„What would you hide to protect your family?“ –

Hollywood und seine Erstinszenierungs Regisseure. Bei dieser Sache steigen in einem stets gemischte Gefühle empor, denn manchmal geschehen in Falle von Inszenierungen absolute Überraschungscoups („Alien“, „Blade Runner“, „Following“ und „Memento“ sind da als gute Beispiele in der Filmhistorie zu benennen), manchmal gehen sie aber auch absolut in die Hose (siehe auch „Die Vorahnung“). Und aktuell lässt auch Baltasar Kormà kurs „Hollywood“ Regiedebüt „Contraband“ vor Filmstart ein wenig Skepsis in Reihen der Filmkritiker – und Konsumenten aufkommen. Und diese bestätigt sich bei Sichtung. Das hat nunmal entsprechende Gründe. „Contraband“ wirkt als Film über seine fast komplette Laufzeit wie solides Regiehandwerk, manövriert sich aber auch dank seiner unpassenden Schlusspointe beinahe selber ins Aus, geht zu guter letzt gerade noch so als vergessenswertes Zwischendurchfilmchen durch, welches entsprechenden Thrillermaßstäben oder gar höheren Ansprüchen keineswegs „immer“ standhalten kann. Dabei versteht Baltasar Kormà kur durchaus etwas vom technischen und oberflächlich strigent wirkendem inszenieren, wirft den Betrachter in „Contraband“ in den ersten Minuten in ein spannend und atmosphärisch wirkendes Umfeld und versucht die wichtigsten Protagonisten sorgsam als für den Betrachter empathiefähig einzuführen. Soweit, so gut…

„This is no fucking bueno.“ –

Woran „Contraband“ aber schon nach den ersten 40 Minuten scheitert, wenn Atmosphäre, Druck und Spannung noch sukzessive ein wenig anziehen, ist die im Grunde genommen altbackene und durchweg konservative Erzählung, welche auf das Konto von Scriptwriter Aaron Guzikowski geht. „Contraband“ bedient sich ausgelutschter Heist Erzählmuster inklusive Charakteren, welche keinerlei persönliche Entwicklungen erfahren, als einfältig / naiv gezeichnete Abziehbilder halt die Funktion erfüllen, auf Grund der eigenen Missetaten den „Helden“ der Erzählung ins Verderben stolpern (z.B. Caleb Landry Jones als bemitleidenswerter Andy) oder ihn die Bewährungsprobe des Lebens bestehen zu lassen (Kate Beckinsale als Kate Farraday). Und wie heißt es schön: zweitklassige Hollywooderzählung bedeutet, das sich der „Held“ als der stärkste und cleverste (politisch korrekteste) Protagonist von allen am Ende der Geschichte erweist, seine Widersacher alle eliminiert und dann noch „lebendig“ seine Frau wieder mit nach Hause nehmen darf. Solche Klischees und „Reißbrettentwürfe“ sind natürlich wieder ein Fall für Schauspieler „Mark Wahlberg“, welcher als Chris Farraday den „korrektesten“ Schmuggler von allen verkörpern darf und damit sämtliche Hollywood Erzähl- und Heldenklischees auf einmal erfüllt. Im Grunde genommen offenbart sich „Contraband“ in 110 Minuten Laufzeit als recht dürres Intrigengeschichtlein, in welchem Mark Wahlberg in seinem Element ist, wenn er „wiedereinmal“ den so oft gespielten, harten und zähen Burschen markieren darf, welcher sich mit seinen „daddy and family issues“ sowie der eigenen Konfliktbewältigung der Vergangenheit herumschlagen darf. In Interviews ließ er ja bereits verlauten, wie reif und gesittet er im Gegensatz zu seinem früherem, persönlichem Leben geworden ist, nachdem er seine Läuterung erfahren hat, als er selbst „wirklich“ auf die schiefe Bahn geraten war. Daher offenbart sich seine Rolle als Chris Farradey ja als „wie gemalt“ für die Ausgangssituation ins „Contraband“, da er ohne Umwege persönliche Werte miteinfließen lassen kann. Aber leider auch als genauso abgeschmackt.

„Throwin‘ blood in the air, leavin‘ blood on the ground.“ –

Als ehemaliger „Weltklasse Schmuggler“ muß er nocheinmal gezwungermaßen ein letztes Ding drehen, bevor er sich entgültig zum „guten“ bekennen darf. So denkt man als Betrachter halt bis zur Schlusspointe, welche in inkonsequenter Manier selbst dieses gängige Erzählmuster ad absurdum führt, wenn sich Mark Wahlberg selbst ironisch abfeiernd wieder auf Schmugglertour mit seinen Kompagnons begeben darf. Diese Ironie wirkt leider nur deplatziert, da sich „Contraband“ über die fast komplette Laufzeit als zu ernst in Szene gesetzt erweist / über „zuwenig“ Augenzwinkern wie den „Ernst“ brechenden musikalisch „souligen“, zwischendurch mal auftauchenden, musikalischen Einlagen verfügt. Baltasar Kormà kurs Film möchte am liebsten alles sein: als allererstes ein ambitioniertes Thrillerdrama, welches einen komplexen Blick in einen abgründigen, nicht legalen „Berufszweig“ wagen möchte, dabei schon an oberflächlichen Details haften bleibt, zwischenmenschliche Probleme gerade mal anreißt, dank seiner in dieser Hinsicht öden Auflösungsplörre gerade mal zum schmunzeln (vielleicht auch zum unfreiwilligem lachen anreizt), diese Dinge also nicht weiter ausformuliert und sich „nur“ seinem zu generierendem Bösewichter- ABC widmet (Stichwort Ben Forster alias Sebastian Abney), andererseits sich als selbstironische Gaunerposse á la „Oceans Eleven“ oder „The Italian Job“ positionieren möchte, aus den genannten Gründen (der überwiegend vorherrschenden Ernsthaftigkeit) aber halt daran scheitert. Zu guter letzt soll man noch Zeuge von moralisch aufrichtigem, schwarz-weiß gedachter Mainstream „Unterhaltung“ werden, welche kaum die Aufmerksamkeitsspanne des Betrachters zu irgendeiner Zeit in der Lage ist „richtig“ herauszufordern, trotz späterer, gewollt verschachtelter Erzählweise. Den mangelnden erzählerischen Tiefgang versucht man zum späteren Zeitpunkt nur durch die Generierung weiterer Subplots zu übertünchen, „Contraband“ wirkt in Punkto Erzählung ab ca. 70 Minuten Laufzeit irgendwann komplexer als es nun mal tatsächlich der Fall ist. „Contraband“ offenbart sich als inszeniertes „Etwas“ von allem, wie gewollt und nicht gekonnt, als „Genremuster Mixtur“ par excellence, am Ende als sich nicht harmonisches zusammenfügendes ganzes, wobei es im Finale, welches dank des Schicksals Kate Beckinsals noch für bisschen ziehen in der Magengegend sorgen soll, mitunter auch dann gewollt „emotional“ bzw. pathetisch wird.

„Where is the faith?“ „I lost my stripes now, I gotta start from scratch?“ –

Das ätzendste in „Contraband“ ist an dieser Stelle aber nicht die sich schon nach einer halben Stunde Laufzeit ankündigende Entwicklung und der komplette Ausgang der vorhersehbaren Erzählung, mit welcher man sich zur Not zufrieden geben kann, sondern das mal wieder gesungene Hohelied auf die Werte der „amerikanischen Familie“. In Hollywood frißt der Teufel in Zeiten der erzählerischen Notlage halt wieder Fliegen und für den Betrachter wird halt nicht das eingelöst, was ihm letztendlich durch die Ankündigung der Cover des Filmes versprochen wird. Nämlich einen cleveren, hochspannenden und actiontechnisch ausgereiften Gaunerfeldzug im „Schmugglergenre“, welcher mit geistreichen Wendungen / Überraschungen, mehr als nur durchschnittlichem Schauspiel und dank ausreichender Erzählzeit am Ende zu überzeugen weiß. Davon ist in „Contraband“ am Ende wenig zu spüren. Giovanni Ribisi wirkt in seiner Rolle als Tim Briggs deutlich unterfordert, bleibt in Punkto Entwicklung in eindimensionaler Schmierigkeit und leicht durchschaubarer Intrigenschürerei stecken. J.K. Simmons hingegen bleibt mit seinem solide wirkendem Auftritt verschenkt, kann der Erzählung nur ein paar kleine, aber keine größeren erwarteten Impulse verleihen. Ebenso wird Kate Beckinsale nur zum bemitleidenswerten Opfer degradiiert, um welches wie erwähnt gekämpft wird. Dazu werden ein paar nette Actionmomente bzw. Schießereien á la „Heat“ serviert, welche aber leider nicht an die Qualität des Vorbildes anknüpfen können.

Fazit: Das war nichts. „Contraband“ offenbart sich lediglich als öde und austauschbare Fließbandnummer von vorgestern, welche nur recht hartgesottene und weniger anspruchsvollen Betrachter zumindest „etwas“ an zumutbarem bieten kann. Der qualitative Niedergang Hollywoods macht sich mittlerweile auch immer mehr in der Sparte „Thriller“ bemerkbar. Es ist ein Jammer. Ein paar Gnadenpunkte gibt es aber noch wegen der technischen Qualität des Filmes.

[Wertung]

blockbusterandmore: 2.5 out of 5 stars (2,5 / 5)

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