Die arbeitslose Kosmetikerin Lou Jean Poplin verhilft ihrem Mann Clovis Michael Poplin zur Flucht aus dem Gefängnis. Sie will ihren kleinen Sohn Langston zurückbekommen, den man ihr weggenommen hat und der nun bei Pflegeeltern in Sugarland, Texas, lebt. Auf der Flucht nehmen die beiden jungen Kleinkriminellen den Polizisten Maxwell Slide als Geisel. Nun gelten sie als gewalttätige Kidnapper und werden von der Polizei unter der Führung des besonnenen Captain Tanner gejagt. (Quelle: Wikipedia)

Filminfos

Handlung

Texas: ein Wiedereingliederungsprogramm für Häftlinge. Die arbeitslose Kosmetikerin Lou-Jean Poplin (Hawn) will ihren Mann Clovis (Atherton) im Gefängnis besuchen. Clovis ist froh, sie zu sehen, aber sie will ihm mitteilen, dass sie vorhat, ihn zu verlassen. Ihr Baby Langston wurde in ein Pflegeheim gegeben, aber sie will es von der Fürsorge zurückhaben. Es befindet sich in Sugarland, Texas. Dort will sie also hin. Clovis müsste eigentlich noch vier Monate auf seine Entlassung warten, aber er soll jetzt sofort mitkommen. Sie hat alles vorbereitet und droht, nie wieder zu ihm zurückzukehren. Also kommt er mit – ein klarer Ausbruch aus der Haft. 

Doch da ihr Wagen zu langsam fährt, wird Lou-Jean von einem Verkehrspolizisten angehalten. Sie dreht durch und rast los – mit geschlossenen Augen! Der nächste Crash ist unausweichlich, zum Glück in einem Wäldchen. Der Cop Maxwell Slide gibt seine Position durch und fordert Verstärkung an. Lou-Jean entwaffnet ihn, Clovis hält ihn in Schach. Sie kidnappen den Cop kurzerhand und fahren los – in seinem Streifenwagen. 

Verkehrte Welt

Als ein weiterer Polizist eintrifft, macht Clovis von der Schusswaffe Gebrauch, um ihn zu verjagen. Nach diesem Radau wird Captain Tanner alarmiert, welcher Straßensperren anordnet, um die „Gangster“ aufzuhalten. Als die Poplins eine solche Straßensperre erreichen, wartet bereits ein TV-Reporter auf sie. Über Funk redet Tanner mit Clovis und seiner Geisel Maxwell, um herauszufinden, was sie vorhaben und sie zur Aufgabe zu überreden. Wider Erwarten wird er selbst überredet und hebt alle Straßensperren auf. Die Poplins fahren also durch, verfolgt von Cops und aufgeregten Reportern, die eine Riesenstory wittern. 

Hinterhalt

An einer Tankstelle hilft ihnen Tanner, doch die Poplins denken nicht daran, ihren Sprit zu bezahlen. Lou-Jean hört im Radio, wie sie als „ungeeignete Mutter“ verleumdet wird, denn sie war acht Monate im Gefängnis. Als sie pinkeln muss, wird ein mobiler Lokus angefordert. Clovis misstraut dem Angebot: Zu Recht – auf dem Lokus sitzt tatsächlich ein Cop mit einem Gewehr. Er wird gezwungen herauszukommen, und Lou-Jean kann sich endlich erleichtern. Sie erfährt gleich darauf, dass ihr Baby Langston bei Mrs Looby untergebracht sei, welche nun von den Reportern interviewt wird. 

Hinterlist

Doch Captain Tanner verfolgt eine hinterlistige Doppelstrategie. Während er den Poplins vordergründig freie Durchfahrt nach Sugarland gewährt, engagiert er zwei Scharfschützen, die das Ehepaar umlegen, den Polizisten Maxwell Slide aber verschonen sollen. Tanner hat in 18 Jahren Polizeidienst noch nie jemanden selbst getötet. Vorgeblich schickt er die Scharfschützen nach Hause, doch die haben andere Anweisungen, wie sich bald herausstellt.

Massen-Crash

An der Grenze zu Louisiana kommt es zu einem folgenreichen Zwischenfall. Ein Cop auf Spitztour übersieht die Kavalkade aus Poplins, Cops und Reportern und verursacht eine Massenkarambolage, in die auch das Auto der Poplins verwickelt wird. Im Durcheinander kann Maxwell Slide kurzzeitig entkommen. Nun haben die Poplins keine Geisel mehr als Druckmittel. Eigentlich, aber inzwischen ist es zum Stockholm-Syndrom gekommen: Slide sympathisiert mit den Poplins und bleibt in der Nähe.  

Freundschaft

Tanner fordert einen Heli an und lässt Lou-Jeans Vater Mr Sparrow einfliegen. Slide hört bestürzt mit an, wie Sparrow seine Tochter mit dem Tod bedroht. Ganz schön fies und reichlich unkonstruktiv. Nächstes Quartier: ein Wohnwagen bei einem Autohändler. Hier schließen die Poplins mit Slide innige Freundschaft. Lou-Jean weiß, dass Slide sie versteht. Im Fernsehen läuft ein Cartoon mit dem schlauen, aber glücklosen Kojoten Wile E. Coyote, und in ihm sieht Clovis sein eigenes Schicksal voraus. Slide rät ihm sich zu ergeben. Clovis würde das tun, wenn da nicht Lou-Jean und das Baby wären.

Feuer frei!

Drei Freizeitjäger haben sich den Cops angeschlossen. Kaum haben sie die Poplins im Visier, eröffnen sie das Feuer – vielleicht wegen der Belohnung. Lou-Jean ruft Tanner zu Hilfe, doch der Beschuss wird heftiger, und es kommt zu einer enormen Explosion von Benzintanks. Tanner entwaffnet die Jäger und sagt den Poplins Hilfe zu, aber heimlich lässt er die zuerst engagierten Scharfschützen in Stellung gehen – im Haus der Loobys in Sugarland.

Medien-Stars

Kurz vor dem Ziel werden die Poplins und ihre Geisel Slide von den Bürgern in jedem Dorf jubelnd und applaudierend empfangen und beglückwünscht. Sie sind Berühmtheiten und jeder will ein Foto von dem heldenhaften Trio machen. In Rodrigo erhalten sie Geschenke und Glückwünsche -nachdem die Cops die Leute zuvor entwaffnet haben. Auf einmal will Lou-Jean brav und bürgerlich werden. Das nimmt ihr Clovis nicht ab. 

Am Ziel?

Sugarland. Die Loobys verlassen ihr Haus und gehen zum Gerichtsgebäude. Ein Anwalt durchschaut das abgekartete Manöver. Auch Slide und Clovis ahnen, dass  etwas im Busch ist. Clovis stellt Bedingungen, die Tanner zum Schein akzeptiert. Clovis plant, mit Lou-Jean nach Mexiko weiterzufahren. Slide warnt Clovis vor der Falle im Haus der Loobys. Aber es ist nichts davon zu sehen. 

Lou-Jean hält es nicht mehr aus: Clovis soll endlich ihr Baby holen! Also steigt Clovis aus dem Wagen und schaut seinem Schicksal ins Auge…

Mein Eindruck

Das Aufbegehren der „kleinen“ US-Bürger gegen die Vertreter der korrupten US-Regierung – des „Systems“ – ist seit dem bahnbrechenden Erfolg der Außenseiter-Balladen „Bonnie and Clyde“ (1967) und „Easy Rider“ (1969) zu einem Standardthema des New Cinema geworden, das sich außerhalb des abgewrackten Studio-Systems etabliert hat. Man dreht draußen, ohne Stars, in freier Wildbahn sozusagen, quasi authentisch. Leider kam Spielberg mit seinem Film, der sich an diese rebellische Mode der Sechziger dranhängte, im Oktober 1974 viel zu spät. „Sugarland Express“ gehört zu seinen seltenen Flops. Dabei ist der Film an sich gar nicht mal schlecht und bietet zahlreiche Schauwerte, reichlich Spannung und viel ironischen Humor. 

„Sugarland Express“ basiert sogar auf einer wahren Begebenheit. Ila Fae Dent und ihr Ehemann Robert sind auf der Flucht, nachdem Ila Fae ihrem Mann geholfen hat, aus einem Gefängnis in der Nähe von Sugar LandTexas auszubrechen. Ila Fae wollte damit verhindern, dass sie das Sorgerecht über ihr Kind an ihre Mutter abgeben muss. Auf ihrer Flucht überwältigt das Paar einen Polizisten, Kenneth Crone, und nimmt ihn als Geisel. Im Haus von Ila Faes Mutter kommt es zum blutigen Showdown, bei dem Robert erschossen wird. Kenneth Crone war als Berater für Spielbergs Verfilmung engagiert und konnte hoffentlich wertvolle Einsichten liefern.

„Sugarland Express“ ist nach Ansicht des „Lexikons des internationalen Films“ ein handwerklich perfekt und rasant inszeniertes Roadmovie, das der bitteren Moral der Geschichte – die Freiheitsutopie wird vom amerikanischen Law-and-Order-Denken ad absurdum geführt – mitunter makabre Komödieneffekte abgewinnt. Dem kann man nur zustimmen. Zweimal werden die Poplins unter Feuer genommen, erst von Freizeitjägern – jeder Kerl in Texas trägt eine Knarre – und dann natürlich von den von Captain Tanner engagierten Profi-Killern. 

Vor diesem Hintergrund wirkt die Begeisterung der ahnungslosen Bevölkerung und der Medien, die einen Hype generieren, wie Kindergarten-Theater. So als wäre Vietnam nicht drüben in Asien, sondern daheim in Texas. Es kann nicht sein, was nicht sein darf – schon gar nicht unter dem korrupten Präsidenten Nixon. Es ist, als wäre die Bürgerrechtsbewegung nicht Mitte der sechziger Jahre mit dem neuen Gleichstellungsgesetz erfolgreich gewesen, sondern nie auf dem Lande angekommen. 

Ende 1974 hatte sich der politisch-soziale Wind erheblich gedreht. Das junge Publikum, das fünf Jahre zuvor noch „Easy Rider“ bejubelt hatte, war mittlerweile entweder in der Mittelklasse angekommen oder den Drogentod gestorben. Negative, die Hoffnung negierende Filmschlüsse lehnte das Publikum ab und Spielberg zog daraus die Lektion, seine Helden nur noch siegen zu lassen, entgegen allen Hindernissen. 

Mit „Der weiße Hai“ schuf er 1975 den ersten Blockbuster-Film der Geschichte. Ein „block buster“ ist ein Film, für den die Leute länger als einen Häuserblock weit anstehen, um Eintritt zu erhalten. „Jaws“ ist ein Popcorn-Thriller, der keinem wehtut außer den üblichen korrupten Lokalpolitikern (Bürgermeister usw.), die lieber einen Dollar verdienen, als ihn für die Sicherheit der Bürger auszugeben. Die Helden sind wie in „High Noon“ Außenseiter geworden, aufrechte Kerle, die dem Tod ins Auge sehen. 

Der Film markiert übrigens den Beginn der engen Zusammenarbeit Spielbergs mit dem Filmmusik-Komponisten John Williams, der ab diesem Zeitpunkt zu jedem Spielberg-Film bis auf „Die Farbe Lila“ die Filmmusik lieferte. Und die Kameraarbeit von Vilmos Zsigmond kann man hier wieder einmal staunend bewundern. 

Die Blu-ray

Technische Infos

  • Sprache: Japanisch (DTS 2.0 Mono), Italienisch (DTS 2.0 Mono), Deutsch (DTS 2.0 Mono), Englisch (DTS-HD 2.0), Französisch (DTS 2.0 Mono), Spanisch (DTS 2.0 Mono)
  • Untertitel: Deutsch, Englisch, Arabisch, Dänisch, Finnisch, Französisch, Hindi, Isländisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch, Norwegisch, Portugiesisch, Schwedisch, Spanisch
  • Region: Region B/2
  • Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1 (Widescreen)
  • Extras: Trailer

Mein Eindruck: die Blu-ray

In Anbetracht der Tatsache, dass das Filmmaterial schon 40 Jahre auf dem Buckel hat, sieht die Qualität des restaurierten Bildes hervorragend aus. Auch der DTS-Ton kann sich durchaus hören lassen, denn ursprünglich lag wohl gerade mal Stereo-Ton vor (Dolby Digital gab es ja noch nicht) , als DTS-HD 2.0 hier nur auf der englischen Tonspur. Hier hat Universals Filmlabor ganze Arbeit geleistet. Mit dieser Qualität ist der Film ein vollwertiger Beitrag zur Spielberg Collection 2015. 

EXTRAS

  1. Original-Trailer (3:14 min): Der Trailer bietet viel Action in Form von Blechschäden, legt aber auch Wert auf das menschliche Drama der Poplins. Der Kontrast zwischen den Cops und dem Tod einerseits und der Liebe der Eheleute und zum Kind, die das Leben  bejaht, kommt durchaus zum Ausdruck. 

Unterm Strich

Das Thema des Spielfilms, Spielbergs erstem in voller Länge, ist das Aufbegehren der kleinen Leute, die eigentlich nur als Familie zusammen sein wollen, um ihr Glück zu finden. Doch die Regeln des Staates, des Systems, der Cops und überhaupt aller Unterdrückungsmechanismen erlauben dieses Ausbrechen nicht. Das ist die Widerlegung des Amerikanischen Traums und des Versprechens der Verfassung („pursuit of happiness“). 

Der Aufstand, der in „Bonnie & Clyde“ sowie „Easy Rider“ halbwegs funktionierte, aber letzten Endes scheiterte, wird in „Sugarland Express“ von vornherein infrage gestellt: Unmengen von Cops und Scharfschützen nehmen die Jungrebellen aufs Korn. Weil der Zuschauer schon lange vor dem Ende weiß, dass dieser Ausbruch nicht gut ausgehen wird, hängt ein Gefühl der Beklemmung über all den hoffnungsvollen Sätze der Poplins. Bemerkenswert ist, dass sich auch ein Polizist den Rebellen anschließt. Er ist der einzige Cop, der sympathisch agiert, denn Captain Tanner tut zwar sympathisch, aber er betreibt insgeheim den Mord an den Poplins. Sein Vorbild scheint Präsident Nixon gewesen zu sein. 

Es gibt reichlich Humor in dem viel Film, allerdings mehr von der ironisch-makabren Sorte. Die Spannung steigt durch die Anschläge, und für Schauwerte sorgen die unzähligen Crashs der Polizeiautos und die gewaltige Explosion, der die Poplins um Haaresbreite entkommen. Trotzdem: Wir wissen, dass Spielberg es besser kann, das belegen seine Filme „Duell“ davor und „Der weiße Hai“ danach. Danach war das Actionkino nie wieder das gleiche. 

Blu-ray

Die Blu-ray hat mich teils begeistert, teils enttäuscht. Bild und Ton sind herausragend, doch das Fehlen von Bonusmaterial außer dem O-Trailer verrät, dass Universal hier wieder mal nur seinen Katalog an Filmen wiederverwertet hat. 

Unsere Wertung:

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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