Die blutige Geschichte von Ragnar Lothbrok (Travis Fimmel), der zum König der Wikinger-Stämme in Kattegat aufgestiegen ist, wird fortgeführt. Da die Stellung eines Wikingerkönigs unsicher ist und nur auf seinem Ruhm beruht, streben andere danach, ebenfalls Ruhm zu erringen – natürlich auf Ragnars Kosten. Zudem sind in Hedeby und Paris noch alte Rechnungen offen, die nun beglichen werden sollen.

Ragnars erneuter Angriff auf Paris gilt nicht so sehr den Reichtümern der Franken, als vielmehr der Abrechnung mit seinem verräterischen Bruder Rollo, der sich ganz dem fränkischen Kaiser Karl dem Kahlen verschrieben hat, um mit dessen Prinzessin Gisla eine Dynastie zu gründen – etwas, was einem echten Wikinger nie einfallen würde, wie Ragnar beweist. In einer epischen Seeschlacht prallen diese Gegensätze actionreich aufeinander…

HINWEIS: Diese Rezension basiert auf der englischen Originalausgabe der Blu-ray. Deshalb sind alle Doku-Titel und Namensschreibweisen (Ecbert statt Egbert, Ubbe statt Übbe usw.) auf Englisch.

Filminfos

O-Titel: Vikings. Season 4.1 (USA 2016)
Dt. Vertrieb: MGM
Erscheinungstermin: 28. September 2017
ASIN: B073SMPBHR
FSK: ab 16
Länge: ca. 450 Min. (10x 45 min. plus Extras) (laut Amazon.de nur 420 Minuten)
Regisseur: Ken Girotti u.a.
Drehbuch: Michael Hirst u.a.
Musik: diverse
Darsteller: Ragnar Lothbrok (Travis Fimmel), Lagertha (Katheryn Winnick), Floki (Gustaf Skarsgård), Rollo (Clive Standen

Die Episoden

Folge 1: Ein Winter in der Wildnis (A Good Treason)

Die Wikinger sind mit reicher Beute im Gepäck aus Paris zurückgekehrt (siehe Staffel 3). Ragnar schwebt immer noch in Lebensgefahr; Björn beschließt, Ragnars Geschäfte zu übernehmen. Er lässt Floki in Ketten legen, um ihn für seinen Mord an Athelstan zu bestrafen. Ragnar erholt sich nur langsam, und sieht sich durch Björns Urteil über Floki vor vollendete Tatsachen gestellt. Er wirft seinem Sohn vor, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Björn beschließt daraufhin, Kattegat zu verlassen, um in der Wildnis zu einem Mann zu werden… (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

Während Ragnar zu gesunden versucht, entdeckt er eine ausländischen Sklavin in seinem Dorf: Yidu kommt aus China. Listig entringt er ihr die wahre Abkunft: Sie ist eine Tochter des chinesischen Kaisers. Zwar schenkt er ihr nicht die Freiheit, doch so etwas ähnliches: Sie kann in Ragnars altem Fischerhaus ein und aus gehen, wie es ihr beliebt. Er verschafft ihr die Illusion, frei zu sein, und so revanchiert sie sich mit Medizin aus der traditionellen chinesischen Heilkunst. Sie wendet ihrerseits eine List an, indem sie ihm ein opiatreiches Kraut verabreicht, von dem er schon nach wenigen Monaten körperlich und psychisch abhängig wird.

Parallel dazu verschafft König Ecbert, ein Bruder Ragnars im Geiste, seiner Geliebten Judith, der Frau seines Sohnes, die Illusion, wirklich frei zu sein. Mit dem Segen des Bischofs unterrichtet ein französischer Mönch in der heiligen Kunst der Buchillumination. Da dies einst die Domäne ihres Geliebten Athelstan war, glaubt Judith, sein Andenken zu ehren und zugleich etwas für sich und die Kirche zu tun. Doch was, wenn ihr Mann zurückkehrt?

So werden mehrere in dieser Auftaktfolge mehrere verhängnisvolle Entwicklungen in Gang gesetzt.

Folge 2: Tod der Königin! (Kill The Queen)

König Egbert von Wessex erhält die Nachricht, dass die verbündete Königin Kwentrith in Mercia gestürzt wurde und in einem Turm mit ihrem Sohn Magnus gefangen gehalten wird. Egbert berät sich mit seinen Edelleuten und Aethelwulf, der beschließt, zusammen mit einigen der besten Krieger aus Wessex die Königin und ihren Sohn zu befreien. Derweil gelingt Floki die Flucht aus Kattegat; Ragnar schickt Ubbe und Hvitserk los, um ihn zu finden. (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

Die Befreiung der gefangenen Königin ist der Action-Höhepunkt dieser Episode. Dabei macht es der Plot dem heldenhaft vorgehenden Aethelwulf nicht leicht, zu Kwentrith, seiner heimlichen Geliebten, vorzudringen. Seine zeit wird knapp, weil der Befehl des Hauptmanns, die Königin zu töten, von zwei weiblichen Wächtern nach Kräften ausgeführt würde – doch Kwentrith verteidigt nicht nur sich selbst, sondern auch Ragnars Sohn Magnus. Es wird verdammt eng für das Liebespaar Aethelwulf und Kwentrith.

Unterdessen bemüht sich die Regie, Flokis Flucht und Verfolgung zu einem zweiten Action-Höhepunkt auf- und auszubauen, was aber nur dürftig gelingt. Nach Flokis Gefangennahme folgt seine Verurteilung, doch statt ihn zum Tode zu verurteilen und so Helga zur Witwe und Töchterchen Angrboda zur Waisen zu machen, verurteilt er Floki zu einer ganz speziellen Folter.

In England wird Königin Kwentrith und ihr Sohn Magnus von Egbert wohlwollend aufgenommen. Zusammen mit König Aelle von Northumbria schmiedet er eine Allianz, um Mercia zu erobern und aufzuteilen. Doch aus dieser Pakt wird sich als List erweisen.

Folge 3: Tränen der Freude (Mercy)

Erlendur besteht darauf, die Vereinbarung, die er mit Kalf getroffen hat, in die Tat umzusetzen: Als Rache für Horiks Tod soll die Lothbrok-Familie ausgelöscht werden; Björn soll das erste Ziel sein. Kalf und Erlendur heuern einen wilden Berserker an, um Björn zu töten. Floki ist indessen immer noch in der Höhle gefesselt und wird gefoltert … (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

George Blagden kehrt als Athelstan zurück. Alle vermissen ihn: sein engster Freund, König Ragnar, sieht Athelstan in mehreren (Opium-?) Visionen und erhält die Botschaft: „Gnade!“ Also erlöst er Floki von seiner Wasserfolter. Gleichzeitig erhält Judith, die Mutter von Athelstans Sohn Alfred (der später „der Große“ genannt werden wird), mehrere Visionen.

Folge 4: Die dunklen Tage (Yol)

Die Wikinger bereiten alles für das Julfest vor, also Weihnachten. Königin Aslaug gibt Ragnar die Erlaubnis, die chinesische Sklavin Yidu als Geliebte zu nehmen. Björn macht in der Wildnis unterdessen Bekanntschaft mit dem Berserker, den Erlendur und Kalf geschickt haben. Er kann ihn besiegen und findet den Ring, den Erlendur dem Berserker gegeben hat; schließlich wandert er nach Hedeby, um Erlendurs Frau Torvi für sich zu beanspruchen … (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

In großartigen Bildern fängt die Kamera die winterliche Stimmung in den Bergen ein, wo Björn sein leben gegen einen Bären und später gegen einen Berserker verteidigen muss. Er weiß noch nicht, wer den wildgewordenen Krieger geschickt hat, doch der Ring ist der Schlüssel zu diesem Wissen, und Torvi wird ihm bald sagen, woher das Kleinod stammt. Björns Racheplan baut einen sehr langen Spannungsbogen auf, in dessen verlauf klar wird, dass der junge Krieger fast alle Lehren seines Vaters befolgt. Die Winterbilder kontrastieren schön mit den Julfest-Feiern in Wessex und Kattegat, die unterschiedlicher nicht ausfallen könnten.

In Hedeby müssen sich unterdessen Earl Kalf und seine geliebte Lagertha einer Verschwörung Einars erwehren. In Paris entledigt sich unterdessen Rollo der unsicheren Kantonisten unter der Wikingern in ihrem Winterlager an der Seine. Am Hofe König Karls des Kahlen ist indessen eine erotische Verschwörung in Gang gekommen, die nicht nur den Stürz des Königs bezweckt, sondern auch den seines obersten Befehlshabers Odo. Hat sie Erfolg, sind Rollos Zukunftsaussichten bescheiden.

Folge 5: König von Norwegen (Promised)

In Hedeby teilt Lagertha Kalf mit, dass sie ein Kind von ihm erwartet; Kalf macht ihr daraufhin einen Heiratsantrag. Erlendur schmiedet derweil mit Kalf Pläne, wie sie den verhassten Lothbrok-Clan auslöschen können, doch ist konsterniert über Björns unbeschadete Rückkehr aus den Bergen. König Egbert, König Aelle und Königin Kwentrith beschließen endgültig, nach Mercia einzumarschieren. Doch zunächst reitet Aelle samt Gefolge wieder zurück nach Northumbria. (erweiterter Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

Verschiedene Entwicklungen schreiten im verschlungenen Plot voran. Torvi erzählt Björn, wie erwartet, wer hinter dem Mordplan mit dem Berserker steckt: Kalf und Erlendur. Doch Björn erzählt davon nichts seiner Mutter oder seinem Vater, sondern will die Sache selbst zu Ende bringen. Torvi wird von Erlendur erpresst: Er werde ihren Sohn Guthrum töten, der in Hedeby zurückgeblieben ist. So dient sie als Erlendurs Spionin.

Als Überraschungsgast trifft König Harald Schönhaar in Kattegat ein. Sein erklärter Plan, alle Kleinkönigreiche unter seiner Herrschaft zu vereinen, stößt auf wenig Gegenliebe, löst aber auch keine Panik aus. Er ist ein Schwätzer, der dem „berühmten“ König Ragnar um den ergrauten Bart geht. Er wartet auf die Ankunft seines Bruders Halfdan.

Folge 6: Das Rabenbanner (What Might Have Been)

Frühling in Kattegat: Ragnar verleiht seinen Söhnen Ubbe und Hvitserk feierlich die Armringe. Er kündigt außerdem den nächsten Raubzug nach Paris an, gemeinsam mit Ubbe und Hvitserk. In Wessex schickt König Egbert Judiths „auserwählten“ Sohn Alfred zusammen mit Aethelwulf und Bruder Prudentius auf lange Pilgerschaft nach Rom. (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

Egbert schickt Aethelwulf, der beinahe Judith verprügelt hätte, auf eine Pilgerreise nach Rom. So soll der junge Alfred den Segen des Papstes erhalten. Mit von der Partie ist Judiths Lehrer Prudentius. Die Reise wird mindestens 200 Tage in Anspruch nehmen – Zeit genug für Egbert, um mit den Merciern einen hinterlistigen Plan auszuhecken, der Königin Kwentrith ihre Position kosten wird.

Zusammen mit Harald, Halfdan, Kalf, Lagertha, Kalf, Floki und Helga sticht Ragnar in See, um Paris endgültig zu erobern. Er ahnt nicht, dass es sein Bruder Rollo geschafft hat, das Herz der spröden Gisla zu erobern und die beiden Verteidiger Odo und Roland von seinem Plan zu überzeugen, wie man Ragnars Flotte aufhalten kann.

Folge 7: Der Fluss aus Blut (The Profit And The Loss)

Ragnar setzt seinen Plan, Rollos zwei Festungen an der Seine gleichzeitig vom Fluss und vom Land aus anzugreifen, in die Tat um. Lagertha soll die Kämpfer zu Fuß anführen. In einem Sumpfgebiet geraten sie ins Stocken, was Rollo und Odo die Gelegenheit gibt, die Kette, die zwischen den Festungen im Fluss liegt, ungehindert hochzuziehen und die vordersten Wikingerschiffe zum Kentern zu bringen … (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

Die Schlacht an der Seine wird im Breitwandformat inszeniert und lässt an Action nichts zu wünschen übrig. Der Sieger? Natürlich Graf Odo, nicht etwa Rollo. Doch die Verschwörung wird Odo schon bald das Leben kosten. Rollo warnt vor Ragnars Rückkehr. Ragnar leidet inzwischen unter schweren Suchterscheinungen und bekommt von Yidu nur wenig Nachschub. Erlendur wartet nur darauf, Björn meuchlings erschießen zu können, doch Torvi beschützt ihren Geliebten. In Wessex setzt König Egbert einen teuflischen Plan in Gang, der Kwentrith bedroht.

Folge 8: Der Landweg (Portage)

Während die Wikinger flussabwärts Richtung Heimat segeln, kehrt König Egbert nach Wessex zurück. Kwentrith ist sich sicher, ihren Platz auf dem Thron in Mercia wieder einzunehmen, doch Egbert macht ihr klar, dass er dank Lord Wigstan nun König von Mercia und von Wessex ist. Derweil überrascht Ragnar seine Leute: Er befiehlt in der Nähe einer Felswand, ein Lager aufzuschlagen, um die Wikingerschiffe über den Landweg hinter die unüberwindbaren Seine-Festungen zu transportieren. (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

In Wessex sieht sich die heiligmäßige Judith in einen blutigen Mordplan verwickelt. Nach der Eroberung des Throns von Mercia erklärt Egbert seine Allianz mit König Aelle für null und nichtig. Aelle ahnt schon lange, dass Egbert alle drei Königreiche unter seiner Herrschaft vereinen will. Seine Miene wird immer saurer, zumal er nicht mal an Ragnars Sohn Magnus Hand anlegen darf.

In den Wäldern der Seine verliert Lagertha ein weiteres Kind – jenes, das sie von Kalf hatte. Aber da der Seher ihr die Kinderlosigkeit vorausgesagt hat, nimmt sie die Fehlgeburt mit Gleichmut auf und kehrt in den Kampf gegen Rollo und die Franken zurück. In Kattegat sieht sich Königin Aslaug von dem zurückgekehrten Wanderer Harbard (= Odin?) betrogen, weil der seine Liebesspenden nicht auf sie beschränkt. Ihre besitzergreifende Wut vertreibt Harbard und verhindert so die Zeugung weiterer Babys in Kattegat. Sie wird einsamer und verbitterter denn je. Gleichgültig erfährt sie vom Tod Siggys, der Tochter Björns. Vor Paris findet die Chinesin Yidu einen unrühmlichen Tod.

Folge 9: Mit Axt und Schwert (Death All ‘Round)

Alfred erreicht zusammen mit Aethelwulf und dem Mönch Prudentius Rom und wird wohlwollend von Papst Leo empfangen. Als zu Alfreds Ehren ein Gottesdienst abgehalten wird, erklärt ihm der Papst, dass es seine Aufgabe sein wird, die Feinde der Christen auszulöschen … Während in England Egbert zum König von Wessex und Mercia gekrönt wird, verhilft König Karl der Kahle dem Hauptmann Roland zu einem Adelstitel und trägt ihm auf, Paris zu verteidigen. (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

In dieser Episode kommt es zu einer großen Seeschlacht zwischen beiden verfeindeten Brüdern Ragnar und Rollo. Deren Ausgang soll hier nicht verraten werden. Aber Ken Girotti, der Action-Experte unter den Regisseuren der Serie, hat wieder mal ein Meisterwerk abgeliefert. Er und seine Kampf-Choreografen haben mal wieder saubere Arbeit geleistet. Der Showdown zwischen Björn, Erlendur und Torvi ist dabei fast Nebensache, aber er beendet diesen langen Spannungsbogen.

Folge 10: Der alte König (The Last Ship)

Das bisher gut gehütete Geheimnis um Ragnar kann nicht länger gewahrt werden: Nachdem der König bereits seit Jahren nicht mehr in Erscheinung getreten ist, stellt sich nun heraus, dass Ragnar ein Kind mit Königin Kwentrith gezeugt hat. Der Krieger Thorall erzählt Björn und Aslaug davon und berichtet außerdem, dass die von Ragnar gegründete englische Bauernsiedlung zerstört wurde. Björn und dessen Halbbrüder können ihre Bestürzung über diese neuen Informationen nicht verbergen. (Text: ProSieben Fun)

Mein Eindruck

Diese Episode bildet den Übergang zur Staffel 4.2: Erstmals treten hier die vier späteren Söhne Ragnars als Jünglinge auf: Sigurd, Ubbe, Hvitserk und der hinterlistige Ivar. Dieser ist der einzige, der Ragnars Verhalten entschuldigt. Von Ragnar ist zunächst nichts zu sehen, denn er soll seit Jahren in der Fremde leben. Erst am Schluss kehrt er nach Kattegat zurück, wo Aslaug einiges verändert hat – es ist eine groß gewordene Handelsstadt, in der sich Orient und Okzident die Hand geben. Er fordert seine Söhne heraus: „Wer soll König sein in Kattegat, hm?“

Die Blu-ray

Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 (16:9)
Tonformate: D in DTS-HD 5.1, Englisch in DTS-HD 5.1
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D, Englisch
Extras: Audiokommentare zu einzelnen Episoden, 2 Dokumentationen

Mein Eindruck: die Blu-ray

Bild und Ton sind von bester Qualität, auf der englischen Originalspur sogar noch besser. Das Bonusmaterial ist ungewöhnlich umfangreich und lässt – im Gegensatz zur Serienhandlung – kaum Fragen offen. Übrigens gibt es eine zensierte amerikanische Fassung, wie M. Hirst erwähnt. Offenbar bekommen Europäer die unzensierte Fassung zu sehen.

Das Feature der Zeitachse verbindet alle zehn Episoden, so dass der Zuschauer weiß, wo er sich in der Serie befindet. Der Zuschauer hat die Möglichkeit, Lesezeichen zu setzen, um an dieser Stelle seine Sichtung fortzuführen.

Extras:

  1. Audiokommentare zu den Episoden 3 und 10, „Mercy“ und „The Last Ship“: Michael Hirst, Drehbuchautor & Ausführender Produzent, sowie der Berater Justin Pollard kommentieren die beiden Episoden 3 und 10. Am interessantesten sind vielleicht die Parallelen zwischen den Sagas und der Handlung sowie die Authentizität der geschichtlichen Darstellung. Es gibt zwar ein paar Übereinstimmungen, aber alle Darstellungen wurden der dramaturgischen Notwendigkeit untergeordnet. Ein Beispiel: Ragnar, falls es ihn wirklich gab, hatte nie einen Bruder Rollo, der später Herzog der Normandie wurde. Andererseits: Frauen hatten wirklich viel mehr Rechte als christliche Frauen in Wessex oder im Frankenreich.

    Interessant sind auch die Auslassungen über die epische Seeschlacht auf der Seine (die völlig unhistorisch ist) und ihre Besonderheiten, was die Beteiligten, die Boote und die Kampfweise anbelangt.

  2. Dokumentation: „The Transformation of Rollo“ / „Rollo im Wandel“ (7:18 min): Aus einem heidnischen Krieger wird ein christlichen General und Familienvater – eine tiefgreifendere Verwandlung lässt sich wohl kaum vorstellen. Deshalb müssen Hirst, Darsteller Clive Standen und der Berater Pollard alle Phasen dieses Werdegang erläutern, um sie glaubhaft zu machen. Am Schluss wird der siegreiche Herzog Rollo mit dem Lorbeerkranz eines römischen Cäsaren gekrönt. Der Grund: Die Karolinger verstanden sich seit der Krönung Karls des Großen in Rom zum Kaiser als Nachfolger der römischen Kultur und ihrer Herrschaft. Dabei war Karl der Kahle ursprünglich gar nicht an der Reichsteilung Karls des Großen beteiligt…
  3. Dokumentation: „The Viking Seafaring Prowess“ / „Das Seefahrergeschick der Wikinger“ (7:22 min): Autor Hirst, Darstellerin K. Winnick und zwei Experten aus USA und Schweden erläutern verschiedene erstaunliche Aspekte des seefahrerischen Könnens der Wikinger sowie die technischen Besonderheiten ihrer neuartigen Boote. Diese Boote befuhren nicht nur das Meer, den Fjord und den Fluss, sondern ließen sich auch über Land tragen.

    Diese „Portage“ praktizierten die russischen Wikinger alias „Waräger“, wenn sie von der Ostsee bis nach Konstantinopel reisten, um Handel zu treiben oder am Hofe des Kaisers von Byzanz zu dienen. So überquerten sie die Landbrücken zwischen den nördlichen und westlichen Flüssen sowie der Wolga, die ins Schwarze Meer mündet. Viel später trugen die Erforscher Nordamerikas ihre leichten Birkenrinden-Kanus ebenfalls vielfach über Land, etwa um an Wasserfällen vorbeizugelangen.

  4. Die deutsche Version hat eine weitere Doku: „Ragnars Söhne“. Diese werde ich bei der Rezension von Staffel 4.2 besprechen.

Unterm Strich

Nach den Worten Michael Hirsts, des Schöpfers“ dieser Serie, sollten eigentlich die Söhne Ragnars im Mittelpunkt der Handlung stehen. Doch dieser Plan wird erst in Staffel 4.2 umgesetzt und in Staffel 4.1 lediglich vorbereitet. Diese Söhne erscheinen in ihrem Erwachsenenalter erst in Episode 10 („The Last Ship“) in einer Art Epilog, der rund zehn Jahre nach der Seeschlacht um Paris spielt. Daher kann man dieses Konzept in Staffel 4.1 getrost als Nebensache betrachten.

Im Vordergrund stehen eine Handvoll Schauplätze: Kattegat, Hedeby (wo Lagertha und Kalf herrschen), Paris und Umland, die Berge, wo sich Björn beweist, Wessex und Mercia. Stets ist entweder für Action oder für Drama gesorgt, so dass ich mich stets bestens unterhalten fühlte. Erotik und Liebe, Intrigen und Ränkespiele gehen Hand in Hand.

Der Ruhepunkt der Handlung ist seltsamerweise der Star der Show: Ragnar Lothbrok. Travis Fimmel spielt ihn als Antihelden, wie Hirst bemerkt – ein Wikinger, der denkt, listig ist und außerdem noch christliche Verhaltensweisen annimmt. So lässt er den Mörder Athelstans, Floki, nicht etwa eiskalt hinrichten, sondern vielmehr nach dem mythischen Vorbild in einer Höhle foltern. Erst als Floki durch die chinesische Wasserfolter bereits halb wahnsinnig ist, lässt er nach einer weiteren Athelstan-Vision Gnade vor Recht ergehen und schneidet Floki persönlich los.

Den Gegenpol zu Ragnar bildet Rollo. Laut Hirst konnten die Herrscher in Wessex, Paris und Byzanz die Wikinger nur zähmen, indem sie sie in ihre jeweilige Kultur integrierten. Paradebeispiel (siehe die Doku in den Extras) ist Ragnars Bruder Rollo, der von einem berserkerhaften, heidnischen Krieger zu einem zivilisierten, denkenden General aufsteigt und mit einer Christin eine neue Dynastie gründet, die im Jahr 1066 (Wilhelm der Eroberer) England erobern wird. Die Ränke bei Hofe sind nicht weniger tödlich wie in Winchester, aber weitaus verschlungener. Karl der Kahle beweist, wie er es als jüngster Nachkomme Karls des Großen, seines Großvaters, bis zum Frankenthron geschafft hat.

Ehrlich gesagt gefiel mir Alexander Ludwig in der kanadischen Wildnis am besten. Und wie Hirst in seinen Kommentaren erzählt, wandelte sich nicht nur die Figur, sondern auch der Darsteller selbst in dieser harten Zeit – der Schnee ist ebenso echt wie die Bären und der Berserker. Im Unterschied zu anderen TV-Serien wurde dabei fast völlig auf CGI (Computer Graphics Imaging) verzichtet. Das kann man von den Paris-Szenen nicht behaupten.

Erotik & Tod

Erotik kommt nicht zu kurz, und zwar nicht immer nicht ohne Hintergedanken. König Egberts Absichten in Bezug auf Judith habe ich schon erwähnt. Nun lässt sich auch Björn mit Torvi, Erlendurs Frau ein, und Herzog Odo findet in einer jungen Adeligen eine unterwürfige, um nicht zu sagen: devote Verehrerin. Die Sadomaso-Szene im Folterkeller dürfte nicht nach jedermanns Geschmack sein. Andererseits hat diese Serie den Zuschauer – und darunter sind laut Hirst viele weiblich – schon einige Mägen auf ihre Robustheit getestet. In Staffel 4.1 kommt es zu einigen sehr blutigen Morden, mitunter von Figuren, von denen man das am wenigsten erwartet hätte, beispielsweise Judith (die in Judith von Flandern ein reales Vorbild hatte).

Die Blu-ray

Bild und Ton sind von bester Qualität, auf der englischen Originalspur sogar noch besser. Das Bonusmaterial ist wieder recht umfangreich und lässt wenig Fragen offen, vorausgesetzt man kennt bereits alle vorhergehenden Dokumentationen. Übrigens gibt es eine zensierte amerikanische Fassung, wie Michael Hirst, der Autor und Ausführende Produzent, erwähnt. Offenbar bekommen Europäer die unzensierte Fassung zu sehen.

[Wertung]

Mima2016: 5 out of 5 stars (5 / 5)

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