Im Mittelpunkt der Krimireihe nach den Romanen der britischen Autorin Ann Cleeves steht die Ermittlerin DCI Vera Stanhope. Besessen von ihrer Arbeit löst sie mit sarkastischem Witz, Mut und List Verbrechen. Dabei steht Vera zunächst ihr Vertrauter und langjähriger Kollege DS Joe Ashworth, gespielt von David Leon, als ihre rechte Hand zur Seite. Sie vertraut Joe blind, und er unterstützt sie bei ihren unkonventionellen Ermittlungsmethoden. Gemeinsam lösen sie in vier fesselnden Krimis schwierige Fälle mit großer Begeisterung und beispielloser Professionalität. (Text: ZDF)

Diese Sammelbox 1 enthält die ersten drei Staffeln.

Filminfos

  • O-Titel: Vera. Season 1 (GB 2011)
  • O-Titel: Vera. Season 2 (GB 2012)
  • O-Titel: Vera. Season 3 (GB 2013)
  • Dt. Vertrieb: Edel Germany
  • VÖ: 29.1.2021
  • EAN: 4029759156345
  • FSK: ab 12
  • Länge: ca. 1074 Min.
  • Regisseure: diverse
  • Drehbuch: diverse
  • Musik: Ben Bartlet u.a.
  • Darsteller: Brenda Blethyn (DCI Vera Stanhope), David Leon (DS Joe Ashworth), u.a.

Die Episoden: 4 Folgen zu je ca. 85 Minuten pro Staffel

Folge 1: Verborgene Abgründe (Hidden Depths)

In ihrem ersten Fall haben es Vera und ihr Team mit einem besonders makabren Verbrechen zu tun: Als Julie Armstrong nach einem ihrer seltenen Ausgeh-Abende mit ihrem Freund Gary Wright in Newcastle nach Hause zurückkehrt, findet sie ihren 15-jährigen Sohn ermordet vor. Luke wurde erdrosselt und in eine mit Wasser gefüllte und mit Wildblumen bestreute Badewanne gelegt, während seine Schwester Laura im Nebenzimmer ruhig schlief.

Detective Chief Inspector Vera Stanhope und Sergeant Joe Ashworth finden im Zuge ihrer Ermittlungen schnell heraus, dass es eine Verbindung zu einem weiteren Todesfall gibt. Vor einiger Zeit ist Thomas Sharp, Lukes bester Freund, beim Spielen im Meer ertrunken. Es war ein Unglücksfall, wie sich damals herausgestellt hatte.

Kurz darauf wird eine zweite Leiche, die der schönen jungen Lehrerin Lily Marsh, in einem Gezeitentümpel am Strand entdeckt, auf dessen Wasser ebenfalls Blumen gestreut wurden. Lilys Leichnam wurde von einer Gruppe von Vogelbeobachtern, darunter der Hochschullehrer Peter Calvert und seine Frau Felicity, entdeckt.

DCI Vera Stanhope und ihr Assistent Joe Ashworth vermuten eine Verbindung zwischen Lily Marsh und den Vogelbeobachtern. Während ihrer Recherchen macht Vera dann aber eine entscheidende Entdeckung, die die Ermittlungen in eine andere Richtung lenkt. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Die Story belegt vor allem, dass ein enger Zusammenhang zwischen Beobachtern und Vögeln besteht, im doppelten Wortsinne. Was man nicht sehen darf, weil es unanständig ist, das zieht auch eine Strafe nach sich. Was aber die Wildblumen auf den Leichen zu suchen haben, wurde meines Wissens nicht erklärt. Irgendwann habe ich nämlich vor lauter Verdächtigen nicht mehr durchgeblickt.

Dies ist wohl der unsympathischste Serienauftakt, den man sich nur vorstellen kann: Brenda Blethyn tritt als zickige, herrische Dampframme auf, die sich nur in unbeobachteten Momente auf Gefühle einlässt – und dafür muss auch ihr Sgt. Joe Ashworth büßen, der nicht mal bei der Geburt seines Kindes dabei sein darf. Erstaunlich, dass aus diesem miesen Start eine Erfolgsserie von mittlerweile neun Staffeln geworden ist.

Folge 2: Schatten der Vergangenheit (Telling Tales)

Jeanie Long behauptet, zu Unrecht verurteilt in einem Gefängnis an der Küste von Northumberland einzusitzen. Ihr wird vorgeworfen, die Tochter ihres ehemaligen Lebensgefährten, Abigail Mantel, genannt Abby, ermordet zu haben. Sie war in der Nähe ihres Wohnortes auf einem Feld erdrosselt aufgefunden worden. Als Jeanie nun für eine Routineuntersuchung in ein Krankenhaus gebracht werden soll, flieht sie und sucht ihren Vater Michael auf, der jedoch nichts mehr von ihr wissen will. Am Boden zerstört läuft Jeanie in Selbstmordabsicht vor einen Bus.

Zufällig gerät DCI Vera Stanhope in die Ermittlungen am Unfallort. Sie stellt sich dabei die Frage, ob es wirklich nur ein Selbstmord war oder nicht doch mehr dahinter steckt. Als Jeanie Longs Selbstmord in die Schlagzeilen kommt, tauchen neue Beweise auf, die sie hinsichtlich des Mordes an der 15-Jährigen Abigail entlasten. In den elf Jahren ihrer Haft beteuerte Jeanie stets ihre Unschuld, vor allem ihrem Bewährungshelfer Robert Winter gegenüber.

Als ein Entlastungszeuge für Jeanie auftaucht und kurz darauf ermordet wird, nimmt der Fall eine überraschende Wendung. In ihrem unnachahmlichen Stil ergründet DCI Vera Stanhope mit ihrem Team Geheimnisse und deckt Lügen einer kleinen Gemeinde auf, bis schließlich die schreckliche Wahrheit ans Tageslicht kommt. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Der Fall scheint zunächst klar zu sein: Jeanie Long hat sich umgebracht. Aber die Spur führt rasch in die Zeit von vor elf Jahren, als auch Veras Kollege Joe Ashworth den „schönsten Sommer seines Lebens“ erlebte: Er lernte seine jetzige Frau Frannie kennen. Jeannie und Abby waren seine Mitschülerinnen und er bekam ihr Schicksal als Zeitzeuge mit. Vera aber fragt sich, warum sie einen anonymen Anruf bekommen hat, der eigentlich für DI Caroline Fletcher, die damalige Chefermittlerin, gedacht war. Kurz darauf wird die Leiche eines jungen Mannes auf Keith Mantels, Abbys Vater, Anwesen gefunden: Es ist Mr. Winters Sohn Chris…

Eine zwielichtige Rolle spielen nicht die Jungen, sondern die Erwachsenen. Ganz herausragend ist dabei das Mienen- und Körperspiel des Ehepaars Winter. Mary Winter scheint vom Tod ihres Sohnes völlig fertig zu sein, kann sich an bestimmte Dinge nicht erinnern oder bringt alles durcheinander – kurzum: Sie hat offenbar eine posttraumatische Störung erlitten, als wäre sie im Krieg gewesen. Mr. Winter ist das totale Gegenteil: völlig kontrolliert bis hin zur Verkrampfung. Doch das Schattenspiel der beiden fliegt auf, als Vera zwei DVDs anschaut, die Jeanie im Knast zeigen – und die unterschiedlicher nicht sein könnten…

Folge 3: Heiliger Boden (The Crow Trap)

Die Entdeckung des Mordes an Bella Furness durch die Umweltschützerin Anne Preece am abgeschiedenen Baikie’s Cottage führt DCI Vera Stanhope in die unberührte Landschaft Black Law. Außerdem wird sie mit einem ungelösten Fall aus ihrer Vergangenheit konfrontiert, der ihr nach wie vor keine Ruhe lässt.

Bei der Beschäftigung mit der Lokalpolitik vor Ort und dem umstrittenen Plan des Unternehmers Godfrey Waugh, in dem Naturschutzgebiet, einen Steinbruch errichten zu wollen, findet DCI Vera Stanhope etwas Entscheidendes heraus: Bella Furness und ihr ans Bett gefesselter Ehemann Dougie besaßen das Wegerecht zu dem Baugrundstück, das für die Errichtung des geplanten Steinbruchs benötigt wird. Bella hatte noch einen Verbündeten in ihrem heftigen Widerstand gegen den Steinbruch: Edmund Fulwell, einen fanatischen Umweltschützer und ehemaligen Grundbesitzer, der nun gezwungen ist, in einer abgelegenen Waldhütte zu leben.

Im Zuge der Ermittlungen finden Vera und ihr Team heraus, dass Grace Bishop, Edmunds Tochter, bei Godfrey Waugh angestellt ist. Letzterer hat wiederum ein Verhältnis mit der Umweltschützerin Anne Preece. Anne erinnert sich, kurz vor Bellas Tod eine Frau gesehen zu haben, deren Beschreibung mit Bev MacDonald übereinstimmt.

DCI Vera Stanhope muss sich nun ihrer Vergangenheit und dem rätselhaften Verschwinden von Bevs Sohn Lee stellen. Immer häufiger begegnet Vera der Begriff „Heiliger Boden“. Dann geschieht ein zweiter Mord, der Veras bisherige Theorien über den Haufen zu werfen scheint. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Wieder einmal weisen alle Indizien auf ein noch älteres Unglück zurück, das im Jahr 1999 stattfand: ein Junge verschwand und jemand bekam die Schuld daran zugewiesen. Doch an einer bestimmte Stätte, dem „heiligen Boden“, wird seiner noch gedacht. Vor dem Hintergrund des viele Jahrhunderte zurückreichenden Ursprungs dieser alten Stätte nimmt das sich nun entfaltende Drama in einer archaischen, einsamen Landschaft den Charakter einer griechischen Tragödie an. Die Krähenfalle des O-Titels bedeutet nämlich, dass man mit einem zahmen Vogel einen wilden Vogel fangen kann – wird es also ein weiteres Opfer geben? Vera muss sich ob dieser Erkenntnis beeilen, dies zu verhindern.

Wenn der Zuschauer bedenkt, dass Vera in dieser kargen, nahezu (für den Bau der königliche Flotte) entwaldeten Gegend aufgewachsen ist, versteht er auch, wie Vera äußerlich so hart, aber innerlich so mitfühlend sein. Außerdem legt sie immer wieder eine Unbeholfenheit im Umgang mit Kindern an den Tag. Es fällt ihr schwer, sich für andere zu öffnen, ganz besonders gegenüber den lieben Kollegen, über sie wie „ein kleiner Mussolini“ herrscht. Das sagt zumindest Jessica, eines von Joes drei Kindern…

Folge 4: Lebenslügen (Little Lazarus)

Margaret Wilde ist mit ihrem 11-jährigen Sohn Adam auf dem Weg zum Flughafen, als sie plötzlich von einem anderen Pkw von der Straße abgedrängt wird. Der Fahrer erschlägt sie. Adam kann dem brutalen Angriff entkommen, stürzt dabei jedoch in einen eiskalten Fluss. DCI Vera Stanhope, die zufällig am Tatort vorbeifährt, kann den Jungen aus dem Wasser ziehen und reanimieren. Entgegen aller Voraussagen überlebt Adam und wird zu einem wichtigen Zeugen für den Mord an seiner Mutter.

Im Zuge ihrer Ermittlungen stellt DCI Vera Stanhope fest, dass Margaret und ihr Sohn keinen festen Wohnsitz hatten und seit vielen Jahren auf der Flucht sind. Margarets Nachbar Singh hat sich zwar um die beiden gekümmert, kann Vera aber nicht weiterhelfen. Es stellt sich heraus, dass Margarets Flugtickets mit der Kreditkarte eines gewissen Bobby Salter bezahlt wurden. Salter wird aufgespürt. Offensichtlich hatte der Familienvater ein Verhältnis mit Margaret. Er hat kein Alibi für die Mordnacht.

In einem psychologischen Test macht Adam Andeutungen über seine Vergangenheit. Dabei ist von Pfauen und dem „glänzenden Mann“ die Rede. Außerdem führen die Recherchen zu Patricia Carmichael, einer „ehrenwerten“ Richterin, die Margaret offenbar kannte. Welche Rolle spielte die Richterin bei Margarets Ermordung? (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Dieser Fall folgt dem Muster von „Der einzige Zeuge“, einem exzellenten Harrison-Ford-Film, in dem ein Junge der Amish-Sekte einen Mord beobachtet, aber erst durch Vertrauen und Zureden zur Aussage gebracht werden kann. Folglich präsentiert auch der Fall von Adam Wilde eine Reihe von Rätseln, die Vera erst entschlüsseln muss, bevor sie den Mörder von Adams Mutter dingfest machen kann. So könnte es beispielsweise gut sein, dass „der glänzende Mann“ gar kein Mann ist, sondern eine Frau, und dass Margaret Wilde eine falsche Identität besaß.

Vera beweist wieder einmal ihr Einfühlungsvermögen, als Adam auf einmal verschwindet und das ganze Police Department von Tyneside (= Newcastle) nicht in der Lage ist, den kleinen Jungen zu finden. Sie braucht sich nur ein bisschen die Wohnung der Wildes anzusehen – und schon hat sie den Lüftungsschacht als Versteck ausgemacht. Zugegeben, dessen Klappe ist recht klein – aber nicht zu klein für einen mageren Hänfling wie Adam. Tja, und dann stellt sich heraus, dass Maggie Wilde nicht nur eines, sondern zwei Kinder hatte. Wo aber ist Adams Schwester Natasha abgeblieben?

Folge 5: Phantomschmerz (The Ghost Position)

Der Polizist Stuart Macken ist auf dem Heimweg zu seiner Tochter Stella. Als er dort eintrifft, steht das Haus in Flammen. Macken gelingt es, seine schwer verletzte Tochter zu bergen. Im Krankenhaus fällt sie ins Koma. Ursache des Feuers war ein Brandsatz, der von einem Unbekannten durch ein Fenster geworfen wurde. DCI Vera Stanhope nimmt die Ermittlungen auf. Stuart Macken ist ein Kollege, den sie aus den Anfängen ihrer Polizeilaufbahn kennt. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Diese Folge beginnt stark mit dem Brand, und die erste Viertelstunde endet schockierend mit Stu Mackens Selbstmord durch einen Sprung in die Tiefe – mitten in der Klinik! Das muss der Magen des Zuschauers erst einmal verkraften – und Vera & Joe ebenfalls. Das dynamische Duo macht die Bekanntschaft von Stus Exfrau, die wieder geheiratet hat. Der neue Mann könnte ein Motiv haben: einen Rivalen ausschalten, alte Rechnungen begleichen usw. Und Brian Gower war zur Tatzeit allein daheim – nicht gut für ihn.

Dann taucht ein Überwachungsvideo von einer gewalttätigen Demo in der Innenstadt auf, das Stu im Nahkampfeinsatz zeigt. Da wird ein Molotow-Cocktail auf ihn geworfen. Zu Veras Überraschung weiß keine andere als Stus Tochter Stella am besten darüber Bescheid. Aber welche Rolle spielt die auffallend stille Lehrerin, die Stella und anderen Gestalten Obdach gewährt hat? Und warum macht die streng aussehende Rachel Waite von der Polizeibehörde so viel Druck in dieser Sache?

Wie so häufig bei „Vera“ hat auch dieser Fall mehrere Ebenen, die die Ermittlerin und ihr Team durchschreiten müssen, bevor sie ans Ziel gelangen können.

Folge 6: Stummer Schrei (Silent Voices)

Am Ufer eines idyllischen Flusses wird die Sozialarbeiterin Jenny Lister ermordet aufgefunden. DCI Vera Stanhope fällt die Aufgabe zu, Jennys Tochter Hannah über den Tod ihrer Mutter zu informieren. Die Ermittlungen ergeben, dass Jenny Lister vor Kurzem mehrere persönliche Dinge gestohlen wurden, darunter auch ihr Laptop. Von Hannahs Freund erfährt Vera, dass dessen Mutter seine Freundin Hannah nicht akzeptiert. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Jenny Lister wollte ein brisantes Enthüllungsbuch schreiben, und das Manuskript hatte sie offenbar auf ihrem Notebook gespeichert. Hat der Dieb sie auf dem Gewissen. Ebenfalls verdächtig ist Connie Masters, eine ehemalige Sozialarbeiterin, die aufgrund von Jennys Recherchen entlassen wurde und nun mit ihrer Tochter ganz am Rande der Gesellschaft lebt, direkt über einer Kiesgrube mit einem Baggersee.

Connies Schützling Mattie Jones, eine Kindsmörderin, hatte eine Verbindung zu dem zwielichtigen Heilpraktiker Michael Morgan, der es mittlerweile zu einer mondänen Klinik gebracht hat – und hier hat Vera neulich ihren Kurlaub verbracht! Dieser Morgan ist ganz schön schräg drauf, etwa wie ein Sektenführer, findet Vera und fühlt ihm auf den Zahn.

Doch dann dreht sich der Fall in eine unerwartete Richtung, als der Laptop endlich gefunden wird. DS Joe Ashworth findet jede Menge E-Mails, aber an eine für Jenny ganz und gar ungeeignete Person… Und die Gefahr ist beileibe noch nicht vorüber! Es kommt zu einem höchst dramatischen Finale, in dem Joe seine Taucherqualitäten unter Beweis stellen kann. Eine fantastisch gute Episode.

Folge 7: Sprengfallen (Sandancers)

Sergeant James Deverson feiert seinen Abschied vom Militärdienst. Am nächsten Morgen wird er tot aufgefunden. DCI Vera Stanhope und ihr Assistent Joe Ashworth ermitteln in der Kaserne. Es ist offensichtlich, dass der verantwortliche Lieutenant den Vorfall als Selbstmord abhaken möchte. Die Spurensicherung und die Forensik haben jedoch schnell Zweifel an dieser Theorie. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Deversons Einheit war in der afghanischen Provinz Helmand tätig und verlor dort durch eine Sprengfalle einen wertvollen Mann, obwohl der Ort zuvor als ungefährlich freigegeben worden war. Wie es dazu kommen konnte, fragt sich bald Vera und forscht im Hintergrund von Deverson, dem Späher „Budgie“ (= Wellensittich / Kanarienvogel als lebendem Warnsensor) und dem Zwillingsbruder Alex Barton des umgekommenen Soldaten.

Die Militärpolizistin Shepard soll eigentlich auf dem Boden der Kaserne Otterford den beiden Polizisten Vera Stanhope und Joe Ashworth helfen, wie das Gesetz es vorsieht. Doch auch sie sieht sich zu ihrem Erstaunen dem massiven Widerstand des Standortkommandanten gegenüber, der die Einsicht in wichtige Unterlagen ebenso verweigert wie die Aussage. Was hat der Oberst zu verbergen?

Die Handlung dieser Episode zieht sich zäh und müde hin, schlägt die üblichen Haken, wartet aber mit zuviel Personal auf. Schon bald wird die Sache unübersichtlich, denn der Zuschauer muss sich viele Beziehungen merken, zumal unter den Militärs. Es fehlt definitiv an Action, wenn auch nicht an einem dramatischen Finale. Im Vergleich finde ich die VARG-VEUM-Folge „Geschäft mit dem Tod“ (Folge 4 in Staffel 2; siehe meinen Bericht) um Welten gelungener. Dort geht richtig die Post ab.

Folge 8: Brückenschlag (A Certain Samaritan)

Auf einer Autobahnraststätte wird in einem Müllcontainer die Leiche eines Junkies gefunden. Dieser stürzte schwer verletzt von einer Brücke auf einen LKW und wurde mitgeschleift. Da der Tote aus dem Zuständigkeitsgebiet von DCI Vera Stanhope stammt, fordert sie eine Überführung der Leiche und übernimmt den Fall. Kleider und gestohlene Papiere führen Vera und ihr Team zu dem Hobbyimker Guthrie. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Auch diese Episode zieht sich wieder hin, involviert aber immerhin die Drogenmafia, die für Action sorgt. Es sind daher die Figuren, die in ihrer Eigenwilligkeit im Gedächtnis bleiben. Allen voran der undurchsichtige Imker Guthrie, der an Krebs im Endstadium leidet. Er beendet sein Leben still und leise an Veras Schulter. Ein bewegender Moment, wie er in dieser Serie leider viel zu selten vorkommt.

Ebenso beeindruckend ist das Porträt der Mutter des getöteten Junkies, eine Vorstadtmutti, die sich für ihren Sohn aufgeopfert hat und doch nie auf einen grünen Zweig kommen wird. Es sei denn, sie greift zu drastischen Maßnahmen. Die deprimierenden Milieu-Bilder aus der Vorstadt und dem Sozialghetto, wo die Dealer regieren, wird hier reizvoll kontrastiert mit der Natur, wo die Bienen noch ordnungsgemäß ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen, wenn man sie lässt: bestäuben und Honig sammeln. Aber auch Bienen sind in England ihres Lebens nicht mehr sicher…

In einer völlig unverbundenen, parallel laufenden Handlung forscht Vera in ihrer eigenen Vergangenheit und stößt auf eine unvermutete Tatsache: Sie hat eine Halbschwester. Irgendwo auf der Welt wartet jemand darauf, dass Vera nach ihr sucht. Dieser rote Faden dürfte für etwas mehr Zusammenhalt in den späteren Staffeln sorgen.

Folge 9: Luftschlösser (Castles In The Air)

Vor einem Ferienhaus wird Lizzie Faulkner nachts erschossen. Wer hat die junge Frau ermordet? Verdächtigt wird Robert Doran, der vor Jahren wegen eines Gewaltverbrechens verhaftet wurde. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich heraus, dass statt Lizzie Faulkner eine gewisse Corinne Franks das Wochenende im Ferienhaus hätte verbringen sollen. Mit viel Fingerspitzengefühl löst DCI Vera Stanhope zusammen mit ihrem Team den komplizierten Fall. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Lizzie Faulkner und ihre beiden Freundinnen feiern ein feuchtfröhliches Wochenende, als Lizzie einen Schuss hört, hinausgeht und selbst per Schrotladung ins Jenseits befördert wird. Bis Vera Stanhope herausbekommt, dass die Nacht im Ferienhäschen ein Geschenk war und eigentlich Corinne Franks hier hätte nächtigen sollen, dauert es eine Weile. Aber fortan konzentriert sich ihre Ermittlung auf das Ehepaar Franks, beide sind erfolgreiche Architekten: Sie haben die Ferienhaussiedlung sogar selbst entworfen. Lizzie war Corinnes Physiotherapeutin.

Da wird Corinne nachts auf der Straße zu Tode gefahren und es stellt sich heraus, dass sie selbst einmal in einen Unfall verwickelt gewesen ist. Sie wurde freigesprochen, aber Vera traut dem Braten nicht. Damals kam Maggie Bishop zu Tode, und ihr Mann versucht seitdem, das Urteil revidieren zu lassen. Steckt er dahinter – oder doch sein Sohn, der auffällig viele Computer besitzt?

Letzten Endes geht es um Untreue, zerbrochene Ehen – und verräterische Beweise, versteht sich. Das Finale ist besonders dramatisch und beklemmend, denn eine der Betroffenen droht, sich vom Dach ihres Hauses zu stürzen, mitsamt ihren zwei kleinen Töchtern…

Folge 10: Die verlorene Schwester (Poster Child)

Kurz vor seiner Pensionierung wird der bekannte Chirurg Dan Marsden in seinem Haus erschossen. Doch damit nicht genug. Seine Frau wird angeschossen und seine zwei Töchter entführt. DCI Vera Stanhope und ihr Team stehen vor einem Rätsel: Wer hatte ein Motiv, den beliebten Chirurgen zu ermorden? Warum wurde auch auf dessen Ehefrau Laura geschossen? Und wo sind seine zwei Töchter? (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Diese Episode hatte ich schon einmal im Fernsehen gesehen, so dass ein wenig der Spannung wegfiel. Dennoch ist diese Episode hochspannend, denn ganz allmählich wird die Rolle des Täters aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Aus einem potentiellen Terroristen und Kidnapper wird allmählich ein Familienangehöriger eines der beiden Mädchen – Amira stammt wie er aus dem Irak und wurde von Doc Marsden adoptiert.

Doch wer hat den Iraker überhaupt herbeigerufen und ins Land geschmuggelt (der Irak steht ja auf der Schwarzen Liste der Sicherheitsbehörden ganz oben)? Hier darf sich der Zuschauer auf einige Überraschungen gefasst machen. Hier bekommt er auch die Antwort auf die Frage, wer die Luftballons ans Tor vom Marsden-Haus befestigte, obwohl die Geburtstagsfeier des guten Doktors doch erst zwei Tage später stattfinden sollte…

Was sich mir aber nicht ganz erschlossen hat, war die dubiose Rolle der britischen Botschaft in Bagdad, als es darum ging, Amira aus dem Land zu bringen und an Doc Marsden zu vermitteln. Offenbar wollte ein Kriegsfotograf, der ein preisgekröntes Foto von Amira, dem Trümmermädchen, geschossen hatte, sie selbst adoptieren. Wer nun was deichselte, das sollte man sich vielleicht zweimal anhören.

Folge 11: Schuld und Sühne (Young Gods)

Eine Gruppe Zehntklässler verbringt ein paar Tage in einem Freizeitpark. Am Abend sitzen sie am Lagerfeuer, als ein Mann brennend und schreiend von einem Steilhang ins Wasser stürzt. Der 25-jährige Gideon Frane kann nur noch tot geborgen werden. Die Schüler sagen aus, dass sie im Vorfeld einen Streit gehört haben. Nach und nach kommen DCI Vera Stanhope und ihr Team dahinter, was sich tatsächlich zugetragen hat. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

War es Selbstmord oder steckt mehr dahinter? Gideon Frane war Investmentmakler und einst ebenso ein Schüler an der katholischen Eliteschule, an der auch die Zehntklässler zur Schule gehen. Eine der jungen Zeuginnen, Ruthie Calvert, erzählt ein bisschen über die Schule St. Finnan’s und über das, was man dort über Gideon Frane weiß. Vera ist überrascht, dass sich eine Friseuse im Städtchen über Gideons Tod freut: Endlich ist der Stalker tot!

Lizzie hat ein wasserdichtes Alibi: Sie übernachtete bei ihrem schwulen Chef Kit. Wenig später findet Vera die Mordwaffe: eine altertümliche Petroleumlaterne, wie man sie beim Campen verwendet. Und der Rechtsmediziner stößt in Gideons Blut auf eine Zutat, die dort nichts zu suchen hat: Atropin. Hat sich Gideon also doch mit dem Gift der Tollkirsche vergiftet und alles war nur ein blöder Unfall mit Selbstverschulden?

Vera beschließt, sich auf die Schule zu konzentrieren – und stößt auf eine Mördergrube… Nein, dies ist keine wohlfeile Kirchenkritik, wie man sie in England seit Cromwell Zeiten immer wieder antrifft. Vielmehr läuft es auf eine Dreiecksgeschichte hinaus, die offenbar sehr schiefging. Aber die Ermittlung zeigt auf, was aus den Absolventen werden kann: eine ist Nonne geworden, ein anderer ist auf Drogenentzug, und dass Gideon Frane kein netter Kerl war, wissen wir ja schon.

Aber dass man sexuelle Diskriminierung auch unter Cops antrifft, wird in dieser Episode erstmals überdeutlich gezeigt. Veras Kollege Kenny geht Kit, den schwulen Friseur, hart und ungerecht an. Später versöhnen sich die beiden wieder.

Folge 12: Der verlorene Sohn (Prodigal Son)

John Warnock ist ein Schürzenjäger. In einer Bar reißt er eine junge Frau auf und überredet sie, mit zu ihm nach Hause zu kommen. Während er draußen auf sie wartet, wird Warnock erstochen. In seinem Auto findet die Polizei 6000 Pfund in bar und einige Prepaid-Handys. Bei allen wurden die Anruflisten gelöscht, außer bei einem. DCI Vera Stanhope stößt auf einen entscheidenden Hinweis aus Warnocks Vergangenheit. (Text: ZDF)

Mein Eindruck

Dieser Fall ist die reinste Achterbahn. Offenbar geht es nicht nur um die feindliche Übernahme der lokalen Brauerei Harper, sondern auch um eine Erbschaft: eine lukrative Pferdefarm. Maggie, die Erbin der Farm, will den Brauereibesitzer Harper (Cunningham) heiraten, der nicht nur Geld in die Ehe einbringt, sondern auch die bildhübsche Tochter Eva, die möglicherweise was mit John Warnock, dem Wachmann, hatte, vielleicht aber auch nicht.

Entscheidend ist, ob Maggie, Eva und Harper ein Alibi für die Tatzeit hatten. Alle sagen, sie wären auf einer Feier gewesen, aber stimmt das auch? Und natürlich geht es um ein tödliches Geheimnis.

Der Glanzpunkt dieser Episode ist für mich der Auftritt von Liam Cunningham. Er spielt in „Game of Thrones“ Ser Davos, den Zwiebelritter mit den abgeschnittenen Fingerkuppen, und zwar mit einem derart schwarzen Humor, dass es schon wieder bewegend ist. Dass Cunningham einer der erfolgreichsten Schauspieler Englands ist, belegen zahlreiche Auftritte in TV-Krimis und Krimispielfilmen. Ich kann mich noch gut an seinen Auftritt in „The Guard – Ein Ire sieht schwarz“ an der Seite von Brendan Gleeson erinnern.

Die DVD

Technische Infos

  • Bildformate: 16:9
  • Tonformate: D und GB in DD 2.0
  • Sprachen: D, Englisch
  • Untertitel: keine
  • BONUS: siehe unten.

Mein Eindruck: die DVD

Bild und Ton entsprechen dem Niveau eines guten TV-Geräts. Das wundersame Auftauchen von deutschen Untertiteln, etwa für Hörgeschädigte, erwartet der Zuschauer bei ZDF-Serien-DVDs schon gar nicht mehr.

BONUS: Szenen- und Starfotos auf der Innenseite der DVD-Cover. Sammlerstücke!

Unterm Strich

Selten habe ich einen derart lieblos gemachten Auftakt zu einer Krimiserie gesehen wie diesen. Es ist denkbar, dass Brenda Blethyn (oder ihr Agent) dem TV-Studio eine solche Spin-off-Serie abtrotzte oder aufschwatzte. Ob des Erfolges auf Seiten der Zuschauer war man dann bass erstaunt und spendierte großzügig eine weitere Staffel und so weiter.

Das Besondere an der Figur der Vera Stanhope ist zum einen die authentische Schilderung eines bislang kaum abgegrasten Landstrichs der britischen Inseln, nämlich Newcastle und seine Umgebung. Die Leute dort werden als „Geordies“ bezeichnet und sprechen mit einem harten, von Wikingern und Dänen abstammenden Akzent. (Ich habe mal einen Geordie kennengelernt: er spielte exzellent Gitarre und liebte „chön charfe“ Currygerichte.) Manchmal kommen sie mir schon wie halbe Schotten vor, so weit entfernt sind sie – innerlich wie äußerlich – vom fetten, lässigen Süden des Königreichs.

Unter der rauhen Schale spielen sich allerdings die gleichen menschlichen Dramen wie überall sonst ab, und die korpulente, von Angina geplagte Vera Stanhope scheint ein ungewöhnliches Gespür dafür, die Zusammenhänge aufzuspüren, die zu diesen Dramen geführt haben. Um die knapp 90 Minuten jeder Episode zu füllen, präsentiert jeder Falle erst eine Reihe Verdächtiger, dann passiert meist ein zweiter Mord, der die Spürnase auf die richtige Spur führt. Und diese Spur führt meist in die Vergangenheit, eine Ebene, auf der ein zweites Rätsel gelöst werden muss.

Von da an kommt es nur noch darauf, das endgültige Geständnis herbeizuführen. Doch wie die zweite Staffel zeigt, kann das Finale auch ganz anders aussehen und etwa in einem Selbstmordversuch bestehen. Für den Krimifans ergibt sich häufig ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern aus anderen Krimiserien oder Kinofilmen.

Im Unterschied zu solchen Krimiserien weist Vera Stanhope kaum ein Privatleben auf, das ihr Probleme bereiten und sie vom jeweiligen Fall ablenken könnte. Selbst das Auftauchen einer Schwester namens Cara in Staffel 3 bleibt folgenlos. Dementsprechend kann sie ihrem heimlichen Spitznamen „Mussolini“ alle Ehre machen: als diktatorische Leiterin ihres Morddezernats.

DVD-Box

Die zwölf Silberscheiben – es gibt noch keine Blu-rays für VERA – bietet an Standards nur die mindesten: DD 2.0, keine Untertitel, halbwegs gutes Bild, als BONUS Szenen- und Starfotos auf der Innenseite der DVD-Cover. Für Fans sind dies Sammlerstücke! Die drei Staffeln gibt es jetzt zum Preis von einer: 29,99 Euronen.

In England schalten laut Verleih bei jeder VERA-Episode knapp acht Millionen Zuschauer ein. Brenda Blethyn wurde mehrfach ausgezeichnet (BAFTA, Golden Globe) und für Preise nominiert. Anders als so manch anderer TV-Ermittler setzt sich ihre Figur mit Einfühlungsvermögen und großem Engagement für die Opfer von Gewalttaten ein. Dabei geraten zuweilen auch manche ihrer Ermittler in die Schusslinie, wie die nachfolgenden Staffeln 2 und 3 zeigen.

Unsere Wertung

MiMa2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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