Meine Filmwoche

Die letzte Woche war ganz schön vollgepackt, wenn auch mit einigen Kurzfilmen. Hier die entsprechenden Review.

Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd (Originaltitel: The Boy, the Mole, the Fox and the Horse / Land: UK, USA / Jahr: 2022 / Regie: Peter Baynton, Charlie Mackesy / Laufzeit: 34 Minuten)

Dieser Film ist wohl mit das Schönste was ich die letzten Wochen gesehen habe. Alle Hauptcharaktere haben so eine wundervolle Charakterzeichnung und der Film hat so viele berührende Momente und kleine Sätze die einem Tränen der Rührung ins die Augen treiben. Die Buchvorlage ist mir dabei gänzlich unbekannt, was aber auch nicht weiter schlimm ist, schließlich schafft es diese Filmumsetzung mich wirklich zu berühren und vielleicht wäre dies anders gewesen, wenn ich das Buch kennen würden. Wer Lust hat wirklich tolles Gefühlskino zu erleben kommt um diese 34 Minuten nicht herum! Für mich ein kleines Meisterwerk.

Gnislew: 5 out of 5 stars (5 / 5)

Japanuary #1: Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster (Originaltitel: Gojira tai Hedora / Land: Japan / Jahr: 1971 / Regie: Yoshimitsu Banno / Laufzeit: 85 Minuten)

Es ist Januar und damit auch wieder Zeit für japanische Filme. Was liegt da näher als Godzilla mal wieder auf meinen Bildschirm zu lassen. Diesmal bekommt er mit Hedora zu tun und diesmal wird die Zerstörung die angerichtet wird so explizit wie nie gezeigt. Und auch das Theme ist spannend, denn Umweltverschmutzung war sowohl 1971 ein wichtiges Thema und ist auch über 50 Jahre später noch topaktuell. Dazu kommen wirklich schräge Animations- und Gesangseinlagen, was diesen Godzilla-Film für mich zu einem der bisher gelungensten macht die ich gesichtet habe.

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Japanuary #2: Anxious Body (Originaltitel: Anxious Body / Land: Frankreich, Japan / Jahr: 2021 / Regie: Yoriko Mizushiri / Laufzeit: 6 Minuten)

Experimentelle Kurzfilme holen mich ja durchaus öfters mal ab. Anxious Body schafft es leider nicht. Der Wechsel zwischen realer Darstellung und abstrakten Formen in diesem Werk hat mit so überhaupt nicht gefangen genommen und irgendwie wollte sich mir hier nicht erschließen, was die Regisseurin für eine Aussage tätigen wollte. Schade.

Gnislew: 1 out of 5 stars (1 / 5)

Bo Burnham: Make Happy (Originaltitel: Bo Burnham: Make Happy / Land: USA / Jahr: 2016 / Regie: Bo Burnham, Christopher Storer / Laufzeit: 60 Minuten)

Dadurch, dass ich Comedy und Musik sehr gerne habe muss Netflix wohl der Meinung gewesen sein, dass dieses Comedyspecial von Bo Burnham meinen Geschmack treffen könnte. Und ganz falsch lag Netflix nicht. Die schroffe und manchmal sehr unhöfliche Art seinem Publikum gegenüber fand ich zwar stellenweise etwas zu heftig, aber wenn Burnham anfängt Musik zu machen, ist das Comedyspecial echtes Comedygold. Da kommt wahnsinnig guter Sprachwitz durch und ich mich gefragt hätte, wie gut die Show ohne die Beleidigungen wäre. Aber auch so ist Bo Burnham: Make Happy gute Unterhaltung.

Gnislew: 3 out of 5 stars (3 / 5)

Out (Originaltitel: Out / Land: USA / Jahr: 2020 / Regie: Steven Clay Hunter / Laufzeit: 9 Minuten)

Wie schön kann man bitte ein Outing inszenieren? Die betroffenen Protagonisten haben es so sicher nicht geplant, aber der Körperwechsel zwischen Herrchen und Hund gibt der ganzen Situation einen tollen Twist und lässt die eh schon sympathischen Charaktere noch sympathischer erscheinen. Ganz tolle sechs Minuten.

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

Loop (Originaltitel: Loop / Land: USA / Jahr: 2020 / Regie: Erica Milsom / Laufzeit: 10 Minuten)

Wenn der Tagesablauf eines Autisten durcheinander gerät, kann dies auch den Autisten selbst überreagieren lassen. Und doch sind Autisten genauso Menschen mit Bedürfnissen und einer großen Freude am Leben und mit denen man auch tolle Dinge erleben kann. Loop greift genau diesen ständigen Kampf zwischen strukturiertem Tagesablauf und neuen Erlebnissen mit einer Kanufahrt auf und erlaubt Einblicke darauf, wie ein Autist diese Kanufahrt erlebt und ein Junge, der erstmal mit seinem Erstkontakt zum autistischen Mädchen klar kommen muss. Wundervoll!

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

My Normal (Originaltitel: My Normal / Land: USA / Jahr: 2010 / Regie: Irving Schwartz / Laufzeit: 77 Minuten)

Eine junge Frau wäre gerne Schauspielerin, verdient ihr Geld allerdings als Domina und kämpft nebenbei auch noch mit Beziehungsproblemen. Eigentlich eine gute Basis für ein Low-Budget-Drama, wenn Irving Schwartz seinen Film dann nicht so völlig überzogen inszeniert hätte und lieber Gespräche über den perfekten Einsatz von Analdildos über die Charakterentwicklung seiner Figuren gestellt hätte. Hinzu kommt, dass außer Hauptdarstellerin Nicole LaLiberte der Cast recht schwach spielt und man daher auch wenig Lust bekommt den Figuren beim reden zuzuhören. Das pikante Thema hätte My Normal zu einer Indie-Perle machen können, am Ende ist es ein Film zum vergessen geworden.

Gnislew: 1 out of 5 stars (1 / 5)

Schneewittchen und die sieben Zwerge (Originaltitel: Snow White and the Seven Dwarfs / Land: USA / Jahr: 1937 / Regie: David Hand / Laufzeit: 77 Minuten)

Es ist unglaublich, was für ein Brett Schneewittchen und die sieben Zwerge auch 86 Jahre nach seiner Veröffentlichung noch ist. Die Zeichnungen sind einfach großartig, die Zwerge ein toller Comic Relief und mit Schneewittchens lauf durch den dunklen Wald bekommt der Film sogar eine gruselige Note verpasst. Ja, der ungefragte Kuss des Prinzen mag heute als übergriffig gelten, doch ist dieser Kuss nicht das Kernelement der Geschichte und auch nicht aus den kreativen Köpfen rund um Regisseur David Hand und Wald Disney entsprungen und von daher für mich auch kein Grund den Film zu boykottieren. Schneewittchen und die sieben Zwerge ist und bleibt ein Meilenstein des Animationsfilm, ein Stück Filmgeschichte und ein zeitloses Filmerlebnis.

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

Wenn irgendetwas passiert, liebe ich dich (Originaltitel: If Anything Happens I Love You / Land: USA / Jahr: 2020 / Regie: Will McCormack, Michael Govier / Laufzeit: 12 Minuten)

Man wünscht wirklich niemanden sein Kind bei einer Schießerei an der Schule zu verlieren. Und dennoch passiert es! Diese 12 Minuten greifen das Thema auf und zeigen als Animationsfilm wie die betroffenen Eltern damit umgehen, wie die Trauer ihr Leben verändert, ihre Ehe auf die Probe steht. 12 Minuten die an die Substanz gehe, einfach weil das Thema so heftig ist und der Film das Thema so sensibel behandelt. Hier bleibt am Ende auf jeden Fall ein dicker Kloß im Hals zurück.

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

Hoch Oben (Originaltitel: Wartha / Land: Frankreich, Libanon / Jahr: 2022 / Regie: Dania Bdeir / Laufzeit: 16 Minuten)

Ein syrischer Gastarbeiter wird auf der Baustelle auf der er arbeitet zum Kranführer eines Krans, der schon einige Todesopfer gefordert hat. Nach einem Aufstieg zum Führerhaus, der ihn einiges an überwindet kostet, entdeckt er im Führerhaus eine neue Freiheit! Soviel zur Geschichte des Films, bei dem festzuhalten bleibt, dass Hoch oben einen von Minute eins an gefangen nimmt und man wirklich mitfiebert wie sich der Tag auf der Baustelle für Mohammed entwickelt. Spätestens wenn der Film dann in eine Art Traumsequenz wechselt ist man allerdings hin und weg und weiß, dass man gerade ein ganz starkes Stück Kino sieht, welches eine der schönsten Sachen in Bezug auf Filme aufgreift: Den Mut zu träumen!

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

The Ducktators (Originaltitel: The Ducktators / Land: USA / Jahr: 1942 / Regie: Norm McCabe / Laufzeit: 8 Minuten)

Der zweite Weltkrieg ist sicher eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Menschheit. Ein Nebenprodukt des Krieges ist dabei die Kriegspropaganda bei der auch Warner Bros. und ihre Looney Tunes mitmischten. So zum Beispiel mit The Ducktators in denen Adolf Hitler als Ente und Mussolini als Gans dargestellt werden. Ohne einen satirische Unterton zeigt Norm McCabe warum diese Personen besiegt werden müssen und zeigt auch, dass der Zeichentrickfilm durchaus ein probates Mittel sein kann um Erwachsene zu erreichen und dies dazu zu bringen Kriegsanleihen zu kaufen. Wenn man sich The Ducktators anschaut muss man sich natürlich der Absicht bewusst sein, mit der der Film gedreht wurde. Ihn als Zeichentrickunterhaltung zu sehen wäre fatal, wenn auch aus heutiger Sicht die Darstellung der Diktatoren als Enten und Gänse durchaus etwas humorvolles hat.

Gnislew: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

Was sagt Ihr zu den Filmen?

3 Gedanken zu „Meine Filmwoche (03.01.2023 – 09.01.2023)“
  1. Deine Meinung zu ‚Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd‘ kann ich so unterschreiben. Ein unglaublich schöner Kurzfilm! Das Buch ist übrigens genauso zauberhaft 🙂

    1. Das Buch steht schon auf der Wunschliste für meinen Sohn und mich zum vorlesen. Wollte mal in unserer Bücherei schauen ob die es vielleicht haben.

      1. Das ist sicher eine gute Idee. Wenn die nicht allzu klein ist, ist es nicht so unwahrscheinlich und manche Büchereien bieten auch an, dass man sich als Nutzer Bücher wünschen kann, wenn es was noch nicht gibt.

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