Diese 5-CD-DVD-Box umfasst folgende Langfilme von Granada Television:

  1. Das Zeichen 4
  2. Der Hund von Baskerville
  3. Der König der Erpresser
  4. Der letzte Vampir
  5. Der begehrte Junggeselle

Weltbild bietet sie seit wenigen Wochen für unschlagbare 19,90 Euro an. Ich habe sie mir gleich bestellt und in der Filiale abgeholt.

Hinweis: Wo die Extras die gleichen sind, habe ich ihre Wertung nicht wiederholt, sondern auf die erste Wertung verwiesen. Schon wieder Platz gespart:).

Sherlock Holmes: Das Zeichen 4

Darsteller: Jeremy Brett, Edward Hardwicke, Ronald Lacey
Regisseur(e): Peter Hammond
Format: Dolby, HiFi Sound, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 – 1.33:1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Polyband & Toppic Video/WVG
Erscheinungstermin: 1. April 2004
Produktionsjahr: 1987
Spieldauer: 103 Minuten

Handlung

„Sündhaft teure Perlen von einem Unbekannten? Die junge und hübsche Lady Miss Morstan erfreut sich eines aufmerksamen aber anonymen Verehrers, der ihr regelmässig Geschenke macht. Erst nach vier Jahren will der Unbekannte der Schleier lüften und lädt zum Treffen ein. In begleitung von Sherlock Holmes (Jeremy Brett) machen sie die Bekanntschaft von Mr. Shotto (Ronald Lacey), der ihnen die sagenhafte Geschichte von einem märchenhaften Schatz erzählt, den sein und Miss Morstans Vater in Indien gefunden hätten und der ihr nun zur Hälfte zustände. Doch der Verwahrer des Schatzes, Sholto’s Bruder, wird kurze Zeit später mit einem Giftdorn im Kopf tot aufgefunden. Von dem Schatz fehlt jede Spur. Können Superdetektiv Sherlock Holmes und Dr. Watson (Edward Hardwicke) die Mörder finden und den Schatz retten…?“

Mein Eindruck

Natürlich ist es von diesem bis zur Ergreifung der Täter noch ein weiter Weg. Endlich erfahren wir am Schluss auch, wie alles begann, irgendwo am anderen Ende des Empires, als ein unvorsichtiger Kaufmann seinem Kollegen etwas von einem Schatz zuflüsterte. Natürlich ist eine Schatzjagd immer ein netter Aufhänger für eine flotte Story, und umso mehr für das viktorianische Publikum, das das angesehene „Strand Magazine“ las, in dem Doyle seine Stories veröffentlichen konnte. Abenteuer, Gefahr, ein waschechter Kannibale – beim Jupiter! Es gibt genügend Unterhaltsames in der Story, um einen abendfüllenden Film daraus zu spinnen.

Doch Doyle lässt auch eine gewisse Kritik an den erschreckenden Zuständen auf den Gefängnisinseln eben dieses British Empires einfließen. Die Schlussrede des Täters ist voller Anklagen, die offenbar allesamt gerechtfertigt sind. Er stellt sich natürlich selbst als Opfer hin, aber es war sicher nicht ungewöhnlich, dass britische Aufseher wie Sholto und Morstan den ihnen ausgelieferten Häftlingen sämtliche Habseligkeiten abnahmen, die sie besaßen. Und dazu gehörte eben auch die Information über den Schatz in der Stadt Agra, wo der Tadsch Mahal steht.

Die Gier nach dem Gold ist das ausschlaggebende Thema hinter der ganzen Schatzsuche. Und bevor die Truhe geöffnet wird, fragt sich vielleicht der eine oder andere Zuschauer, ob der Schatz nicht besser drin bleiben sollte als noch mehr Menschen ins Unglück zu stürzen, beispielsweise die liebliche Miss Morstan (Jenny Seagrove)…

Die filmische Umsetzung

Peter Hammond durfte bei diesem Auftakt zur Spielfilmreihe der Granada Television wirklich aus dem Vollen schöpfen. Man gönnte ihm sogar Filmmaterial von 35 mm statt der üblichen 16 mm, von Videomaterial ganz zu schweigen. (Das verrät Holmes-Film-Experte Michael Ross bei seinen zwei Audiokommentaren zu „Der Hund von Baskerville“ und „Der letzte Vampir.)

Nicht nur materialmäßig bewegte er sich daher auf Kino-Niveau, sondern auch hinsichtlich der Ausstattung, des Personals, der Kostüme und natürlich der abendfüllenden Länge – dieser Film ist doppelt so lange wie die 50-Minuten-Episoden der vier TV-Staffeln. Und Jeremy Brett war 1987 noch weder herzkrank noch depressiv, wie man leicht an seinem übermütigen Mienenspiel und seinem Herumkraxeln an der Fassade von Pondicherry Lodge ablesen kann.

Mein Eindruck: die DVD

Wie schon erwähnt, durfte der Regisseur ausnahmsweise 35-mm-Material verwenden, das eine viel höhere Auflösung erlaubt als 16-mm-Material oder gar Video. Daher ist das Bild durchweg von einer schönen Brillanz und einem Detailreichtum, an dem sich das Auge sattsehen kann. Allerdings gab es keine digitale Überarbeitung, und wegen der vielen Innenaufnahmen, die erst im Finale mit einer Verfolgungsjagd abgelöst werden, will auch keine rechte Abenteuerstimmung aufkommen.

Der Ton liegt in Deutsch und Englisch im Standard Dolby Digital 2.0 vor, was einem guten Fernseher entspricht. Deshalb darf man hier keine Sensationen erwarten. Es gibt keine Untertitel, was das Verständnis der vielen Namen erschwert.

EXTRAS:

  1. Biografie von Arthur Conan Doyle (Texttafeln): Sir Arthur Conan Doyle lebte von 1859 bis 1930 und gelangte mit seinen Erzählungen um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Weltruhm. Dabei begann der von Jesuiten ausgebildete Mediziner, der eine eigene Praxis hatte, erst 1882 mit dem Schreiben, um seinen Einkommen aufzubessern. Neben historischen, mystischen und parapsychologischen Themen griff er 1912 auch die Idee einer verschollenen Region (mit Dinosauriern und Urzeitmenschen) auf, die von der modernen Welt abgeschnitten ist: „The Lost World“ erwies sich enorm einflussreich und wurde schon 13 Jahre später von einem Trickspezialisten verfilmt. Ewigen Ruhm erwarb sich Doyle jedoch mit der rund 60 Werke umfassenden Sherlock-Holmes-Reihe. Granada verfilmte davon immerhin 41 Stories und Romane.
  2. Biografie von Jeremy Brett (Texttafeln): Geboren als Peter Jeremy William Huggins, verbot ihm sein militärischer Vater, den Familiennamen für seine Schauspielkarriere zu verwenden, so dass er sich fortan „Jeremy Brett“ nannte. Nach einem relativ erfolglosen Hollywood-Aufenthalt spielte er in zwei guten englischen Produktionen wie „The Good Soldier“, durch die der Granada-Produzent Michael Cox auf ihn aufmerksam wurde. Zwischen 1984 und 1994 spielte Brett in 36 kurzen à 50 min. und fünf langen Filmen à ca. 100 min. Sherlock Holmes und trat ein Jahr lang in dieser Rolle auf der Bühne auf, neben Edward Hardwick, seinem Watson in drei Staffeln. Manisch-depressive Anfälle und eine lange unerkannte und falsch medikamentierte Herzkrankheit hinderten ihn am Weitermachen – die Versicherungen wollten das Risiko seines Auftritts nicht mehr eingehen.

    Es war wohl Jeremy Brett, der dafür eintratt, die Erzählungen so originalgetreu wie möglich umzusetzen, was der Intention Michael Cox’ entgegenkam. Allerdings mussten sich die Drehbuchautoren sowohl bei schwächeren Stories und den Langfilmen mit Zusatzelementen in der Handlung behelfen, um sowohl genügend Dramatik als auch Länge zu erzielen.

  3. Serien-Trailer: Der Trailer schneidet einfach die spannendsten und unheimlichsten Momente aus den fünf Langfilmen zu einem Potpourri zusammen. Man merkt schnell, welchen unglaublichen Aufwand an Drehorten, Kostümen und Make-up die Produzenten trieben.

Unterm Strich

„Das Zeichen der Vier“ ist eine durchweg gelungene Umsetzung der klassischen Holmes-Erzählung. Die Story ist, wie nicht anders zu erwarten, durchweg spannend, witzig und bis zum Schluss tempo- und actionreich inszeniert. Hinzu kommen ein Schuss Romantik (Watson & Morstan – ob das klappt?) und erfrischende Ironie. Holmes‘ Auftritt in täuschender Verkleidung als alter Knacker ist sicher ein Highlight der verblüffenden Effekte, und humorvolle Szenen halten das Zwerchfell auf Trab. Das Finale wird von der Verfolgungsjagd auf der Themse bestimmt, worauf dann die längst fällige Erklärung des ganzen Hintergrunds folgt. Der Zuschauer dürfte vom Inhalt her rundum zufrieden sein.

Die DVD

Die zwei Sprachfassungen erlauben einen direkten Vergleich von Original und Synchronisation, was sich durchaus lohnt, um die Sprechweise von Jeremy Brett und seinen Kollegen genießen zu können. Keine Untertitel helfen beim Verständnis. Der Sound ist auf Fernseherniveau, die Bildqualität ist jedoch auf Kinoniveau anzusiedeln. Leider vermitteln die vielen Innenaufnahmen den Eindruck einer TV-Produktion. Nur die Verfolgungsjagd samt Finale bietet hier Abwechslung. Das Bonusmaterial enthält einen Trailer und viele Texttafeln, die Audiokommentare dieser DVD-Reihe von Polyband gibt es nur zu „Der Hund von Baskerville“ und „Der letzte Vampir“.

Sherlock Holmes: Der Hund von Baskerville

Darsteller: Jeremy Brett, Edward Hardwicke, James Faulkner
Regisseur(e): Brian Mills
Komponist: Patrick Gowers
Format: AC-3, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 – 1.33:1
FSK: Freigegeben ab 6 Jahren
Studio: Polyband & Toppic Video/WVG
Erscheinungstermin: 4. April 2004
Produktionsjahr: 1988
Spieldauer: 101 Minuten
Special Features:

  • Audiokommentar von Filmwissenschaftler und Sherlock-Holmes-Experte Michael Ross
  • Infos zu Jeremy Brett und A.C. Doyle
  • Chronologie „Der Hund von Baskerville“
  • Sherlock Holmes Edition Trailer

Handlung

Seit Sir Hugo Baskerville vor Jahrhunderten von einem Geisterhund zerissen wurde, weiß jeder von dem Fluch: Bei Nacht ist das Moor für die Baskervilles lebensgefährlich. Die heutzutage belächelte Sage gewinnt plötzlich wieder an Bedeutung, als, neben der im Moor liegenden Leiche von Sir Charles Baskerville, Spuren eines gigantischen Hundes festgestellt werden. Sir Henry, der junge Erbe, fürchtet nun um sein Leben und bittet Sherlock Holmes (J.Brett), ihn zu schützenh. Der Fall wird immer rätselhafter: Welche Rolle spielt Dr. Mortimer? Hat der gefohene Sträfling irgendwo in der grauen Öde des Moores verborgen, etwas damit zu tun? Was weiß der geheimnisvolle Naturforscher Stapelon? Und vor allem: Wer ist der geheimnisvolle Fremde, dessen Silhouette sich nachts immer wieder gegen den Mond abhebt…?

Mein Eindruck

Man sollte schon einen Sinn für altmodische Ausdrucks- und Verhaltensweisen mitbringen, wenn man sich solche viktorianischen Streifen anschaut. Mittlerweile ist ja die Gestalt des Holmes von ihrem Sockel und vielfach durch den Kakao gezogen worden. Diese Bilderstürmerphase ist inzwischen überwunden und das Publikum interessiert sich wieder für die Helden der Altvorderen. Eine dieser Heldengestalten ist ohne Zweifel Sherlock Holmes, der Meister der rationalen Deduktion.

Holmes muss diesmal aber auch ein großes Risiko eingehen und seinen Schützling Sir Henry der Lebensgefahr aussetzen, vor der er ihn eigentlich bewahren sollte. Es ist ein Gambit, doch der Erfolg gibt Holmes Recht. Sowohl der Hund wird erledigt als auch der Verbrecher enttarnt.

Die ragenden Felsen, die uralten Steinzeitruinen und die traurig-kahlen Äste im Moor verfehlen ihre wild-romantische Wirkung auf den Zuschauer nicht, auch wenn das Bild manchmal Anschlussfehler zeigt (die der Kommentator gnadenlos enthüllt) und allzu viel Nebel wabert. Dies ist ohne Zweifel der wilde Wilde Westen des Inselkönigreiches, und nicht nur die Wurzeln der Menschengeschlechter reichen weit zurück, sondern auch die Sümpfe der Bosheit sind tief. Der Fluch der bösen Tat – er reicht über fast drei Jahrhunderte hinweg bis in die Zeit der Viktorianer. Nur Holmes erkennt die Gefahr in den Augen des alten Hugo Baskerville, die aus dem Porträt in der Ahnengalerie auf rechtmäßige und unrechtmäßige Erben gleichermaßen blicken.

Das Okkulte

Bekanntlich hatte der Autor selbst Interesse am Okkulten. Madame Blavatsky feierte ab ca. 1885 Erfolge mit spiritistischen Sitzungen (Séancen), und Doyle selbst behauptete, er glaube an Engel und Elfen (dazu gibt es einen schönen Spielfilm). Deshalb bot es sich ihm an, die übernatürlichen Elemente einzubauen. Der Gespensterhund geht auf eine lokale Dartmoor-Legende zurück, die der Autor von seinem Koautor in Yorkshire erfuhr.

Allerdings musste Doyle für diesen Fall seine bereits getötete Figur Holmes wiederauferstehen lassen, denn die hatte er zuvor an den Reichenbachfällen im Kampf mit Prof. Moriarty sterben lassen. Deshalb verlegte er den Fall des Baskerville-Hundes vor dieses Ende. Die erste Folge der Fortsetzungsgeschichte erschien 1901 im Strand Magazine, mit enormem Erfolg. Sie verbindet Gothic, Horror und den rationalen Deduktionismus von Holmes. Aufgrund dieser Verbindung gehört der Roman zu den bekanntesten Erzählungen um Sherlock Holmes überhaupt. Es gehört schon viel Mut dazu, sie zu kürzen und zu verändern, wie es der Drehbuchautor getan hat. Alles Weitere dazu liefert der Audiokommentar (siehe unten).

Angriff des Hundes

Der Angriff des Hundes –eine Dänische Dogge mit dem äußerst dänischen Namen „Khan“ –ist furchterregend inszeniert. Vor allem durch die raffinierten Schnitte sieht es so aus, als würde Sir Henry komplett zerfleischt werden. Im Studio war dieser „Angriff“ allerdings wohl ziemlich harmlos: Es handelte sich um einen Roboter, der mit Leuchtfarbe angestrichen war. Dass der wirkliche Darsteller des „Sir Henry“ mit dem Hund rangelte, ist kaum anzunehmen. Zum Glück verhindert der Moornebel ein genaueres Hinsehen, so dass die Illusion erhalten bleibt.

Schwächen

Die Hauptkritik richtet sich gegen den Mörder selbst. Sein Motiv ist derartig schwach, dass man sich fragt, was der Hund überhaupt soll. Erstens ist der Hund als Mordwerkzeug ein unzuverlässigeres Mittel als ein Revolver (Anschlag auf Sir Henry in London). Zweitens scheint es der Mörder gar nicht nötig zu haben, mit dem Mord an Sir Charles und Sir Henry in den Besitz von Baskerville zu gelangen. Sein eigenes Haus ist derartig opulent eingerichtet, dass sich der Laie wundert, wieso ein Naturkundler so viel Geld verdient – und der Fachmann schüttelt den Kopf. Wie Holmes in den Besitz all dieser Informationen gelangt ist, wird ebenso wenig erklärt wie die Herkunft jener anonymen Botschaft, die jemand in Sir Henrys Kutsche in London wirft.

Mein Eindruck: die DVD

Die DVD bietet ein weniger gutes Bild, weil die Action nur auf 16-mm-Material aufgenommen wurde – wenigstens ist es kein Videoband. Am Anfang sieht man deutlich Bildfehler, die sich fast wie Streifen durchs Bild ziehen. Hier hätte man sich mehr Mühe geben müssen, aber die Produzenten, die gerade erst die ersten Staffeln der TV-Serie gedreht hatten, waren knapp bei Kasse.

Der Ton liegt in Deutsch und Englisch im Standard Dolby Digital 2.0 vor, was einem guten Fernseher entspricht. Deshalb darf man hier keine Sensationen erwarten. Es gibt keine Untertitel, was das Verständnis der vielen Namen erschwert.

EXTRAS:

  1. Biografie von Arthur Conan Doyle (Texttafeln): Siehe oben.
  2. Biografie von Jeremy Brett (Texttafeln): Siehe oben.
  3. Serien-Trailer: Siehe oben.
  4. Audiokommentar von Filmwissenschaftler und Sherlock-Holmes-Experte Michael Ross: Michael Ross macht uns auf die zahlreichen Mängel und Absonderlichkeiten dieser TV-Produktion aufmerksam. Im Oktober blühen beispielsweise die Osterglocken. Selbst Jeremy Brett war mit dieser ursprünglich als Doppelfolge geplanten Produktion nicht zufrieden – er tritt einfach zu wenig in Erscheinung, und wenn, dann meist mit völlig verwirrenden Anschlüssen. Daher ist dies Edward Hardwickes bester Film: Er steht permanent im Vordergrund. Außerdem entfiel die oben erwähnte Rückblende, weil die Legende nicht als Tatsache dargestellt werden sollte. Ross informiert uns über die wichtigsten Schauspieler sowie über die ziemlich spannende Enstehung der Romanvorlage. Sein Fazit anno 2004: Die perfekte filmische Umsetzung muss erst noch geschaffen werden.

    Leider macht er am Schluss auch ziemlich viel Eigenwerbung für seine kommerzielle Webseite und für die Deutsche Sherlock Holmes Gesellschaft. Immerhin gibt er seine Quellen an, darunter Michael Cox’ Buch „A Study in Celluloid“, das bei Koch Media dreigeteilt in den DVD-Boxen mit den TV-Staffeln erschien.

  5. Chronologie „Der Hund von Baskerville“ (Texttafeln): Sehr umfassend.

Unterm Strich

Wie die Vorlage verbindet diese Version Schauerroman, Supernatural Horror und rationale Denkweise, aber auch romantische Liebe und Action zu einer relativ unterhaltsamen Mischung, inszeniert vor der malerischen Kulisse des wilden Dartmoor. Die Produzenten steckten zwar Geld und Zeit in diese TV-Fassung, doch war es nicht genug, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu zeitigen. Besonders Hauptdarsteller Jeremy Brett fand es nicht so lustig, dass ihm Edward Hardwicke als Watson die Show stahl – es ist Hardwickes bester Film in der Holmes-Reihe.

Aber es gab auch technische Probleme mit dem Schnitt, was zu Anschlussfehlern führte. Und der Hund taucht auch nur sehr selten auf, noch dazu als Roboter in den Nahaufnahmen. Insgesamt gehört also diese „Baskerville“-Fassung nicht zu den besten, und ich fand im Vergleich dazu die von 1939 mit Basil Rathbone und Nigel Bruce wesentlich spannender und dramatischer, auch wenn sie sich einige Freiheiten erlaubte.

Die DVD

Die DVD bietet ein weniger gutes Bild als „Das Zeichen 4“ und enthält sogar Bildfehler. Der Ton ist auf Fernseherniveau, die Musik ist opulent wie immer. Weniger begeisternd ist das Bonusmaterial, das hauptsächlich aus Texttafeln besteht. Am gelungensten und informativsten ist wenigstens der Audiokommentar, der von dem Holmes-Kenner Michael Ross beigetragen wird. Er scheut auch vor kritischen Anmerkungen und Urteilen nicht zurück, die ich gerne verwendet habe.

Sherlock Holmes: Der König der Erpresser

Darsteller: Jeremy Brett, Edward Hardwicke, Robert Hardy
Regisseur(e): Peter Hammond
Format: Dolby, HiFi Sound, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 – 1.33:1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Polyband & Toppic Video/WVG
Erscheinungstermin: 28. Juni 2004
Produktionsjahr: 1992
Spieldauer: 103 Minuten
Special Features: Biographie: J. Brett, A.C. Doyle, Sherlock Holmes Edition Trailer

Handlung

Mit gekauften Briefen treibt ein Unbekannter ehrbare und wohlhabende Londoner in den Ruin. Doch Sherlock Holmes bekommt einen Hinweis und der Verdacht fällt auf den steinreichen Kunsthändler C.A. Milverton. Aber wo ist die Verbindung zum Selbstmord von Colonel Dorking, der sich ausgerechnet kurz vor seiner Hochzeit das Leben nimmt? Die Sache wird immer mysteriöser. Immer häufiger ist von Erpressungen übelster Sorte die Rede, bis sich eines Tages die schöne Lady Eva Blackwell aus Verzweiflung an den Meisterdetektiv wendet. Für Holmes und seinen getreuen Mitarbeiter Dr. Watson gibt es jetzt nur noch einen Weg, dem Erpresser das Handwerk zu legen: Sie müssen in die Höhle des Löwen und die Briefe zurückholen, bevor es zu spät ist!

Mein Eindruck

„Der König der Erpresser“ präsentiert uns einen staatstragenden (er schützt die Ehre einer Adligen in spe), aber zu allem entschlossenen Meisterdetektiv, der sich nicht scheut, in die Rolle eines einfachen Arbeiters zu schlüpfen, um den Bediensteten des verfolgten Schurken Informationen zu entlocken. In diesem Fall treffen Action und Humor in der meisterlichen Dramaturgie Peter Hammonds aufeinander.

Am Tatort seines nächtlichen Einbruchs wird Holmes mit Watson sodann richtig kriminell aktiv, muss sich verstecken und wird unwillentlich Zeuge noch weitaus kriminellerer Machenschaften. An Action besteht hier wahrhaftig kein Mangel, und mich erfreute vor allem der ironische Humor, den die Regie an den Tag legt. Die Liebesgeschichte des Mr Ascot, kontrastiert mit den hochherrschaftlichen Hochzeitsvorbereitungen Lady Brackwells und Lords Dovercourts, ist äußerst köstlich, denn zu Watsons Verwunderung verlobt sich sein als Frauenverächter bekannter Freund!

„Der König der Erpresser“ hat mir hervorragend gefallen. Der Konflikt, die Gegenmaßnahmen, die Lösung des „Falles“ – alles ist so einfach, doch elegant inszeniert, dass ich dachte, einer Art Actionkomödie zuzusehen. Dabei kommt es jedoch nie zu Klamauk, wie man das vielleicht von Edgar-Wallace-Filmen aus den Sechzigern kennt. Alles hat Stil, wird lange Schritt für Schritt vorbereitet, wirkt durchdacht und wird bis ins letzte Detail ausgekostet.

Nur an einer Stelle fragte ich mich, ob es nicht unplausibel ist, wenn Holmes und Watson sich laut flüsternd unterhalten, während sie sich hinter einem Vorhang vor dem Objekt ihrer Neugier, nämlich Milverton, verstecken. Das erinnerte mich an die guten alten Karl-May-Hörspielplatten (antikes Vinyl!) wie etwa „Der Schatz im Silbersee“. Darin quasseln die heldenhaften Trapper (Sam Hawkins, Hobble-Frank und Tante Droll usw.) und Indianer selbst dann noch wie die Weltmeister, wenn sie sich gerade an den jeweiligen Gegner heranschleichen.

Mein Eindruck: die DVD

Die DVD bietet ein ähnlich gutes Bild wie „Das Zeichen 4“. Der Ton liegt in Deutsch und Englisch im Standard Dolby Digital 2.0 vor, was einem guten Fernseher entspricht. Deshalb darf man hier keine Sensationen erwarten. Es gibt keine Untertitel, was das Verständnis der vielen Namen erschwert.

Zu den Extras: Siehe oben.

Unterm Strich

„Der König der Erpresser“ mutet wie eine humorvoll inszenierte Actionkomödie an, eingebettet in ein stilvoll inszeniertes Umfeld der High Society. Doch man fragt sich natürlich, wie einem so fiesen Saukerl wie Milverton sein Auskommen gelingen. Woher bezieht er seine Informationen, die der viktorianischen Gesellschaft so peinlich sind, dass die Hochgestellten bereit sind, für deren Verschweigen tausende von Pfund zu berappen?

An diesem Punkt zeigt sich, dass die Bediensteten, die diese Informationen liefern (Briefe in der Regel), in ihrer eigenen kleinen Welt leben, und zwar buchstäblich. In viktorianischen Häusern gab es die Welt downstairs, das war die Dienerschaft, und die upstairs, das waren die Herrschaften. Ein Erpresser findet hier reiche Weidegründe, denn die Diener kennen die Geheimnisse, die die Herrschaften um jeden Preis verschweigen wollen.

In seiner Parteinahme für Lady Brackwell & Co. erweist sich der Meisterdetektiv als entschlossener Verteidiger dieser Klassengesellschaft und ihres Status quo. Aufs heftigste bekämpft er die „Würgeschlange“ Milverton, weil er den Aufstieg junger Damen in die „gute Gesellschaft“ bedrohe und das Wohlergehen Adliger. Andererseits ist Holmes die Presse, die ja ebenfalls geheimnisse ausgräbt, durchaus willkommen – weil sie nicht erpresserisch tätig ist.

Holmes zeigt sich in der Welt der Bediensteten ebenso zu Hause wie in der feinen Gesellschaft, ein Chamäleon, das auf Beutefang nach nur einem Grundstoff ist: Informationen. Zum Glück für seine Klienten verfügt Holmes aber auch über eine hohe Moral. Sein Schöpfer hat ihm die Bekämpfung von Justizirrtümern in die Wiege gelegt. Zusammen mit seinem Bruder Mycroft verteidigt er nicht selten den Status quo des Empire.

Die DVD

Es erübrigt sich zu sagen, dass auch diese Verfilmung sich weitreichende Freiheiten hinsichtlich der Gestaltung des zentralen Plots herausnimmt. Um die Geschichte auf rund 100 Minuten aufblasen zu können, wurde die Vorgeschichte beträchtlich aufgebläht. Doch die Porträts von Charlotte und Lady Eva dienen dazu, unsere Sympathie für solche Opfer zu wecken und – umgekehrt proportional – den Abscheu gegenüber Kreaturen wie Milverton. Daher stehen wir von vornherein auf der Seite von Holmes & Watson und drücken ihnen die Daumen.

Die DVD bietet ein ähnlich gutes Bild wie „Das Zeichen 4“. Der Ton ist auf Fernseherniveau, die Musik Patrick Gowers’ ist opulent wie immer. Das Bonusmaterial, das hauptsächlich aus Texttafeln besteht, ist spärlich wie bei den anderen Langfilmen der Holmes-Reihe von Granada, so etwa bei „Das Zeichen 4“ und „Der begehrte Junggeselle“. Ein Audiokommentar wie bei „Der Hund von Baskerville“ und „Der letzte Vampir“ fehlt, außerdem gibt es keine Untertitel, die die zahlreichen Figuren verdeutlich hätten. Dafür gibt es Punktabzug.

Sherlock Holmes: Der letzte Vampir

Darsteller: Jeremy Brett, Edward Hardwicke, Roy Marsden
Regisseur(e): Tim Sullivan
Format: Dolby, HiFi Sound, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 – 1.33:1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Polyband & Toppic Video/WVG
Erscheinungstermin: 28. Juni 2004
Produktionsjahr: 1993
Spieldauer: 101 Minuten
Special Features: Audiokommentar von Filmwissenschaftler und Sherlock-Holmes-Experte Michael Ross und Produktionsassistentin Lena Mager, Biographien J. Brett, A.C. Doyle , Sherlock Holmes Edition Trailer

Handlung

In einem Hotel bei Sussex ist ein geheimnisvoller Besucher zu Gast. Doch seit er im Dorf ist, geht die Angst um. Hofbesitzer Rob (Keith Barron) verliert seinen Sohn, der Schmid stirbt auf offener Straße und so werden die mysteriösen Unglücksfälle dem Neuankömmling angehängt, der fortzuführen scheint, was seine grausamen Vorfahren dem Dorf vor über 100 Jahren angetan habenn Für Super-Detektiv Sherlock Holmes (Jeremy Brett) jedoch ist klar, dass es eine irdische Erklärung für die Verbrechen geben muss und entschließt sich, den Ort unter die Lupe zu nehmen.

Mein Eindruck

„Der letzte Vampir“ ist im Grunde eine Story über das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Kulturen, was man heutzutage einen „culture clash“ nennt. Robert Ferguson hat sich eine Peruanerin ins Haus geholt, die a) katholisch ist – was bis weit ins 19. Jahrhundert hinein in England verpönt war – und b) Kontakte zu den Ureinwohnern, den so genannten „Indios“, hatte. Daher brachte sie deren Waffen mit nach Merry old England, wo sie leider von Jack missbraucht werden. Sie ist ein Fremdkörper in Fergusons Haushalt, nicht nur in seiner Familie.

Hinzukommt das uralte Problem, das jede Stiefmutter hat: Nicht nur hat ihre Rolle ein schlechtes Image, sie und ihr Kind werden obendrein noch von Jack, dem Nachkommen der ersten Frau, abgelehnt. Sie als „Vampirin“ zu denunzieren, ist ein erfolgversprechendes Mittel, sie aus dem Haushalt zu entfernen. Das Ergebnis ist ein regelrechtes Familiendrama, das Fergusons Existenz bedroht – das intakte Familienleben war bei den Viktorianern ein ganz wesentlicher Baustein in der öffentlichen Fassade, die einen der Grundsteine des geschäftlichen Erfolgs darstellte.

Die Figur des Ahnenforschers, vermeintlichen Vampirs und Verderbers Stockton ist eine Erfindung des Drehbuchautors und leider keine überzeugende. Schon der exzentrische Auftritt Stocktons in der Schlossruine ist so grotesk inszeniert, dass ihm jede Glaubwürdigkeit abgeht. Aber Stockton dient dazu, den Antagonismus zwischen Carlotta und ihrem Stiefsohn zu verstärken, so dass es zu tragischen und missverständlichen Zwischenfällen kommt.

Es spricht für Holmes‘ intuitives Einfühlungsvermögen, dieser unheilvollen Konstellation im Handumdrehen auf die Spur zu kommen, so als wüsste er darüber aus eigener Erfahrung Bescheid. Umso erstaunlicher erscheint sein Verhalten dem guten Dr. Watson, als Holmes auf Schritt und Tritt beteuert, wie sehr Emotionalität abzulehnen sei, weil sie den Verstand benebele, und dass Vampire, wie alle legenden, nur Ausdruck der menschlichen Sehnsüchte seien.

Aufgrund seiner Intuition gelingt es ihm, das Drama nachzufühlen, das sich nach Stocktons Tod und Carlottas „Stubenarrest“ in Jack abspielt: Der Junge triumphiert. Doch die Art und Weise, wie er dies feiert, verheißt nichts Gutes. Holmes eilt zur Schlossruine, um das Schlimmste zu verhindern. Kommt er rechtzeitig?

Mein Eindruck: die DVD

Der Ton liegt in Deutsch und Englisch im Standard Dolby Digital 2.0 vor, was einem guten Fernseher entspricht. Deshalb darf man hier keine Sensationen erwarten. Es gibt keine Untertitel, was das Verständnis der vielen Namen erschwert.

BONUS

Deutscher Audiokommentar von Filmwissenschaftler und Sherlock-Holmes-Experte Michael Ross und der deutschen Produktionsassistentin Lena Mager (im „Sprachen“-Menü, ohne Untertitel).

Ross und Mager weisen schon früh auf die zahlreichen Abweichungen des Skripts von der Doyle-Vorlage hin, die überhaupt keine übernatürlichen Effekte enthielt. Immerhin gibt es aber gute Infos über die Entstehung des Films. So stand die Ruine Guyscliffe in Warwickshire als Kulisse für den anfänglichen Brand zur Verfügung, doch musste die brennbare Kulisse für 30.000 Pfund innerhalb dieser Mauern errichtet werden, damit dem denkmalgeschützten Gebäude nichts passierte. Die meisten Drehorte befanden sich in der Nähe von Manchester, wo Granada TV, die Produktionsfirma, ihren Sitz hatte. So etwa auch Stanton Village, ein denkmalgeschütztes Dorf in den Cotswold Hills. „Die Requisiten sind alles Originale aus den Antiquitätenläden“, erzählt Mager. „Wir mussten die ursprünglichen Räume ausräumen und die Requisiten einfügen.“

Ross referiert über Holmes’ und Jeremy Bretts vielseitiges Verhältnis zu Vampiren und besonders Dracula – Brett spielte den Grafen 1978 sogar selbst. Es gibt Pastiches, die Hilmes und Dracula zusammenführen. Ross sieht eine Parallele zur der kanadischen TV-Verfilmung „Sherlock Holmes und der Vampir von Whitechapel“ aus dem Jahr 2001. Mager über Brett: „Er hatte eine unvergleichliche Stimme und Redeweise.“ Als Anhänger des Method Acting ritt er selbst und beherrschte das Bogenschießen. Weil er seine Rolle auch am Set beibeihielt, wirkte er schizophren. Aber er war bloß manisch-depressiv.

Mager und Ross bemängeln die deutsche Synchronisation. „Der Junge, den Dempsey spielte, hieß Jack, nicht Jacques.“ Die Synchro wurde unter der Regie von Münir Üner und gemäß dem Buch von Hilke Meyer-Warten im Studio Hamburg angefertigt.

Weil die fünf Langfilme à 100 Minuten Granada nicht die erhofften Werbeeinnahmen einbrachten, gab das Studio eine vierte Staffel mit Holmes-Stories in Auftrag. Aber die Autoren mussten ebenfalls dazuerfinden. Mager: “Zum Glück wurden uns die schwächeren Holmes-Geschichten erspart.“ Für sie sind die ersten beiden Staffeln die besten. Jeremy Paul erhielt für „Das Musgrave-Ritual“ einen Preis. Und von den Langfilmen ist wohl „Der König der Erpresser“ noch am nächsten an der Vorlage dran. Jeremy Paul schrieb sogar ein Theaterstück namens „The Secret of Sherlock Holmes“, mit dem Jeremy Brett ein Jahr lang auf Tournee ging.

Zu den weiteren Extras: siehe oben.

Unterm Strich

Während die psychologische Situation im Hause Ferguson durchaus nachvollziehbar und spannend ist, so scheitert doch der Versuch der Regie, übernatürliche Elemente einzubauen, vor allem an der Unlogik der Vorbereitung und Durchführung. Warum sollte sich Stockton von etwas Unsichtbarem plötzlich gewürgt fühlen? Er ist doch sonst so ein rationaler und beherrschter Mensch. Und warum sollte sich Jack selbst als fliegender Vampir inszenieren? Aus Liebe zu seinem verstorbenen Mentor Stockton oder um seine Familie zu schockieren? Wie auch immer, es will keine rechte Stimmung aufkommen, sondern es bleibt ein Gefühl des „uneasiness“, als ob etwas an der Geschichte nicht stimme. Das mag allerdings auch volle Absicht gewesen sein. Falls dem so ist, kann man sich als Zuschauer nur wenig an diesem Film erfreuen – außer an den Kostümen, Schauplätzen und Jeremy Bretts energischem Auftritt.

Die DVD

Wie schon die DVD zu „Der Hund von Baskerville“ weiß diese Silberscheibe neben dem üblichen Textmaterial auch einen Audiokommentar vorzuweisen. Dieser erweist sich als recht ergiebig, denn der Experte Michael Ross und die Produktionsassistentin Lena Mager ergänzen Medieninfos und tatsächlich Erlebtes zu einem ganzen Bild, das auch die Absichten der Produktionsfirma beleuchtet. So wird erklärlich, warum es keinen weiteren Langfilm mit Jeremy Brett gab, sondern eine weitere Staffel mit kurzen TV-Episoden à 50 Minuten.

Sherlock Holmes: Der begehrte Junggeselle

Darsteller: Jeremy Brett, Edward Hardwicke, Rosalie Williams
Regisseur(e): Peter Hammond
Format: Dolby, HiFi Sound, PAL
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 4:3 – 1.33:1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Polyband & Toppic Video/WVG
Erscheinungstermin: 28. Juni 2004
Produktionsjahr: 1993
Spieldauer: 104 Minuten

Special Features: Biographien: J. Brett, A.C. Doyle, Sherlock Holmes Edition Trailer

Handlung

Sherlock Holmes (Jeremy Brett) hat immer den gleichen Alptraum: Von wahnsinnigen Schreien begleitet, kommt ihm aus einer tiefen Erdgrube ein zerlumptes menschenähnliches Wesen entgegen. Holmes ahnt, dass seine gruseligen Träume etwas mit dem Verschwinden der hübschen Henrietta Doran (Paris Jefferson) zu tun haben, als er von Sir Lord Robert St. Simon den Auftrag bekommt, sie zu suchen. Doch Holmes ist im Bilde über den angesehenen Ehemann Henriettas: zweimal schon, hat er seine Ehefrauen frühzeitig auf mysteriöse Weise verloren. Kein Zufall also, denkt sich der Meisterdetektiv und mit Logik und messerscharfen Analysen schafft er es, eine heisse Spur zu finden, die ihn direkt auf das finstere Anwesen von Sir Robert führt. Dort macht er dann eine grausame Entdeckung…

Mein Eindruck

In der Tat arbeitet Regisseur Peter Hammond ständig mit solchen Zitaten aus Gruselfilmen. Aber tut noch mehr: Er verquickt diese Zitate mit der Traumanalyse.

Den Anfang machen Holmes’ im Albtraum empfangene Bilder von Phantasmen, die eine Spinnenfrau zeigen, die ihn verschlingen will. Eine offensichtliche Anspielung auf männliche Impotenz durch eine überwältigende Frau, würde ein Freudianer sagen (und Dr. Watson zitiert ja explizit Sigmund Freud in dieser überlangen Episode). Und bei einem eingefleischten Single wie Holmes erscheint das auch gar nicht so abwegig. Wie Jesus mischt er sich in alle möglichen menschlichen Notlagen ein, ohne sich aber an einen einzigen Menschen zu binden, geschweige denn, mit ihm körperlichen Kontakt zu suchen. Kurzum: Holmes ist ein Heiliger. Das muss ja schiefgehen.

Aber die Traumanalyse, die Dr. Watson mal so nebenbei amateurhaft vornimmt, erweist sich schließlich als abwegig und irreführend. Die Irreführung ist jedoch Absicht des Regisseurs, denn er suggeriert, dass nicht St. Simon der Schurke im Stück sei, sondern eine mysteriöse dunkle Dame, wie wir sie im Prolog gesehen haben – ein weiblicher Todesengel wie jener, der zu Holmes’ Wohnung hinaufsteigt. Diese Irreführung hat Methode, denn sie soll den Verdacht von St. Simon ablenken oder doch zumindest verunsichern.

Im Finale kommt jedoch wieder der Ken-Russell-Ansatz zum Tragen: Symbole der Traumdeutung à la Poe spuken im Innern des expressionistisch ausgeleuchteten Glarvon Castle. Ja, es handelt sich um Zitate aus Holmes’ Traum: der rote Stuhl mit dem von Krallen zerschlitzten Polster; die Grube (das Pendel fehlt); der Jaguar; die Augen der Frau; das Spinnennetz.

Dass sich alle diese Symbole dann in einer finalen Handlungssequenz wiederfinden, macht diese grotesk und albtraumhaft. So als befände man sich in einem Albtraum von Salvador Dalí, wie er etwa in Hitchcocks „Ich kämpfe um dich“ zu sehen ist. Doch die Motivation der Figuren ist alles andere als irrational, sondern durchaus nachvollziehbar: Hettie ist wieder aufgetaucht und stellt Robert zur Rede. Dieser muss Farbe bekennen: Hat er wirklich all ihre Vorgängerinnen ermordet oder ins Irrenhaus geschickt? Und was wird er jetzt wohl mit Hettie anstellen?

Dass Robert als Heiratsschwindler und Mitgiftjäger eng verwandt ist mit dem Jaguar, den er in seinem Privatzoo hält, ist dem Zuschauer durch die Symbolik bereits sonnenklar geworden. Nun fehlt nur noch eines: die gerechte Vergeltung für seine Missetaten, herbeigeführt durch eben jenes Symbol – den Jaguar. Wird sie gelingen? Die Nähe zu den Schauerfilmen der Hammer Studios könnte nicht enger sein.

Doch Holmes sucht noch etwas anderes: die Grube mit der Frau. Hier findet der eigentliche Showdown mit einem verblüffenden Effekt statt, der auf keinen Fall verraten werden darf. Die Frau seiner Albträume taucht tatsächlich auf, doch wird sie Holmes zum Verhängnis oder dem Schurken?

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 4:3 – 1.33:1
Tonformat: Dolby Digital 2.0, HiFi Sound
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Untertitel: keine
Extras: Biografie von Arthur Conan Doyle, Biografie von Jeremy Brett, Serien-Trailer

Mein Eindruck: die DVD

Der Ton liegt in Deutsch und Englisch im Standard Dolby Digital 2.0 vor, was einem guten Fernseher entspricht. Deshalb darf man hier keine Sensationen erwarten. Es gibt keine Untertitel, was das Verständnis der vielen Namen erschwert.

Wertung der EXTRAS:

Siehe oben.

Unterm Strich

Dass auch diese Verarbeitung der literarischen Vorlage sich weit von der Vorgabe entfernt, dürfte nicht weiter verwundern. Die Drehbuchautoren waren gezwungen, die doppelte Episodenlänge von rund 100 Minuten mit Inhalt zu füllen, und dafür mussten sie sich zusätzliches Material einfallen lassen – die gesamte Überhöhung durch die Traumanalyse. Der Alptraum Holmes’ erweist sich als prophetisch und weckt so erheblich Spannung.

Allerdings setzt Regisseur Peter Hammond allzu stark auf Horroreffekte (Gruft, Leopard, die Megäre usw.), so dass die Ermittlung Holmes’ eine groteske Note erhält, die so manchen Holmes-Puristen abstoßen dürfte. Da ich jedoch Vergnügen an originellen Einfällen empfinde, begrüße ich diese auf Grusel getrimmte Inszenierung. Nochn heute, mehrere Wochen danach, sind mir bestimmte Bilder weiterhin in Erinnerung – der zerfetzte Stuhl, die Frau in der Grube, die Augen des Jaguars und so weiter. Das kann nicht jede Holmes-Episode von sich sagen.

Kernthema

Wenn es ein zentrales Thema dieser Geschichte gibt, so sind es die wirtschaftlichen Machenschaften um Vermählungen herum. Heiratsschwindler und Mitgiftjäger hatten damals wie heute Hochsaison. Liebesheiraten scheinen etwas für Julia-Romane gewesen zu sein, denn damals wurden Ehen zwischen Eltern und Familien ausgehandelt, mit den Frauen als Handelsobjekten. Und Doyle selbst warnt immer wieder vor dem verführbaren Herzen einer Frau, die keinerlei Führung genießt, so etwa in „Das Verschwinden der Lady Francis Carfax“, einer der psychologisch und actionmäßig bemerkenswerten Folgen der 41-teiligen Holmes-TV-Reihe.

Die DVD

Die DVD bietet ein ähnlich gutes Bild wie „Das Zeichen 4“. Der Ton ist auf Fernseherniveau, die Musik Patrick Gowers’ ist opulent wie immer. Das Bonusmaterial, das hauptsächlich aus Texttafeln besteht, erweist sich als ebenso spärlich wie bei den anderen Langfilmen der Holmes-Reihe von Granada, so etwa bei „Das Zeichen 4“ und „Der begehrte Junggeselle“. Ein Audiokommentar wie bei „Der Hund von Baskerville“ und „Der letzte Vampir“ fehlt, außerdem gibt es keine Untertitel, die die zahlreichen Figuren verdeutlich hätten. Dafür gibt es Punktabzug.

Gesamt-Fazit

Unter den fünf Filmen ragen die drei Arbeiten von Peter Hammond „Das Zeichen 4““, Der König der Erpresser“ und „Der begehrte Junggeselle“ eindeutig heraus. Sie verraten nicht nur bessere Ausstattung und größeren Einfallsreichtum, sondern überzeugen auch durch bessere Bildqualität (es wurde anderes Material verwendet). Dagegen fallen die beiden Filme „Der Hund von Baskerville“ und besonders „Der letzte Vampir“ beträchtlich ab. Bei einem Spielstand von 3 gegen 2 kann man aber Gnade vor Recht ergehen lassen und ein positives Urteil fällen.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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