Das Buch „Die Geschichte der O.“ von Pauline Reage ist vielleicht eines der meist diskutierten Werke der modernen Literatur. 1975 wurde dieses Buch zum ersten Mal von Just Jaeckin (Emmanuelle, Lady Chatterley‘s Liebhaber) verfilmt. Lange Zeit war der Film so gut wie nicht zu bekommen. Die Galileo Medien AG hat den Film vor einiger Zeit nun sowohl in einer ungeprüften ungeschnitten Fassung und in einer leicht gekürzten Fassung ohne Jugendfreigabe auf DVD herausgebracht. Hier ein Bericht über den Film und die dazugehörige geprüfte DVD-Fassung.

[FILM]

~Inhalt~

Die junge und hübsche O. (Corinne Clery) liebt Rene (Udo Kier) und würde für ihn alles tun. So folgt sie ihm eines Tages auf das Schloss von Roissy wo O. erzogen werden soll. Freiwillig unterwirft sich die junge Frau den Regeln von Roissy, lässt sich anketten und auspeitschen. Auch steht sie den dortigen Herren jederzeit zur Verfügung.

Nach ihrer Ausbildung auf Roissy kehrt O. schließlich in ihr normales Leben als Modefotografin zurück, doch schon bald erfährt sie von Rene, dass sie Sir Stephen (Anthony Steel) versprochen ist. Obwohl Rene O. zu tiefst liebt und diese Liebe auf Gegenseitigkeit beruht, lässt O. sich auf Sir Stephen ein und gerät dadurch noch tiefer in die dunkle Welt der lustvollen Unterwerfung. Doch mit einer einfachen Unterwerfung und der absoluten Gehorsam Sir Stephen gegenüber ist es für den neuen Herrn von O. nicht getan. Sie soll ein ewiges Zeichen ihrer Treue tragen. Und damit ist kein Ehering gemeint.

~MEINE MEINUNG~

„Die Geschichte der O.“ ist aus heutiger Sicht weniger skandalös als dies 1975 der Fall gewesen sein muss. Erschien der Film seiner Zeit zu einem Zeitpunkt, zu dem das deutsche Publikum an Erotikfilme wie den „Schulmädchenreport“ oder „Liebesgrüße aus der Lederhose“ gewohnt war, muss es schockierend gewesen sein zu sehen wie sich eine Frau freiwillig auspeitschen und anketten lässt. Auch heutzutage dürfte der Film einige Diskussionen auslösen. Zwar ist das Thema Sadomasochismus in der Gesellschaft ein wenig enttabuisiert, doch von der sozialen Akzeptanz, wie sie mittlerweile die Homosexualität erfährt, ist dieser Bereich noch weit entfernt.

Mir persönlich hat der Film aber recht gut gefallen und ich finde ihn in keinster Weise anstößig, sonder eher kunstvoll. Die bewusst überbelichteten Bilder, die fantasievollen Kostüme und der fast philosophisch angehauchte Erzählstil lassen „Die Geschichte der O.“ zu einem Filmgenuss werden.

Getragen von seinen drei Hauptdarstellern Corinne Clery (Divine Obsession, Ich hasse Blondinen), Udo Kier (Die Legende von Pinocchio, Dogville) und Anthony Steel (Funkstreife XY, Superbulle), verfolgt man gerne die Entwicklung der Geschichte und vor allem die Wandlung von O. zur unterwürfigen und dennoch stolzen Lustdienerin. Dabei spielen die Züchtigung- und Erotikszenen die unwichtigste Rolle. Viel interessanter sind die Szenen dazwischen in denen die einzelnen Charaktere schön weiterentwickelt werden und dadurch jede Handlung nachzuvollziehen ist.

Für schwache Gemüter ist „Die Geschichte der O.“ trotz seines künstlerischen Ansatzes trotzdem nur bedingt zu empfehlen. Es gibt einige Szene auf Roissy und im späteren Verlauf der Erzählung in denen es bei den Züchtigungen einige gewalttätige Bilder zu sehen gibt. Zwar steht die Gewalt bei der Erziehung der O. nie im Vordergrund der Geschichte, doch könnte es für einige Zuschauer zu hart sein, zu sehen wie eine hübsche Frau hart ausgepeitscht wird.

Genauso wenig ist der Film etwas für Menschen die einen Porno erwarten. Zum Geschlechtsakt kommt es im Film zwar auch, doch ist dies die Ausnahme und wenn doch einmal eine Sexszene im Drehbuch vorgesehen ist, sieht man hier keinerlei Penetration. Der Geschlechtsverkehr wird auch nicht minutenlang praktiziert, sondern diese Szenen sind meist recht kurz. Häufig wird eine sexuelle Aktivität nur angedeutet, da wie bereits geschrieben, die Geschichte im Vordergrund steht.

[DVD]

~Bild~

Sein Alter von über 30 Jahren kann die DVD nicht verstecken. Man sieht einfach, dass der Film alt ist. Dies allerdings nicht an großen Störungen im Bild selber, sondern einfach am verwendeten Filmmaterial und der gesamten Ausstattung des Films. Für solch einen alten Film hinterlässt „Die Geschichte der O.“ auch heute noch einen überraschend guten Eindruck und zeigt, dass ein alter Film mit der richten Behandlung auch 2009 noch gut aussehen kann.

~Ton~

Gut anhören tut sich „Die Geschichte der O.“ allerdings nur bedingt. Die deutsche Synchronisation liegt nur in Dolby Digital 2.0 Mono vor und auch die französische Originalspur begnügt sich mit diesem eher unspektakulären Tonformat. Da der Film aber von 1975 ist, muss man wohl mit diesem Manko leben. Aus meiner Sicht hätte ein remastering auf Dolby Digital 5.1 auch keine Steigerung der Tonqualität gebracht. Und auch wenn die Tonspur nur eine Monospur ist, so klingt sie doch immer sauber!

~Extras~

Viel Bonusmaterial hat man der DVD zu „Die Geschichte der O.“ nicht spendiert. Neben dem Kinotrailer, befindet sich noch ein Interview mit Regisseur Just Jaeckin auf der DVD.

~Meine Meinung~

Insgesamt gesehen bietet „Die Geschichte der O.“ auf DVD genau das, was man von einem über 30 Jahre alten Film erwarten darf. Ein ordentliches Bild, gut abgemischten Ton und ein wenig Bonusmaterial. Das Paket das hier geschnürt wurde stimmt und rechtfertigt durchaus den Kauf der DVD.

[FAZIT]

„Die Geschichte der O.“ ist ein Klassiker des Erotikgenres und in vielen Bereichen mehr Drama als Erotikfilm. Wer offen für etwas freizügigere Filme ist und einen Film, in denen auch mal Sex gezeigt wird nicht direkt als Porno abtut, muss „Die Geschichte der O.“ eigentlich mindestens einmal gesehen habe. Wer DVDs sammelt, kann dabei sogar ernsthaft in Erwägung ziehen sich die DVD zuzulegen, wenn vielleicht auch idealerweise in der ungeschnitten, ungeprüften Fassung.

[FILMFAKTEN]

Titel: Die Geschichte der O.
Originaltitel: Histoire d‘O
Alternativtitel: The Story of O
Jahr: 1975
Land: Frankreich / Deutschland
Länge: 100 Minuten
Regie: Just Jaeckin
Drehbuch: Dominique Aury, Sébastien Japrisot
Darsteller: Corinne Clery – O
Udo Kier – Rene
Anthony Steel – Sir Stephen
Jean Gaven – Pierre
Christiane Minazzoli – Anne-Marie
Martine Kelly – Therese
Jean-Pierre Andréani – Eric
GabrielCattand – The Commander
Li Sellgren – Jaqueline
Albane Navizet – Andree
Nadine Perles – Jeanne
Laure Moutoussamy – Norah
Alain Noury – Ivan
Florence Cayrol – Yvonne
Genre: Drama, Erotik
Altersfreigabe: keine Jugendfreigabe
Vertrieb: Galileo Medien AG
Erscheinungstermin: 27.04.2006

[Wertung]

Gnislew: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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