In TV-Krimis agieren ja oftmals ziemlich schräge Typen/Protagonisten – einer der ungewöhnlichsten dürfte wohl der forensische Psychologe und Fallanalytiker Dr. Tony Hill (Robson Green) sein. Was ihn so außergewöhnlich macht, ist seine recht unorthodoxe Arbeitsweise: Er lässt sich erschreckend intensiv auf die Motive und die Gedankenwelt seiner Patienten ein. 

Selbst zu Serienmördern, die im Gefängnis oder in der Psychiatrie einsitzen, entwickelt er eine tiefe empathische Beziehung, um ein Täter-/Opferprofil zu erstellen, die Schritte des Mörders nachzuvollziehen und vor allem, diese vorauszusehen. Anfänglich argwöhnisch vom zuständigen Polizeiteam beäugt, entwickelt sich Tony Hill durch seine hohe Trefferquote zum unentbehrlichen Mitarbeiter, ohne den die Fälle nicht zu lösen gewesen wären. (Verleihinfo)

Die Krimiserie „Hautnah – Die Methode Hill“ basiert auf Motiven der schottischen Autorin Val McDermid. Mittelpunkt der Krimi-Reihe ist die fiktive Stadt Bradfield und die Umgebung von West Yorkshire. Tatsächlich werden die Episoden aber in und um Newcastle upon Tyne sowie Northumberland gedreht.

Die 5. Staffel dieser Krimiserie beinhaltet die folgenden Kriminalfälle: 

1. Die Spur ins Nichts
2. Die Macht des Schreckens
3. Eine grausame Karriere
4. Tödlicher Wettstreit

Filminfos

  • O-Titel: Wire in the Blood – Season 5 (Großbritannien2007)
  • Dt. Vertrieb: Edel Motion
  • VÖ: 27.08.2010
  • EAN: 4029759056157
  • FSK: ab 16
  • Länge: ca. 330 Min.
  • Regisseur: Andrew Grieve, Hoar, Whittington, Standeven u.a.
  • Drehbuch:Patrick Harbinson , Niall Leonard, Alan Whiting 
  • Musik: The Insects, Dave Aston 
  • Darsteller:Robson Green,  Simone Lahbib, Mark Penfold, Emma Handyu.a.

Die Episoden

DVD 1: Die Spur ins Nichts (Skript: Alan Whiting, Regie: Peter Hoar)

Am Rande einer Wohnsiedlung beobachtet eine Zeugin zufällig, wie ein kleines Mädchen von einem Mann in ein Auto gezerrt wird. DI Alex Fielding und ihrem Team ist klar, dass die Chance, das Mädchen lebend zu finden, nach der ersten Stunde schnell abnimmt. Der neue Vorgesetzte des Teams, Morrison, lässt Dr. Tony Hill hinzuziehen, um das Profil eines möglichen Entführers zu entwerfen. (Verleihinfo)

Mein Eindruck

Dies ist ein so pointenreich gestalteter Plot, dass es fast unmöglich ist, den Clou NICHT zu verraten. Daher muss ich es bei Andeutungen bewenden lassen. Eine Verwechslung führt die Fahnder in die Irre, und die Leiche der vermeintlich Entführten wird tot gefunden. Soweit, so schlecht. Und der wahre Mörder befindet sich in viel größerer Nähe als erwartet.

Ich habe diese Folge schon im TV gesehen. Schon damals verblüffte sie mich mit den überraschenden Wendungen. Dr. Hill hat einen besonders schweren Stand, denn er kann sich auf das Profil des Täters einfach keinen Reim machen. Das ist ja nach dem Gesagten auch kein Wunder. 

Erschwerend kommt noch eine Parallelhandlung um den Jungen Mikey Adams hinzu. Hat er die entführte Janita getötet, nachdem er sie zuletzt sah? Die Ermittler sind schwer auf dem Holzweg. Denn Mikey versucht nicht ohne Grund, sich in Polizeigewahrsam umzubringen…

Die Themen dieser Auftaktfolge spiegeln sich in den späteren Folgen dieser Staffel wider: Kindesmissbrauch (durch Fremde und Eltern), Pädophilie und gemischtrassische Beziehungen. Im Sozialghetto Bridgefield bekommen wir eine Gesellschaft der Verwahrlosung gezeigt, die sich selbst zerstört. Insofern bildet diese Folge eine Anklage gegen eine Politik der Ausgrenzung und Vernachlässigung, deren erste Opfer immer die Schwächsten sein werden: die Kinder. 

Auf der technischen Seite präsentiert sich die Folge hypermodern: Handyortung und -verfolgung ist mittlerweile Standard. Dr. Hill kann projizierte Bilder auf einer weißen Tafel verschieben, wie es ihm gefällt. Und der Amber-Alarm, auf den der Originaltitel anspielt, führt dazu, dass in der ganzen Stadt postierte elektronische Hinweistafeln Entführungsalarm geben. Dumm nur, dass es sich um falschen Alarm handelt. Das bringt Alex Fielding eine Gardinenpredigt vom Chef ein. 

DVD 2: Die Macht des Schreckens (Skript: Niall Leonard, Regie: P. Whittington)

Ein junges Mädchen und ein kleiner Junge werden am Fluss tot aufgefunden. Die schrecklichen Verletzungen an den Leichen deuten auf Ritualmorde hin. Die Spuren der Morde führen zu drei Verdächtigen: dem Immobilienhai Vancliff, dem fanatischen Prediger und Wunderheiler Dr. Kingston und dem selbsternannten Künstler Louis Blake. (Verleihinfo)

Mein Eindruck

Existiert Magie wirklich? Diese Frage wurde schon des öfteren in der Serie aufgeworfen, und immer wieder hat Dr. Hill darauf bestanden, dass es stets eine vernunftgemäße Erklärung geben müsse. Doch diesmal stößt selbst er an seine Grenzen, als Alex Fielding selbst zum Ziel einer Hexe wird: Ihr Sohn Ben, den Hill ebenso liebt, wurde vom neuen Kindermädchen entführt und soll bei Mondaufgang rituell geopfert werden! 

Bis zu diesem dramatischen Höhepunkt dreht sich die Ermittlung ziemlich im Kreis. Bemerkenswert ist jedoch das Auftreten und Wirken von afrikanischer Magie, Muti genannt. (Voodoo gibt es nur in der Karibik, genauer: auf Haiti.) Als auch Paula einen schweren Asthmaanfall hat, glaubt nicht nur ein Mitglied des Ermittlungsteams, dass auf ihr ein Fluch lastet. Unsinn, protestiert Tony Hill sofort: Es handle sich nur um eine üble Suggestion. Und ebenso leicht könne man diese Suggestion wieder aufheben. 

Aber so einfach kommt der Zuschauer nicht davon. Die Folge präsentiert selbst auf höchst suggestive Weise Bilder mit beruhigender oder aufwühlender Wirkung. Letztere würden einen schauerlicher Gruselfilm sehr gut zu Gesicht stehen und entfalten unweigerlich ihre Wirkung auf den empfänglichen Zuschauer. Zarte Gemüter seien gewarnt. Wie eigentlich immer bei dieser Serie. 

Das Thema ist im Grunde simpel: Wie kommt die britische (westliche) Gesellschaft mit kulturellen Einflüssen aus Afrika und anderen fremden Weltgegenden zurecht? Assimilieren oder abstoßen, das ist die Frage. Doch das Motiv der afrikanischen Zauberei reicht weiter: Die Hexendoktoren sind nur eine andere Verkörperung jener Gewaltherrscher in Afrika, vor denen ihre Opfer geflohen sind – ins vermeintliche Königreich. 

DVD 3: Eine grausame Karriere (Skript: Alan Whiting, Regie: Richard Standeven)

Der Psychologe Dr. Tony Hill steht vor Rätseln und Problemen: Ein unbekannter Mörder hat zwei junge Frauen in Bradfield vergewaltigt, erwürgt und sie anschließend umgekleidet und mit den Ausweisen anderer junger Frauen versehen, die er vor Jahren in verschiedenen europäischen Städten getötet hat. Wieso mordet er jetzt in Bradfield, wenn er anscheinend vorher überall in Europa Opfer gefunden hat? (Verleihinfo)

Mein Eindruck

Die Handlung, die assoziativ mehreren Strängen folgt, versucht, uns irrezuführen. Ist der Mörder vielleicht ein junger Straftäter namens Jack Norton, der aus einer Anstalt ausgebrochen ist und nun mit Dr. Hill Kontakt aufnimmt? Wahrscheinlich nicht, denn der Mörder der jungen Geschäftsfrauen ist gut gekleidet und fährt teure Autos, benutzt Handys und Kreditkarten. 

Hier bekommen es Hill, Alex Fielding und ihre Leute mit mehrfachem Identitätsdiebstahl zu tun, ein Delikt, das jedem heute auch im Internet betreffen kann. Dies verrate eine narzisstische Persönlichkeit, urteilt Dr. Hill: eine Persönlichkeit, die nach Bewunderung und Bestätigung giert, wahrscheinlich wegen fortwährender Zurückweisung durch die Mutter. Und die jede Widerrede von Schwächeren mit Gewalt bestraft. Das ist der Grund, warum seine Frau ihn nicht anzeigt, als sie das Geheimnis des geraubten und ihr geschenkten Schmucks entdeckt. 

Das Besondere an dieser Episode: Wir sehen das Gesicht des Täters nie, und er wird auch nicht gefasst. Er ist jedermann und Niemand. Das macht diesen Fall so unheimlich und beunruhigend. Eines ist aber schon bemerkenswert: Die gestohlenen Pässe, die er benutzt, müssten doch auch sein Foto aufweisen. Es wird aber nie erwähnt, dass er ein guter Fälscher ist. Sind die Kontrolleure in England vielleicht blind? 

DVD 4: Tödlicher Wettstreit (Skript: Niall Leonard; Peter Hoar)

DI Alex Fielding vom Morddezernat in Bradfield bittet Tony erneut um seine besondere Mitarbeit. Eine zurückgezogen lebende alte Frau ist von ihrem Mörder im Haus brutal überfallen und mit einer Plastiktüte erstickt worden. Dr. Tony Hill meint, der Täter habe das Opfer genau beobachtet und die Tat exakt geplant – und er geht davon aus, dass der Täter bald wieder zuschlagen könnte. (Verleihinfo)

Mein Eindruck

Der Täter schlägt auch bald wieder zu, aber diesmal lässt er seiner Wut freien Lauf. Bei der dritten Tat geht er wieder geplant vor, indem er zuvor die Telefonleitung kappt. Dieser Wechsel verwirrt Tony Hill erst, dann erkennt er, dass es sich um den titelgebenden Wettstreit zweier Täter handeln könnte. Sind es Brüder?

Das Generalthema Geschwisterrivalität ist nicht nur Gegenstand von Hills Vorlesung an der Uni, sondern auch der Hintergrund von Hills Rivalität mit seinem früheren Doktorvater Jonathan Good, der in die Vorlesung platzt. Erst glaubt Hill Goods Lügen, er bekomme hier einen Lehrstuhl, doch dann benimmt sich Good immer merkwürdiger, stellt sich sogar zwischen Hill und Alex Fielding! Auf einmal werden Hill und Fielding Konkurrenten. Rivalität bestimmt auch das Verhältnis zwischen Fielding und dem Kollegen Lockhart – beide sind zur Beförderung vorgesehen. 

Sein manipulatives Manöver und ein gewisses Indiz an einem Tatort lassen Good in einem verdächtigen Licht erscheinen. Doch hat er auch die Morde selbst begangen – und nicht etwa jenes unterbelichtete Muttersöhnchen Bernard Kelly? Und welche Rolle spielt Frank Donovan, der Wachmann, der Kelly verdächtig macht? 

Wie sich herausstellt, ist die Wahrheit wesentlich komplizierter – und zugleich viel einfacher. Das Finale ist durch die raschen Schnitte von Schauplatz zu Schauplatz ganz besonders spannend gestaltet: Alex Fielding läuft in eine Falle, in der eine Selbstschussanlage (wie einst an der deutschen Zonengrenze) die Hauptrolle spielt. Auch die raschen Rückblenden-Schnitte auf die vergangenen Taten, die wir mit Hills Imagination assoziieren dürfen, sind geeignet, den Zuschauer aufzuwühlen. Dies ist starker Tobak – wie die ganze Serie. 

Die DVD

Technische Infos

  • Bildformate: 1,85:1 (anamorph)
  • Tonformate: D in DD 2.0 und DD 5.1, Englisch in DD 25.1
  • Sprachen: D, Englisch
  • Untertitel: D, Englisch?
  • Extras: Trailershow auf DVD 4

Mein Eindruck: die DVD

Die Qualität des Bildes schwankt von Folge zu Folge. Episode 1 sieht ausgezeichnet aus und erinnert an das Niveau der erfolgreichen CSI-Serien. Doch jeder Jubel wäre verfrüht. Folge 2 zeigt einen üblen Rückfall auf das Niveau von Staffel 2: Gegriesel allenthalben, ganz besonders an dunklen Stellen. Hinzukommen die gewollten Verwischungseffeekte und schnelle Schnitte, um eine suggestive Wirkung zu erzielen. Hier ist der Kameramann wohl in die Schule des Horrorgenres gegangen. 

Die Folgen 3 und 4 weisen wieder, zu meiner Erleichterung, optimale Bildqualität auf. 

Beim Ton ist alles in Ordnung. Weiterhin fehlen die Untertitel. 

Extras

Die Trailershow auf DVD 4 ist 16 Minuten lang. Sie stellt uns folgende Edel-Motion-DVD-Boxen vor: 

  1. Der Preis des Verbrechens (GB, 2 Fälle)
  2. Lewis, der Oxford-Krimi, 1. und 2. Staffel
  3. Inspector Barnaby Staffeln 1-8
  4. Kommissarin Lund, 10 Folgen in 1 Box
  5. Matrioshki – Mädchenhändler, 1. Staffel, 10 Folgen
  6. George Gently, 1. Staffel
  7. Inspector Lynley Mysteries, Staffeln 1-6, komplett in 1 Box

Unterm Strich

Die ersten beiden Folgen drehen sich um den Missbrauch von Kindern. Der elterliche Missbrauch wird gefolgt von religiösem Missbrauch. Während die erste Folge den Zuschauer durch geniale Wendungen überrascht, verabreicht ihm die zweite eine ganze Reihe von horrormäßigen Schocks, die von afrikanischer Magie abgeleitet werden. 

Die Folgen 3 und 4 drehen sich um Rivalität und Wettbewerbsfähigkeit, zwei grundlegende Themen im modernen Leben, besonders von Männern, aber zunehmend auch von Frauen. In Folge 3 rächt sich ein kleiner, ständig gefeuerter Angestellter an seinen Chefs, indem er unter ihrer Identität Morde an jungen Geschäftsfrauen begeht. Perfiderweise kleidet er sie stets in die Kleider ihrer Vorgängerinnen. Merke: Trau nicht dem schönen (Papier-) Schein. 

Auch in der letzten Folge der Staffel scheint Business im Vordergrund zu stehen. Rivalität unter Kollegen, Geschwistern und sogar Mördern – mehr Wettbewerb geht wohl nicht. Die Lösung des Rätsels der Mordserie ist zwar einleuchtend, aber leider doch recht abgedroschen (und ich werde diesen Clou hier nicht verraten). 

Insgesamt bietet diese Staffel herausragende Fälle, und besonders die Folgen 1 und 3 werden immer wieder gezeigt. Folge 2 weist eine viel zu schlechte Bildqualität für das Gesendetwerden auf, und Folge 4 enthält zahlreiche disparate Themen, wirkt daher überladen. Man hat Glück, wenn man all den parallelen Strängen folgen kann. 

Am Schluss steht die Frage zwischen Hill und Fielding, ob sie in Bradfield bleiben wird. Sie antwortet typisch weiblich indirekt auf seine implizite Frage. Wenn sie zwischen Karriere und Freunden zu wählen hätte (so meine Deutung), dann würde sie die Freunde wählen. Was sie natürlich nicht sagt: dass auch Tony Hill zu diesen Freunden zählt. Denn da ihr Ex, der Ansprüche auf ihren Sohn Ben zu erheben drohte, zum vereinbarten Treffen nicht erschienen, ist Tony der einzige Mann, der so etwas wie ein väterliches Vorbild für Ben abgeben könnte – ein Rollenmodell. 

Hinsichtlich der visuellen Technik hat diese Staffel gegenüber ihrem Vorgänger weitere Fortschritte gemacht (mit Ausnahme von Folge 2, versteht sich). So sehen wir in Folge 3 den Geist der ermordeten Monica Stephens direkt durch den „leibhaftigen“ Tony Hill hindurchgehen. Dadurch, dass beide digital vorliegen, ist dieses „Wunder“ möglich. 

Die DVDs

Der Ton bewegt sich weiterhin auf dem gleichen Niveau wie zuvor, dem eines guten Fernsehers. Das Bild hat sich wie schon in Staffel 4 beträchtlich gebessert. Deshalb ist es mir ein Rätsel, wie in Folge 2 ein solcher Rückfall auf das grieselige Niveau von Staffel 2 passieren konnte. 

Die anderen Mängel wie fehlende Untertitel und Extras kennen wir schon von allen anderen ZDF- & Edel-Motion-DVDs. Als Bonus bekommen wir eine Trailershow aus lauter Episodenschnipseln zugemutet. Ohne diese Mängel würde ich der Staffel durchaus 4,5 Sterne geben. 

Mima2016: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

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