Von Kindesbeinen an sind Brit (ASHLEY BENSON), Candy (VANESSA HUDGENS), Cotty (RACHEL KORINE) und Faith (SELENA GOMEZ) beste Freundinnen. Jetzt stehen die Spring Breaks, die Frühlingsferien, vor der Tür und die Girls wollen, wie so viele Mädchen in ihrem Alter, nach Florida und dort richtig Gas geben. Das nötige Kleingeld, um den Trip zu finanzieren, beschaffen sie sich kurz entschlossen durch einen Überfall – und überschreiten damit eine gefährliche Grenze, von der es kein Zurück gibt. 

Euphorisch stürzen sich die Girls ins Abenteuer, taumeln von einem Exzess zum nächsten, bis sie auf einer Drogenparty festgenommen werden und im Knast landen. Rettung naht in Gestalt des unberechenbar-charismatischen Drogendealers Alien (JAMES FRANCO), der die Mädchen aus dem Gefängnis holt. Durch seinen exzessiven Lebensstil beeindruckt er die vier und schnell stellt sich eine gefährliche Verbundenheit zwischen Alien und den „Spring Breakers“ ein. Gemeinsam erleben sie den wildesten Trip ihres Lebens – voller Alkohol, Drogen, Sex und Gewalt. (erweiterte Verleihinfo)

HINWEIS: Dieser Bericht verrät das Ende! 

Filminfos

  • O-Titel: Spring Breakers  (USA 2012)
  • Dt. Vertrieb: Universum Film
  • VÖ: 30.08.13
  • EAN: 0888837255097
  • FSK: ab 18
  • Länge: ca. 94 Min.
  • Regisseur/ Drehbuch: Harmony Korine
  • Musik: Cliff Martinez & Skrillex
  • Darsteller: James Franco, Selena Gomez, Vanessa Hudgens, Rachel Korine, Ashley Benson u.a.

Mehr Infos: www.springbreakers-film.de (ohne Gewähr)

Handlung

Brit (ASHLEY BENSON), Candy (VANESSA HUDGENS), Cotty (RACHEL KORINE) und Faith (SELENA GOMEZ) sind seit dem Kindergarten beste Freundinnen. Aufgewachsen auf dem Lande, haben sie sich aber unterschiedlich entwickelt. Während Faith (= Glaube) sich in einer christlichen Schülergruppe bestens aufgehoben fühlt, schlagen die anderen drei am liebsten über die Stränge, indem sie wilde Partys feiern. Dort schnüffeln sie Meth und ziehen sich eine Line Koks rein, Alk fließt in rauen Mengen. 

Als die Frühlingsferien, die Spring Breaks, anfangen, sind die vier die letzten, die noch nicht abgehauen sind. Und alle wollen raus ihrem Kaff. Kein Wunder also, dass es Faith ist, die die Kohle für die Fahrt zu den Spring Breaks Feiern in Saint Petersburg berappen muss. Aber 340 Mäuse sind einfach zuwenig für ein Hotel am „Dirtona Beach“, wo die Action ist. Also überfallen die drei „wilden“ Mädels einen Diner und rauben alle Gäste aus, während Faith fährt. Danach haben sie Geld wie Heu. 

Der Rausch durchglüht die Mädels, und Waisenmädchen Faith erzählt happy ihrer Großmutter (!), dass alle Leute hier so gut drauf sind wie sie und sie am liebsten für immer hier bleiben würde. Der Absturz ist eine harte Landung: Die Cops nehmen die Mädchen fest und halten sie wegen des Überfalls auf den Diner fest. Daher wundert sich das Quartett, als sie auf Kaution freigelassen werden, wer das Geld für ihre Freilassung bezahlt hat. 

Faith ist besonders misstrauisch. Wer ist dieser Typ mit den Rastahaaren, dem Platingebiss und dem Jesus-Gehabe, der sich „Alien“ nennt? Wie sich zeigt, ist er einer der wichtigsten Drogendealer in St. Pete, und die beiden Zwillinge von der letzten Party sind seine Helfer. Allerdings setzt er die Bikini-Girls nicht unter Druck oder nötigt sie zu irgendetwas. Seine Tour ist viel subtiler: Er beeindruckt sie mit seinem Krimskrams, seiner Art – er ist die Verkörperung des American Dream, der Selfmade Man par excellence. Wow!

Aber seine Kreise sind nicht gerade die feinsten, und Faith kriegt eine superschlechte Vorahnung kommenden Unheils. Alien lässt sie ohne Widerworte ziehen, und sie düst im Bus nach Hause. Aber die anderen drei steigen umso heftiger auf seine Tour ein. Unversehens geraten sie in Aliens Kampf um den Drogenmarkt von St. Pete, den er gegen seinen ehemals besten Freund führt…

Mein Eindruck

Spring Break – das ist ein Mythos, an dem jeder (betuchte) amerikanische Teenager teilgenommen haben muss, quasi wie eine Art Initiationsritual. Strand, Sonne, Spaß – und ganz viele Drogen, ganz viel Sex. Denn alle müssen die ganze Zeit zugedröhnt sein, um permanent Spaß haben zu können. Es sind die Drogen, die alle auf eine Wellenlänge bringen. Und das weiß auch Alien, der diese Drogen vertickt. Wenn er als Sänger auf der Bühne die „prallen Ärsche“ (Untertitel) und „Megamöpse“ (dt. Synchronisation) anpreist, dann ist das auch eine Liebeserklärung an die aphrodisierende Wirkung seiner eigenen Drogen. Den Sex in der Nacht zeigt der Film allerdings nicht, weder den legalen noch den illegalen (Vergewaltigungen). Von beidem gibt es jede Menge während des Spring Break. 

Nun fallen ihm vier Bikini-Girls in die Hände, die glauben, sie seien tatsächlich im Paradies auf Erden gelandet. Aber nur an der Oberfläche wirken sie harmlos. Die drei wilden Mädels, die den Überfall durchgezogen haben, sind wirklich wild und durch ihren Drogenkonsum enthemmt. Ihre Aggressivität, die durch keinerlei moralischen Lehren à la Jesus gezügelt wird, drückt sich nicht nur in ihrer Sprache und ihrer Gestik aus, sondern auch in ihrer Handhabung der Waffen, die ihnen Alien bereitwillig in die Hand drückt. Sie lieben es, endlich am Drücker zu sein und endlich mit der Knarre alle anderen unterdrücken zu können. Yeah, DAS ist der American Way of Life, Baby! Und Alien ist ihr Guru. 

Doch wo Alien, mit einer Kugel im Kopf, versagt, da reüssieren die zwei noch übrig gebliebenen Bikini Girls. Ihr Überfall auf das Hauptquartier des konkurrierenden Drogenbosses ist ein voller Erfolg, den Wall Street nicht besser hätte inszenieren können. Leichen pflastern ihren Weg, der sie bis ins Allerheiligste des Bosses führt. Dessen Lustsklavinnen duschen gerade, was ihr Glück ist, denn so sind sie aus der Schusslinie. Seine Lordschaft hingegen segnet alsbald das Zeitliche. Sie kamen, sahen und siegten. Sie sind die nächsten Aliens, klarer Fall, und die neuen Queens von Saint Petersburg! 

Das Gesetz der Unwahrscheinlichkeit

Das satirische Potential des so unscheinbar und unterhaltsam daherkommenden Filmchens ist also beträchtlich. Doch die Umsetzung will mir nicht recht schmecken. Ich habe kein Problem, Gangsterbräute in Bikinis auftreten zu lassen – es ist schließlich in jeder Hinsicht heiß in Florida. Auch Knarren in Mädchenhänden sind kein wirklich neuer Anblick, wie jeder zweite Tarantino-Film belegt, der den Trash-Filmen der siebziger Jahre huldigt. 

Nein, es ist der gute James Franco, der den Drogenboss Alien verkörpert. In „27 Stunden“ war er ein wirklich guter Schauspieler. Auch in „Spring Breakers“ legt er sich voll ins Zeug. Sein Problem ist die psychologische Begründung seiner Rolle. Dass Alien keine Bettschlampe hat, ist schon mal unwahrscheinlich. Dass er sich gleich vier solche Tussis anlachen will, noch unwahrscheinlicher. Und welches Motiv sollte er haben, diese vier Landeier mit seinem Reichtum beeindrucken zu wollen? Vielleicht weil er selbst mal eines war? Alien setzt listigerweise Empathie ein, um die Mädels zu verführen: Er spielt sogar das sentimentale Lied „Everytime“ von Britney Spears für sie, und die Mädchen singen enthusiastisch mit, als würden sie im Kirchenchor trällern, und schwenken ihre halbautomatischen Waffen. Danach ist alles in Butter, und der Wahnsinn kann beginnen. 

Er scheint nach dem Prinzip „Leben und leben lassen“ zu agieren, doch schon dieses nehme ich Alien nicht ab. (Wobei ich sehr wohl zwischen dem Schauspieler und seiner Rolle zu unterscheiden weiß. Die Frage ist, wie weit Franco seine Rolle gestalten durfte.) Denn in einer Welt des harten Konkurrenzkampfes zwischen Drogenbaronen kann es kein Prinzip der friedlichen Koexistenz geben. Dafür müsste man schon ziemlich naiv sein. 

Am Anfang seines Kampfes gegen seinen ehemals besten Freund Archie ist Alien wirklich so naiv: Er will seinen Kuchen essen und behalten. Das funktioniert natürlich nicht. Sein erster Überfall auf das Territorium des Exfreundes ist daher eine wohlüberlegte Kriegserklärung. Natürlich sieht der Überfall nicht so aus, wenn die Bikini Girls aufkreuzen. Die Reaktion der Gegenseite bleibt nicht aus, der Streit eskaliert zum Showdown (siehe oben). 

Die Blu-ray

Technische Infos

  • Bildformate: Widescreen (2.35:1)
  • Tonformate: DTS HD 5.1 in Deutsch, DTS HD 5.1 in Englisch
  • Sprachen: D, Englisch
  • Untertitel: D
  • Bonusmaterial
    • Die Mädchen 
    • Hinter den Kulissen 
    • Harmony Korine am Set 
    • Was steckt hinter SPRING BREAKERS? 
    • Himmlische Klänge – Die Musik von SPRING BREAKERS 
    • „Dirtona Beach“ – Wie es beim echten Spring Break abgeht 
    • Die Riviera der Rednecks 
    • Das Intro 
    • Britney Spears – Everytime
    • “Drop your pants!” 
    • Sidney und Thurman – Die ATL Twins 
    • Kinotrailer 

Mein Eindruck: die Blu-ray

Die Qualität des Bildes ist der hohen Auflösung einer Blu-ray angemessen, nämlich sehr scharf. Das zeigt sich besonders bei den Strandszenen, in denen unzählige Quadratmeter nackter Haut vor weißem Sand und blauem Meer/Himmel abzubilden waren. Fast noch besser sind die Nachtszenen auf den Freeways der Florida-Metropole St. Petersburg: grelle Lichter, scharfe Autos und noch schärfere Mädels. 

Der Sound macht jeder Spring Break Party Ehre. Ultrafette Bässe heizen dem Unterleib ein, während die restliche Akkorde und Stimmen was von ausgelassenem Treiben schwärmen. Darunter kann sich jeder vorstellen, was er oder sie will, aber die Bilder legen eindeutige Assoziationen nahe. Dass es als Untertitelsprache nur Deutsch gibt, verwundert nicht, aber englische Untertitel wären wirklich hilfreich gewesen. Die Unterschiede zwischen deutscher Synchro und deutschen Untertitel sind nämlich beträchtlich (siehe obiges Beispiel), und da würde man sich, so man des Englischen mächtig ist, schon gerne die vollständig verständliche Originalsprache reinziehen. 

EXTRAS (ca. 87 min)

  1. Die Mädchen (1:10 min): Auch wenn die Mädchen aussehen, als kämen sie von einer Disney-Party, haben sie doch schon einige Erfolge erzielt. Selena Gomez etwa hat fünf zehn Millionen Follower, und mit solch einer Gefolgschaft legt man sich nicht ungestraft an, wie die ATL Twins erfahren mussten (siehe unten).
  2. Hinter den Kulissen (1:40 min): Impressionen und wenig Sinn.
  3. Regisseur Harmony Korine am Set (1:34 min): Impressionen und ein paar Anweisungen.
  4. Das Intro (1:00 min): Das Intro wird wiederholt, weil es ja so toll aussieht.
  5. US-Promo (3:25 min): Ein einziger langer Trailer. 
  6. Was steckt hinter SPRING BREAKERS? (ca. 28 min): Dies ist das MAKING-OF, nach dem ich lange zu suchen hatte. Hier erklärt Korine, warum er sich für die Schleifentechnik entschieden hatte, bei der wie in Musikvideos Motive wiederholt und leicht variiert werden. Das soll die Energie vermitteln und wie eine Drogenerfahrung wirken. Alien ist ein weißer Rapper, also eine kulturelle Mischung, der aber den Erlebnissen der Mädchen Realität und Bodenständigkeit verleiht. James Franco gestaltete diese Figur maßgeblich, insbesondere die Bewegungen und die Sprache Aliens. 

    Die Schauspielerinnen erklären, was ihnen an ihren Figuren am wichtigsten war und wie sie den Dreh erlebten. Tatsächlich waren wohl etliche Spring-Breaker vor Ort, die dem Dreh die richtige Stimmung verliehen. Deshalb hatte Benson den Eindruck, hier würde fast so was wie eine Doku gedreht, aber das Endergebnis sieht ganz anders aus: extrem künstlich, weil durch Falschfarben, Videos, Verzerrungen und Zeitlupe verzerrt, eben wie ein Drogentrip. Echte Spring-Breaker werfen Pillen ein, rauchen Meth und koksen etc, also ergibt das durchaus einen Sinn. 

    Während sich Hudgens in dieser Generation im Film wiederfindet, war Selena Gomez von den Paparazzi genervt, und ihr Frust kommt in der Trennungsszene authentisch zum Ausdruck. Das Finale mit dem Überfall auf Archies Hauptquartier soll absichtlich unwirklich und poetisch überhöht wirken. Franco fasst es genau zusammen: Der Film bedient sich all der ästhetischen Oberflächen, die der Spring Break bietet, also Ton, Bild, Dialog, Sex, Rausch usw., um sie zu zelebrieren, doch letzten Endes kritisiert er dies alles auch als das, was es eben ist: Oberfläche, die nichts mit dem Leben zu tun hat. Das leben ist ein Stummfilm, der nur von der Musik belebt wird….
  7. Himmlische Klänge – Die Musik von SPRING BREAKERS (7:22 min): Interessant, dass Cliff Martinez das Wiegenlied von Johannes Brahms nahm, um es den unheimlichsten, beklemmendsten Szenen unterzulegen. Das schafft zwar einen Ausgleich, aber auch eine Stufe der überhöhten Unwirklichkeit, die die Gewalt wie ein Videospiel wirken lässt, ebenso wie der Spears-Song. Ansonsten hören wir Elektro-Pop, jede Menge Gangsta Rap und einige Scores, etwa von Skrillex. Die Musik liefert die Energie und stellt den Roten Faden dar, der den Film durchzieht. So stellt den ästhetischen Zusammenhalt her. 
  8. „Dirtona Beach“ – Wie es beim echten Spring Break abgeht (6:40 min): Daytona Beach ist das Zentrum des Spring Breaks in Florida – und nicht etwa St. Petersburg. Alles, was nicht im Film gezeigt werden durfte, passiert hier real: öffentlicher Sex, Vergewaltigungen, Diebstähle, Schlägereien und vieles mehr. Das ist auch kein Wunder: Über Nacht fallen 300.000 Leute hier ein, toben sich 14 tage aus und rackern den Rest des Jahres. Witzig ist ein Interview mit einem echten Drogendealer: „Du kannst hier jeden abzocken, denn kein Kunde kann was gegen dich unternehmen – sie haben keine Wahl.“ Allerdings scheint der Boom vorüber zu sein, denn nach einigen üblen Zeitungsartikeln möchte die Stadt ehrbar werden. Die Hotel- und Ladenbesitzer machen dicht und ziehen woanders hin.
  9. Die Riviera der Rednecks (7:40 min): Dieser Beitrag stellt auf sehr witzige Weise Panama City während des Spring Breaks vor. Auf der einen Seite stehen die brave Stadtverwaltung mit ihrer PR sowie die Missionare, auf der anderen die wilden Springbreak-Mädels, die zugeben, alles getan zu haben, was sie zu Hause nicht dürfen. Es ist ein echter Schlagabtausch, in der zwei Versionen der Realität aufeinander treffen.
  10. Britney Spears – Everytime (1:10 min): Die Filmszene mit dem Spears-Song als Soundtrack wird in voller Länge wiederholt. 
  11. “Drop your pants!” (1:10 min): Geschnittene Szene, in der die drei Spring Break Mädels einen Passanten in einer versteckten Gasse um sein Geld berauben wollen. Er hat keins in seiner Badehose. Stattdessen soll er ihnen seinen Schwanz zeigen. OK. Sie sind beeindruckt. (Wir nicht, denn wir bekommen nichts zu sehen.) Ende der banalen Vorstellung. 
  12. Sidney und Thurman – Die ATL Twins (rund 23 min): Sidney und Thurman leben seit jeher als Zwillinge mit- und nebeneinander, sie teilen sich sogar die Mädchen und die Hotelzimmer. Tagsüber arbeiten sie in Atlanta (= ATL) als Anwaltsgehilfen in schwarzen Anzügen, nachts lassen sie als Skateboarder die Sau raus und schleppen Frauen ab. Sie haben es im Internet zu einer gewissen Bekanntheit gebracht, ein Feature im „Rolling Stone half ebenfalls, und nun hoffen sie, mit ihrem Auftritt in „Spring Breakers“ den Sprung nach Hollywood zu schaffen. Ursprünglich kommen sie aus den Ghettos von Chattanooga, Tennessee. Vielleicht schaffen sie ja den American Dream, bevor er sie schafft. 
  13. BD-Live: Habe ich nicht getestet. 
  14. Kinotrailer (1:10 min): Möglichst bunte Highlights. 
  15. Trailershow
    1. Die Jagd (mit Mads Mikkelsen)
    2. Dead Man Down (mit Noomi Rapace, Colin Farrell)
    3. Der Geschmack von Rost und Knochen (mit Marion Cotillard)
    4. Killing them softly (mit Brad Pitt & Ray Liotta)
    5. Drive (mit Ryan Gosling)

Unterm Strich

„Spring Breakers“ ist ein mehrdeutiger Titel, der sowohl „die Wellen des Frühlings“ als auch die eigentlich gemeinte Frühjahrspause als auch „die Aufbrecher einer Falle“ bedeuten kann und ganz leise an Hemingways Romantitel „The Torrents of Spring“ (1926, Die Sturmfluten des Frühlings) erinnern will. Es geht um das Ausbrechen einer gelangweilten Generation von Schülern und Studenten, die lieber das pralle Sex-Leben genießen wollen als an längst vergammelten Historienknochen zu nagen. Kann man ihnen nicht verdenken. Als erstes stellen sie sich in ihrem Wohnheim auf den Kopf, bevor sie es verwüsten.

Auch der Überfall auf einen Diner dient nur einem Zweck: der Finanzierung ihrer spirituellen Reise zum Spring Break in Florida. Aber der Spaß hat seinen Preis, und so landen sie für ihre tat im Knast – werden aber seltsamerweise nie verknackt. Ein Drogenbaron namens Alien hält offenbar seine schützende Hand über sie, bevor er sie mit seinem „shit“ – Geld, Drogen, Waffen, Luxus – verführt, bis sie ihm wie einem modernen Charlie Manson aus der Hand fressen. Nur das Mädchen mit dem bezeichnenden Namen Faith (= Glaube) steigt rechtzeitig aus, bevor Alien selbst die Sau rauslässt und mit seinen Bikini Girls einen Drogenkrieg beginnt. Dass er diesen gegen seinen ehemals besten Freund Archie führt, verrät bereits, dass Aliens American Way of Life einen sozialen Preis fordert. 

Der Film will in keinster Weise realistisch sein, sondern wie ein Drogentrip aussehen und wirken. Falschfarben, asynchroner Sound (das Klicken einer Waffe beim Laden), der Gegensatz von Gesagtem und zu Sehendem sowie der surreale Showdown besagen, dass zwar das Leben an der Oberfläche ein Rausch sein kann, aber die Tiefe immer ihre Opfer einfordert. Diese Tiefe sehen wir nie, sie wird allenfalls angedeutet, etwa in den Farben der Nacht, in den Spielhöllen der Gangsta oder den verwackelten Videoszenen. 

Die Mädels, allen voran die lieblich-reine Selena Gomez mit ihren Millionen Followern, mögen vielleicht pubertierende Teenies antörnen, aber irgendwie wirken sie wie Fremdkörper in der Masse der sich entblößenden Stripperinnen und Huren in den Klubs und auf dem Beach, die wesentlich älter sind und mehr wagen. Wenn man die Orgie der Gewalt ausblendet, die die Mädels mit Alien veranstalten, dann bleibt ein langer Trailer, dessen erste halbe Stunde keinerlei Handlung aufweist, dessen Rest aber ebenso reichlich belanglos wirkt. Wer also Gangsta in Action sehen will, der muss woanders suchen. 

Die Blu-ray

Besten Sound und scharfe Bilder darf man von einer Blu-ray schon erwarten, und „Spring Breakers“ erfüllt diese Erwartungen in jeder Hinsicht. Lediglich englische Untertitel habe ich vermisst. Das Bonusmaterial ist überraschend umfangreich, denn offenbar wollten die Produzenten die Botschaft ihres zwiespältig aufgenommenen Films unmissverständlich darlegen. 

Allerdings gibt es nur einen bemerkenswerten Beitrag in den Extras, der sich als Making-of bezeichnen lässt. Der ist etwa eine halbe Stunde lang und enthüllt, was sich der Regisseur vorgestellt hat. Alle restlichen Beiträge sind, mit einer Ausnahme, Wiederholungen oder Impressionen. Die Ausnahme betrifft das fast halbstündige Feature über die ATL Twins. Yo man, gotta be a skateboarder, man! 

Warum die Silberscheibe erst ab 18 Jahren freigegeben ist, ist mir schleierhaft, vielleicht wegen einer angedeuteten Sexszene, wegen der wüsten Sprache und dem permanenten Konsum illegaler Substanzen? Auf mich wirken diese Zutaten im Vergleich zur Realität vor Ort wie Kindergartenspiele. 

Wertung

Mima2016: 3 out of 5 stars (3 / 5)

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