„In Staffel 9 warten vier verzwickte Mordfälle darauf, von DCI Vera Stanhope und ihrem Newcastle-Team aufgeklärt zu werden. Darunter die Leiche einer Kriminalpsychologin, die auf einer Müllhalde entdeckt wird; ein ermordeter Teenager in der Küstenstadt Peyton und eine fröhliche Party, die mit Betroffenheit und Entsetzen endet. 

Der vierte und letzte Fall wird für Vera persönlich, denn sie muss sich ihrer Vergangenheit stellen und in einem Cold Case in ihrer Heimatstadt ermitteln.“ (erweiterte Verleihinfo) 

Die Fälle basieren auf den Fällen, die Ann Cleeves (Gold Dagger Award für „Raven Black“) in ihren Romanen erzählt hat. 

Filminfos

O-Titel: Vera. Vol. 9 (GB 2018)
Dt. Vertrieb: Edel Motion
EAN: 4029759146391
FSK: ab 12
Länge: ca. 356 Min.
Regisseur: Paul Gay, Lawrence Gough, Declan O’Dwyer, Carolina Giammetta Drehbuch: Paul Logue, Paul Matthew Thompson (2x), Martha Hillier
Musik: Ben Bartlett
Darsteller: Brenda Blethyn (Vera Stanhope), Kenny Doughty (als Aidan Healey), Kingsley Ben-Adir (als Dr. Marcus Summer), Jon Morrison, Paul Kaye, Ibinabo Jack, Riley Jones u.a.

Die vier Episoden

Die vier Episoden sind zwischen 85 und 90 Minuten lang. 

Episode 1: Sie wusste zuviel (Blind Spot) 

Joanne Caswell wird tot auf einer Mülldeponie entdeckt. Die junge Frau ließ sich zur Kriminalpsychologin ausbilden und hatte glänzende Zukunftsaussichten. Vera nimmt sich dem Fall an und verfolgt die forensische Spur, die ihr Joanne hinterlassen hat …  (Text: Sat.1 Gold)

Mein Eindruck

Dies ist ein extrem vertrackter Fall, der bis zum Schluss immer wieder eine neue Wendung nimmt. Es gibt drei Geständnisse, die den gewieften Krimikenner in die Irre führen sollen, und natürlich noch viel mehr Verdächtige. Als Generalthema dieser Episode dient sowohl die Betreuung von entlassenen Häftlingen, aber auch die tabuisierte – männliche wie weibliche – Homosexualität, die nicht nur in dieser Folge niemals öffentlich werden darf. 

Natürlich gibt es jede Menge Verfolgungsjagden, aber auch mehr als nur eine schockierende Szene. Gut, dass es zwischendurch immer wieder eine Lagebesprechung im Dezernat gibt, bei der die gefundenen Fakten sortiert und offene Fragen aufgedeckt werden. 

Episode 2: Tödlicher Stoff (Cuckoo)

Die Leiche eines Teenagers wird in der Küstenstadt Peyton entdeckt. Vera kann den Jungen dank der Vermisstenkartei identifizieren. Caden Lennon war vor sechs Wochen aus einem Kinderheim bei Newcastle geflohen. Kann die Ermittlerin eine Verbindung zwischen den Städten herstellen und das dunkle Geheimnis lüften, das Caden das Leben gekostet hat? (Text: Sat.1 Gold)

Mein Eindruck

Im Mittelpunkt dieses Fall stehen ein Brüderpaar: Caden und Tyler Lennon. Caden scheint auf die schiefe Bahn geraten zu sein und war zuletzt Drogendealer. Seine letzte Fahrt war die eines Kuriers mit einer Tasche voller Crack-Kokain, das er in Peyton verticken wollte. Doch wer war sein Lieferant? Alle Drogenkonsumenten schweigen, weil sie brutal und auf deutliche Weise eingeschüchtert wurden, sogar 17-jährige Mädchen wie Kayleigh Minchard, die nun schon kellnern müssen, um an den Stoff zu gelangen. 

Die ganze Zeit befindet sich Vera auf dem Holzweg und rennt gegen eine Mauer des Schweigens an, doch dann kann sie Kayleigh umdrehen und gelangt so an den Pusher, der das Drogengeschäft in Peyton unter sich hat. Doch dann stößt sie auf die Wahrheit und merkt, dass Caden nur ein weiteres Opfer war… Spannend bis zur letzten Szene!

Episode 3: Die Bootsparty

Die Königin der Beauty-Salons in Newcastle, Lisa Varsey, lädt Freunde und Familie auf eine Bootstour ein, um ihren Erfolg zu feiern. Die schöne heile Welt verkehrt sich jedoch ins Gegenteil, als ihre Schwester Danielle tot aus dem Wasser gezogen wird. Vera versucht, hinter die schillernde Fassade zu blicken und zu erforschen, wer die junge Frau getötet hat. (Text: Sat.1 Gold) 

Mein Eindruck

Oje, so viele Verdächtige! Das Vergnügungsboot diente dem Schmuggel. Die Varsey-Clique war wissent- oder unwissentlich in eine umfassenden Betrug mit Geldwäsche verwickelt, und zu guter Letzt wollte Schwager Ross einer Kellnerin auch noch an die Wäsche. Alles schreit: #Metoo! Den wahren Drahtzieher lernt Vera schon früh kennen und er macht auch einen ganz manierlichen Eindruck. Doch ein Daumenabdruck am falschen Ort wird auch ihm zum Verhängnis. Aidan Healey darf zeigen, wie gut er zu Fuß ist: Er muss den Schurken am Flughafen abfangen, bevor dieser seine Maschine besteigt…

Epiosode 4: Das „Seagull“ (The Seagull)

Vera Stanhope muss sich ihrer Vergangenheit stellen: Sie ermittelt in einem Cold Case in ihrer Heimatstadt. Robbie Marshburn war als notorischer Kleinkrimineller bekannt, verschwand jedoch vor 23 Jahren (also 1995) spurlos. Er war außerdem ein guter Freund ihres Vaters Hector, obwohl der ein Cop war. Die Ermittlerin hat auch ein persönliches Interesse daran, den Fall zu lösen. Doch sie gerät immer tiefer in den Sumpf menschlicher Abgründe …  (Text: Sat.1 Gold)

Mein Eindruck

Dies ist zweifellos der vertrackteste und fesselndste Fall, des Episoden-Quartetts: Am Schluss gerät die Ermittlerin selbst in Lebensgefahr, denn der wahre Mörder gibt sich in ihrem Privathaus ein Stelldichein. Das ist zwar nützlich, um viele offene Fragen – etwa zu den zwei Skeletten in dem Abzugstunnel beim „Seagull“ – zu klären, macht aber auch ein wenig nervös. 

Zu den offenen Fragen gehört beispielsweise eine falsche Identität und welche Rolle Hector Stanhope in der Sache spielte. Ließ er sich wie sein einsitzender Kollege John Brace vom Erzgangster Leo Sidden schmieren? Diese Frage bringt Vera in einen privaten wie auch dienstlichen Konflikt, denn sie ist schwer in Versuchung, die Wahrheit zu vertuschen. Wie wird sie sich entscheiden? Und was ist, wenn sich auch ihr Vater als korrupt erweisen sollte? 

In einem Nebenstrang wird das Schicksal einer Prostituierten erzählt, die von John Brace ein Kind bekam und es zur Adoption freigeben musste. Dieses Kind ist Patty, und ihr Mann Scott Keane ließ sich in Siddens Firma einschleusen, um der Wahrheit auf den Grund zu gehen – um den Preis seines Lebens. 

Die DVD

Technische Infos

4x DVD-5
Bildformate: 16:9
Tonformate: D in DD 2.0, Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine
Extras: Trailershow, Star-Fotos im Einleger

Mein Eindruck: die DVD

Bild und Ton sind für eine DVD einwandfrei, aber von der Qualität einer Blu-ray doch ein gutes Stück entfernt. Untertitel fehlen wie immer bei diesen EDEL-DVDs, und Bonusmaterial kann man gleich vergessen. Hier gibt’s nur Werbung. 

Trailershow:

  1. Springflut (Thriller aus Schweden)
  2. Grantchester vol. 2 (histor. Krimiserie)
  3. West of Liberty (dt. Thriller nach Th. Engström, mit W. W. Möhring)
  4. Brokenwood vol. 1 (witzige Krimiserie aus Neuseeland)

Unterm Strich

Nach sieben oder acht Staffeln – die achte ist mir entgangen – hat sich der Zuschauer daran gewöhnt, dass sich die Ermittlung meist auf dem heideartigen Lande abspielt, allenfalls mal in einem Küstenkaff. Doch der Fall „Die Bootsfahrt“ entführt den Zuschauer unversehens in die nobelste Gegend von Newcastle, in eine antike Shopping-Galerie, wie man sie auch in Mailand oder Florenz finden könnte. Ja, Newcastle und seine „Geordies“ waren einmal reich und zeigten es auch. Die Neureichen zeigen das zwar auch, doch ihr Reichtum stammt aus der Geldwäsche und dem Identitätsdiebstahl. Nobel geht die Welt zugrunde. 

Wie so häufig stehen die Schicksale junger Menschen im Vordergrund, um den roten Faden auf der Drama-Seite der Handlung zu liefern. Da gibt es immer wieder Homosexuelle beiderlei Geschlechts, junge Witwen, die einst adoptiert wurden, und Mütter, die untergetaucht sind. Immer wieder spannt der Prolog einen Spannungsbogen auf der Drama-Seite, dessen Ende der Zuschauer erst sehr nah am Ende der Folge zu sehen bekommt – das ist feine britische Krimi-Tradition. 

Zum Erstaunen des Zuschauers haben sich die Macher der Serie – die mittlerweile in die elfte Staffel geht – wieder mal einen sehr persönlichen Fall für Vera ausgedacht, der ihr wirklich unter die Haut geht: War ihr geliebter Vater Hector ein ebenso korruptes Polizistenschwein wie sein Kollege John Brace? Beruhte ihr bisheriges leben nur auf einer Lüge, hat ihr Vater ihre Ideale verraten? Man sieht, hier geht um für Vera existentielle Werte. Fast vergisst man dabei, dass es um einen Cold Case aus dem Jahr 1995 geht – und um das Schicksal einer jungen Frau und ihres Kindes. Wieder mal ist der Gangster einer von der ganz harten Sorte, und bald fallen finstere Warnungen. 

Die Hauptdarstellerin

Die mit dem BAFTA, Golden Globe und sogar Empire Award ausgezeichnete Schauspielerin Brenda Blethyn ruht sich nicht auf den wohlverdienten Lorbeeren aus, mit denen sie jüngst überschüttet wurde. Vielmehr weiß sie sich immer noch ein wenig zu wandeln. War sie zu Anfang der Serie ein kleiner Mussolini ohne Gnade, so zeigt sie sich zunehmend menschlich, ja, sie lässt sogar anderen den Vortritt, wenn es darum geht, die obligatorischen Resümee-Sitzungen zu leiten. 

Solche Resümees werden stets nach zehn bis elf Minuten sowie nach rund 30 Minuten gezogen. Sie teilen die erste Hälfte der Handlung in übersichtliche Einheiten auf. In der zweiten Hälfte kommt dann die Action in Fahrt, die meist in einem Herzschlagfinale endet. Nicht selten folgt danach noch eine wendungsreiche Pointe und eine humorvolle Note. Zu diesen Pointen gesellt sich mitunter grimmige Ironie zur Dramatik: Nicht selten wird alles Gesehene auf den Kopf gestellt, so etwa in „Tödlicher Stoff“. Die Serie hat wirklich alles vorzuweisen, was das Herz des Krimifans begehrt. 

Der Assi

Mit dem jungen Aidan Healy, Joe Ashworths Nachfolger, hat Vera keine Nachsicht. Keine Sorge, Aidan: „Die ersten drei Jahre sind die schlimmsten“, wird er getröstet. Er muss und kann sich bewähren, zumal er eine harte Vergangenheit als Drogenfahnder hinter sich hat. Mittlerweile hat der ärmste bereits drei Staffeln mit Vera hinter sich, und so zeigt sie sich ihrem Sergeant gegenüber versöhnlicher, zumal er einen wirklich guten Job macht. Insgeheim ist sie wahrscheinlich sogar neidisch auf seinen kleinen Sohn Max, den man zwar nie sieht, den er aber abgöttisch liebt. 

Die DVD

Bild und Ton sind für eine DVD einwandfrei, aber von der Qualität einer Blu-ray doch ein gutes Stück entfernt. Untertitel fehlen wie immer bei diesen EDEL-DVDs, und Bonusmaterial kann man gleich vergessen. Hier gibt’s nur Werbung. Fans werden mit Star-Fotos auf der Innenseite des Covers abgespeist. 

Unsere Wertung:

 Mima2016: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

Lass ein paar Worte da:

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.