Die Staffel 5 erscheint auf zwei DVD-Boxen verteilt, die die Episoden 1-4 und 5-8 enthalten. „In den spannenden und mitreißenden Kriminalfilmen wird von Kommissar Martin Beck (Peter Haber) und seinem Kollegen Gunvald Larsson (Mikael Persbrandt) das Äußerste abverlangt, so bei der Auflösung eines Kindersexskandals in Belgien, bei der Suche nach den Hintermännern eines Drogenkartells, oder einer Korruptionsaffäre innerhalb des Polizeiapparates.“ (Verleihinfo)

Filminfos
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O-Titel: Beck vol. 5 (Schweden/Deutschland 2015)
Dt. Vertrieb: Edel Motion
VÖ: 30.09.2016
EAN: 4029759115335
FSK: ab 12
Länge: ca. 350 Min.
Regisseur: Marten Klingberg, Stefan Apelgren
Drehbuch: Mikael Syrén, Daniel Karlsson, Antonia Pyk, Marten Klingberg, nach Motiven der Romane von Maj Sjöwall und Per Wahlöö
Musik: Adam Nordén
Hauptdarsteller: Peter Haber, Mikael Persbrandt, Ingvar Hirdvall, Rebecka Hemse

Die Episoden
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Folge 1: Mord in Zimmer 302
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Die 18-jährige Denise Andersson wird erwürgt in einem noblen Stockholmer Hotelzimmer gefunden. Die Kreditkarte, mit der das Zimmer 302 bezahlt wurde, gehört Peter Ahre, einem wohlhabenden Geschäftsmann, der gerade ausgeraubt wurde. Während des Besuchs bei Denises erschütterten Eltern trifft Beck auf ihren Ex-Freund Anders Rönnberg, der ein schwaches Alibi für den Tatzeitraum hat und in einen DNA-Test einwilligt – Ergebnis negativ.

Auch Peter Ahre kann als Täter ausgeschlossen werden. Was auch den Verdacht auf seinen Sohn Emil zunichtemacht, auf den viele Dinge hindeuten: Er kannte Denise, könnte der Beschreibung des Nachtportiers Stefan Lind zufolge einer der Männer sein, die in der Nacht zusammen mit dem Mädchen aufs Zimmer gegangen waren, und hat öfters die Kreditkarte des Vaters „ausgeliehen“. Ein erneuter DNA-Test überrascht dann alle. Emil ist nicht der leibliche Sohn von Peter Ahre. (korrigierter Text: ZDF)

Mein Eindruck
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In dieser Staffel erhält das Team um Beck und Larsson Verstärkung durch eine arabisch und russisch sprechende IT-Expertin – und sie ist keine Polizistin. Aber ihre Hilfe ist unerlässlich, um etwa IP-Adressen, Handynummern und Kreditkartenaktivitäten zu verfolgen. Auch mit Internetkarten und GPS-Tracking kennt sie sich aus – ein Supercomputer auf zwei Beinen also. Sie heißt Ayda Sidén, was sicher kein schwedischer Vorname ist. Das ist der Hinweis darauf, dass sich die Ermittler nun in einer globalisierten Welt bewegen werden.

Der Fall hat erstaunlich wenig emotionalen Tiefgang. Warum war beispielsweise Denise drogen- und sexsüchtig, was wollte sie damit kompensieren? Ganz nebenbei erfahren wir, wie kalt die Welt der Superreichen wie Peter Ahre ist. Sehr emotional reagiert hingegen ihr Exfreund Anders. Er schlägt einen ihrer Vergewaltiger nach dem anderen zusammen. Er lässt sich nur durch die Androhung von Waffengewalt stoppen.

Folge 2: Familienbande
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Der Gangster Zlatko wird inmitten einer vermeintlichen Familienidylle in seinem Haus erschossen. Seit längerer Zeit wurde er bedroht, an Feinden und möglichen Tätern mangelt es nicht. Zlatkos Frau Charlotta und ihr Vater Bertil werden befragt, sind jedoch zu schockiert, um wirkliche Hilfen zu sein. Der Vater geht seiner Tochter zur Hand und kümmert sich liebevoll um die beiden Kinder. Schon seit langem drängte er seinen Schwiegersohn, auszusteigen.

Im Laufe der Ermittlungen entwickelt sich eine zarte Annäherung zwischen Polizist Gunvald und der Witwe Charlotta, in deren Ehe mit Zlatko es schon seit längerem nicht mehr zum Besten stand. Da wird eine Frau, Jennifer Rundkvist, tot auf einem Parkplatz gefunden. Zeugenaussagen belegen, dass es kein Unfall war: Sie wurde offensichtlich vorsätzlich überfahren. Die Tote hatte einen Freund, Hannu Peltonen, der in Verbindung zu Zlatko stand. In seinem Haus finden sich eine große Menge Bargeld und deutliche Hinweise darauf, dass er der Todesschütze gewesen sein könnte, doch er schweigt beharrlich. Wer war sein Auftraggeber? Und: Wer hat Jennifer Rundkvist überfahren?

Martin Beck und sein Team kommen auf die Spur von Göran Mellin, einem Geschäftskollegen von Charlottas Vater Bertil. Sein Auto entspricht der Zeugenaussage und war direkt nach der Tatnacht mit einem ominösen Unfallschaden in der Werkstatt. (korrigierter Text: ZDF)

Mein Eindruck
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Das Interessanteste an diesem verschlungenen Fall ist sicherlich die „zarte Annäherung“ zwischen der einsamen Charlotta und Gunvald Larsson, dem Mann mit den superblauen Augen. Sie kommt sogar nächtens zu ihm in sein Büro, um ihm nahe sein zu können. Witzig fand ich, dass die Worte im Kontrast zu den Taten und Fakten stehen: Larsson bezeichnet das Zimmer als sein Nachtquartier, und sie hat gleich ein paar Verschönerungstipps parat.

Doch die amouröse Idylle ist vorüber, als Larsson und Beck immer mehr Ungereimtheiten hinsichtlich Bertils und Mellins aufdecken, die offenbar unter einer Decke stecken. Das findet Charlotta überhaupt nicht witzig. Wie die Tatwaffe gefunden wird, ist aus der Endfassung herausgeschnitten worden, was ich etwas seltsam finde. Auch das mehrfach groß ins Bild gesetzte Emblem eines Fuchses namens „Lukko“ wird nie erklärt. Ich finde das schlampige Arbeit.

Folge 3: Die Invasion
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Außerhalb Stockholms findet man die Leiche eines Mannes, die zunächst nicht zu identifizieren ist. Doch der Geheimdienst sagt, dass der Unbekannte Opfer einer islamistischen Terrororganisation sei. Ein weiterer Mann, Ibrahim Kayet, wird ermordet in seinem Büro aufgefunden; seine Spuren führen zu einer Terrorzelle. Ermittlungen in Ibrahims Firma ergeben, dass diese mit Geldwäsche zu tun haben muss, ebenso finden sich Chemikalien zum Bombenbau und ein Banktransfer nach Jordanien.

Zudem gehören die Fingerabdrücke am Tatort zum Tschetschenen Jamil Badajew, einem in Russland gesuchten Terroristen. Als Beck und seine Kollegen endlich merken, dass sie mit dem Terrorverdacht auf einer gänzlich falschen Spur liegen, schweben Jamil und seine schwangere Frau bereits in Lebensgefahr. (korrigierter Text: ZDF)

Mein Eindruck
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Die oben erwähnte Globalisierung schlägt hier in vollem Ausmaß zu: Tschetschenen, Jordanier, Esten geben sich ein Stelldichein auf schwedischem Boden, und nicht immer ist ihr Abgang friedlich. Auch Jamil und seine hochschwangere Frau Duschaka geraten zwischen die Fronten: Er ist ein Mordzeuge und wird vom Mörder gesucht. Warum Ibrahim Kayet ermordet wurde, wird nie schlüssig begründet. Um das Geld in seinem Tresor ging es offenbar nicht, und außerdem war Kayet ein wichtiger Schleuser für eine Schwarzarbeitfirma. Warum sollte diese den Ast absägen, auf dem sie selbst sitzt?

Eine weitere Ungereimtheit erklärt sich durch wenig feinfühlige Kürzungen. Larsson und Oskar Bergmann verfolgen einen Kayet-Lieferwagen vom Hafen zu einer Baufirma. Wird hiermit Sprengstoffmaterial transportiert? Beck gibt durch, dass das SEK des Verfassungsschutzes SÄPO in fünf Minuten eintreffen werde. Die vermummten SEK‘ler sind aber schon zwei Sekunden später zur Stelle und bedrohen die Kripo-Beamten mit Maschinenpistolen. So schnell kann‘s gehen, wenn es dem Cutter so gefällt.

Eine interessante Parallele betrifft die beide hochschwangeren Frauen: Duschaka, die Tschetschenin, wird vom Asylheim abgewiesen: alles voll. Sie bekommt ihre Wehen in einem düsteren Keller voller Gerümpel, das einem reichen Manager gehört – es ist eine Falle, denn der Mann kooperiert mit Jamils Verfolger. So kommt es zu einem dramatischen Showdown.

Ganz anders hingegen Oskars Lebensgefährtin, die Juristin Petra Widell. Larsson kommt höchstpersönlich mit einem Streifenwagen, um Petra, deren Wehen eingesetzt haben, zusammen mit Oskar, der hyperventiliert, zum Krankenhaus zu rasen – mit Blaulicht und Martinshorn. Ha, wozu hat man schon einen Streifenwagen?! Aber die beiden parallel geführten Schwangerschaften zeigen doch die krassen Unterschiede zwischen Einheimischen und illegal Zugereisten sehr deutlich auf – von Integration keine Spur.

Folge 4: Anatomie des Todes
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Der Sohn einer kürzlich verstorbenen ALS-Patientin klagt den Onkologen Fors an, seine Mutter auf dem Gewissen zu haben. Beck widmet sich diesem Fall mit sehr gezügeltem Enthusiasmus. Doch das ändert sich sehr schnell, als Fors tot aufgefunden wird: Er ist vom Krankenhausdach gestürzt. Was zunächst wie ein Selbstmord aus Angst vor einem beruflichen Skandal aussieht, stellt sich bald als Mord heraus: Fors wurde vom Dach gestoßen.

Der Sohn der verstorbenen Patientin wird zunächst verhaftet. Jedoch beweisen Bilder der Überwachungskamera, dass er das Krankenhaus bereits verlassen hatte, als Fors vom Dach gestoßen wurde. Eine neue Spur ergibt sich, als Beck herausfindet, dass Fors eine Affäre mit seiner Kollegin Vibeke hatte. Ist Eifersucht das Mordmotiv? Doch Fors‘ Frau Eva hat ein Alibi – sie war mit ihrer Tochter Sofie zusammen. Aber auch die Geliebte könnte die Täterin sein, immerhin hatten die beiden für die besagte Nacht eine Verabredung. (korrigierter Text: ZDF)

Mein Eindruck
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Etwas ist faul im Staate Schweden, die Frage ist nur, welcher Unmensch Leute von Krankenhausdächern stößt. Verdächtige gibt es mal wieder viele, und auch der Halbgott in Weiß war kein Unschuldslamm: Er betrog seine Ehefrau. Gut möglich, dass er auch der alten ALS-Patientin Birgitta einen gnädigen Abgang verschafft hat, denken die Kriminaler um Beck und Larsson. Birgittas Sohn war in sie vernarrt und seine Wut auf Dr. Fors macht ihn ebenfalls verdächtig.

Entscheidend ist die Untersuchung, wer sich wo zu welchem Zeitpunkt befand – quasi ein Raum-Zeit-Puzzle.
Doch auf den wahren Täter kommt bis zuletzt niemand – dessen Enttarnung ist wirklich klasse hinausgezögert. Der Showdown findet stilecht ebenfalls auf dem Dach der Klinik statt.

Ein merkwürdiges Nebenthema ist Schlaflosigkeit. Erst fängt Gunvald damit an und kommt mit Kopfschmerzen ins morgendliche Meeting. Dann wird Oskar von seinem neuen Baby nächtens wachgehalten und pennt im Einsatzwagen. Eva Fors nimmt Schlaftabletten und hört und sieht danach nichts. Und Beck schließlich wird von seinem schwer aktiven Nachbarn Valdemar wach gehalten, der nächtens Tango-Musik abspielt. Die Folgen des Schlafentzugs sind beinahe fatal. Aber was dieses Motiv eigentlich zu bedeuten hat, bleibt im Dunkeln. Der Zuschauer muss sich selbst einen Reim darauf machen.

DVD-Infos
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Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 (16:9)
Tonformate: D in DD 5.1, Schwedisch in DD 5.1
Sprachen: D, Schwedisch
Untertitel: D für Hörgeschädigte

Extras:

Trailershow
Booklet

Mein Eindruck: die DVD
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Ich war völlig hingerissen von der Schärfe des Bildes und der basslastigen Klarheit des Tons. Das ist Blu-ray-Qualität auf DVD-Niveau. Die deutsche Synchronisation deckt sich genau mit den deutschen Untertiteln, was ich sehr positiv fand. So kann man sich die Einblendung der Untertitel sparen, es sei denn, man ist ein Hörgeschädigter.

EXTRAS

Trailershow

a) Die Brücke, Staffel 3
b) Sebastian Bergmann, Staffel 2
c) Candice Renoir, Staffel 1 +2


Ein Booklet wirbt für die Krimi-Novitäten von Edel, dem Verleiher der DVD.

Unterm Strich
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Die schwedisch-deutsche Koproduktion (O-Titel: „Beck“) dürfte mit durchschnittlich 3,5 Mio. Zuschauern pro Folge und fast 20 Jahren Laufzeit eine der beliebtesten Krimiserien im deutschen Fernsehen sein. Basierend auf Romanvorlagen des Autorengespanns Maj Sjöwall (Grimme-Preis 1996) und Per Wahlöö, die längst zu den Pionieren des sozialkritischen Politkrimis zählen, gehört „Kommissar Beck“ mittlerweile zu den Klassikern des skandinavischen Krimis.

Menschliche Abgründe, tragische Fälle und glaubwürdige Darsteller sind Garanten für fesselnde, aber auch anspruchsvolle Unterhaltung. Da dies eine Serie für Menschen ab 12 Jahren ist, hält sich der Anteil von Gewalt und Erotik sehr zurück. Diesbezüglich ist etwa „Die Brücke“ wesentlich freizügiger, was nicht unbedingt ein Vorteil sein muss.

Der 63-jährige Schauspieler Peter Haber, Sohn einer Schwedin und eines Deutschen, verkörpert überzeugend den leicht verdrießlichen Kommissar Martin Beck, der trotz persönlicher Schicksalsschläge die abscheulichsten Kriminalfälle mit Besonnenheit und Einfühlungsvermögen angeht. Ich fand ihn zwar gründlich, aber etwas sehr langsam. Und das wird ihm ab Folge 6 (Staffel 5.2) beruflich fast zum Verhängnis. Becks neuer Vorgesetzter Klas Fredén ist ein nassforscher Karrierehengst, der auf Leistung getrimmt ist – und selbst auch andere trimmen will.

Beck zur Seite steht seit Anbeginn der Serie der kompromisslose und oft unerbittliche Gunvald Larsson, der von Mikael „Beorn“ Persbrandt beeindruckend intensiv dargestellt wird. Larsson ist für eher unkonventionelle (und mitunter illegale) Ermittlungsmethoden bekannt bzw. bei Vorgesetzten berüchtigt. Er ist der Typ, auf den die Frauen fliegen. Für humorige Momente sorgt indes Becks skurriler Nachbar Valdemar (Ingvar Hirdwall), der als philosophischer Querkopf mit Halskrause den Kommissar sogar ein ums andere Mal auf die richtige Fährte bringt.

Natürlich gibt es jede Menge menschliche Irrungen und Wirrungen unter den Ermittlern und um sie herum. Wird es mit Martin Beck und der Rechtsmedizinerin Gunilla noch etwas? Wir drücken die Daumen. Aber jede Episode verliert ihren roten Faden nicht aus dem Blick, und dem Gesetz wird stets Genüge getan. Ganz anders als allzu oft im richtigen Leben.

Die DVD

Die DVD bietet besten Sound und ein scharfes Bild, das direkt zu einer Blu-ray passen könnte. An Untertitelsprachen gibt es nur Deutsch, aber wenigstens für Hörgeschädigte. Bonusmaterial kann man die drei Trailer und das Booklet wohl kaum nennen: Es handelt sich nur um Werbung.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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