Regisseur Andrew Cividino verfilmt mit seinem Langfilmdebut „Sleeping Giant“ seinen gleichnamigen Kurzfilm und setzt dabei sogar teilweise auf dieselbe Besetzung. Ich hatte die Chance den Film auf dem 33. Münchner Filmfest zu sehen.

[INHALT]

Zusammen mit seinen Eltern verbringt der 15-jährige Adam (Jackson Martin) den Sommerurlaub am Lake Superior im Norden Ontarios. Schnell schließt er dort Freundschaft mit den wilden Cousins Riley (Reece Moffett) und Nate (Nick Serino). Gemeinsam machen sie das eher ruhige Kaff unsicher und begehen dabei allerdings auch so mache Dummheit. Clever ist es nämlich mit Sicherheit nicht den lokalen Supermarkt zu beklauen.

Auch entdecken die drei zum ersten Mal die Liebe, doch diese treibt einen Keil zwischen die Freunde und führt dazu, dass die Jungs eine verhängnisvolle Entscheidung treffen.

[MEINE MEINUNG]

Andrew Cividinos Film ist völlig anders inszeniert als klassische Hollywoodproduktionen. Ruhig und langsam inszeniert nimmt sich „Sleeping Giant“ Zeit um die Geschichte zu erzählen, lässt seine Figuren ohne große Einführen auftauchen und oft hat deutlich längere Einstellungen als heutige Filmproduktionen aus der Traumfabrik. „Sleeping Giant“ versprüht einfach aus jeder Pore Indieduft.

Und genau das macht den Film so interessant. Man interessiert sich für die drei Jungs obwohl eigentlich nicht viel passiert. Man freut sich daran den Drei dabei zuzuschauen, wie sie mit einem Golfkart durch den Ort brausen, ihre Skateboards mit Sylvesterkrachern ausstatten oder in der Spielhalle abhängen.

Dabei bringt Cividino allerdings dennoch seine Geschichte voran. Er lässt die Jungen erste Erfahrungen mit Mädchen machen und bringt Adam in die unangenehme Situation seinen Vater mit einer anderen Frau zu erwischen. Nach und nach bricht der Regisseur so die Idylle des Sommerurlaubs auf und sorgt so dafür, dass der Film jede Sekunde interessant bleibt und den Zuschauer immer neu überrascht.

Schön wird auch der Kiffer und Dorfheld William (David Disher) in den Film integriert. Für Riley und Nate ist William eine Art Vorbild, wenn auch von außen betrachtet ein sichtlich schlechtes. Wirft man allerdings einen genaueren Blick auf die Filmfigur und die Charaktere von Riley und Nate, wird schnell klar, warum er eben als Vorbild dient. Hier wird schön versteckt Sozialkritik geübt.

Ebenfalls finde ich es großartig, dass der Film nicht krampfhaft versucht auf ein alleserklärendes Happy End hinzuarbeiten. Im Gegenteil, das Filmfinale wirkt wie ein Schlag in die Magengrube und obwohl das Ende beim Zuschauer kein gutes Gefühl hinterlässt, verlässt man den Kinosaal nicht unzufrieden.

Wer den Film nun schaut, dem wird vielleicht eine Szene in Erinnerung bleiben, bei der ein Käfer in einem Feuer verbrennt. Bei der Fragerunde nach der Vorführung wurde Cividino gefragt, ob der Käfer wirklich zu Tode kam und der Regisseur bejahte dies. Er ließ allerdings gleich die Erklärung folgen, dass dies nicht geplant sei. Bei dem Blick durch die Kamera war der Käfer nämlich gar nicht zu erkennen und erst bei der Sichtung des gedrehten Materials sei der tragische Tod aufgefallen, da die Szene allerdings nun noch intensiver wirkte, hat sie es dennoch in den Film geschafft.

[FAZIT]

Um „Sleeping Giant“ zu mögen, muss man schon ein Filmfan sein. Der Film ist völlig anders als Hollywoodproduktionen, geht ein anderes Tempo und spricht eine andere Bildsprache. Andrew Cividinos Film atmet einfach durch und durch Indieluft und überzeugt durch motivierte Darsteller und der ruhig erzählten Geschichte. Wer offen für alternative Filmerlebnisse ist, sollte versuchen „Sleeping Giant“ zu Gesicht zu bekommen.

[FAKTEN]

Titel: Sleeping Giant
Genre: Abenteuer, Drama
Regie: Andrew Cividino
Drehbuch: Andres Cividino, Blain Watters, Aaron Yeger
Darsteller: Jackson Martin – Adam
David Disher – William
Nick Serino – Nate
Reece Moffett – Riley
Erika Brodzky – Marianne
Erscheinungsjahr: 2015
Land: Kanada
Laufzeit: 89 Minuten
Altersfreigabe: nicht bekannt
Verleih: Seville International

[Wertung]

Gnislew: 3.5 out of 5 stars (3,5 / 5)

Die Bildrechte für das Beitragsbild liegen beim Filmfest München.

Lass ein paar Worte da:

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.