Während der Weihnachtszeit ereignet sich eine Reihe verstörender Todesfälle in Schweden. Als Stina, die autistische Tochter der ehemaligen FBI-Profilerin Inger Johanne Vik (Melinda Kinnaman), unfreiwillig zur Zeugin eines Mordes wird, gerät sie ins Visier des Serienmörders. Um ihre Tochter zu schützen, schließt Inger sich den Ermittlungen der Stockholmer Polizei an.

Während Kommissar Ingvar Nyman (Henrik Norlén) den schockierenden Mord an der Bischöfin Elisabeth Lindgren in Uppsala untersucht, tauchen in Stockholm weitere Leichen auf. Trotz unterschiedlicher Todesursachen dauert es nicht lange, bis Inger Johanne ein Muster bemerkt: Die Morde haben eine Verbindung zu einem fundamentalistischen internationalen Netzwerk. Eine verzweifelte Jagd nach dem Mörder beginnt.

„Modus – Der Mörder in uns“, das neue skandinavische Thriller-Highlight nach einem Roman der norwegischen Erfolgsautorin Anne Holt, liefert eine packende Geschichte, die Fragen über Religion, Menschenrechte und die Natur der Liebe selbst aufwirft. (Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: MODUS (Schweden 2015)
Dt. Vertrieb: Edel Motion Germany
FSK: ab 16
ASIN: B01K0TQ0PO
Erscheinungstermin: 12. Dezember 2016
Spieldauer: 364 Minuten
Regisseur(e): Lisa Siwe, Mani Maserrat
Drehbuch: Mai Bröström & Peter Thoresboe („Protectors“, “Der Adler”)
Musik: Jakob Groth
Darsteller: Henrik Norlen (Ingvar Nyman), Melinda Kinnaman (Inger Hanne Vik), Marek Oravec (Richard Forrester), Esmeralda Struwe (Stina), Krister Henriksson (Erik), Simon J. Berger (Isak Aronson), Lily Wahlsteen (Linea Vik) u.a.

Episoden

Folge 1

Die Profilerin Inger Johanna Vik hat ein Jahr lang mit dem FBI zusammengearbeitet, nun ist sie wieder zurück in Schweden. Ihr erster Pflichttermin: die Hochzeit ihrer Schwester. Da sie von ihrem Ex Isak Aronson getrennt lebt, muss sie ihre beiden Töchter mit ins Hotel nehmen, in dem die Feier stattfinden soll. Eine ihrer Töchter ist Stina, eine Autistin, die außerdem schlafwandelt.

Es ist Stina, die im Treppenhaus des Hotels, durch das sie schlafwandelt, wider Willen den Mord an einer schönen Frau beobachtet. Doch auch der Mörder sieht sie und vergattert sie zum Schweigen. Angsterfüllt läuft Stina durch die Tiefgarage hinaus auf die vielbefahrene Straße in der Innenstadt von Stockholm. Bevor ein Lastwagen sie überfahren kann, packt der der Mörder Stina und bringt sie in Sicherheit. Hanne, die auf der Suche nach der verschwundenen Tochter ebenfalls auf die Straße gelaufen ist, haut dem helden erst eine runter, bevor sie sich versichert, dass es ihrer Stina gutgeht. Das nutzt der Mörder, um sich aus dem Staub zu machen. Hinterher kann die Profilerin den Mann nicht einmal beschreiben.

Kommissar Ingvar Nyman, der selbst eine Tochter verloren hat und von seiner Frau geschieden ist, bemüht sich um Hannes Mitarbeit, zumal sie ja jetzt einiges gemeinsam haben. Aber Hanne ziert sich noch. Was geht sie das überhaupt an. Doch dann wird die ermordete TV-Köchin von ihrer lesbischen Lebensgefährtin im Keller des Hotels gefunden…

Folge 2

Die Serie der Morde hat gerade erst begonnen. Als nächstes trifft es die Bischöfin von Uppsala, die sich von jeher mit vehementem Eintreten für gleichgeschlechtliche Partnerschaften viele Gegner geschaffen hat. Der Stich direkt ins Herz kann nur von einem Profi ausgeführt worden sein, sagt die Rechtsmedizinerin. Doch wohin war die Bischöfin mitten in der Nacht unterwegs? Ihr Mann Erik knurrt Ingvar nur an, dass ihn das nichts angehe. Dabei wäre das Motiv der Bischöfin sehr aufschlussreich gewesen. Eriks Sohn beginnt sich auf einmal für die Vergangenheit seiner Eltern zu interessieren und entdeckt das Foto einer jungen Frau – ist sie seine Schwester?

Folge 3

Nach dem als Selbstmord getarnten Mord an dem aufstrebenden Künstler Niklas Rosén erkennen Nyman und Hanne allmählich, dass der Mörder erstens sehr methodisch vorgeht und zweitens, dass sich die Serie der Morde allmählich ihrem eigentlichen Ziel nähert. Sie nehmen den Auftragskiller Carlsson fest, der sich auch schon in die Nähe von Hannes Töchtern gewagt hat. Hanne fällt es zunehmend schwer, zwischen Beruf und Privatleben zu trennen. Ingvar wirft ihr einen Ausraster vor. Hanne geht auf Abstand und schaltet das FBI ein, ohne ihn zu fragen…

Folge 4

Die Spirale der Mordserie erreicht ihr eigentliches Ziel. Die Helferin des Mörders befindet sich ganz in der Nähe der Zielperson – und hat zudem einen guten alten Bekannten bei der Kripo. So kann sie ihn vor Zivilfahndern warnen. Denn die Begleiterin seines fünften Opfers ist entkommen – und hat eine Phantomzeichnung von ihm angefertigt, unten in den Tunneln der Stockholmer Metro. Wer wird diese zuerst entdecken?

Während alle Welt nach dem Mörder sucht, zieht die Zielperson die Konsequenzen aus der drohenden Gefahren – sehr zur Bestürzung seines Lebensgefährten. Unterdessen machen sich Stina und ihre Schwester Linea klammheimlich auf den Weg durch den dunklen Wald nach Hause…

Gesamteindruck

Angeblich handelt es sich bei dieser TV-Serie von TV4 (also nichts des Staatsfernsehens) um die Verfilmung von Anne Holts Roman „Gotteszahl“. Aber wer das Booklet mit den Interviews liest, wird eines Besseren belehrt: Die beiden Drehbuchautoren Mai Bröström & Peter Thoresboe („Der Adler“) haben sich bei allen Romanen Anne Holts bedient, sagen sie. Und das erklärt wohl auch die Fülle (genau gesagt: 59) von Charakteren, die einem im Gedächtnis bleiben. Hier werden keine Serienmorde abgehakt und die Ermittler durch die Gegend gehetzt, sondern es spielen sich drei oder vier Dramen in aller Konsequenz ab.

Da sind zunächst die Bischöfin und ihre Mann Erik, hervorragend dargestellt von „Kurt Wallander“ Krister Henriksson. Beide teilen ein Geheimnis, das erst in der vierten Episode gelüftet wird, aber so schrecklich ist, dass sich Erik schließlich eine Kugel durch den Kopf jagen will.

Der zweite Drama-Handlungsstrang betrifft das männliche Ehepaar, dessen einer Teil die Zielperson ist. Entsprechend wenig darf darüber verraten werden. Aber dieses Paar ist mit einem weiblichen „Ehepaar“ eng verbunden, dessen einer Teil schwanger ist. Ein Kind steht in der Mitte dieses Viererzirkels, als Zeichen für Hoffnung und Zukunft. Doch die Mordserie kommt diesem Zirkel immer näher, und einer des Zirkels weiß auch genau warum…

Schließlich sind da die beiden Ermittler. Inger Hanne und Ingvar haben beide ihre Partner verloren und suchen Nähe, ganz vorsichtig natürlich. Über die emotionalen Herausforderungen der Ermittlung bekommen sie immer mehr miteinander zu tun, besonders durch das wenig professionelle Verhalten Hannes. Schließlich kommt es doch zu einer Liebesnacht. Als die beiden Töchter Hannes spurlos verschwinden, sind nun beide gleichermaßen betroffen. Das Drama mündet in einen schon lange im Voraus abzusehenden Showdown zwischen Hanne und dem Serienkiller.

Der Fokus, der auf das Drama gelegt wird, lässt den Zuschauer, der einen Thriller reinsten Wassers erwartet hat, unbefriedigt zurück. Das Tempo ist langsam und voller retardierender Elemente. Es gibt logische Unsauberkeiten wie die Frage, warum ausgerechnet ein amerikanischer Sektenguru seinen Spezialkiller unbedingt nach Schweden schicken sollte. Die einzige Verbindung: Der Guru trägt den ziemlichen schwedisch klingenden Namen Jakob Lindström.

Und warum überhaupt Skandinavien, fragt sich der Zuschauer. Weil es dort keine moralischen, geschweige denn biblischen Gesetze mehr gebe, so der Guru, die Leviten zitierend. Unmoralisch sei diese Weltgegend, weil dort Männlein und Weiblein in Ehegemeinschaften leben könnten statt wie es sich gehört als Mann und Frau. Er wettert gegen Homosexualität und insbesondere deren Legalisierung.

Da sowohl die beiden Produzentinnen als auch die Romanautorin Anne Holt in gleichgeschlechtlichen Ehen leben, ist das Thema für sie von besonderer Relevanz (wie das Interview-Booklet informiert). Der Serienmörder in der Serie nimmt aber nicht nur Homos und Lesben aufs Korn, sondern auch deren Verteidiger und Stricher. Es sollen, so will es der Sektenführer geifernd, fünf Opfer sterben, bevor die eigentliche Zielperson an der Reihe ist, auf dass diese entsprechend vorgewarnt und eingeschüchtert sei – quasi vom „Zorn Gottes“.

Auf eine falsche Fährte führt uns das Skript-Autorenpaar aber dennoch. Warum wird so viel Wert auf den Verbleib des Testaments der Zielperson gelegt? Wenn es der Sekte ums zu erbende Vermögen ginge, wäre der eigentliche Auftrag, nämlich die „Rache Gottes“, ziemlich ad absurdum geführt. Doch die Wege Gottes sind bekanntlich unerforschlich, und so kommt es, dass Hanne den einzigen Schwachpunkt des Mörders entdeckt und weidlich ausnutzt. Das bringt sie direkt in sein Fadenkreuz.

Den Showdown zwischen Hanne und dem Killer, der hier sein wolfhaftes Ich eindrucksvoll und actionreich in Szene setzt, fand ich gut inszeniert (mehr dazu im Interview-Booklet), doch ich fragte mich, warum eine Profilerin, die beim FBI war, dort nicht Selbstverteidigung gelernt hat. Hanne wehrt sich amateurhaft mit allem, was ihr in die Finger gerät, vorzugsweise Blumenvasen. Das Thema Selbstverteidigung wird im Booklet-Interview angesprochen. Es war eine Entscheidung der Regisseurin, aus der Psychologin Hanne Vik keine Kämpferin zu machen, sondern eine brave Mutter von zwei Kindern. Auch blöd: soviel zur Gleichberechtigung.

Die Blu-ray

Technische Infos

Sprache: Schwedisch (DTS-HD Master Audio 5.1), Deutsch (DTS-HD Master Audio 5.1)
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
Untertitel: keine
Extras: Statements, Booklet mit Interviews, Booklet mit Werbung für EDEL-DVDs , Fotos auf Cover-Innenseite, Trailershow

Mein Eindruck: die Blu-ray
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Der Ton liegt als DTS-H 5.1 vor, ist also Oberklasse. Das Bild weist keine Fehler auf und ist gerade in den vielen Naturaufnahmen und den Überflügen über Stockholm und Uppsala von ausgezeichneter Schärfe. Untertitel sucht man indes vergeblich. Es bleibt einem nichts anderes übrig, als der Synchronisation zu vertrauen – oder die schwedische Tonspur anzuhören,

EXTRAS

  1. Feature: Statements (3:46 min, OmU): Dieses Feature ist ein Zusammenschnitt von Statements der verschiedenen Darsteller. Es handelt sich um die Darsteller der Figuren Ulrika, Erik (der Wallander-Darsteller), Ingvar Nyman und Isak Aronson. Sie erklären ihre Motivation, in dieser Serie mitzuspielen und was sie über ihre Rolle, den Dreh, das Skript und den Plot denken. Alle Aussagen sind natürlich positiv.
  2. Booklet mit Interviews:
    • Melinda Kinnaman
    • Henrik Norlén
    • Romanautorin Anne Holt
    • Drehbuchautoren Mai Bröström & Peter Thoresboe
    • Regisseurin Lisa Siwe
    • Produzentin Sandra Harms & TV4-Dramachefin Josefine Tengblad
  3. Fotos auf der Cover-Innenseite: Die Fotos zeigen die Hauptfiguren, aber auch ein oder zwei Szenen.
  4. Trailershow (5:21 min):
    • Arne Dahl Staffel 3
    • Kommissar Beck, Staffel 5
    • Sebastian Bergmann, Staffel 2
    • Die Brücke, Staffel 3

Unterm Strich

Die beiden Drehbuchautoren haben erstmals eine Romanvorlage benutzt. Die homosexuelle Thriller-Autorin Anne Holt lieferte mit mehreren Romanen die Vorlage, so dass es nicht verwundern sollte, wenn die Serie sich mit Homosexualität beschäftigt: Sie wird wie selbstverständlich gelebt, doch jedes homosexuelle Paar muss mit einem Geheimnis oder einer Katastrophe leben. Das wird besonders dann sichtbar, als jeweils ein Teil eines Paares auf brutale Weise von dem Serienmörder ermordet wird.

Der Killer wird besonders durch zwei Merkmale charakterisiert: Die Flügel eines Engels sind auf seinem Rücken eintätowiert, und seine Augen schauen wie die eines Wolfes. Eine gefährlicher Typ, dieser Engel des Todes, kein Zweifel. Aber er hat eine Schwachstelle, und die Profilerin Hanne Vik findet sie. Doch die Ausnutzung der Schwäche erfolgt auf eigene Gefahr, wie sie bald feststellen muss.

Die drei Hauptdarsteller bleiben überraschenderweise hinter der beeindruckenden Leistung von Esmeralda Struwe zurück, die die autistische Schlafwandlerin Stina Vik spielt. Ebenso bezaubernd fand ich aber auch ihre „Schwester“ Linea, gespielt von Lily Wahlsteen. Besonders freute mich das Wiedersehen mit dem „Kurt Wallander“-Darsteller Krister Henriksson. Er macht die Qualen, die aus der ungerechten Behandlung der lesbischen Neigung seiner „Frau“, der Bischöfin, glaubhaft deutlich.

Der Darsteller der Zielperson indes vermochte mich zu keinem Zeitpunkt zu überzeugen, was sich im Nachhinein als großes Manko erweist. Jeder Darsteller ist jedoch gleichberechtigt, es gibt keinen Leitwolf, der sagt, wo’s langgeht. Auch dieser Eindruck passt genau zu der Konzeption dieser Serie als längeres, zusammenhängendes Drama, das partout kein ordentlicher Thriller sein will.

Blu-ray

Die Qualität von Ton und Bild sowie der Ausstattung mit Booklets sind zufriedenstellend, wenn man das Booklet mit den vielen Interviews berücksichtigt. Wer hätte gedacht, dass der Kreuzzug des Serienkillers gegen homosexuelle Paare direkt für die Produzentinnen und die Romanautorin relevant ist? Dementsprechend ernsthaft wird das Thema behandelt. Ein Making-of sucht man indes ebenso vergeblich wie deutsche Untertitel.

[Wertung]

Mima2016: 3 out of 5 stars (3 / 5)

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