Zwei Amerikanerinnen in Barcelona: Die pragmatische Vicky, mit einem New Yorker Geschäftsmann verlobt und auf den Spuren ihrer katalanischen Identität, sieht ihre Zukunft als graues Einerlei. Während sich die frei denkende Cristina auf der ewigen Jagd nach Glück und dem perfekten Partner mit dem großspurigen Künstler Juan Antonio einlässt. Das romantische Wochenend-Idyll Cristinas gerät ins Stolpern, als Juans Ex Maria Elena wieder auftaucht und das Paar in eine ménage à trois treibt. Da will Vicky nicht hintan stehen. (Verleihinfo)

Der Film erhielt 2009 den Golden Globe als Beste Komödie. Penelope Cruz erhielt 2009 den OSCAR als Beste Nebendarstellerin. Sie hat inzwischen Javier Bardem geheiratet.

Filminfos

  • O-Titel: Vicky Cristina Barcelona (GB 2007)
  • Dt. Vertrieb: EuroVideo
  • EAN-Nummer: 4009750206386
  • 20.05.2009 [Kauf-DVD]
  • FSK: ab 6
  • Länge: ca. 92 Min.
  • Regisseur & Drehbuch: Woody Allen
  • Darsteller: Rebecca Hall (Vicky), Scarlett Johansson (Cristina), Javier Bardem (Juan Antonio), Penelope Cruz (Maria Elena) u.a.

Handlung

Vicky und Cristina haben zusammen studiert und kommen nach Barcelona, um teils die katalanische Lebensart zu erforschen (Vicky), teils sich selbst zu suchen und die Stadt zu fotografieren (Cristina). Vicky ist schon mit dem New Yorker Geschäftsmann Doug verheiratet, Cristina ist wieder mal ungebunden. Beide können erst einmal bei Judy (Patricia Clarkson) und ihrem Mann Mark übernachten. 

Sofort wollen alle Cristina verkuppeln. Nirgends einfacher in einer Stadt der Kunst als in einer Vernissage! Wer ist der Mann im roten Hemd? Ein Maler, der gerade von seiner Frau unter großem Krach verlassen wurde: Sie wollte ihn umbringen. Die Mädels sehen ihn in einer Bodega wieder, wo ihn Cristina mit den Augen verschlingt. 

Das bleibt nicht unbemerkt. Er kommt zu ihnen, stellt sich als Juan Antonio Gonzalo vor und lädt sie zu einem Wochenende in Oviedo ein. Wein, Weib und Kunst – was könnte es Schöneres geben? Die solide Vicky hat Bedenken, aber Cristina ist begeistert und überredet sie sogar mitzukommen. 

In Oviedo besteht Vicky darauf, dass jeder sein eigenes Zimmer bekommt. Er zeigt ihnen die Jesus-Skulptur, die er sehen wollte; sie philosophieren über die Liebe und Maria Elena, die ihn fast erstach. Abends schleicht sich Cristina in sein Zimmer und ist auch zu allem bereit, doch ach! Ihr Magengeschwür macht ihr einen dicken Strich durch die Rechnung. Deshalb kommt Vicky zum Zug. 

Sie verbringt den Tag mit Juan und seinem dichtenden Vater Julio. Er veröffentlicht aber nichts, weil er meint, die Menschen könnten nicht lieben. Vicky liebt spanische Gitarrenmusik. Bei einem Abendkonzert ist sie so ergriffen, dass sie sich von Juan küssen lässt und ihn zurückküsst. Eines führt zum anderen…

Vicky hat ein schlechtes Gewissen, als Doug anruft. Er hat eine brillante Idee: Warum heiraten wir nicht in Barcelona?! Während die nichtsahnende Cristina zu Juan Antonio zieht, bereitet sich Vicky auf Dougs Ankunft vor. Doch gerade als sich Cristina so richtig bei Juan eingelebt hat, kehrt Maria Elena zurück und alles ändert sich…

Mein Eindruck

Sicherheit oder Abenteuer – für diese beiden Optionen haben sich Vicky, die Wissenschaftlerin, und Cristina, die Sucherin, zu entscheiden. Vicky glaubt, sie ist mit Doug bereits auf der sicheren Seite, besonders nachdem sie ihn in Barcelona heiratet. Doch immer wenn Juan Antonio aufkreuzt, bekommt sie Zweifel, ob die vorgezeichnete Lebenslinie, die vor allem materielle Güter für erstrebenswert hält, so gut für sie als Mensch ist. Sie mag schon auch menschliche Wärme – aber ohne Abenteuer. 

Ganz anders dagegen Cristina. Sie weiß nicht, was sie will, aber genau, was sie nicht will. Sie sucht die Liebe in allen Menschen, egal ob männlich oder weiblich, und auch in Barcelona wird sie fündig. Allerdings gibt es Fallstricke zu beachten. Mal spielt ihr der Magen einen Streich, mal das Auftauchen von Maria Elena. 

Deren Auftauchen, fulminant gespielt von Penelope Cruz, scheint zunächst wie ein Gift auf die Beziehung Cristinas zu Juan zu wirken. Und dieser kümmert sich doch tatsächlich um seine Ex. Maria gesteht sogar, sie habe daran gedacht, Cristina zu töten. Juan muss alles unternehmen, um dies zu verhindern. Tatsächlich aber wirkt Cristina wie eine Art Blitzableiter plus Katalysator für die beiden Streithähne, so dass diese beiden Maler auf einemal eine ungeahnt kreative Phase erleben – und Cristina reüssiert als Fotografin. 

Doch die ménage à trois ist auf die Dauer zu ausgewogen für Cristina, die schon wieder was Neues sucht und nach Antibes reist. Kaum ist der Blitzableiter weg, beginnt die Krise zwischen Maria und Juan. Sie zieht aus, er macht sich an Vicky ran. Doch als Maria erneut zurückkehrt, bringt sie ein Schießeisen mit…

Endlich hat Woody Allen nach allen den Dramen und Kriminalkomödien sein letztes Fahrwasser gefunden: Liebeskomödien in europäischen Hauptstädten, gesponsert von lokalen Sendern und Kulturinstituten. Die Komödie, die vor allem in Barcelona spielt, hat den unvergleichlichen Charme des modernen Katalanien – nicht mit Spanien zu verwechseln! Hier gibt’s keine feurigen Stierkämpfer, sondern begabte Künstler zu bewundern. 

Man kann nicht unbedingt behaupten, dass die beiden Mädels tiefsinnige Liebesansichten von sich geben. Vielmehr exemplifizieren sie die Aspekte von konventioneller und experimentierfreudiger, von hetero- und homosexueller Liebe – denn zwischen Cristina und Maria Elena funkt es ja auch. Doch vor der Radikalität eines Pedro Almodóvar schreckt Woody Allen ebenso zurück wie vor Nuditäten. Der Lohn: Statt FSK 16 bekommt er dafür eine FSK 6 verpasst und darf seinen Film auf allen TV-Sendern zeigen. 

Die DVD

Technische Infos

  • Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
  • Tonformate: D in DD 3.0, Englisch in DD 3.0
  • Sprachen: D, Englisch
  • Untertitel: D
  • Extras der Leihversion
    • 3 Trailer
  • Auf der Kaufversion:
    • Programmtipps (Trailer)
    • Interview mit Penélope Cruz (3’45“)
    • Deutscher und Original US-Kinotrailer

Mein Eindruck: die DVD

Die Qualität des Bildes ist durchaus annehmbar, aber weit von HD-Qualität entfernt. Dafür muss man sich schon die Blu-Ray besorgen. Der Ton liegt als Dolby Digital 3.0 vor, besagt die Hülle. 3.0 bedeutet hier wohl, dass die zwei Stereokanäle durch einen zentralen Kanal ergänzt wurden, denn ein Subwoofer wird nicht angesteuert.

Extras der Kaufversion:

  1. Die beiden Kinotrailer der deutschen und amerikanischen Fassung
  2. Penelope Cruz spricht über den Film und ihre Rolle (3:45 min)
  3. Drei „Programmtipps“: 
    1. Die Geschichte vom Brandner Kaspar
    2. Wiedersehen mit Brideshead
    3. Twilight – Biss zum Morgengrauen

Unterm Strich

Liebespaaare und solche, die es werden wollen (oder gerne wieder wären), dürften sich diesen schönen Streifen gerne reinziehen. Durchweg ist der Ton recht optimistisch und heiter, die negativen Seite von Beziehungen, verkörpert von Maria Elenas besitzergreifender Obsession, halten sich stark im Hintergrund – bis sie dann kurz vor Schluss gewalttätig hervorbrechen. 

Weibliche Augen dürften die fein gesponnenen Beziehungsfäden in der ménage à trois mit Argusaugen verfolgen, denn was verboten ist, macht uns ja gerade scharf! Als Ausgleich gibt’s dafür romantische Gitarrenmusik – ein katalanisches Volkslied, das ich sofort wiedererkannt habe, sowie eine feurige Malaguena. 

Außerdem spielt, wie in jeder von Allens Stadtromanzen, die Architektur von Gaudí eine ganz erhebliche Rolle – ihre sinnlichen Formen deuten unterschwellig erotische Freuden an. Diese würden auch durchbrechen, wenn, ja, wenn die Damen Judy und Vicky nicht solch schreckliche Angst vor der Liebe hätten. Es geht also auch darum, über den eigenen Schatten zu springen, um das zu bekommen, was man will. 

Dennoch vermittelt so manche überraschende Wendung den Eindruck, sehr gewollt zu wirken. Das ist im Drama und Film natürlich legitim, wo bliebe denn sonst die Unterhaltung? Aber im wirklichen Leben muss man schon recht abenteuerlustig sein, um solche Wendungen zu erleben. 

Die DVD

Die DVD kommt entsprechend ihrer FSK6-Freigabe ebenfalls recht brav daher. Nicht einmal Sound in DD 5.1 wollte man ihr gönnen, von mehr als einer Untertitelsprache ganz zu schweigen. Bonusmaterial gibt es ebenfalls nur in der Sparversion, und das auch nur auf der Kaufversion. Bei der Blu-Ray zeigt sich diesbezüglich das gleiche enttäuschende Bild: Der Meister behält seine Geheimnisse für sich. 

Wertung

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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