Schafzüchter Albert (Seht MacFarlane) ist nicht geschaffen für das harte Leben im Wilden Westen: Er ist ein Feigling mit losem Mundwerk und geht Schießereien lieber aus dem Weg. Deshalb hat ihn auch noch seine Freundin (Amanda Seyfried) verlassen. Doch alles ändert sich, als die bildschöne Anna (Charlize Theron) auftaucht. Albert verliebt sich Hals über Kopf in diese Traumfrau, für die er endlich seinen Mut entdeckt. Und den braucht er auch! Denn Annas eifersüchtiger Ehemann (Liam Neeson) kommt mit rauchendem Colt in die Stadt geritten. Für den unausweichlichen Showdown muss Albert allerdings erst noch schießen lernen… (Verleihinfo)

Dieser Bericht basiert auf der Presse-DVD. Das Kaufprodukt kann in der Ausstattung davon abweichen.

Filminfos

O-Titel: A Million Ways to Die in the West (USA 2013?)
Dt. Vertrieb: Universal
VÖ: 09.10.2014
EAN: 5050582975338
FSK: ab 12
Länge: ca. 111 Min.
Regisseur / Produzent / Co-Autor Seth MacFarlane
Co-Autoren und Ausführende Produzenten: Alec Sulkin & Wellesley Wild
Darsteller: Seth MacFarlane, Charlize Theron, Liam Neeson, Jamie Fox, Amanda Seyfried, Ned Beatty, Wes Studi, Michael Barrett, Cindy Evans, Sheila Jaffe, Jeff Freeman, Jason Clark, Alec Sulkin, Eric Heffron, Stephen Lineweaver, Wellesley Wild, Scott Stuber u.a.

Handlung

Albert ist ein braver, aber intellektueller Schafzüchter, der noch bei seinen Eltern auf der Farm im Wilden Westen lebt – und die ihn endlich loshaben wollen. Seine Freundin Louise (Amanda Seyfried) gibt ihm den Laufpass, nachdem er sich geweigert hat, sich mit einem Schurken auf der Main Street zu duellieren. Immerhin konnte er durch sein loses Mundwerk eine Verschiebung des Duells um eine Woche erreichen. Und bis dahin ist ja noch viel Zeit.

Sein Schicksal nimmt eine unverhoffte Wendung, als er die schöne Anna (Charlize Theron) vor einer bleihaltigen Schießerei im lokalen Saloon rettet. Während er sich in sie verliebt, ahnt er nicht, dass sie die Frau des Banditenführers Seth (Liam Neeson) ist. Ihr Aufpasser landete nach der Schießerei im Knast, so dass sie nun frei zu sein scheint, aber das wird sich bald als Trugschluss herausstellen.

Immerhin: Sie hilft ihm, sich auf das in einer Woche fällige Duell vorzubereiten. Was er nicht zu wissen braucht: Wenn Annas Mann zur gleichen Zeit zurückkehrt, ist Al vielleicht soweit, es mit Seth aufzunehmen. Schlauer Plan, Anna! Aber da haben auch noch die Indianer um Häuptling Cochise (Wes Studi) ein Wörtchen mitzureden…

Mein Eindruck

„A Million Ways to Die in the West“ möchte eine Western-Parodie sein, liefert aber hauptsächlich nur Klamauk. Sie möchte eine Satire sein, doch ihr Humor bewegt sich streckenweise im Fäkalbereich. Dass es nicht um Erotik gehen darf, ergibt sich aus der FSK-Freigabe ab 12 Jahren. Kinder dürfen schließlich nichts über Sex wissen, aber offenbar alles darüber, auf wieviele Arten Menschen im Wilden Westen gestorben sind.

Schema F

Die Handlungskonstellation ist einfach genug: Man nehme einen Grünschnabel und Feigling X, konfrontiere ihn mit Schurke A und lasse ihn seine Freundin A verlieren. Deren neuer Freund verhöhnt unseren Helden zusätzlich, da er nicht mal einen geschniegelten, gewichsten und geringelten Schnauzbart sein Eigen nennen könne – ha!

Angemessen kleinlaut findet Feigling X Freundin B und gewinnt durch sie und bei ihr Mut, Schießgeschick und Selbstvertrauen. Allerdings ist Freundin B schwer vorbelastet, denn sie ist bereits an den Schurken B vergeben. Die weltbewegende Frage lautet also: Kann es unser Hänfling mit Schurke B aufnehmen, um das Mädel zu kriegen, oder wird er stante pede in die Ewigen Jagdgründe eingehen?

Das Musical

Die Kunst liegt darin, die Antwort auf diese Frage so weit wie möglich hinauszuzögern. Zu diesem Behufe hat sich Regisseur und Hauptdarsteller allerlei Nettes einfallen lassen. Vieles davon dürfte jeden Pennäler vor Grinsen zu Boden werfen. Da wäre beispielsweise eine Musicaleinlage, in der es um – na, was wohl? – den Stolz geht, der Träger und Besitzer eines Schnauzbartes zu sein. Auf schlaue Weise wird diese Manneszierde zum Symbol für Potenz und Männlichkeit. Man braucht keine Kristallkugel, um voraussehen zu können, dass es der Schnauzbart bzw. sein Träger nicht über die Ziellinie schaffen wird.

Anime auf Droge

Die zweite Einlage ist noch etwas verblüffender: ein Zeichentrickfilm. Unseren Helden verschlägt es wie weiland Jesus in die Wüste, und dort treffen ihn tatsächlich die Gevattern Erkenntnis und Erleuchtung. Die Apachen, die ihn erst bewusstlos schlagen, sind gar nicht so übel. Chief Cochise ist, wie jeder Ami weiß, einer von den Guten gewesen. Er bietet Albert ein starkes Kraut an, um ihn sozusagen in einen Social Community, quasi das Facebook der Apachen, aufzunehmen. Was aber tut der manierenlose Al? Er pfeift sich den kompletten Joint rein! Die Strafe für solch ignorante Gier folgt auf dem Fuße: Er hat einen sehr lebhaften Drogentraum – nämlich besagten Zeichentrickfilm.

Schafe hoch zwei

Da Al ein Schafzüchter und von Schafen umgeben ist, träumt er von seinem liebsten Wollvieh. Tanzende und steppende Fellträger singen ihm ein Schnadahüpferl, dass es eine zweifelhafte Freude ist. Doch ein Geier stößt herab: Er trägt das Gesicht eine uns und Al bestens bekannten Schnauzbartträgers. Alberts Gegenaktion, die sich weit unterhalb der Gürtellinie abspielt, muss hier leider verschwiegen werden. Aber sie ist offenbar sehr männlich.

Nach dieser Initiation durch Schafe und Apachen ist Al jedenfalls bereit fürs große Duell mit seinem Rivalen vom Barte und sodann mit Seth, dem Schurken Nr. 2. Leider hat das Schicksal noch weitere Prüfungen für ihn vorgesehen, so etwa Schafe, die auf ihn pinkeln, statt ihn zu verstecken.

Schaf wird Wolf

Mit anderen Worten: Al mag charakterlich zwar ein Schaf gewesen sein, aber es wird höchste Zeit, zum Wolf und somit zum Manne zu werden. Wohlan denn! Die Bevölkerung von Old Stump versammelt sich in der Arena, pardon: in der Main Street, um dem doppelten Showdown zuzuschauen. Es ist wie ein altes Ritterturnier, nur dass es hier keine Regeln gibt. Welcher edle Schiedsrichter würde die Kontrahenten schon zu einem Mittel für Durchfall greifen lassen? Das wär ja unfair. Wir haben es also mit dem typischen Ami-Macho zu tun: Nutze alle Tricks, auch die schmutzigsten, um zu gewinnen. Und wenn du’s nicht tust, dann deine Freundin.

Die DVD

Technische Infos

Tonformat: Dolby Digital 5.1 in Deutsch, Dolby Digital 5.1 in Englisch, Dolby Digital 5.1 in Italienisch, Dolby Digital 5.1 in Türkisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Italienisch, Türkisch
Bildformat: Widescreen (2.40:1 – anamorph)
Extras: gibt’s nur auf der Blu-ray.

Mein Eindruck: die DVD
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Bild und Ton sind einwandfrei, können es aber nicht mit der HD-Qualität der Blu-ray aufnehmen. Extras gibt es keine, schon gar nicht auf meiner Presse-CD.

Zum Vergleich: die EXTRAS der Blu-ray:

  • Alternativer Anfang
  • Alternatives Ende
  • Unveröffentlichte / Erweiterte / Alternative Szenen
  • Gag Reel
  • Es war einmal, in einem anderen Westen
  • Eine Faust voll Dreck … in deine Fresse
  • Der Gute, der Böse und die fortschreitend sinkende Bevölkerung
  • Audiokommentar von Regisseur / Produzent / Co-Autor Seth MacFarlane, Co-Autoren und Ausführende Produzenten Alec Sulkin & Wellesley Wild und Charlize Theron

Unterm Strich

Bekannte Namen garnieren die Riege rings um Seth McFarlance, den Regisseur, Autor und Hauptdarsteller dieses klamaukigen Machwerks. Liam Neeson, Charlize Theron und Amanda Seyfried, ja sogar Jamie Foxx – wer hätte gedacht, dass sich diese B-Liga-Größen für eine Westernparodie hergeben würden? Mag ja sein, dass sich die Kinobesitzer und vermarkter über zugkräftige Namen freuen. Aber das Publikum ist präpubertär und kennt diese Namen vielleicht nicht mal.

Wie auch immer: Der zweifellos vorhandene Unterhaltungswert dürfte vor allem von besagten 12-Jährigen goutiert werden. Zahlreiche Witze unter der Gürtellinie, praktische Scherze mit diversen Körperausscheidungen (ich will lieber nicht auf die anrüchigen Details eingehen), die Befürwortung von Drogenkonsum und natürlich das Erlernen von schmutzigen Tricks beim Schießen und Vergiften fordern die Geschmacksgrenzen des erwachsenen Zuschauers heraus.

Hinter all den vordergründigen Showeinlagen – vom Musical bis zum Trickfilm – setzt der Film aber listig die von John Wayne, Charlton Heston und anderen erzkonservativen Darstellern verbreiteten Klischees und Dogmen Spott und Hohn aus. So etwa das Klischee, dass ein „richtiger“ mann entweder einen schnellen Colt führt oder einen stolzen Bart trägt. Am besten beides zusammen. Oder er ist Sheriff, dann muss er wie aus dem Ei gepellt erscheinen.

Dass diese Prachtexemplare einen Unterleib haben mussten, demonstriert der Film auf drastischste Weise – wobei allerdings, wie gesagt, sexuelle Anspielungen tunlichst vermieden werden. Das hätte womöglich die Zensurbehörde MPAA auf den Plan gerufen. Sie ist ja seit den späten 1930er Jahren als Spielverderberin tätig.

Typisch ist allerdings der derbe Rassismus-Scherz, den sie durchgehen ließ. In einer Schießbude muss der Schütze auf „Nigger auf der Flucht“ feuern. Das Kontra darauf lässt lange auf sich warten. Erst am Schluss des Films tritt Jamie Foxx als Django negro (aus Tarantinos blutigem Film-Epos) auf. Und wer noch länger bis zum Ende des ABSPANNS durchält, wird mit einem starken Spruch Seiner Djangohaftigkeit belohnt: „Bringt mir eine weiße Frau!“ Von solchen boshaften Spitzen hätte der Film viele weitere vertragen können. Trotz der MPAA.

Die DVD

Die völlig bonusfreie DVD macht der Liga der Silberscheiben keine Ehre: Wenigstens der Trailer hätte doch drauf sein müssen. Die Qualität von Bild und Ton stimmt allerdings von A bis Z.

[Wertung]

Mima2016: 2 out of 5 stars (2 / 5)

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