Bonusmaterial handelt es sich um ein in zehn Teile verteiltes Making-of, das es auf eine Gesamtlänge von beachtlichen 68 Minuten bringt. (Daher verzichte ich auf Längenangaben für die 10 Einzelteile.) Im Grunde ein 10-teiliges Making-of, mit einem „Alles Abspielen“ Button. Vom Drehbuch, bis hin zu den Sets, über den Blick von Robert Zemeckis bis hin zur Musik werden alle wichtigen Aspekte dieser Produktion behandelt. Alles in Englisch mit deutschen Untertiteln und mit 68 Minuten Gesamtlaufzeit recht ausführlich.

  1. The True Story of ALLIED: Diese Einführung klärt über die historischen Hintergründe der Geschichte auf. Die Abteilungen SOE und Sektion V gab es wirklich. Der SOE diente der Unterstützung des Widerstands hinter den feindlichen Linien, während Sektion V – gekennzeichnet durch Bunkermentalität und elektrische Apparate – dem Aufspüren von Spionen im eigenen Land dient. Auf beiden Seiten geht es immer um Identität: Trifft Max den richtigen Fahrer, die richtige Komplizin, kann er sich selbst den Deutschen als echten Ingenieur aus Frankreich verkaufen? Es kommt zu riskanten Szenen, etwa jener, als Max vor dem SS-Mann einen harmlosen Franzosen markieren soll, aber stattdessen exzentrische Kartenkunststücke vorführt. ??Ein weiterer Test, der schiefgehen könnte, ist der Blaufarbtest, dem Marianne unwissentlich unterzogen wird. Eine attraktive Nachricht wird als Köder dargeboten. Wird die Nachricht an den Feind gesendet, ist der Verrat bewiesen. Dass die Sache nicht so einfach liegt, will Max beweisen – unter Einsatz seines Lebens. Das Vorbild für die Figur Max hat allerdings die enttarnte Spionin ohne zu zögern erschossen.
  2. The Production Design of ALLIED: Diese Dokumentation erläutert das gediegene und glaubwürdige Bühnenbild des Films. „Casablanca“ entstand auf den Kanarischen Inseln, sämtliche Innenräume natürlich im Studio, viele Außenszenen wie etwa in London vor Green Screens, die dann durch VFX ersetzt wurden. Es waren insgesamt 70 Sets, die Gary Freeman schuf, doch viele wurden zwei- bis dreimal verwendet, leicht abgewandelt, versteht sich. Die Kamele sind allerdings echt.
  3. Through the Lens – Arbeiten mit Robert Zemeckis: Der Produzent Graham King erzählt von der „Regielegende“ Zemeckis und deren Verdiensten. Für Zemeckis ist das Erzählen einer Geschichte das Wichtigste. Für Zemeckis kommt es wiederum auf die emotionale Wirkung der Bilder und der Geschichte an, um im Zuschauer etwas zu bewirken. Damit sich der Betrachter mit der Hauptfigur und deren Schicksal identifizieren, muss die Geschichte aus deren Blickwinkel erzählt werden. Obwohl diese ästhetischen Grundlagen seit Aristoteles‘ Zeiten gelten (also seit fast zweieinhalbtausend Jahren), gelingt es immer noch nur mit großem Geschick, diese Wirkung zu erzielen. Die Kamera und Beleuchtung durch Don Burgess trägt einen großen Teil dazu bei. Nahaufnahmen, spezielle Linsen – sie können alleine bereits das Gefühl von beklemmender Klaustrophobie auslösen. In der turbulenten Geburtsszene ist dann jede Distanz aufgehoben. Ecce homo.
  4. A Stitch in Time – Die Kostüme von ALLIED: Als Kostümdesignerin fungierte Joanna Johnston (die mit Zemeckis schon seit „Roger Rabbit“ zusammenarbeitet), und was sie uns da über die Details in den Kostümen erklärt, dürfte jeden Textilexperten in Verzückung versetzen: Hier sieht man das alte Hollywood der 1940er Jahre, allerdings mit einem modernen Touch. Das Motiv des Kolibris, das die erste Szene zwischen Max und Marianne charakterisiert, stammt von Cotillard. Sie spielt quasi die Hibiskusblüte, die den Kolibri (Max) lockt. Im ganzen Film sieht Cotillard eindrucksvoll und glaubwürdig aus. Pitt wirkt stellenweise overdressed, aber das ist völlig subjektiv. Er soll eben KEIN hemdsärmeliger Indiana Jones sein.
  5. Til Death Do Us Part – Max und Marianne: Der Dreh dieses Filmes in chronologischer Reihenfolge stellt eine große Ausnahme im heutigen Filmhandwerk dar. Dies erfolgte auf Pitts Bitte hin. Heute ist es üblich, an zahlreichen Drehorten gleichzeitig Einzelszenen zu drehen. Vorteil: Die Dreharbeiten dauern kürzer, was der Kasse des Produzenten zugutekommt. Nachteil: Nur das Skriptgirl blickt noch durch, wo was wann wozu gerade gedreht wird. Zum Glück ist das Skriptgirl bereits durch entsprechende Software abgelöst worden.
  6. Guys and Gals – Ensemble Cast: Diese Dokumentation stellt die mehr oder weniger bekannten britischen DarstellerInnen vor. Jared Harris, Anton Lesser (der gerade einen BAFTA Award bekommen hatte), das lesbische Pärchen Charlotte Hope und Lizzy Caplan, doch die Erwähnung von August Diehl (dem SS-Mann in Casablanca) wird vom deutschen Zuschauer schmerzlich vermisst.
  7. Visual Effects – Lights, Pixels, Action!: Nach 44 Minuten nähert sich das 68-minütige Making-of allmählich der Zielgeraden. An den visuellen Effekten mussten mehrere Abteilungen zusammenarbeiten. Kameramann Don Burgess lieferte Rahmen und Vordergrund, Bühnenbildner Freeman besorgte die Modelle, SFX-Mann Baillie war Herr über die CGI-Pixel, die den Hintergrund lieferten, so etwa bei der gewaltigen Szene mit dem Absturz eines abgeschossenen deutschen Bombers. In Vergleichen zwischen mit vs. ohne VFX wird augenfällig, welchen Beitrag die Pixelmaschine lieferte: über 700 Aufnahmen. Es soll dem Zuschauer verdeutlicht werden, dass der Krieg immer und überall irgendwo im Hintergrund präsent ist.
  8. Behind the Wheel – Fahrzeuge in ALLIED: Autos sind von Anfang an im Bild: Ein marokkanischer Fahrer holt den abgesprungenen Wing Commander Max Vatan aus der Wüste ab und bringt ihn vor den Rivoli Club in Casablanca. Lastwagen spielen als Symbol für Truppenbewegungen ständig eine Rolle, besonders in Dieppe, als die Deutschen die Resistance-Kämpfer angreifen. Max bereinigt die Lage. Aber Autos können beides sein: Käfige für Opfer wie auch beschützende Behälter für Liebespaare, während ringsum der Sandsturm tobt. Kein Wunder also, dass der richtige Oldtimer aus der passenden Zeit am richtigen Ort auftauchen muss. Ein französischer Citroen im London der Kriegsjahre? Höchst verdächtig.

    Bei den Flugzeugen gab man sich noch mehr Mühe. Da die Lysander, die Max Vatan 1943 fliegen sollte, in der regnerischen Schlussszene tagelang berieselt werden sollte, kamen Originale nicht in Frage. Deshalb ließ man eine Spezialfirma einen Nachbau herstellen. Sieht auch sehr gut aus. Alle anderen Flieger wie etwa Bomber kommen aus dem Computer.

  9. Locked and Loaded – Die Waffen von ALLIED: Max fragt Marianne, ob sie nicht mit Sten-Maschinengewehren umgehen könne. Allein schon die Frage verrät sein gesundes Misstrauen als SOE hinter feindlichen Linien. Natürlich muss ein Sten echt aussehen, geübt gehandhabt werden und der Schütze muss trainiert worden sein – auch Madame Cotillard. Robert Grundy, der Waffenmeister, plaudert aus dem Nähkästchen. Obwohl alle Waffen echt aussehen und möglicherweise sogar funktionstüchtig sein mussten, durfte nur mit Platzpatronen geschossen werden. Es sind schon genug Schauspieler „aus Versehen“ erschossen worden, so etwa der Sohn von Bruce Lee.
  10. That Swingin‘ Sound – Die Musik von ALLIED: Die Musik enthüllt die zwei grundverschiedenen Seiten des Lebens zu Kriegszeiten. Komponist und Dirigent Alan Silvestri, der seit 33 Jahren mit Zemeckis arbeitet, hat teils eine unglaublich romantische und elegische Musik geschrieben, teils aber auch Swing-Titel, in denen die Bläsersektionen auftrumpfen können. Diese schmissige Musik war der Party-Sound der Vierziger Jahre, „der Rock ’n‘ Roll jener Zeit“, sagt Silvestri.

In einer erfreulichen Hinsicht unterscheidet sich dieses umfangreiche Making-of von vielen ähnlichen Machwerken, die der Rezensent vorgesetzt bekommt: Es bleibt mit großem Sachverstand bei der Sache, ohne die menschlichen Aspekte zu vernachlässigen. Das übliche Schulterklopfen hält sich in einem erträglichen Rahmen. Wenn Profis das untereinander tun, dann ist das berechtigte Anerkennung von Leistung.

Unterm Strich

„Allied“ ist keine Fortsetzung von Michael Curtiz‘ Klassiker „Casablanca“, spielt aber zunächst im gleichen Milieu, unter den Ausläufern des deutschbesetzten Frankreich in Marokko. Aber das romantische Drama will vieles zugleich sein. Es beginnt als – halbwegs spannender – Agententhriller, wird zu einem bewegenden Kriegsdrama und endet schließlich in einer tragischen Liebesgeschichte.

Zuweilen fühlte ich mich an den Plot von „Vertrauter Feind“ von Alan Pakula (http://www.imdb.com/title/tt0118972/?ref_=nm_flmg_act_25) erinnert: Brad Pitt ist auf einer Mission der IRA und täuscht seinen „Freund“ Harrison Ford. Dies wiederum erinnert an „Die Stunde der Patrioten“ (http://www.imdb.com/title/tt0105112/?ref_=nm_flmg_act_31 ), mit Harrison Ford und Sean Bean als Feinden und einem Verräter in den amerikanischen Reihen (Regie: Philip Noyce).

Hart am Kitsch

Das Ganze hat durchaus etwas für sich und ist vor allem sehr schön anzusehen, doch irgendwann kamen mir Zweifel, ob ein Regisseur wie Zemeckis wirklich der Richtige ist, um ein solches Drama umzusetzen.

Man nehme nur die beiden emotionalsten Szenen zwischen Max und Marianne. Liebe in einem geschlossenen Wagen, umgeben von einem Sandsturm – das ist ein symbolträchtiges Bild, aber ist es nicht ein wenig übertrieben in seiner Symbolhaftigkeit? Zumindest erklärt die Szene, warum Marianne neun Monate spätestens ein Mädchen zur Welt bringt – inmitten von Bombenhagel und Explosionen.

Auch diese Szene streift den symbolträchtigen Kitsch, es sei denn, man hat etwas für heftige Gefühle übrig. Das hängt ganz vom jeweiligen Zuschauer ab. Ebenso das Finale: Dieses entstammt in seiner unerbittlichen Konsequenz etwas von einer griechische Tragödie aus. Die Botschaft ist unüberhörbar: Die Lebenden können im Krieg nur versuchen, so menschlich wie möglich zu bleiben und ihre Hoffnungen und Pläne an die nächste Generation weiterzugeben. Deshalb zeigt der Film Max und Anna in seiner letzten Einstellung: Etwas wurde gerettet, vielleicht sogar das Wichtigste.

Schauspieler

Besonders überzeugend und beeindruckend fand ich den Auftritt von OSCAR-Preisträgerin Marion Cotillard. Diese Liga muss Brad Pitt erst noch erreichen. Der Schauspieler ist im Bonusmaterial nie als Zitatgeber zu finden, denn er arbeitete schon am nächsten Film, der auch mit dem Krieg zu tun hat: Pitt spielt einen General im Afghanistan-Krieg, der über die Enthüllungen eines Journalisten stürzte. Die Nebenrollen indes sind ausgezeichnet besetzt, und besonders gefiel mir dabei der leider viel zu kurze Auftritt von August Diehl.

Die Blu-ray

Die Silberscheibe ist sauber produziert worden. Sound und Bild entsprechen der zu erwartenden Qualität einer Blu-ray, und auch das Making-of von fast 70 Minuten Länge gibt keinen Anlass zu Kritik: Die zehn Dokumentationen decken die wichtigsten Aspekte der Produktion ab, und sogar einige unwichtige wie etwa Fahrzeuge oder Waffen. Auf Werbebeigaben wie etwa eine Trailershow oder Regiekommentare kann ich gut verzichten.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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