Mitten im malerisch-herbstlichen Wald in Vermont wird ein toter Mann aufgefunden – komplett bekleidet. Absolut untypisch für einen Mord fühlen sich gleich drei Personen für diesen Tod verantwortlich: Ein pensionierter Seebär (Edmund Gwenn), eine ältere Dame und die hübsche junge Jennifer Rogers (Shirley McLaine in ihrer ersten Rolle). Dummerweise wissen die drei nichts voneinander (wer gibt schon gerne einen Mord zu) und versuchen, den Toten verschwinden zu lassen. Doch Harry scheint nichts in seinem Grab halten zu können – und da geht der Ärger mit Harry erst richtig los… (Verleihinfo)

Filminfos

  • O-Titel: The Trouble With Harry (USA 1955)
  • Dt. Vertrieb: Universal
  • VÖ: 5.9.2013
  • EAN: 5050582941302
  • FSK: ab 12
  • Länge: ca. 99 Min.
  • Regisseur: Alfred Hitchcock und Herbert Coleman
  • Drehbuch: John Michael Hayes nach einem Roman von J. Trevor Story
  • Musik: Bernard Herrmann
  • Darsteller: John Forsythe (Sam Marlowe), Shirley McLaine (Jennifer Rogers), Edmund Gwenn (Albert Wiles), Mildred Natwick (Miss Gravely) u.a.

Handlung

Eine Kirche im Tal lässt Glockenläuten erschallen, das über die Berge von Verrmont hallt. Da fallen im Wald Schüsse, und ein Junge stößt auf einen Mann (Philip Truex), der auf dem Boden liegt. Wieso trägt der Mann einen feinen Anzug und keine Schuhe? Er geht wieder weg. 

Ein Jäger stößt auf die Leiche und denkt, er habe den Mann auf dem Gewissen. Besser, er macht sich ebenfalls aus dem Staub. „Mr. Harry Worp, Boston“ steht auf einem Brief, den der tote Mann bei sich hat. 

Miss Gravely fragt ihren Nachbarn, Kapitän Albert Wiles, was mit der Leiche geschehen soll. Die könne ja wohl nicht ewig im Wald rumliegen, oder? Verbuddeln, meint Wiles, und bloß nicht die Polizei rufen. OK. Er sagt, er finde sie bezaubernd, und sie, ganz geschmeichelt, fragt respektvoll nach seinen Erfahrungen als ehemaliger Seemann. Als jemand auftaucht, verstecken sie sich. 

Es handelt sich um Jennifer Rogers, die junge Mutter (McLaine) des kleinen Arnie, die er herbeigeholt hat, um sich wegen der Leiche von Harry Worp zu beraten. Die junge Frau erkennt Harry, sagt aber, der schlafe bloß und man solle ihn am besten vergessen. Zusammen gehen sie wieder, und ein Arzt, Dr. Greenwald, taucht auf, stolpert über die Leiche und trollt sich rasch wieder. Ein Lndstreicher nimmt Harrys gute Schuhe an sich. Harrys Socken sind grellbunt. 

Ein Wanderer singt munter „Flagging the Train to Tuscaloosa“, anscheinend kommt er aus dem Süden. Es ist Mr. Marlowe, der Maler (Forsythe). Wieder mal hat keiner seine Bilder kaufen wollen, klagt er bei Mrs Wiggs, der Besitzerin des Krämerladens. Deren Sohn Calvin (Royal Dano) ist der Sheriff des Dorfes und verkauft Oldtimer. Miss Gravely setzt sich für Mr. Marlowe ein und kauft eine Kaffeetasse, die offenbar für jemand ganz Bestimmten gedacht ist. Ist sie verliebt? 

Marlowe sucht in den Hügeln ein Motiv und stolpert dabei über Harrys Leiche. Wie störend! Dennoch – man kann nie wissen, wozu ein Leichenmotiv gut ist. Er zeichnet sie intensiv. Kapitän Wiles taucht auf und gibt zu, es sei ein Unfall gewesen, dass er Harry traf. Kann vorkommen, meint Marlowe. Aber was ist nun zu tun, bevor auch noch der Sheriff Wind davon bekommt? Per Post verschicken geht ja auch nicht. 

Sie wollen erst einmal Jennifer Rogers um Rat fragen. Schließlich ist das hier eine demokratische Entscheidung. Die Antwort auf die Frage, ob Jennifer dem Maler als Nacktmodell dienen wird, bleibt vorerst offen, denn sie gibt ihm eine verblüffende Antwort: Der tote Harry sei zwar ihr Ehemann gewesen, aber nicht der Vater ihres Sohnes Arnie. Er war Robert Worps Bruder, der ihr erster Mann gewesen war. Als Harry sie besuchte und eheliche Rechte beanspruchte, die ihm nicht mehr zustanden, vertrieb sie ihn mit einem Schlag mit der Milchflasche.

Was soll nun mit der Leiche geschehen, fragen sich Kapitän Wiles und Miss Gravely. Am besten bringt man ihn unter die Erde, wo alle guten Christen hingehören. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Denn jetzt fängt der Ärger mit Harry erst richtig an…

Mein Eindruck

No place like home

Es ist alles andere als ein Zufall, dass diese Geschichte im „Green Mountain State“ Vermont (von „Les Verts Monts“, die grünen Berge, 1609) spielt. Es sind nämlich nicht nur die grandiose Naturkulisse, die eine zentrale Rolle als Hintergrund spielt, sondern vor allem die eigenartigen Menschen. Über sie wusste Carl Zuckmayer in seiner Autobiografie etwas Schlaues zu sagen: 

>>Zur Charakteristik der hiesigen Bevölkerung verfasste der Schriftsteller und Dramatiker Carl Zuckmayer, der in den 1940er-Jahren in Vermont eine Farm gepachtet und bewirtschaftet hatte, folgende Beschreibung:

„Was heute in Vermont, in dem es viele verlassene, langsam zerfallende und wieder vom Wald überwuchernde Farmen gibt, noch auf seiner Heimstatt lebt, das sind die Nachkommen jener ursprünglichen Siedler, die zu eigensinnig und landverbunden waren, um den Aufbruch nach dem Westen, die große Völkerwanderung nach ‚besseren Weidegründen‘, mitzumachen. 

Daher eignet diesen Leuten ein Zug von Starrsinn und Hartnäckigkeit, auch von Verkauztheit, der Europäern leichter verständlich ist als vielen Amerikanern. Ein sonderlich abgeschlossenes Volk mit einem schrulligen, oft etwas maliziösen Humor, nonkonformistisch bis in die Knochen, eigenwillig bis zur Eigenbrötelei, doch niemals ohne die natürliche Bindung in der Gemeinde, die selbstverständliche, phrasenlose Bereitschaft zu gegenseitiger Hilfe.“

(Carl Zuckmayer, Als wär’s ein Stück von mir, 1966) << (nach: Wikipedia.de)

>>Am 18. Januar 1777 erklärte sich Vermont zur unabhängigen Republik (in den ersten sechs Monaten noch als „New Connecticut“, vom Juli an als Vermont). Während dieser Zeitspanne wurde die erste Verfassung Vermonts vorgelegt und ratifiziert, die erste geschriebene Verfassung eines unabhängigen Staates in Nordamerika und der Neuen Welt überhaupt. Sie wies schon damals weitestgehende Freiheitsrechte auf, schaffte als erster Staat Nordamerikas die Sklaverei ab, garantierte allen Männern das gleiche, von jeglichen Vermögensverhältnissen unabhängige Wahlrecht und enthielt die Verpflichtung, dass der Staat allen seinen Bürgern eine Schulbildung ermöglicht. 1791 trat Vermont der Union als 14. Mitglied bei.<< (Wikipedia.de)

Diese Republik gehörte also nicht zu den 13 Gründungsstaaten der USA (1776/83), die als Sterne auf der ersten Fahne verewigt waren. Ein Viertel der Weißen war 2012 französischer oder franko-kanadischer Abstammung. Das erklärt vieles. 

Demokratische Beerdigung

Die Story des Films spiegelt die Eigensinnigkeit der Bevölkerung wider: Erst will jeder schuld sein an Harry Tod (Wiles, Rogers und andere), dann wird seine leiche dreimal ein- und gleich wieder ausgebuddelt. Hierüber wird stets beraten und alle Erwägungen in Betracht gezogen. Der leicht unterbelichtete Sheriff (Royal Dano, ein Neben-Star in zahlreichen Western) erleichtert es den Bürgern, mit Harrys „corpus delicti“ eigensinnig und eigenständig zu verfahren. So landet er zwischenzeitlich in Mrs Rogers Badewanne (ohne Socken) und gerät in Gefahr, vom Sheriff entdeckt zu werden. Schließlich halten es alles fürs beste, die Leiche von Arnie erneut entdecken und registrieren zu lassen. Auf diese Weise kommt Mrs Rogers aus ihrer gescheiterten Ehe mit Harry heraus und kann endlich Mr Marlowe heiraten. 

Schwarze Komödie

Der Plan, ein sehr britisches Genre, nämlich die schwarze Komödie des Makabren, nach Amerika bringen zu wollen, erwies sich als kein Erfolg. Die Amis fanden den hier an den Tag gelegten Humor angesichts eines Todesfalls alles andere als lustig. Ein beunruhigender Unterton lässt dem Zuschauer das lachen im Halse stecken. 

Allerdings erhebt sich dann die Frage, gegen was sich die Komödie in Wahrheit richten soll. Donald Spoto meint, es handle sich um eine dunkle und groteske Variante des Puritanismus, ist sich aber nicht sicher, ob der Puritanismus satirisch verspottet oder doch affirmiert wird. Der Wald, soviel ist hingegen sicher, ist der klassische Ort, an dem das Böse lauert. 

Trotz seines leichen Humors findet sich in den Untertönen der Dialoge daher ein düsterer Grundzug. Keiner mochte Harry, den Trinker, zu Lebzeiten, und als er tot ist, wird keineswegs nur Gutes über ihn gesagt. Ebenso nonchalant wie über den Tod reden die Figuren über Sex, mit einer Ausnahme: Miss Gravely, die alte Jungfer. Wunderbar ist jene denkwürdige Szene am Schluss, als Mrs Rogers Mr. Marlowe, der sie küssen will, warnt: „I have a very short fuse.“ Sie hat also eine kurze Zündschnur und wird gleich explodieren? Deutlicher kann man eine sexuell aktive Frau, die bereits zwei Ehemänner verschlissen hat, kaum charakterisieren. 

Sex und Tod sind die zwei großen amerikanische Obszönitäten: Man redet normalerweise nicht darüber, höchstens hinter vorgehaltener Hand. Beides lässt sich vertuschen – was hier im Film fleißig praktiziert wird. Und über die Vertuschungsaktionen lässt sich in Vermont prächtig diskutieren. Daher ist es für einen Film von AH ein ungewöhnlich dialoglastiger, geradezu geschwätziger Streifen. „What seems to be the trouble, Captain?“ fragt am Anfang Miss Gravely Cpt. Wiles, als sie ihn über eine Leiche gebeugt vorfindet und nicht darob nicht mal mit der Wimper zuckt. Stoischer Humor ist ein Kennzeichen dieses Films. 

Tod und Sex

Für Amis gibt ees mehrere sehr störende Botschaften. Erstens ist für die Vermonter klar, dass Harrys Tod ihn früher oder später ihn früher oder später so oder so dahingerafft hätte. Der Tod ist Bestandteil des Lebens und folglich unumgänglich. Es kommt zweitens darauf an, das Beste aus dieser Gegebenheit zu machen. Es gibt schließlich Schlimmeres. 

Das zweite Generalthema ist Sex. Für das Jahr 1955 sind hierzu erstaunlich viele Anspielungen und Zweideutigkeiten zu finden. Kaum hat Miss Gravely Captain Wiles zu einem Rendezvous bei ihren berühmten Blaubeer-Muffins eingeladen, tänzelt sie vorsichtig über Harrys frisches (erstes) Grab. Später kauft sie für ihn eine schöne Kaffeetasse in Mrs. Wiggs Krämerladen. 

Tod und Sex, soviel ist klar, gehören zum Leben wie die Freude an Kaffee und Muffins. Kein Grund also, diese Themen so zu übertreiben, wie es die Puritaner in der eingangs gezeigten Kirche zu tun pflegen. Die bukolische Landschaft und die summend fröhliche Musik wirken wie Zutaten der Götter Apoll und Dionysos persönlich. Wenn dies Arkadien ist, dann muss es auch Demokratie geben: Dort, in Hellas, wurde sie erfunden. 

Aber Hitch nimmt auch Arkadien nicht ernst, sondern ironisiert dieses rückwärts gewandte Ideal. Mrs Rogers geheimer Wunsch ist nämlich ein Doppelbett, eine Inkarnation bequemer Zivilisiertheit und Sublimation sexueller Wünsche. Das Bett korrespondiert mit dem unruhigen Grab, in dem Harry sich immer wieder findet. Am Schluss bekommt die junge Frau beides: ein Doppelbett UND ein ruhiges Grab für ihren Ex. Ist dies die Überwindung des Puritanismus? Donald Spoto denkt es zumindest. 

Puritanismus vs. Christentum

Neben „Shadow of a Doubt“ zählte AH „The Trouble With Harry“ zu seinen Lieblingsfilmen. Bezeichnend für beide ist die ausbalancierte Darstellung der gnostische-puritanischen Ethik einerseits und er judäo-christlichen Heilsbotschaft andererseits. Es gibt also keine einzelne, allgemeingültige Sichtweise auf die Aussagen dieses Films. Das fanden auch die europäischen Kritiker. 

Diese Kritiker sehen in „Harry“ eine ironische Parabel auf Tod und Auferstehung Christi. Verblüfft stellen sie eine große Ähnlichkeit zwischen Marlowes Zeichnung von Harrys Leiche und von Rouaults „Christus“ fest. Sicherlich muss dies etwas zu bedeuten haben?! Die wiederholte Beerdigung und Exhumierung Harrys endet in einer ehrenvollen Schluss-Entdeckung und -Bestattung in aller Öffentlichkeit. Ist dies nicht eine Persiflage auf die jüdisch-christliche Auferstehungs- und Heilsbotschaft, das Versprechen eines zweiten, des wahren Lebens im Jenseits? 

Kritik der Kritiker

Allerdings ist dies nicht ganz überzeugend, denn AH wollte als Künstler wohl kaum eine theologische Botschaft verbreiten. Außerdem erfahren wir immer wieder, was für ein ungenießbarer Bursche dieser Harry Worp zu Lebzeiten doch war – schwerlich ein Anreiz für die Weiterexistenz in einem glorreichen Jenseits. Donald Spoto (S. 232-239) findet noch eine Reihe weiterer Gegenargumente. Der Film, so finde ich, kann durchaus für sich selbst sprechen, und AH intendierte dies wohl auch so. 

Die Blu-ray

Technische Infos

  • Bildformat: Widescreen (1.85:1)
  • Tonformat: DTS HD Master Audio 2.0 in Englisch, DTS Digital 2.0 (Mono) in Deutsch, DTS Digital 2.0 (Mono) in Spanisch, DTS Digital 2.0 (Mono) in Italienisch, DTS Digital 2.0 (Mono) in Japanisch, DTS Digital 2.0 (Mono) in Französisch, DTS Digital 2.0 (Mono) in Russisch, DTS Digital 2.0 (Mono) in Portugiesisch
  • Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch, Französisch, Dänisch, Norwegisch, Schwedisch, Finnisch, Russisch, Brasilianisch, Niederländisch
  • Extras: Bonusmaterial siehe unten.

Mein Eindruck: die Blu-ray

Das restaurierte Bild war schon auf der DVD toll anzuschauen, doch auf der Blu-ray strahlen die brillante Farben geradezu, die das erste Filmteam vom Indian Summer in Vermont einfangen konnte, bevor das Wetter umschlug. Die Kamera führte Robert Burks. Der Kontrast zwischen dem vor Farben explodierenden Leben in der Natur und der regungslosen Leiche eines Menschen ist sicherlich absolut beabsichtigt und gehört zum Statement, das der Film macht. 

Der Ton ist hingegen nicht ganz so berauschend: In allen Synchronsprachen liegt er in Mono-Qualität vor, nur im Original ist der Sound besser. 

Ich fand falsch übersetzte Untertitel: „Dailies“ sind nicht „Tageszeitungen“, sondern Muster der Dreharbeiten, die täglich produziert werden (auch „rushes“ genannt). 

EXTRAS

  1. Originaltrailer (2:22 min): Mit einem Kommentar von James Stewart versehen macht der Trailer wirklich Appetit aufs Anschauen des Films. 
  2. Making-of „Der Ärger mit Harry geht weiter (ca. 32 min): Der Drehort war Vermont, und das erste Filmteam konnte die herrlichen Farben des Indian Summer voll einfangen, bevor das Wetter schlecht wurde. Alle Innenszenen, auch die am „Grab“ Harrrys“, wurden hingegen in einer Turnhalle gedreht. John Michael Hayes schrieb das Drehbuch nach einem Roman von J. Trevor Story.

    Statt McLaines war ursprünglich Carol Haney gecastet gewesen, aber die war verhindert. Als Shirley McLaine mit einem Bus am Set eintraf, war sie nass bis auf die Knochen und ein Anblick des Elends, erzählt ein Zeitzeuge. Ein weiteres Unglück betraf die bunten Blätter, die man eingesammelt hatte: Ein Sturm zerstreute sie, so dass sie wieder mühselig eingesammelt und an den künstlichen Bäumen im Studio befestigt werden mussten.

    Die Musik, die Bernard Herrmann lieferte war sehr lustig und wurde zu Hitchcocks Lieblings-Score. Vieles davon erinnert an eine CBS-Radiospielserie namens „Crime Classics“. Herrmann machte daraus eine eine musikalische Suite mit dem Titel „A Portrait of Hitch“, die er dem Meister widmete.

    Der gefloppte Film erfüllte nicht die Erwartungen des amerikanischen Publikums, weil sein Humor sehr britisch und sehr schwarz ist. Das Thema Tod war für die Amis nicht komisch genug. In GB und Frankreich hingegen war der Film ein Hit. Er lieferte das Vorbild für die TV-Serie „Alfred Hitchcock Presents“. 
  3. Produktionsfotos (6:20 min): Diese selbstablaufende Diaschau zeigt nicht nur internationale Filmplakate, Szenenfotos und gestellte Fotos, sondern auch Starfotos, die das Studio anfertigen ließ. Hier sind John Forsythe und die debütierende Shirley McLaine erstmals zusammen zu sehen. 
  4. Neuauflage des Trailers zu „Immer Ärger mit Harry“ erzählt von James Stewart: Hier sieht man die neue Fassung des Stewart-Intros zu den fünf aufpolierten Hitchcock-Klassikern „Vertigo“, „Harry“, „Marnie“, „Der Mann, der zuviel wusste“ und „Die Vögel“. 

Unterm Strich

Die fabelhafte Kamerarbeit Robert Burks (s.u.) bringt die strahlenden Farben des Indian Summer in Vermont richtig zur Geltung. Angesichts dieser bukolischen Stimmung aus Herbstzeit und ersterbender Natur, die schon den kommenden Tod des Winters ahnen lässt, verwundert es nicht, dass Tod, „Auferstehung“ und Sex die Generalthemen des makaber anmutenden Films bilden. 

Es lag sicherlich in AH’s Absicht, seine amerikanischen Zuschauer zu provozieren. Ein Land, in dem der Tod weitgehend tabuisiert ist, und Sex erst recht, dürfte ein Problem damit haben, nonchalantes Gerede über Beerdigung, Exhumierung sowie über zärtliche Gefühle und sexuelles Verlangen lustig und amüsant zu finden. Die Franzosen hingegen waren völlig von dieser Respektlosigkeit begeistert. Vielleicht muss der Zuschauer auch heute noch ein wenig Franzose sein, um die verwirrende und makabre Handlung wirklich toll zu finden. 

Die Blu-ray

Wie schon die anderen digital restaurierten Hitchcock-Filme bietet auch die Blu-ray ein gesäubertes Bild und einen aufpolierten Ton. Doch erst in höher Auflösung beginnt m.E. das Bild in seiner ursprünglichen Brillanz zu strahlen. Kein Gedanke ist vorstellbar, dass hier irgendetwas Böses lauern könnte. Aber genau so kommt es. 

Die Extras sind die üblichen, die sich schon auf der DVD finden. Am wertvollsten ist das Making-of, das in einer halben Stunde Laufzeit einige Hintergründe zum Film und seiner schwierigen Entstehung liefert. Allerdings halten sich alle Zitatgeber sehr zurück, wenn es darum geht, eine Interpretation für die Aussagen des Films zu wagen. Dass ich den deutschen Untertiteln nicht trauen konnte, hat mich etwas enttäuscht. 

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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