Einer der bekanntesten romantischen Thriller Hitchcocks, der nun mit verbessertem Ton und gutem Bild zu sehen ist.

Filminfos

  • Originaltitel: Spellbound, 1944/45
  • FSK: 12
  • Länge: ca. 112 Min.
  • Regisseur: Alfred Hitchcock
  • Drehbuch: Ben Hecht
  • Musik: Miklos Rosza (OSCAR-prämiert)
  • Traumsequenz-Design: Salvador DalÌ
  • Darsteller: Ingrid Bergman, Gregory Peck, Leo Carroll, Michael Chekhov u.a.

Handlung

1944 unterzog sich Hollywoods Filmmogul David O. Selznick, der Produzent dieses Strefens, selbst einer Psychotherapie. Das brachte ihn auf die Idee, einen romantischen Thriller vor dem Hintergrund der Freudschen Traumtheorie zu drehen. Hitchcock stand damals noch bei ihm unter Vertrag, also fiel die Wahl des Regisseurs auf ihn.

In dem Skript von Ben Hecht, das sehr frei auf dem Roman „Das Haus des Dr. Edwardes“ von Francis Beeding beruht, geht es zunächst um einen Dr. Murchison (Carroll), den Leiter einer Nervenklinik, der in den Ruhestand gehen will, weil er selbst psychisch angeschlagen sei. Sein Nachfolger ist ein Dr. Edwardes (G. Peck), den er angeblich noch nie gesehen hat.

Der recht junge Mann verliebt sich schon auf den ersten Blick in die junge schöne Ärztin Dr. Konstanze (‚die Standhafte‘) Petersen. Die Ärztin, die sich bislang ihrer Arbeit und Karriere gewidmet und alle Annäherungsversuche männlicher Kollegen standhaft abgewiesen hat, erwidert diese Zuneigung sofort. Sie verändert sich.

Doch Dr. Edwardes verhält sich besorgniserregend: Der Anblick von zwei dunklen Paralelllinien auf weißem Untergrund scheint bei ihm einen geistigen Unruhe- und Schwächezustand hervorzurufen, begleitet von heftigen Kopfschmerzen. Constance findet heraus, dass er in Wirklichkeit kein Psychoanalytiker ist: Seine Handschrift ist eine ganz andere als die der Widmung in Edwardes‘ Buch. „J.B.“ oder John Brown, wie er sich fortan nennt, ist ein junger Arzt, der ein Gedächtnis verlor und unter einem schweren Schuldkomplex leidet: Er glaubt, den Mann umgebracht zu haben, dessen Job und Identität er angenommen hat. Und das glaubt auch bald die Polizei. J.B. verschwindet, doch hinterlässt er Petersen eine Nachricht.

Sie holt ihn in New York City ab, wo man sie als vermeintliche Komplizin nun ebenfalls sucht. Die beiden flüchten nach Rochester zu Petersens Lehrer, dem höchst angesehenen Psychoanalytiker Dr. Brulov, der große Ähnlichkeit mit Einstein und Freud hat. Sie versuchen zusammen, J.B.’s Alpträume und Schuldgefühle zu analysieren. Als J.B. nächtens aufsteht, um sich zu rasieren, greift er wegen seiner Psychose zu einem Rasiermesser und geht erst zur schlafenden Constance (ein genialer Augenblick des Grauens), dann aber nach unten, wohn der listige Doktor mit einer Ladung Brom in einem Milchglas ins Land der Träume schickt.

Von dort wiedergekehrt, erzählt J.B. in der ber¸hmten Traumsequenz, wie er in einem Spielklub war (Dr. Murchisons Nervenheilanstalt), wo er gegen einen Bärtigen (Dr. Edwardes) spielte, der vom Klubbesitzer (Dr. Murchison) des Betrugs bezichtigt wurde. Dann stürzte der Bärtige vom Dach, und der gesichtslose Besitzer warf ein verbogenes Rad nach unten. Der Traum endet, als der Träumer ein weißes Dach hinunterstürzt, in einen Abgrund.

Wie sich zeigt, fühlt sich J.B. schuldig am Tod seines Bruders, der bei einem Unfall starb, als beide noch Kinder waren. Nicht er, sondern Murchison hat Edwardes umgebracht, der seine Stellung bedroht sah – das aber erkennt Petersen erst zum Schluss. Denn während ihr Geliebter John Ballantine, wie er sich nun richtig nennt, wegen Mordes verurteilt und ins Gefängnis geschickt worden ist, wohnt sich Murchison sicher und verrät sich: Er kannte Edwardes!

Doch wird Petersen, die tapfere, verliebte Ärztin, die Enthüllung der Wahrheit, mit der sie den Mörder konfrontiert, überleben?

Mein Eindruck: der Film

Noch nach 50 Jahren ist dieser Streifen einer der beliebtesten Hitchcock-Filme. Kaum zu glauben, dass das Konzept der verliebten Psychoanalytikerin, die Detektiv spielt, um ihren als Mörder abgestempelten Geliebten vor der Exekution zu bewahren, noch heute zu berühren vermag. Vielleicht ist die höchst romantische Vorstellung, dass eine Frau, wenn sie mit allem Mut ihres Herzens kämpft, einen kranken Mann heilen und retten kann – um sich so eine Zukunft als Ehefrau und künftige Mutter zu bewahren: ihren individuellen Anteil an der Menschheit.

Der Film erzählt geradlinig und ohne größere Subtilität. Er wird getragen von seinen fabelhaften Hauptdarstellern: Peck, Bergman, eventuell auch Carroll (Dr. Murchison) und Checkhov (Dr. Brulov). Hitchcock findet zahlreiche Symbole und Metaphern, die ständig auf das zentrale Motiv zu verweisen: die parallelen Linien, die geöffneten „Türen des Bewusstseins“, wie es im Vorspann heißt. Verschlüsselt ist lediglich die Traumsequenz, die natürlich die Detektivarbeit der Analytiker erfordert.

Etwas unglaubwürdig ist der Schluss: Der Mörder, der den unschuldigen Ballantine als Alibi benutzt hat, entlarvt sich durch seine Traumentschlüsselung selbst. Das „verbogene Rad“ ist sein eigener Revolver! Wir sehen am Schluss mit seinen eigenen Augen. (Der Revolver vor der Kamera war eine riesige Attrappe.)

Die Idee, einen anderen Menschen aufgrund von dessen psychischen Problemen zu missbrauchen, griff Hitch später wieder in seinem Meisterwerk „Vertigo“ auf.

Die DVD

Technische Infos:

  • Produktionsdatum: 9.9.2002 (DVD-Typ 9)
  • Bildformate: unbekannt
  • Tonformate: dt. DD 2.0, engl. mono
  • Sprachen: dt., engl.
  • Untertitel: keine
  • Extras:
    • Filmografien des Regisseurs und der Hauptdarsteller
    • 2 Trailer („Kalt ist der Abendhauch“, „Das Experiment“)

Unterm Strich

Das psychoanalytische Brimborium liefert Hitchcock nur das Vehikel – den berühmten MacGuffin -, um die emotionale Entwicklung der Liebesbeziehung zwischen Petersen und J.B. zu schildern. Diese beiden Figuren werden in all ihrer emotionalen Koplexität hervorragend von Bergman und Peck gespielt. Sie überzeugen und bewegen noch heute.

Die DVD liefert nur in der deutschen Synchronisation einen guten Sound (in Dolby Digital 2.0), das englische Original gibt’s nur in Mono-Ton. Leider fehlen Untertitel. Eine informative Zugabe sind die Filmografien.

Für Hitchcock- und Klassikerfreunde sollte es eigentlich bessere Aufbereitungen dieser edlen Streifen geben. Es ist zu hoffen, dass es dermaleinst eine restaurierte Fassung gibt, die vielleicht sogar die geschnittenen Teile aus der Traumsequenz enthält.

Ein Gedanke zu „Alfred Hitchcock: Spellbound – Ich kämpfe um dich“

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