Wer will sich in seiner Freizeit schon mit dem Thema Arbeit befassen? Eigentlich keiner, doch macht die Kurzfilmsammlung „mach doch, was du willst“ einem dieses Thema schmackhaft. Insgesamt elf Filme befassen sich mit Thema Arbeit und das auf ganz unterschiedliche Art und Weise.

[STORY]

Eines Vorweg: die kurzen Inhaltsangaben der Filme habe ich dem Pressematerial entnommen.

~Karsten Wiesel: Die neue Zeit~

Arbeit war das wichtigste Thema von Lehr- und Propagandafilmen der DDR. Ein Blick in die Archive hat gezeigt, dass in den Filmen für den Staatsbürgerkundeunterricht über eine Zeit von immerhin mehreren Jahrzehnten immer wieder die gleichen Archivbilder montiert wurden. Am Anfang sehr ernst, später etwas lebendiger oder „jugendgerechter“. Die Neue Zeit ist eine kleine Staatsbürgerkunde aus dem Jahr 2006 und beschwört die alten Geister sowie den Traum, dass die Bemühungen des Menschen ihm selbst in einer paradiesischen Zukunft zugute kommen werden.

~Anna Wahle: Mit Pferden kann man nicht ins Kino gehen~

Was bedeutet Arbeit in Zukunft? Die Regisseurin fragt die, die in der Zukunft arbeiten werden. Haupt-, Gesamt- und Gymnasialschüler zwischen 12 und 20 erzählen uns, welcher Beruf sie glücklich machen würde und warum, ob sie eine Familie gründen wollen und weshalb, was ihnen Angst macht und was im Leben wichtig ist.

~Arne Bunk: Eine Schauspielerin versucht zu weinen~

Eine Schauspielerin versucht zu weinen. Sie arbeitet.

~Lale Nalpantoglu & Jens Schillmöller: Bus~

In einem Bus wohnt und lebt eine Arbeits-Guerilla, die sich Arbeit einfach nimmt und Löhne erzwingt. Eine charmante Anhalterin bringt das System jedoch durcheinander.

~Jochen Hick: Deutschland – Ein Herbstmärchen~

Die Zukunft der Arbeit entwickelt sich als Zukunft ohne sie. Sind wir, die immer noch an Lohn für Arbeit glauben, auf ein solches Szenario überhaupt vorbereitet? Geld gegen Arbeit ist tot, es lebe die Arbeit.

~Jeanine Reutemann & Mojan Ghanaatgar: Recycled Planet~

Ein Mann geht von Tür zu Tür zwecks Arbeitssuche, wird jedoch überall abgelehnt. Als er am Abend erschöpft auf der Straße sitzt, wird eine Leiter vom Mond heruntergelassen. Er steigt hinauf und gestaltet seine eigene Arbeitswelt aus Weltraummüll.

~Andreas Teuchert: Wirtschaftswunder~

„Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.“ Überkommene Utopie oder Zukunftsmodell? 76 KommunardInnen in Niederkaufungen versuchen stets aufs Neue, sich dieser Idee anzunähern. Hier spielen sie sich selbst – ein komplexes soziales Gefüge auf engstem filmischem Raum.

~Kathrin Albers & Jim Lace: Peters Prinzip~

Der Film folgt dem schwindelerregenden Aufstieg vierer inkompetenter Mitarbeiter (ein Krokodil, eine Maus, eine Katze und Elefant) in einer Schwimmringfabrik. Alle wollen einmal selbst hinter dem großen Schreibtisch sitzen und dank ihres umfangreichen Wissens aus einschlägigen Wirtschaftsratgebern wird es einer vielleicht schaffen.

~Kai-Maria Steinkühler & Markus Mischkowski: Waldmeister~

Die beiden langzeitarbeitslosen Filmhelden Mike und Alfred sind in eine Maßnahme zur Integration in den Arbeitsmarkt geraten, als Waldmeister. Sie sollen die städtischen Grünanlagen von Unrat und Müll befreien. Doch der Markt des Waldmülls ist mittlerweile heiß umkämpft.

~Hanna Reifgerst & Markus Dietrich: Outsourcing~

Das kleinste Unternehmen ist die Familie. Was wäre, wenn man diesen Betrieb nur unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet? Was wäre, wenn die Familie plötzlich ihre Mitglieder entlässt, um effektiver wirtschaften zu können?

~Jan Peters: Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde~

Ein Filmtagebuch über den Versuch, ein Praktikum bei einem Frührentner zu machen, der sich etwas dazu verdient, indem er sich täglich am Frankfurter Flughafen eine Gruppenkarte für die U-Bahn kauft und dann am Fahrkartenautomaten den Reisenden anbietet, sie zu ihrem jeweiligen Reiseziel zu begleiten – gegen eine kleine Unkostenbeteiligung, etwas günstiger als der eigentlich Fahrpreis, versteht sich.

[MEINE MEINUNG]

Wie bei allen Kurzfilmsammlungen die ich so kenne umfasst „mach doch, was du willst“ Filme die mir gefallen und Filme, die mir nicht gefallen. Zu den Highlights der Compilation dürfen mit Sicherheit die Filme „Bus“, „Peters Prinzip“ und „Outsourcing“ zählen. Diese drei Werke glänzen durch eine intelligente Erzählweise, tollen Humor und einer guten Geschichte. Während einige Titel der Sammlung eher dokumentarischen Stil haben, glänzen gerade diese drei Beispiele durch ihre eher spielfilmartige Art der Inszenierung.

Doch auch bei den dokumentarischen Kurzfilmen gibt es Werke, die überzeugen können. Hervorheben möchte ich hier Jan Peters Film „Wie ich ein freier Reisebegleiter wurde“. Die Idee, dass man sich ein Gruppentagesticket für den öffentlichen Personennahverkehr kauft und dann gegen ein kleines Entgelt, welches unter dem Normaltarif Menschen zu ihrem Bestimmungsort begleitet ist irgendwie schräg und in Zeiten der Pfandsammler eine interessante Nebenverdienstidee.

Interessant fand ich auch Andreas Teucherts Werk. Sein Film „Wirtschaftswunder“, beleuchtet das Leben in einer Kommune und zeigt, dass auch ein Leben und Arbeiten abseits der allgemeinen Strukturen möglich ist.

Doch welche sind denn die Filme, die nicht meinen Nerv getroffen haben. Hier wären die beiden Filme „Mit Pferden kann man nicht ins Kino gehen“ und „Deutschland – Ein Herbstmärchen“ zu nennen. Beide Filme sind mir zu langweilig inszeniert und liefern mir zu wenige Informationen für ihren dokumentarischen Stil. Wer mit dieser Art vom Film etwas anfangen kann, wird vielleicht gefallen an den Filmen und Anna Wahle und Jochen Hick finden, mir haben sie nicht gefallen,

Die anderen Filme der Kurzfilmsammlung bewegen sich irgendwo im Mittelfeld. Man kann sie sich ansehen, mich haben sie aber weder besonders negativ noch besonders positiv beeinflusst.

[FAZIT]

„mach doch, was du willst“ ist eine Kurzfilmsammlung mit einer guten Mischung an Arten von Filmen. Wie bei anderen Compilations auch, wird nicht jeder Film jedem gefallen. Die guten Filme überwiegen allerdings.

[FACTS]

Titel: mach doch, was du willst
Genre: Kurzfilm
Vertrieb: KurzFilmAgentur

[Wertung]

Gnislew: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

Lass ein paar Worte da:

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.