Über das südenglische Küstenstädtchen Broadchurch bricht ein exzessiver Medienrummel herein, als am Strand die Leiche eines 11-jährigen Jungen gefunden wird. Der Körper ist von Felsblöcken umgeben und gibt den ermittelnden Detectives Alec Hardy (David Tennant) und Ellie Miller (Olivia Colman) mysteriöse Rätsel auf, die sie durch die ganze erste Staffel hindurch in Atem halten.

Nachdem der Verantwortliche für den Tod Danny Latimers gefunden wurde, beschäftigt sich die zweite Staffel mit dem anschließendem Gerichtsprozess. (Text: MM/Fernsehserien.de)

Filminfos

O-Titel: Broadchurch (GB 2015)
Dt. Vertrieb: Studiocanal
VÖ: 28.4.2016
EAN: 4006680080123
Umfang: 3 DVDs
FSK: ab 12
Länge: ca. 371 Min.
Regisseur: James Strong, Jessica Hobbs, Jonathan Teplitzky, Mike Barker
Drehbuch: Chris Chibnall (Ausf. Prod.)
Musik: Olafur Arnald 
Darsteller: Charlotte Rampling (Kronanwältin Joselyn Knight), Marianne Jean Baptiste (Sharon Bishop) James d’Arcy (Lee Ashworth), David Tennant („Dr. Who“, „Torchwood“), Olivia Colman (Ellie Miller) u.a. 

Die 8 Episoden à 45 Minuten

Folge 1: Der Prozess

DCI Alex Hardy und DS Ellie Miller konnten den Mörder von Danny Latimer fassen: Joe Miller, Ellies Ehemann. (Der Schock sitzt tief.) Nun steht sein Gerichtsprozess vor der Tür. Während eines schwierigen Interviews mit der Presse erhält Hardy mehrere Anrufe von einer gewissen Claire Ripley. Claire hat Angst, dass ein Mann aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit mit Hardy zurückgekehrt ist und nach ihr sucht. Sie fleht Hardy um Schutz an. Diesen gewährt er der jungen Frau. 

Ellie Miller arbeitet nach der Verhaftung ihres Ehemannes als Verkehrspolizistin. Sie kann sich nicht damit abfinden, mit einem von ihr gesuchten Mörder unter dem gleichen Dach gelebt zu haben. Auch die Familie Latimer hat sich noch nicht erholt. Die Beziehung der Eltern des ermordeten Danny Latimer liegt in Trümmern. Trotzdem raufen sie sich zusammen, um vereint am Gerichtsprozess gegen Joe teilzunehmen. Im Gerichtssaal treffen alle Beteiligten wieder aufeinander. Das Dorf befindet sich in Aufruhr, als Joe Miller überraschend auf «nicht schuldig» plädiert. (korrigierter Text: SRF)

Folge 2: Das Treffen 

Die Bewohner von Broadchurch finden keine Ruhe. Immer wieder kommen Neuigkeiten ans Licht, die alles bisher Geglaubte infrage stellen. Während Mark und die schwangere Beth Latimer nach allem, was geschehen ist, trotzdem versuchen, ihre Ehe aufrechtzuerhalten, trifft sich Reverend Paul Coates weiterhin heimlich mit der Hotelbesitzerin Becca Fisher. Alec Hardy und Ellie Miller arrangieren derweil ein Treffen zwischen Claire und ihrem Mann Lee Ashworth (James d’Arcy). (erweiterter Text: 13th Street)

Folge 3: Neues Leben

Die Anklägerin (Charlotte Rampling) wird zwar schon langsam blind, stellt aber immer noch kluge Fragen. Doch ihre Gegnerin, die Verteidigerin und ehemalige Mitarbeiterin, deckt mit fiesen Tricks Geheimnisse auf, die nicht nur Ellie ins Schwitzen bringen. Wieder einmal wird gelogen, dass sich die Balken biegen. Unterdessen wird Hardy & Miller immer klarer, dass Lee Ashworth, der, aus Frankreich kommend, sich in einem verlassenen Gebäude bei Broadchurch niedergelassen hat, auf Claire Ripley wie eine Droge wirkt. Sie ist ihm hörig. Aber gilt das umgekehrt auch? (Text: Matzer)

Folge 4: Die Zeuginnen

Ellies Schwester Lucy Stevens sagt vor Gericht aus, dass sie in der Tatnacht gesehen habe, wie Joe Miller auf der Straße eine Tüte in einen Müllcontainer geworfen habe. Mark Latimer steht derweil vor der Entscheidung, seine Arbeit aufzugeben, um sich nur noch um die kleine Elizabeth zu kümmern. 

Als Alec sich von Ellie nach Sandbrook, seinem vorherigen Einsatzort, fahren lässt, erzählt er ihr, wie er die Leiche von Pippa Gillespie in einem Teich gefunden hat. Als er sich dort später mit Cate Gillespie trifft, belastet die ihren Mann schwer. (erweiterter Text: 13th Street) Der alte Ashworth/Gillespie-Fall kommt wieder ins Rollen, bei dem es zwei Opfer gab – eines der Mädchen ist bis heute verschwunden.

Folge 5: Verlorene Söhne 

Ellie Millers Sohn Tom will im Prozess als Zeuge für seinen Vater Joe aussagen. Derweil hilft Ellie ihrem Kollegen Alec Hardy bei seinem bislang nicht geklärten Sandbrook-Fall. Als neue Informationen auftauchen, müssen sich Hardy und Ellie allerdings fragen, ob sie mit ihren bisherigen Ermittlungen vielleicht völlig falsch lagen. Währenddessen bekommt Verteidigerin Sharon Bishop von unerwarteter Seite Hilfe, und der Journalist Olly zieht eine große Exklusivstory an Land. (Text: 13th Street)

Folge 6: Der Anhänger

Tom Miller tritt in den Zeugenstand und belastet Mark Latimer mit seiner Aussage. Für Alec Hardy wird die Zeit langsam knapp, den Sandbrook-Fall angesichts der jüngsten Ermittlungsergebnisse abschließen zu können. Doch dann finden er und Ellie Beweise, die Pippa Gillespie mit Lee Ashworth und Claire Ripley in Verbindung bringen. Beth Latimer muss derweil ganz alleine mit einer schrecklichen emotionalen Belastung fertig werden: Mark war ihr untreu. (erweiterter Text: 13th Street)

Folge 7: In Lügen verstrickt

Die Beweisaufnahme und die Zeugenanhörungen im Mordprozess gegen Joe Miller neigen sich dem Ende zu, danach muss die Jury entscheiden, ob Joe für Danny Latimers Tod verantwortlich ist. Währenddessen ermitteln Ellie und Alex weiterhin im Sandbrook-Fall und glauben sich einer Lösung schon recht nahe, nachdem sie Lee Ashworth mit einem Geheimnis Claires geködert haben. (Text: 13th Street)

Folge 8: Am Ende sind wir allein

Nach dem Ende des Prozesses gegen Joe Miller sind alle von dem Urteil schockiert. Gleichzeitig können Ellie Miller und Alec Hardy endlich den Jahre zurückliegenden Sandbrook-Fall aufklären. Dies gelingt, obwohl sich die Tatverdächtigen in einem fatalen Abhängigkeitsverhältnis befanden und sich gegenseitig belasteten. (Text: 13th Street)

Gesamteindruck

Auf der einen Seite läuft der Prozess wie ein Uhrwerk ab, doch er ist vielschichtig und unvorhersehbar. Hier brilliert Charlotte Rampling als Vertreterin der Anklage. Auffällig ist in ihren Augen, dass sich der Angeklagte, Joe Miller, nicht zu Wort melden will – dabei hatte er doch gegenüber DCI Alec Hardy den Mord an Danny gestanden. 

Neue Energie

Auf der anderen Seite macht sich Hardy mit neuer Energie – er trägt jetzt einen Herzschrittmacher – an den alten Sandbrook-Fall. In diesen fremden Gewässern hat Ellie Miller sichtlich wenig beizutragen. Sie tut sich v.a. als Chauffeurin für Hardy hervor. Das ist eine undankbare Rolle für Olivia Colman, die total unterfordert ist. David Tennant muss natürlich so tun, als würde er das nicht merken – Hauptsache, die Ermittlung im Sandbrook-Fall kommt voran. Dennoch sind Tennant und Colman nach wie vor erstklassige Schauspieler. 

Die Rolle der Kinder

Sehr schön finde ich, wie Kinder in die Handlung eingebunden worden sind. In Staffel 1 sahen wir Danny Latimer in zahlreichen Rückblenden, so dass er zu beginn von Staffel 2 noch gegenwärtig wirkt. Deshalb kann man auch die Reaktion seines geschassten Exfreundes Tom Miller verstehen, der gegen Dannys Vater aussagen will. Unterdessen kommt heraus, dass Alec Hardy schon einmal als Junge hier in Broadchurch war. 

Verhängnisvolle Nachbarschaft

Über diese Verbindung wird plausibel, dass er ein besonders emotionales Interesse an der Aufklärung des Sandbrook-Falls hat: Die kleine Pippa war in seinem damaligen Alter, als er sie tot aus einem Teich fischte. Und wo ihre frühreife 15-jährige Kusine Lisa Newbery geblieben ist, weiß wohl nur der Mörder. Der unheilvolle Zusammenhang zwischen den Mädchen wird zunehmend klarer, als Miller in den Unterlagen von Pippas Vater zweimal die gleiche Rechnung findet, aber ausgestellt für verschiedene Tage: Wieso sollte jemand Holzbodenlaminat zweimal verlegen wollen? Es war übrigens Gillespies Nachbar Lee Ashworth, der damals den Boden verlegte… 

Der dritte Weg

Je gruseliger die Schilderungen der Tatnacht in Sandbrook werden, desto enger wird es auch für Joe Miller im Gerichtssaal. Die Jury der Schöffen kommt zunächst zu keinem einstimmigen Urteil – sie werden erneut zur Beratung geschickt. Die Spannung steigt ins Unermessliche. Am Ende zeigt sich, dass sich nach Schuld- oder Freispruch noch eine dritte Option eröffnet: eine außergerichtliche Verurteilung durch einen Lynchmob…

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 (anamorph)
Tonformate: D in DD 5.1, Englisch in DD 5.1 
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: D
Region: B
Extras:

  • Making of
  • Feature: Die Latimers
  • Interviews mit Cast & Crew
  • Trailer
  • Geschnittene & erweiterte Szenen
  • Trailershow
  • Wendecover

Mein Eindruck: die DVD

Die Qualität von DVD-Bild und DD-5.1-Ton befindet sich auf dem Niveau eines guten Fernsehers, ist aber weit von High Density entfernt. Das gilt diesmal für beide Tonspuren. Die Qualität des Blu-ray-Tons ist unterschiedlich. 

Die deutschen Untertitel weichen wie so häufig etwas vom Original ab. Sie wurden sinngemäß übersetzt, nicht dem Wortlaut nach. Das fühlt sich in den Dialogen viel natürlicher an. In den Dokus gibt es Übersetzungsfehler.

Extras

  1. Making of (5:27 min): Dass ein Making-of nur fünfeinhalb Minuten lang ist, findet man selten; aber es kommt auf den Informationsgehalt an, der darin enthalten ist. Viele der Statements, die in den Interviews (siehe unten) fallen, sind hier verdichtet zu finden.

    Zunächst einmal versuchten die Mitwirkenden sich den enormen Erfolg der 1. Staffel zu erklären. Sie waren mehr oder weniger geschockt – u.a. auch von der Enthüllung des Mörders. Ein Roman entstand und ein US-Remake namens „Gracepoint“. Wie konnte die Fortsetzung besser werden? Die Handlung setzt fünf Monate später ein, Beths Baby kommt zur Welt und Mark freut sich über seine Vaterschaft. Gleichzeitig wird er jedoch vor Gericht in die Mangel genommen. Parallel dazu löst Alec Hardy zusammen mit Ellie Miller den Sandbrook-Fall. 
  2. Feature: Die Latimers (2:14 min): Als sich herausstellt, dass ausgerechnet Ellie Millers Mann der Mörder ist, wünscht Ellies beste Freundin Beth Latimer sie in die Hölle – was sehr unfair ist. Aber das sind irrationale Gefühle häufig. Gleichzeitig wird die Ehe der Latimers zerrissen, denn Mark war Beth untreu, ausgerechnet in der Tatnacht. Zum Glück sind die Darstellerinnen von Beth und Ellie im richtigen Leben beste Freundinnen – und bleiben es. Wie Ch. Rampling sagt, sind die englische Schauspieler in ihrer überschaubaren Gemeinschaft wie eine große Familie – man läuft sich immer irgendwo über den Weg. 
  3. Interviews mit Cast & Crew (21:36 min):
    1. Tennant & Colman
    2. Buchan & Whittaker (die Latimers)
    3. Whittaker (Beth): „Broadchurch ist die Hauptfigur!
    4. Buchan (Mark) 
    5. Eve Myles (Claire Ripley): „The best days of my life!“
    6. Rampling: „Die vier Monate Arbeit vergingen recht angenehm.“
    7. Marianne Jean Baptiste: „Kam extra aus L.A. eingeflogen, wo ich lebe; ein Glück, dass Staffel 2 ganz anders ist!“
    8. Autor Chibnall: gratuliert dem großartigen Team der Macher, v.a. den Produzenten
    9. Produzent Richard Stokes lobt die beiden Hauptfiguren und deren erstklassige Darsteller Tennant und Colman. 
  4. Trailer (1:06) :“Gleiche Stadt, neue Geheimnisse“ lautet das Motto der 2. Staffel, und das trifft den Nagel auf den Kopf. Dass hier zwei Handlungen parallel erzählt werden, muss sich der Betrachter allerdings selbst zusammenreimen. 
  5. Geschnittene & erweiterte Szenen (31:08 min): Diese Szenen schärfen die Profile von Jocelyn Knight (Rampling), Rev. Peter Coates und der Sandbrook-Gruppe. Daraus geht hervor, dass Kronanwältin Knight mal ein lesbisches Verhältnis zu der Zeitungsherausgeberin Maggie hatte – und immer noch haben könnte, nun da ihre Mutter gestorben und sie ganz allein auf der Welt ist. Außerdem hat der Angeklagte Joe Miller eine letzte Szene vor seiner Freilassung. Es könnte sich also für den Fan der Serie lohnen, sich diese halbe Stunde an Szenen anzuschauen. 
  6. Trailershow
    1. Orange is the new black, Staffeln 1 + 2
    2. Hannibal, Staffel 3 (mit Mads Mikkelsen)
    3. The Royals, Staffel 1
    4. The Returned, Staffel 1
    5. Lilyhammer, Staffeln 1-3
    6. Die Krays (mit Tom Hardy)
    7. Macbeth (mit Michael Fassbender und Marion Cotillard)
    8. Sicario (mit Emily Blunt)
  7. Wendecover

Unterm Strich

Die eine Hälfte des Inhalts der mehrsträngigen Handlung besteht aus dem Gerichtssaal-Drama, das den Regeln des US-amerikanischen Serienklischee folgt: Wichtig ist, was draußen vor dem Saal passiert. Hier spielen sich die wahren Dramen ab – sie werden dann im Saal nur als Argumente zur Sprache gebracht. 

Die andere Hälfte des ist sehr viel spannender, denn sie hält nicht nur eine richtige Kriminalermittlung bereit, sondern auch zahlreiche unerwartete Wendungen. Im Zentrum steht das unaufgeklärte Ableben der kleinen Pippa und das rätselhafte Verschwinden ihrer älteren Kusine. Im Verlauf der Ermittlungen wandelt sich das mutmaßliche Opfer Claire Ripley, das keiner Fliege was zu Leide tun könnte, zu einem wahren Monster, bei dessen Taten sich einem die Haare sträuben. Der Zuschauer sieht das Grauen nicht kommen. 

Claires Mann Lee wird von James d’Arcy verkörpert, der mittlerweile ein internationaler Star geworden ist. das hat beispielsweise sein Auftritt in dem Jo-Nesbö-Thriller „Der Schneemann“ gezeigt (siehe meinen Bericht). Er hat immer noch diesen charismatischen, unergründlichen Blick, der dem gewieften TV-Krimikenner sagt, dass dieser Mann zu allem fähig ist. 

Aufgrund dieser dynamischen Krimihandlung gefiel mir die zweite Staffel wesentlich besser als die erste. Das Tempo ist hoch, die Dramaturgie ist straff, die Ergebnisse unvorhersehbar. Während ich nach wie vor Tennant und Colman („The Favourite“) für herausragend halte, gefallen mir die Darsteller der Latimers immer noch nicht, so als wären sie noch nicht lange dem Schülertheater entwachsen. Dafür zeigt ihnen Charlotte Rampling, wo der Hammer hängt: Sie spielt alle an die Wand. 

Die DVD

Die Qualität von DVD-Bild und DD-5.1-Ton befindet sich auf dem Niveau eines guten Fernsehers, ist aber weit von High Density entfernt. Das gilt für beide Tonspuren. Die Qualität der Untertitel ist mal wieder fragwürdig, denn es gibt zahlreiche Abweichungen vom gesprochenen Dialog. 

Das Bonusmaterial erfreut mit einer breiten Fülle aus einem kurzen Making-of, zahlreichen Interviews, einer halben Stunde geschnittener Szenen und einem Feature zur Ehe der Latimers, denen der kleine Sohn genommen wurde. Aber es gibt auch jede Menge Werbung in Form von Trailern, die vor jedem Menü abgespielt werden. Zugegeben, das derart beworbene Material ist nicht schlecht, aber es ist auch aufdringlich platziert. 

Nirgends findet sich übrigens ein Hinweis, dass es mittlerweile eine dritte Staffel gibt. 

WERTUNG

Mima2016: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)</strong>

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