Gestern Abend im Hotel war es mir langweilig und so habe ich beschlossen mir einen Film auf meinem Notebook anzusehen. Die Wahl fiel auf den chinesischen Film „Ying xiong“ hierzulande unter dem Titel „Hero“ bekannt.

Erzählt wird folgende Geschichte: Im China vor über 2000 Jahren herrscht Krieg. Die einzelnen Reiche sind zerstritten, allerdings schwingt sich der König der Provinz Qin (Daoming Chen) dazu auf die Reiche zu vereinen und in einem vereinten China über alle Reiche zu regieren. Drei Attentäter, Broken Sword (Tony Leung), Flying Snow (Maggie Cheung) und Long Sky (Donnie Yen), wurden gesandt um den König zu ermorden. Dabei scheiterten die drei, der König lebt seitdem aber in ständiger Angst vor Attentätern.

10 Jahre lang lebt er isoliert in seinen Palast als plötzlich Nameless (Jet Li) mit der Kunde auftaucht, er hätte die drei gefährlichen Attentäter ermordet. Bei seiner königlichen Audienz erzählt Nameless nun seine spannende Geschichte wie er diese Taten vollbracht hat. Dabei kommt es zu einigen überraschenden Wendungen.

Es wäre falsch an dieser Stelle auch nur ein Wort genauer auf die Story einzugehen, denn die spannende Geschichte mit Ihren Wendungen würde hierdurch völlig Ihren Reiz verlieren. Vielmehr möchte im folgenden ein wenig auf die Umsetzung des Film eingehen.

Yimou Zhangs Werk lebt in erster Linie von seinen Bildern. Mit imposanten Landschaftaufnahmen und perfekt gestalteten Kulissen fesseln alleine die Bilder den Blick der Zuschauer 99 Minuten auf die Leinwand. Diese Perfektion in der Ausstattung der einzelnen Szenen merkt man zum Beispiel in einem Kampf zwischen dem König und einem der Attentäter. Der Attentäter trägt in dieser Szene ein grünes Gewand und im ganzen Palast hängen große Seidentücher in eben genau der selben Farbe wie das Gewand. Ähnlich ausgestattete Szenen gibt es im ganzen Film und geben dem ganzen Szenario eine kunstvolle Note. Diese wird besonders während der Kampfszenen noch unterstrichen.

Anders als in amerikanischen Actionstreifen sind die Kämpfe in „Hero“ sehr ruhig inszeniert und wirken in Ihrer Gesamtumsetzung eher wie ein Tanz der Kontrahenten als wie ein Kampf. Wilde Flüge durch die Luft, Sprünge die mit Seiltricks realisiert wurden, die perfekte Kameraarbeit und gut gesetzte Schnitte lassen die Kämpfe zu ganz besonderen Momenten im Film werden. Nie wirken die Kämpfe deplaziert oder übertrieben gewalttätig, da Blut in „Hero“ nahezu gar nicht fließt.

Ein weiter Fakt, der die künstlerische Note des Film noch weiter stärkt, ist der, dass sehr viel der Geschichte erzählt wird. Während die einzelnen „Kapitel“ in bewegten Bildern gezeigt werden hört man in erster Linie die Stimme von Nameless. Dialoge in den einzelnen Kapiteln sind zwar vorhanden, nehmen aber nur einen kleinen Teil ein, so dass man in erster Linie wahrlich von einer Erzählung sprechen kann.

Der ein oder andere Leser könnte nun der Meinung sein, dass dies störend ist und man dann ja gleich ein Buch lesen kann, aber hier muss ich intervenieren. Gerade durch diesen angewandten Stil funktioniert „Hero“. Ich bin der Meinung, dass unter Verwendung der „herkömmlichen Erzählweise“ die gesamte Handlung weniger spannend und der Film weniger fesselnd wäre.

Neben dieser künstlerischen Umsetzung sind es die Schauspieler die „Hero“ zu dem machen was er ist, ein Meisterwerk. Den meisten von Euch dürfte zwar nur Jet Li ein Begriff sein, der ja bekanntlich in Filmen wie „The One“ oder „Lethal Weapon 4“ zu sehen war, die anderen Darsteller in „Hero“ brillieren allerdings ebenfalls in Ihren Rollen. Daoming Chen in der Rolle des König hat mir neben Li besonders gut gefallen. Er bildet in der Erzählung den Gegenpol zu Nameless und bringt Nameless immer wieder in Erklärungsnot wenn er Ihm klar macht, dass die Erzählung so wie Nameless sie erzählt nicht stimmen kann. Auch Tony Leung, Maggie Cheung und Donnie Yen wissen zu jeder Zeit Ihre Rolle als Attentäter perfekt zu spielen und so zum sehr positiven Gesamtbild von „Hero“ beizutragen.

Insgesamt gesehen ist Yimou Zhang es gelungen ein Kunstwerk zu schaffen. Mit grandiosen Bildern, einer geschickten Erzählweise und tollen Schauspielern schafft er es ein chinesisches Märchen zu erzählen, welches auch international ankommt und sein Publikum gefunden hat. Selten hat es Film geschafft mich so zu fesseln und fasziniert der Handlung zu folgen wie „Hero“. Die Entwicklung der Story ist auch für einen Vielschauer unvorhersehbar, dabei aber stets logisch und nachvollziehbar. Deswegen kann ich diesen Film auch uneingeschränkt weiterempfehlen und bin gespannt auf das nächste Machwerk von Yimou Zhang.

Hier wieder einmal zum Abschluss meines Berichts alles wissenswerte in tabellarischer Kurzform:

Titel: Hero
Originaltitel: Ying xiong
Regisseur: Yimou Zhang
Drehbuch: Feng Li, Bin Wang, Yimou Zhang
Darsteller: Jet Li >> Nameless
Tony Leung >> Broken Sword
Maggie Cheung >> Flying Snow
Ziyi Zhamg >> Moon
Daoming Chen >> König Qin
Donnie Yen >> Long Sky
Land: China
Jahr: 2003
Länge: 99 Minuten
Genre: Action – Drama – Eastern – Kampfsport – Liebe/Romantik
Kinostart: 05.06.2003 (auf VHS und DVD erhältlich)
Verleih: Constantin Film

[Wertung]

Gnislew: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

Ein Gedanke zu „Filmkritik: Hero – Ein Märchen chinesischer Art“

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