INFERNO setzt die Leinwand-Abenteuer des bekannten Harvard-Symbologen Robert Langdon fort: Tom Hanks wird mit einer Reihe von Hinweisen konfrontiert, die mit Dantes „Inferno“ zusammenhängen. Nachdem er in einem italienischen Krankenhaus mit Amnesie erwacht ist, tut er sich mit der jungen Ärztin Sienna Brooks (F. Jones) zusammen. Er hofft, dass sie ihm dabei helfen kann, seine Erinnerung wiederzuerlangen. Gemeinsam hetzten sie in einem Wettlauf gegen die Zeit durch ganz Europa, um einen Wahnsinnigen davon abzuhalten, einen globalen Virus freizusetzen, der die halbe Weltbevölkerung auslöschen würde. (Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: Inferno (USA 2016)
Dt. Vertrieb: Sony
VÖ: 2016
EAN: 4030521745209
FSK: ab 12
Länge: ca. 121 Min.
Drehbuch: David Koepp nach dem Roman von Dan Brown
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Tom Hanks (R. Langdon), Felicity Jones (Sienna brooks), Irrfan Khan (Mr. Harry Simms), Omar Sy (Christophe Bouchard), Ben Foster (B. Zobrist), Sidse Babett Knudsen (Elizabeth Sinskey) u.a.

Handlung

Der amerikanische Symbolkundler Robert Langdon erwacht mit heftigen Kopfschmerzen und einem schwummrigen Gefühl. Albträume von Leichen, einem blutigen Fluss und einer verschleierten Frau haben ihn heimgesucht. Er findet sich in einem unbekannten Krankenhausbett wieder, mit einem Katheter im Arm, und sein Schädel brummt. Eine Krankenschwester beugt sich über ihn, begleitet von einem Arzt.

Im Exil

Nach einigen mühseligen Gesprächen erkennt er, dass er sich in Italien befindet, genauer: in Florenz. Er kann sich nicht erinnern, wie er hierhergekommen ist, aber gestern – oder war’s vorgestern? – hatte er noch einen Vortrag über Dantes „Göttliche Komödie“ gehalten – allerdings in den Vereinigten Staaten. Es scheint, als habe er das Gedächtnis an die letzten zwei Tage verloren. Die Krankenschwester sagt, er habe einen Streifschuss abbekommen, der sein Gehirn nur um Millimeter verfehlt habe. Er kann sich auch nicht erinnern, beschossen worden zu sein. Die Krankenschwester nennt sich Sienna Brooks und sieht mit ihren knapp 30 Jahren und dem brünetten Schopf recht attraktiv aus.

Verfolgt

Zusammen sehen sie entsetzt, wie sich eine ganz in Leder gekleidete junge Frau Zutritt zur Intensivstation verschaffen will – mit gezückter Pistole. Als ein Pfleger sie aufhalten will, wird er über den Haufen geschossen. Die Krankenschwester ist die erste, die sich wieder fassen kann. Sie hilft Robert aus dem Bett und in letzter Sekunde können sie der Killerin auf die Straße entkommen. Die Verfolgerin beschießt zwar ihr Taxi, trifft aber nur den Außenspiegel. Der Fahrer drückt auf die Tube. Schon bald ist Robert in Siennas kleiner Wohnung im Zentrum von Florenz sicher. Denkt er.

Denn als er das amerikanische Konsulat anruft und unter einer Angabe einer falschen Adresse Hilfe erbittet, taucht die Killerin draußen auf der Straße erneut auf. Während er sie aus Siennas Wohnung beobachtet, muss Robert bestürzt erkennen, dass die amerikanische Regierung anscheinend mit Attentätern unter einer Decke steckt. Offensichtlich muss er sich an die Hilfe von Sienna Brooks halten. Allerdings begeht er in einem Augenblick, als sie für ihn frische Kleider holt, einen Fehler: Er checkt seine Mails. Schon bald machen seine Gegner anhand der IP-Adresse seinen Aufenthaltsort ausfindig.

Landkarte der Hölle

Doch zuvor gelingt ihm und Sienna eine eigene erstaunliche Entdeckung. In das Futter von Roberts edler Harris-Tweed-Jacke ist ein seltsamer Gegenstand eingenäht. Auf die silbern schimmernde Hülle einer Röhre ist das bekannte, unheimliche Zeichen für biologische Gefahrenstoffe aufgedruckt. Die Röhre lässt sich nur mit seinem persönlichen Daumenabdruck öffnen. Darin steckt ein Stück Knochen, der ein Symbol aufweist. Langdon weiß, dass dies eine antike Art von Rollsiegel ist. Man rollt die Röhre über eine Oberfläche, um ein gefärbtes Siegel darauf erscheinen zu lassen.

Als noch wesentlich interessanter erweist sich der Mechanismus im Innern des Knochens: Er ist eine Art Pointer, den man durch Schütteln mit Energie versorgen kann. Der Pointer projiziert ein Bild an Siennas Zimmerwand, das Robert sofort vertraut vorkommt: Es ist eine der bekanntesten Darstellungen von Dantes Beschreibung der Hölle – eine Mappa dell‘ Inferno. Bei genauerem Hinsehen entdeckt der Symbolforscher allerdings, dass dieses Bild einige sonderbare Abweichungen gegenüber dem Original, das kein anderer als Sandro Botticelli („Geburt der Venus“) schuf, aufweist.

Anagramm

Auf den Körpern der abgebildeten Sünder stehen nämlich Buchstaben, die aneinandergereiht das Wort CATROVACER ergeben. Dieses Wort kennt Robert nicht, aber wenn man einen der Fehler berücksichtigt, ergeben sich die beiden italienischen Wörter CERCA TROVA – Suche und finde. Aber was ist es, das er suchen soll?

Darauf weiß Sienna eine ebenso erstaunliche wie bestürzende Antwort. Sie haben nur noch Zeit bis zum nächsten Morgen, um den gesuchten Gegenstand zu finden – oder die Welt, wie sie sie kennen, wird untergehen…

Mein Eindruck

Dan Brown, verstärkt von seiner Gattin, hat wieder einmal seine bekannte Masche umgesetzt: Man inszeniere eine spannende Schnitzeljagd, bei der der Held und seine attraktive Begleiterin einer Kette von rätselhaften Hinweisen folgen müssen. Diese Schnitzeljagd führt wieder durch die Metropolen des alten Europas, wo sich eine Sehenswürdigkeit an die nächste reiht. Diesmal hetzt Robert Langdon durch Florenz, Venedig und schließlich Istanbul, das antike Byzanz.

Kurz vor knapp

Die Zeit drängt, denn wie ihm Elizabeth Sinskey, die Leiterin der World Health Organisation, erklärt, droht der Weltuntergang. Genauer gesagt die Auslöschung des Menschengeschlechts durch manipulierte Viren, die das Erbgut der Menschen verändern können. Schuld an der drohenden Freisetzung dieser neuen Pest ist offenbar ein Schweizer namens Zobrist, der als Gentechniker ein wahres Genie gewesen sein muss – bevor er sich just ebenfalls in Florenz von einem hohen Turm in den Tod stürzte.

Die Weltuntergangsmaschine tickt, denn der Schweizer war der reiche Klient eines Agenturinhabers, der ohne Fragen zu stellen jeden Wunsch erfüllt. Er hat einen Auftrag erteilt, der binnen 24 Stunden erfüllt werden muss, und es ist nicht das Prinzip des „Provosts“ Harry Simms, die Wünsche seiner Kunden zu hinterfragen, ganz im Gegenteil. Aber dann begutachtet sein Mitarbeiter Knowlton, welches Video am nächsten Tag ausgestrahlt werden soll – und bekommt schwere Zweifel an seinem Auftrag. Das Inferno droht in der Tat, und zwar ganz konkret.

Der Schlüssel

Als Schlüssel zu all den Rätseln, denen sich Robert Langdon seit der Entdeckung der Mappa dell‘ Inferno gegenübersieht, erweist sich Dante Alighieris (1265-1321) gewaltiges Vers-Epos „Göttliche Komödie“ (1308-1320). Aber Dante sah sich nicht der Pest oder einem anderen Weltuntergangsgrund gegenüber, sondern einem die junge Republik zerfleischenden Konflikt zwischen Adligen und Bürgerlichen. Er hatte es bis zum Stadtbeamten gebracht und war durch seine Veröffentlichungen bereits ein angesehener Gelehrter, als der Sieg der gegnerischen Partei ihn um alles brachte: Amt, Besitz und Wohnsitz, von der Liebe seines Lebens ganz zu schweigen. Er musste ins Exil gehen und konnte nie zurückkehren.

Dantes Abrechnung mit den Gegnern in Florenz wie auch mit Würdenträgern wie dem Papst ist der erste, mit „Inferno“ betitelte Teil seines dreiteiligen Gedichts, das aus exakt 100 Kapiteln besteht. Das „Inferno“ widmet sich der „Macht des [göttlichen] Vaters“, schreibt Archibald McAllister in seiner Einleitung zur englischen Übersetzung von John Ciardi. Der 2. Teil, nach dem Fegefeuer „Purgatorio“ genannt, widmet sich der Weisheit des [göttlichen] Sohns; und Teil 3 „Paradiso“ ist der Liebe des Heiligen Geistes gewidmet. Daraus ergibt sich eine Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit im Idealzustand.

Dante muss im Gedicht alle drei Stufen durchlaufen, um Erlösung zu erlangen. Seine Führer sind der antike römische Dichter Vergil, der die Vernunft verkörpert, und Dantes größte Liebe Beatrice, die die liebende Gnade verkörpert. Zusammen durchschreitet er die neun Kreise der Hölle. Diese Kreise halten zahllose Schrecken bereit, die nicht von Pappe sind, so etwa monströse Wölfe und Löwen – die allesamt allegorische Verkörperungen von inneren Werten oder Zuständen darstellen.

Parallelen

Natürlich kennt ein Symbolkundler wie Robert Langdon ein so mit Symbolen und Allegorien vollgestopftes Gedicht wie die Divina Commedia aus dem Effeff. Das gibt ihm unzählige Male Gelegenheit, Sienna und damit uns zu erklären, was es sich mit dem Rätsel XYZ auf sich hat. Doch ein‘ ums andere Male geht ihm auf, wie sehr sein eigenes Schicksal doch dem des seligen Dante ähnelt: Er befindet sich ohne vollständige Erinnerung im Exil, weil außerhalb seiner Heimat.

Um wieder nach Hause zu gelangen, muss er seine Verfolger austricksen und seinen Gegnern eine Nasenlänge voraus sein – das ist sein Purgatorio. Das Paradiso kann aber nur für sich und die Welt erreichen, wenn er die Welt vor dem Untergang bewahrt. Sienna erweist sich bei diesem Unterfangen als seine persönliche Beatrice. Die drei Städte Florenz, Venedig, Istanbul entsprechen somit den drei Stationen auf Dantes spiritueller Reise. Florenz ist quasi die Hölle, Venedig das Fegefeuer (Langdon unterläuft ein Irrtum, er ist also noch fehlbar) und Istanbul hält in einer Art Paradies die Erlösung bereit.

Humor

Das klingt alles äußerst dramatisch und wird vom Autor der Bestseller „Illuminati“ und „Sakrileg“ auch zu Recht erwartet. Doch Robert hat seinen Humor nicht verloren und befindet sich als Alter Ego seines Schöpfers auf der Höhe der Zeit: Mails, Handys, Drohnen, YouTube-Videos – alle digitalen Erscheinungen der Gegenwart finden sich in der Erzählung. Dies bildet einen reizvollen Kontrast zu den mittelalterlichen Schätzen, die Robert für uns aufstöbert und enthüllt. Verborgene Inschriften und Bilder wie die Mappa dell‘ Inferno, aber auch Geheimnisse an so bekannten Orten wie der Taufkirche (Baptisterium) des Doms von Florenz, wo er die Totenmaske Dantes stibitzt. Auf deren Rückseite sind wichtige Hinweise zu lesen.

Action

Durch seine Ortskenntnisse kann er mit Sienna auch Geheimgänge und Gartentunnel benutzen, ohne von seinen Verfolgern gesehen zu werden. Showdowns finden bevorzugt an erhöhten Orten statt – damit der Fall des Schurken umso tiefer ist. Die Story macht dabei auch nicht vor der Zerstörung von Kunstschätzen halt, so etwa im „Saal der Fünfhundert“ des Palazzo Vecchio, wo eine Person durch die Decke bricht und in die Tiefe stürzt…

Dass auch ein Langdon mal irren kann, erweist sich in Venedig. Bronzepferde, verborgene Zisternen mit Säulen darin – das muss doch Venedig sein, oder? Falsch gedacht, Herr Professor! Der gesuchte Ort befindet sich viel weiter im Osten, aber auch in einem versunkenen Palast. Wird Langdon noch rechtzeitig kommen, um den Weltuntergang zu verhindern? Der Countdown läuft. Mit einem Verräter an seiner Seite.

Realität

Denn es geht dem genialen Schurken mit seiner tickenden Viren-Zeitbombe um ein reales Problem, das uns alle angeht. Wenn die Weltbevölkerung weiterhin so rasant anwächst wie zur Zeit, wird die verfügbare Ackerfläche bald nicht mehr für ihre Ernährung ausreichen. Entweder vergrößert oder verbessert man also die Agrarfläche oder verringert die Wachstumsrate der Menschen. Man kann aber auch einen radikalen Schnitt machen und das titelgebende „Inferno“ entfesseln.

Browns Fehler besteht darin, einerseits die längst widerlegte Schwarzseherei des Pfarrers Thomas Malthus (der selbst Plagiator war) nachzuplappern, andererseits aber keine Abrechnung mit den Schurken der Gegenwart zu wagen. Da war ihm also Dante kein Vorbild, und auch Robert Langdon wagt keine Abrechnung, sondern lässt sich lieber von A nach B hetzen.

Die Blu-ray

Technische Infos
Bildformate: 1,85:1 (16:9)
Tonformate: D /Englisch/Italienisch in DTS-HD 5.1, Englisch für Hörgeschädigte in DD 5.1
Untertitel: D, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Italienisch, Türkisch
Extras: Unveröffentlichte & erweiterte Szenen, Ron Howard: Tagebuch eines Regisseurs, Diverse Dokus

Mein Eindruck: die Blu-ray

Das digitale Bild weiß durchaus in vielen Szenen zu überzeugen, aber die Handheld-Kamera bzw. Steadicam ist häufig derart verwackelt und das Abgebildete so verfremdet worden, dass man „exzellenter“ Bildqualität nicht zu sprechen wagt. Der Ton bewegt sich auf dem DTS-HD-Niveau, das man von einer Blu-ray erwarten darf. An Untertitelsprachen werden für einen solchen Triller, der sich „international“ an die Brust heftet (siehe unten), erstaunlich wenige geboten, nämlich gerade mal vier.

EXTRAS

  • Visionen der Hölle (5:36 min) – Ron Howard, Hanks und Brown lassen sich über Dantes Beschreibung der Hölle aus, die bis heute unsere eigene Höllenvorstellung prägt. Dante rächte sich im Exil an seinen Widersachern, indem er sie in seinem Versepos quälte. Hier kommt die Abteilung für visuelle Effekte (VFX) ins Spiel: Sie verschmilzt ihre Effekte mit der Realhandlung und macht diese so zum „coolsten Langdon-Thriller“ überhaupt, wenn es nach Ron Howard geht.
  • Inferno – Auf der ganzen Welt (13:34 min) -Die Schauplätze waren extrem wichtig, denn jeder Ort bringt seine Geschichte und seine Architektur mit ein, wird so zu einem Mitspieler in der Handlung. Zusammen mit der internationalen Schauspielerriege macht dies den Film zu einer sehr vielfältigen Unterhaltung, voller Abwechslung und Überraschungen, sagt Ron Howard. Mit Hanks und Jones hat er zwei Stars im Aufgebot, von Irrfan Khan, dem Megastar aus Indien („Lunchbox“), ganz zu schweigen. Alle Figuren haben eine doppelte Agenda und sind nie, was sie scheinen. Das spannt den Zuschauer gehörig auf die Folter – oder verwirrt ihn vollständig.Elizabeth Sinskey wird von einer Dänin gespielt, die Killerin Vayentha von der Rumänin Ana Ularu, der Cop Christoph Bouchard von dem französischen Comedian Omar Sy, der Milliardär Zobrist von dem Amerikaner Ben Foster. Für seinen Vortrag hat sich Foster mit den Quellen beschäftigt, die über die Überbevölkerung berichtet haben.
  • Ein Blick auf Langdon (6:20 min) – Von SAKRILEG über ILLUMINATI zu INFERNO ist für Langdon eine Reise ins unbekannte Ich, seine persönliche Evolution. So erklären es Hanks, Howard und Brown. Langdon ist eine Kombination aus Sherlock Holmes und Indiana Jones, findet Hanks, und der muss es ja wissen. Als Wissenschaftler und Historiker ist Langdon aufs Entdecken und herausfinden aus, denn er hat einen einzigartigen Vorteil: sein Gedächtnis ist eidetisch, so dass er nichts vergisst. Diese Superkraft ist diesmal allerdings arg geschwächt: Der ärmste leidet unter Amnesie. Nur Elizabeth Sinskey, seine Exfreundin, liefert ihm dunkle Hinweise: Suche und finde! Doch wohin führt ihn seine Reise zur Selbstentdeckung: in Elizabeth Sinskeys Arme etwa?
  • Das ist Sienna Brooks (5:45 min) – Sienna ist Langdon völlig ebenbürtig, ist sie doch ein Wunderkind und Genie, quasi Langdons jüngere Version. Sie wurde deshalb jedoch ausgegrenzt, bis sie einen Moment der Epiphanie hatte: Überbevölkerung ist eine Gefahr für die Welt. Es war für B. Zobrist leicht, sie zu verführen und für seine Zwecke einzuspannen. Um die Welt zu retten, verrät sie Langdon und überschreitet ethische Grenzen: Sie ist leidenschaftlich genug, um Grenzen zu überschreiten, für das, was sie als nötig erachtet.
  • Der milliardenschwere Schurke: Bertrand Zobrist (5:13 min) – Der Milliardär ist ein Biotechniker, der eine furchtbare Seuche erschaffen hat, nicht verrückt, aber extrem motiviert. Er hat sich an die WHO gewandt, für die ja Elizabeth Sinskey arbeitet, wurde aber abgewiesen. Im Buch sterilisiert die Seuche die Menschen, im Film rottet sie die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Zobrists mitreißende Präsentation im Film beruht auf realen Fakten.
  • Ron Howard: Tagebuch eines Regisseurs (10:02 min) – Der Regisseur dokumentierte seine Aktivitäten beim Dreh auf Instagram und Twitter, so dass über eine Million Follower errang. Der 1. Drehtag: ein traumhafter Tag auf dem Markusplatz von Venedig. Howard nennt Hanks seinen persönlichen Freund, kein Wunder nach (mindestens) drei gemeinsamen Filmen. Nächste Station: das Baptisterium zu Florenz zeigt einen dreiköpfigen Teufel an der Decke. Als Istanbul dienten außen Budapest und drinnen ein Studio, in dem das Säulenlabyrinth nachgebaut wurde. Hier wurde Hanks ein ums andere Mal ins Wasser geworfen – eine Hinterlist des Regisseurs?
  • Unveröffentlichte und erweiterte Szenen (27:18 min) – Ursprünglich zeigten die infernalischen Anfangsszenen sehr viel mehr Blut, so dass für mehr Horror gesorgt war. Die Szene vor dem Vasari-Korridor war sehr viel ausgedehnter, mit mehr Beschuss, und im Korridor selbst tauschen Langdon und Sienna private biografische Details aus. Das Finale, der Epilog in Florenz und in Harvard sind erweitert, was aber nicht unbedingt zu besserer Unterhaltung beiträgt.
  • Trailer: zu „Passengers“ (2:28 min)

Unterm Strich

In „Inferno“ bedient sich Dan Brown der gleichen Erzählstruktur wie schon bislang. War es in „Sakrileg“ die Gralslegende in Paris und London und in „Das letzte Symbol“ die Freimaurer in Washington, so jagt er diesmal seinen Helden durch gleich drei Städte: Florenz, Venedig und Istanbul, das einstige Byzanz. Wieder schmuggelt er in all die Stadtbeschreibungen auch Historie und Kunstbetrachtungen, so dass sich dem mehr oder weniger gebildeten Leser jeweils ein neues Universum in drei Dimensionen bietet. Das ist noch besser als Mittelerde, denn dieses Universum kann jeder besuchen, der sich ein Ticket leisten kann.

Thema und Anliegen

Natürlich musste sich Brown einen halbwegs plausiblen Grund dafür ausdenken, warum er schon wieder seine Erfolgs-Formel unters Volk bringen wollte: Er griff einfach das drängende Bevölkerungsproblem auf und baute darauf eine Bedrohung durch einen Schurken auf, der nur das Beste für Mutter im Sinn hat. Der Haken dabei ist aber diesmal, dass dieser Schurke, ein Schweizer Gentechniker, durchaus im Recht sein könnte. Die Erde mag nur eine begrenzte Anzahl Menschen ernähren können, aber wer sollte deren Vermehrung Einhalt gebieten, will er nicht als Unmensch erscheinen? In meinen Augen wählt der Weltretter einen billigen Ausweg, indem er sich 24 Stunden, bevor seine genetische Bombe hochgeht, in den Tod stürzt. Er will nicht gezwungen werden können, den Standort seiner biologischen Bombe zu verraten.

Held ohne Superkraft

Nun muss Langdon wieder den Retter in der Not spielen. Diesmal nimmt sich Langdon selbst ironisch auf die Schippe. Es fiel mir auf, dass er seine altklugen und bissigen Bemerkungen nur sich selbst vormurmelt. Er hat seine Helden-Superkraft verloren, sein eidetisches Gedächtnis, leidet nicht nur unter Amnesie, sondern auch an infernalischen Visionen – er ist selbst Dante in der Hölle, und seine Visionen könnten sich als prophetisch erweisen.

Für zwischendurch ist „Inferno“ eine nette, spannende Unterhaltung, die nebenbei auch Informationen zu übermitteln mag: zu Historie, Architektur, Kunst und moderner Gentechnik. Romantik darf natürlich auch nicht fehlen, sonst reagieren die Zuschauerinnen indigniert, doch wenn man’s recht bedenkt, könnte Langdon durchaus Siennas Vater sein. Nix war’s also mit der erhofften Bettszene.

Umkehrung

Aber es das obligatorische Happy-End am Schluss gibt, sei hier nicht verraten. Wie gesagt, verhält sich alles ganz anders als am Anfang gedacht. Der Verrat lauert stets nur einen Schritt entfernt. Jeder in diesem Film hat eine doppelte Agenda, nichts ist, wie es scheint, und dieses Vorgehen hält den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht. Aber ob die Zuschauer dies auch zu würdigen wissen, steht auf einem anderen Blatt. Sie könnten nämlich auch durch das ewige Hinundher vollständig verwirrt und verunsichert sein.

Die Blu-ray

Die Silberscheibe bietet digitale Bildtechnik, die leider auf meist verwackelte Bilder verschwendet wird. Diese sollen Dynamik, Bestürzung, Horror vermitteln. Wer’s glaubt, wird selig. Der DTS-Klang ist hingegen einwandfrei. Erstaunlich, dass nur 4 Untertitelsprachen geboten werden – von „international“ kann keine Rede sein. Das Bonusmaterial enthält kein Making-of, sondern nur Ansätze dazu. Interessant fand ich die Infos zu Dantes Epos, das Dan Brown die „Inspiration“ (oder Transpiration?) lieferte.

[Wertung]

Mima2016: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

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