Die folgende Filmkritik wird präsentiert von:
Episodenfilme, deren Geschichten lose miteinander verknüpft sind, sind nicht ungewöhnliches. Eine Vertreter dieses Genres ist der Film „Four Rooms“ für den unter anderem Quentin Tarantino (Pulp Fiction, Jackie Brown) eine Episode beigesteuert hat.

[INHALT]

Es ist Sylvester in Los Angeles. In einem heruntergekommen Hotel tritt der Page Ted (Tim Roth) seine erst Nachtschicht an und gleich sein erster Arbeitstag soll ein verrückter Tag werden, denn in den vier Räumen in denen er in dieser Nacht tätig ist, passieren skurrile Dinge.

Im ersten Raum findet ein Hexentreffen statt und die Hexen brauchen von ihm eine ganz besondere Zutat. In Raum zwei wird er mit einem Pärchen konfrontiert, dass Sex auf eine eigenwillige Art auslebt. Der dritte Raum macht aus dem Pagen schließlich einen Babysitter, denn hier brauchen zwei verzogene Gören eines Gangsterpaars einen Aufpasser und im vierten Raum schließlich kann man leicht seine Finger an ein Hackebeil verlieren.

[MEINE MEINUNG]

Schon mit Hauptdarsteller Tim Roth (Reservoir Dogs, Dark Water) präsentiert „Four Rooms“ einen heute bekannten Namen. Und eben jenem Tim Roth ist es zu verdanken, dass „Four Rooms“ so schön schräg ist, wie er geworden ist. Seine liebenswerte naiv tollpatschige Art den Pagen Ted zu spielen stellt das ideale Komikelement für die einzelnen Episoden dar und genau diese Art ist es auch die einzelnen Episoden so perfekt miteinander verbindet.

Doch Tim Roth als Ted ist nur ein Puzzleteil in „Four Rooms“ und im Vergleich zu den vier Episoden ein eher kleines. Es sind eigentlich die vier Geschichten die den Film so besonders machen und die unterschiedliche Art der Inszenierung mit der die Regisseure ihre Episoden umgesetzt haben.

Erstaunlich ist dabei, dass die Qualität der einzelnen Episoden im Laufe des Films steigt. Die von Allison Anders (Sugar Town, Strutter) inszenierte erste Episode über die Hexen, die eine besondere Zutat von Ted brauchen hat zwar ihre amüsanten Momente, doch schafft es die Geschichte nicht wirklich in Erinnerung zu bleiben. Zu banal verkauft Anders ihre Idee von „Frauenpower“ und selbst Madonna (Evita, Eine Klasse für sich) kann hier nicht wirklich etwas retten.

Alexandre Rockwell (Alle Kino, Little Feet) macht es mit seinem „Four Rooms“-Segment schon etwas besser, wirklich gut ist aber auch die zweite Episode leider nicht. Vom Ansatz dieser Episode müsste Ted eigentlich eine wirklich wichtig Rolle für den Plot spielen, in dem ein Gangster Ted töten möchte, da er glaubt Ted hätte mit seiner Frau geschlafen, doch stattdessen wird der Page fast zu einem Statisten degradiert. Mit etwas mehr Fokus auf das interessante Setting, hätte hier ein erstes Highlight inszeniert werden können, so ist diese Episode nur okay.

Dieses erste Highlight folgt dann allerdings in der dritten Episode des Films. Hier hat Robert Rodriguez (Machete, Sin City) auf dem Regiestuhl Platz genommen und wie schon in seinen „Spy Kids“-Filmen spielen auch hier Kinder die Hauptrolle. Hier funktioniert Ted als wichtiger Charakter und wird gut in die Geschichte eingebunden und so macht es wahrlich Spaß den beiden verzogenen Gören bei ihrem schlechten benehmen zuzusehen.

Für „Four Rooms“ gilt allerdings, dass das Beste zum Schluss kommt und zwar in Form eines Segments von Quentin Tarantino. Hier trifft Ted auf einen berühmten Regisseur und die verrückten Freunde des selbigen. Im Mittelpunkt steht eine irrsinnige Wette, doch die Geschichte der Episode ist eigentlich unwichtig, denn hier erlebt man fantastische Dialoge und Tarantino in Bestform. Nicht nur ist er selbst zu sehen, vielmehr ist seine ganze Episode eine einzige Liebeserklärung an Alfred Hitchcock. Die Kernwette ist eine Anlehnung an eine Hitchcock TV-Serie und seine langen Einstellungen und die tollen Kamerafahrten erinnern ebenfalls stark an den berühmten Regisseur. Und tauchte Hitchcock nicht auch immer in seinen Filmen auf?

Insgesamt gesehen ist „Four Rooms“ trotz der beiden schwächeren Episoden zu Beginn einer der wirklich guten Vertreter des Episodenfilms. Da von Beginn an klar ist, dass die einzelnen Räume nicht wirklich miteinander verwoben sind, wartet man am Ende nicht auf eine große Auflösung bekommt aber gleichzeitig mit dem Pagen eine Figur präsentiert, die die vier Geschichten wunderbar miteinander verbindet und den roten Faden im Film darstellt. Ich habe mich auf jeden Fall gut unterhalten gefühlt.

[FAZIT]

„Four Rooms“ ist vielleicht kein perfekter Fan, aber ein großes Spaß für echte Filmfans. Gerade die beiden Episoden von Robert Rodriguez und Quentin Tarantino werden Filmfreunden ein lächeln ins Gesicht zaubern und gerade die Tarantino-Episode ist nah dran an der Perfektion. So muss ein Kurzfilm (und was anderes ist das Filmsegment im Endeffekt nicht) aussehen. Kann man etwas mit Episodenfilmen anfangen und nicht schrägen Geschichten nicht abgeneigt, sollte man auf jeden Fall mal einen Blick auf „Four Rooms“ werfen.

[FAKTEN]

Titel: Four Rooms
Originaltitel: Four Rooms
Alternativtitel: Silvester in fremden Betten, Four rooms and a hotel
Genre: Komödie
Regie: Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriguez, Quentin Tarantino
Drehbuch: Allison Anders, Alexandre Rockwell, Robert Rodriguez, Quentin Tarantino
Darsteller: Tim Roth – Ted the Bellhop
Amanda De Cadenet – Diana
David Proval – Siegfried
Jennifer Beals – Angela
Sammi Davis – Jezebel
Valeria Golino – Athena
Madonna – Elspeth
Ione Skye – Eva
Lili Taylor – Raven
Alicia Witt – Kiva
Antonio Banderas – Man
Lana McKissack – Sarah
Patricia Vonne – Corpse
Tamlyn Tomita – Wife
Danny Verduzco – Juancho
Salma Hayek – TV Dancing Girl
Paul Calderon – Norman
Quentin Tarantino – Chester
Erscheinungsjahr: 1995
Land: USA
Laufzeit: 98 Minuten
Altersfreigabe: FSK freigegeben ab 16 Jahren

[Wertung]

Gnislew: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

Das Copyright für das Beitragsbild liegt bei studiocanal.

2 Gedanken zu „Filmkritik: Four Rooms – Vier Zimmer, vier Geschichten“
  1. Die Idee mit dem Hotel ist für eine Kurzfilmsammlung einfach brilliant. Würde mich nicht wundern wen irgendjemand (Netflix) das Konzept aufgreift und als Serie vermarktet. Könnte mir das sehr gut vorstellen wie jeder Namhafte (und aus kostengründen auch unbekanntere) Regisseur eine Episode dafür übernimmt.

    Four Rooms selbst habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Werd ich bei gelegenheit nachholen

Lass ein paar Worte da:

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.