„I’m going to ask you a few questions. Do you dream while you’re under?“ „I only dream about you.“ –

Zuletzt hinterließ Luc Besson, seines Zeichens Regisseur des „Actionklassikers“ „Léon – der Profi“ und der Weltraumspaßgranate „Das fünfte Element“ mit Hauptdarsteller Bruce Willis, mit seinen halbgaren „Transporter“-Actionfließbandproduktionen einen eher zwiespältigen Eindruck beim modernen Kinopublikum: bei relativen dünnen Handlungen und vielerlei (jedoch überzeugenden) Actioneinlagen wünscht man sich zum einen den umtriebigen Franzosen nach wie vor auf den Regiestuhl zurück. Und zum anderen talentierte Scriptwriter herbei, welche seinen Produktionen wieder entsprechenden „Glanz und Gloria“ der 90er Jahre verleihen.

So durfte man bisjetzt auch skeptisch sein, wie sich „Actionveteran“ Guy Pearce („Memento“, „Prometheus“) in Luc Bessons aktuellster Produktion „Lockout“ schlagen würde. Würde er sich nach allen Kräften bemühen, dieser eine entsprechende Seele verleihen zu können? Wenn ja, würde er dies überhaupt bewerkstelligen können? Und wenn dies der Fall wäre, würde am Ende mal wieder kein sinnloser Kampf gegen die bereits etablierten Mühlen des modernen Mainstreams stattfinden, in welchen die optischen Schauwerte mittlerweile mehr zählen als eine innovative Idee hinter dem generiertem Spektakel? Die gute Nachricht ist: Guy Pearce schlägt sich als schlagfertig-cooler Held wieder Willen, welcher eine unmögliche Mission bestreiten darf, um die Tochter des Präsidenten zu retten (John Carpenters „Die Klapperschlange mit Darsteller Kurt Russel alias Snake Plissken lässt an dieser Stelle lautstark grüßen) recht ordentlich. Und darf markige One-Liner platzieren, dass es eine wahre Freude ist. Die schlechte Nachricht lautet: „Lockout“ entpuppt sich als Film leider nicht mehr als ein als ein beliebiges Mischmasch aus Versatzstücken verschiedener Genreklassiker („Die Klapperschlange“, „Stirb Langsam“, „Outland – Planet der Verdammten“ mit Schauspiellegende Sean Connery und Jean Claude Van Dammes „verkultete“ Knastrauferei „Mit stählerner Faust“ sind nur ein paar Filme, welche zwecks Verschmelzung zu einer austauschbaren, filmischen Masse Pate standen).

„I’m getting beat up by a guy named Rupert?“ –

Luc Besson möchte seinen produzierten Film als gekonnte „Actionpersiflage“ auf all die etablierten, „amerikanischen Wildwest-Actionheldenmythen verstanden wissen. Und so ist es auch folgerichtig, das sich Guy Pearce in seiner Rolle nicht als Schmalspurvariante bekannter „Actionhaudegen“ erweist, sondern sich mit diesen in die Strömungen wiedereinmal vorgetragener, bekannter formelhaftiger Szenarien begibt. Doch manche Strömungen erweisen sich nach einer gewissen Zeit als einfach „zu“ mitreißend und verzehrend. Denn die Regisseure Stephen St. Leger und James Mather beweisen zu keiner Zeit das Gespür für die notwendigen Innovationen in den Actionmaterialschlachten selbst, welche „Lockout“ als Produktion aus der Masse des üblichen Actioneinerleis herausheben würden; die zelebrierte Action erscheint außerhalb des kreisenden Schwermetalls im All hin- und wieder zwar recht rasant in Szene gesetzt, diese kann es mit ihren Vorbildern („Star Wars“, „Das fünfte Element“) qualitativ dennoch zu keiner Zeit aufnehmen. Ähnlich lieblos heruntergekurbelt wie „Actionproduktionen“ á la „Colombiana“ 2011 beispielsweise wirkt Luc Bessons „Lockout“ nicht, man gerät sogar in den Genuss einiger unterhaltsamer und spaßiger Momente. Dennoch bleiben die ganz großen, generierten (dramatischen) Momente, welche beim Betrachter in Erinnerung bleiben, einfach aus. „Lockout“ atmet innerhalb der minimal handlungsgebenden Raumstation eher den Geist eines reinen, trashigen „B-Movie“ Actionschützenfestes. Dieser Eindruck wird zum einen durch die handwerklich mittelmäßige Qualität und auch die mäßige, austauschbare Figurenzeichnung der Gegenspieler noch verstärkt. Unter der Entscheidung, gleich zwei Gegenspieler zu etablieren, welche kontinuierlich damit beschäftigt sind, ihre Machtbereiche im ausgetragenem Kampf gegeneinander abzustecken, bleibt Luc Bessons Produktion „Lockout“ das Aufleben leider verwehrt. Denn weniger ist manchmal mehr: Welches Feuer und welche Dynamik hätt Joseph Gilgun als verrückter Schotte als irrer Widersacher Hydellentfachen könen, wenn er sämtliche Szenerie hätten an sich reißen und dominieren können, nicht von Darsteller Vincent Regan in der Rolle des schurkischen Bruders ausgebremst worden wäre? „Lockout“ pendelt in den (unnötigen) und überkonstruiert zwischenmenschlichen Gefechten des öfteren vor sich her, was dem Film die entsprechende Spannung und noch mehr Fahrt kostet.

„I see you. I foresee you.“ –

Die zweifellos besten Momente beschert Luc Bessons Produktion dem Betrachter, wenn Guy Pearce in einigen intimen Momenten seinen Frotzeleien mit Darstellerin Maggie Grace alias Emilie Warnock fröhnen und sogar deren (gespieltes) Leben in einer unübersehbaren Reminiszenz an Luis Buñuels Augenschocksequenz im Surrealismus-Klassiker „Ein andalusischer Hund“ retten darf. Nebenbei verkörpert Maggie Grace auch noch in angemessener Weise eine kritische Stimme im Kampf gegen in „Lockout“ wieder etablierte Orwell’sche „1984“, antihumanstisch skizzierte Gesellschaft. Der sonst wunderbare Peter Stormare („Fargo“) hingegen kann in „Lockout“ keinerlei Akzente setzen.

Fazit: „Lockout“ offenbart sich Dank Guy Pearce als gerade noch mäßig unterhaltsames Potpourri aus allerlei bisher gesehenem. Die Zeiten, in denen Luc Besson auf dem Regiestuhl zum phantasievollem und innovatiem Geschichtenerzähler avancierte, sind mittlerweile vorbei. „Lockout“ offenbart sich weniger als berauschende und „gewollte“ Variation, geschweigedenn Neudefintion des modernen Actionkinos, sondern lediglich als Quintessenz sämtlicher gescheiterter Ambitionen dessen, welchen auch 08/15 Produktionen wie „Colombiana“ und „96 Hours“ angehören. Die persönlichen Sehnsüchte des Betrachters nach einem übergroßem Held zur Überwindung allen Übels und dessen außergewöhnlichen, zu durchlebenden Lebenssituationen (trotz eines gewissen Maßes an Selbstironie), können in „Lockout“ leider nicht erfüllt werden. Luc Bessons Produktion erweist sich am Ende nicht mehr als eine solider bis durchschnittlicher Zitatereigen: Grindhouse meets Sci-Fi, der Transporter hat sich diesmal ins All verirrt. Und der Beweis ist erbracht, das Luc Bessons schon seit Jahren mit seinen Produktionen in enervierender Selbstverliebtheit auf der Stelle tritt, anstatt diese entsprechend qualitativ weiterzuentwickeln.

[Wertung]

blockbusterandmore: 2.5 out of 5 stars (2,5 / 5)

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