Was habe ich mir da gerade angesehen? Das habe ich mich nach der Sichtung von „Die heimlichen Wunden“ gefragt. Der Kurzfilm, wirkt auf den ersten Blick zusammenhangslos und ohne Story, doch mit ein wenig Hintergrundwissen, entpuppt sich der Film als Sozialdrama allererster Güte. In gut 11 Minuten erzählt „Die heimlichen Wunden“ den menschlichen Zusammenbruch von Jonas (Martin Hentschel). Als linientreuer DDR-Bürger erlebt er am heimischen Fernseher in der dörflichen Einöde die Öffnung der Berliner Mauer. Eine Welt bricht für Jonas zusammen und die Nerven gehen mit ihm durch. Und nicht nur sein Bruder Andreas (Christian Witte) wird Opfer von Jonas´ unkontrolliertem Wutausbruch

Mit nicht chronologisch gezeigten Szenen setzt sich das Puzzle quasi erst mit der letzen Einstellung zusammen, doch bringt diese Erzählweise zunächst Verständnisprobleme mit sich, liegt hier auch die Stärke des Kurzfilms. Warum Jonas handelt wie er handelt, wird so nur nach und nach klar und auch, wenn seine Aktionen nicht gerade leicht nachzuvollziehen sind, regt der Film durch seine teils drastischen Bilder zum nachdenken an. Zum nachdenken darüber ob es wirklich Menschen gibt, für die mit der Wiedervereinigung Deutschlands eine Welt zusammen gebrochen ist? Zum nachdenken darüber, ob es für uns selbst nicht auch ein Ereignis geben könnte, dass uns total aus der Bahn wirft. Und zum nachdenken darüber, wie wir wohl in so einer Situation reagieren würden!

„Die heimlichen Wunden“ ist kein Film für Popcornkinofans. Kein Film für Menschen, die einfach einen Film sehen wollen in dem ihnen alle Lösungen auf die gestellten Fragen auf die Nase gebunden werden. Nein, „Die heimlichen Wunden“ ist ein Film für Freunde des Arthouse-Kinos, für Cineasten die es mögen über einen Film nachzudenken, ihn nachwirken zu lassen und ein Film für alle, die offen für neue Erfahrungen sind. Gehört ihr zu diesen Filmfreunden, dann müsst Ihr „Die heimlichen Wunden“ einfach schauen!

[Wertung]

Gnislew: 4.5 out of 5 stars (4,5 / 5)

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