„Es ist wieder so weit. Vera Stanhope und ihr loyaler Kollege, Joe Ashworth, müssen sich auch in der vierten Staffel wieder mit komplizierten Kriminalfällen auseinandersetzen. Nicht nur der Tod einer Mitarbeiterin eines Frauenhauses beschäftigt das eingespielte Team, auch das Rätsel eines brutalen Mordes am Strand von Whitley Bay vor 40 Jahren will gelüftet werden.

Außerdem haben die Ermittler alle Hände voll mit dem Enthüllen der tragischen letzten Monate eines niedergeschossenen, gescheiterten Autors und der Entdeckung eines toten Geschäftsmannes in den Gewässern unter der Gateshead Millennium Bridge zu tun.

Die spannenden Geschichten sind von den Romanen der berühmten Krimi-Autorin Ann Cleeves inspiriert. Vor allem werden sie durch die bezaubernde schauspielerische Leistung von Brenda Blethyn, als chaotisch wirkende, aber brillante Ermittlerin Vera Stanhope, verstärkt.“ (gekürzte Verleihinfo)

Filminfos

O-Titel: Vera volume 4 (GB 2014)
Dt. Vertrieb: Edel Motion
VÖ: 19.2.2016
EAN: 4029759107354
FSK: ab 12
Länge: ca. 355 Min.
Regisseure: Thaddeus O’Sullivan, Dusan Lazarevic, Will Sinclair, Paul Cotter
Drehbuch: Paul Rutman, Martha Hillier, Steve Coombes
Musik: Ben Bartlett
Darsteller: Brenda Blethyn (Vera Stanhope), David Leon (Joe Ashworth), Jon Morrison, Clare Calbraith, Sonya Cassidy, Kingsley Ben-Adir u.a.

Die EPISODEN

Folge 1: Alte Freunde (Harbour Street) (jeweils 90 min.)

Die ehrenamtliche Mitarbeiterin eines Frauenhauses wird ermordet aufgefunden. Vera und Joe erfahren, dass Margaret am Tag ihres Todes auf dem Polizeirevier war. Im Frauenhaus erzählt Managerin Jane von Dee Robson, einer Alkoholikerin und Prostituierten, die kürzlich aufgrund ihres Verhaltens rausgeworfen wurde. Dee gibt zu, Margaret getroffen zu haben, die ihr ihren Mantel überließ. Margarets polnischer Ex-Mann Pavel wurde zuletzt vor 30 Jahren gesehen.

Kate vermutet, dass Margarets Affinität zu gefährdeten Frauen von der Gewalt in ihrer eigenen Ehe stammt. Auf einem alten Foto sieht Vera, dass Margaret eine wahre Schönheit war – und ist überrascht, eine engelsgleiche junge Dee an ihrer Seite zu sehen. Vera ist fest entschlossen mehr herauszufinden, kommt aber zu spät, denn sie findet Dees Leiche im Hof ihrer Bleibe. Ein weiterer Mord?

Vera ist überzeugt davon, dass die gemeinsame Vergangenheit von Margaret und Dee den Schlüssel zur Lösung des Falls beinhaltet… (gekürzter Text: ZDF)

Mein Eindruck

Die tote Margaret in der S-Bahn ist schon mal der erste Schocker, den diese Episode bereithält. Sie wird nämlich von Joes Tochter entdeckt, die die alte Dame eigentlich nur an der Endstation „aufwecken“ wollte. Es ist quasi eine kleine Geistergeschichte – und auf einem verwackelten Handyvideo taucht die alte Dame immer wieder auf.

Weitere Schockmomente sind garantiert, denn da Leid der Frauen im Frauenhaus – drinnen wie draußen – nimmt vielfältige Formen an. Tja, und dann sind da noch die alten Knochen am Grunde eines alten Bunkers…

Folge 2: Familiengeheimnisse (Protected)

DCI Vera Stanhope und DS Joe Ashworth ermitteln im mysteriösen Mordfall des Jungunternehmers David Kenworthy, der am Strand von Whitley Bay tot aufgefunden wird. Der ortsansässige Spielhallenbesitzer Larry Crowe hat eine Verbindung zu der Familie. Sein Sohn Paddy kam vor über 40 Jahren bei einem fehlgeschlagenen Raubüberfall im Haus der Kenworthys ums Leben. Seitdem hasst er diese Familie.

In der Nacht, in der David starb, beobachtete ein Zeuge, wie es zwischen Larry und David zu einer Auseinandersetzung kam, und bei einer Hausdurchsuchung wird bei Larry ein blutverschmierter Baseballschläger gefunden. Larry jedoch hat ein wasserdichtes Alibi. Und es ist offensichtlich, dass er nicht die einzige Person war, die David an jenem Abend traf.

Überzeugt davon, dass der Schlüssel zur Aufklärung in der Familiengeschichte liegt, forscht Vera in der Vergangenheit der Kenworthys, sehr zum Ärger von Davids Vater, Allen Kenworthy, einem bekannten Geschäftsmann. Es dauert nicht lange, bis Vera herausfindet, um was für einen dominanten Vater es sich hier handelt. Tochter Lorna hat seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu der Familie.

Und DC Shepherd findet heraus, dass das Familienunternehmen nicht ganz so astrein ist, wie Kenworthy vorgibt. Kurze Zeit danach ist der ältere Sohn Thomas wie vom Erdboden verschluckt – seine Autoschlüssel werden auf einem Küstenpfad gefunden. Als sich ein weiterer Mordfall ereignet, gerät Vera zunehmend unter Druck den Fall aufzuklären… (gekürzter Text: ZDF)

Mein Eindruck

Wieder stehen zerrissene Lebensgeschichten in einer Familie im Mittelpunkt einer VERA-Ermittlung. Sie muss eine Menge Zuhörzeit, Geduld und Fingerspitzengefühl aufwenden, um weitere private und sogar intime Details zu erfahren. Hatten David und Lorna doch ein heimliches Verhältnis zwischen Bruder und Schwester bzw. Sohn und Mutter? Und erfuhr ihr neuer Freund davon und wurde eifersüchtig? Wer wissen will, welche Tabus hier auf welche Weise gebrochen wurden, muss die Episode bis zum Schluss ansehen.

Folge 3: Tod im Moor (The Deer Hunters)

Die Teenager Sassi und Louis Barnes finden in der wildreichen Moorlandschaft von Northumberland zufällig Shane Thurgood, der mit einem Schuss getötet wurde. Zudem wird ein ausgebrannter Pickup-Laster in der Nähe des Tatorts gefunden – mit den sterblichen Überresten eines Hirsches. DS Joe Ashworth ist sicher, dass es sich um eine Fehde zwischen Wilderern handelt.

Doch für DCI Vera Stanhope ist die Wahrheit komplizierter. Bei den Ermittlungen in Shanes Vergangenheit erfährt Vera von seiner traurigen Kindheit auf dem Land und seiner beschwerlichen Existenz in der Stadt, als Autor mit wenig Erfolg. Nach dem Tod seines Großvaters kehrte Shane zurück, um sein Erbgut an den wohlhabenden Landbesitzer Will Peyton und dessen Frau Clara zu verkaufen – doch unerklärlicherweise machte er im letzten Moment einen Rückzieher. Könnte sein Tod etwas mit dem Konflikt über die Ländereien zu tun gehabt haben? Und wieso hatte er beschlossen an einem Ort zu verweilen, der so viele schmerzhafte Erinnerungen in sich birgt?

Wie sich herausstellt, ist der Besitzer des ausgebrannten Lasters Linus Campion, der Vater der Teenager Sassi und Lewis und ein berüchtigter Wilderer, der für seine Gewaltausbrüche bekannt ist. Er bestreitet jegliche Verbindung zu Shane Thurgood und weist auf seinen ehemaligen Schwiegervater hin, Allen Barnes, den Wildhüter auf dem Anwesen der Peytons und Beschützer der dort lebenden Hirsche.

Barnes kannte Thurgood, als dieser noch ein Junge war und prahlt damit, ihm zu seinem ersten Jagderfolg verholfen zu haben – aber seine Töchter Clara und Ness geben vor, ihn nur flüchtig gekannt zu haben. Mit der Unterstützung ihres treuen Teams, DC Rebecca Shepherd und DC Kenny Lockhart, taucht Vera ein in die durchwachsene Vergangenheit der Barnes und Peytons. Mit List und Tücke enthüllt Vera die Wahrheit hinter Shanes plötzlicher Abreise vor 15 Jahren und die Gründe seiner Rückkehr in die Gegend, wo er zu Tode kam. (korrigierter Text: ZDF)

Mein Eindruck

Zunächst verblüfft die rasante Kameraarbeit des Teams den Zuschauer. In Großaufnahme sehen wir, wie eine Kugel in den Lauf eines Jagdgewehrs geschoben wird. In Großaufnahme wird ein Streichholz entzündet und Feuer bricht in dem Pickup-truck aus – mit dem Beobachter im Innenraum!

Die fliegende Kamera verfolgt gleich darauf zwei junge Fahrer von Quads auf ihrem Weg entlang des römischen Hadrianswalls, der quer durch Northumberland verläuft. Er wurde von Kaiser Hadrian errichtet, um die wilden schottischen Stämme vom zivilisierten Britannien fernzuhalten. Und manchmal hat der Zuschauer den Eindruck, als verkörpere der Wall noch heute eine Grenze – die zwischen rechtmäßigen Jägern und den Wilderern. Und mittendrin steht die fast schon mythische Gestalt eines alten Hirsches, der ehrfürchtig „Imperator Hadrian“ genannt wird – oder einfach „Brian“ von den respektloseren Zeitgenossen.

Thurgoods Roman „Queen Mab‘s Fool“ ist eine verschlüsselte Autobiografie, an der sich Vera die Zähne ausbeißt. Das Buch verweist aber auch auf die keltische Göttin Mab, die als Verkörperung der Unterwelt und Hexerei schon bei Merlin ihre Finger im Spiel hatte. Es geht also auf jeden Fall um Frauen: Frauen wie Clara, Ness und Sassi, die trotz ihrer 17 Lenze ganz schön wild ist.

Am Schluss erfährt der Zuschauer, was aus dem Imperator geworden ist. Da muss Vera wirklich ein Höchstmaß an Behutsamkeit aufwenden. Eine besonders harsche Note verleiht dieser tollen Episode die karge, schroffe Landschaft – und dass dort kein Funkempfang möglich ist, bringt Vera schließlich die nötige Erleuchtung.

Folge 4: Doppeltes Spiel (Death Of A Family Man)

DCI Vera Stanhope ermittelt im mysteriösen Mordfall des Geschäftsmannes John Shearwood. Dieser wird tot im Wasser treibend unter der Gateshead Millennium Bridge gefunden. Ehefrau Stella und Bruder Luke fallen aus allen Wolken, als sie erfahren, dass John, der angeblich in Irland eine Golfreise machte, als Informant für die Zollbehörde arbeitete. Aber wieso sollte er das eigene Unternehmen ausspionieren?

Zoll-Hauptermittler Owen Preece erklärt, dass Johns Geschäftsmanager Mark Donovan die Speditionsfirma missbrauchte, um Alkohol zu schmuggeln. John hatte sich bereit erklärt, Informationen zu liefern, im Gegenzug für Straffreiheit. Ist er aufgeflogen? Das glaubt Owen nicht. Und Mark hat ein Alibi – im Gegensatz zu Johns Frau, von der es Aufzeichnungen der Überwachungskameras gibt, in der Nähe seiner Stadtwohnung, in der Nacht, in der er starb.

Stella beharrt darauf, dass sie eine intakte Ehe führten – aber wieso lebte John Shearwood dann nicht mehr unter einem Dach mit seiner Familie? Und wen nimmt sie vor der Polizei in Schutz? Mit der Unterstützung von DC Rebecca Shepherd und DC Kenny Lockhart wird Vera zu Lukes entlegenem Farmhaus geführt, wo sie Johns Sohn Billy vorfindet. Ehemals drogenabhängig, wurde Billy zu seinem Onkel Luke geschickt, um von der Sucht loszukommen. Von seiner Mutter verwöhnt und einen Groll gegen seinen Vater hegend ist Billy offensichtlich im Konflikt mit sich selbst. Aber würde die Familie tatsächlich so weit gehen, gemeinsam den Mord an John zu planen?

Mit der Unterstützung von DS Joe Ashworth muss Vera alles geben, um Johns vertrackter Vergangenheit auf die Schliche zu kommen – dabei enthüllt sie, dass ein tragisches Ereignis vor Jahren sein Schicksal besiegelte…(Text: ZDF)

Mein Eindruck

In der Shearwoods-Familie ist nichts, wie es scheint. Von glücklicher Familie kann keine Rede sein, egal was Stella sagt. Es gibt mindestens vier Häuser, in denen sie und ihr Noch-Gatte wohnen – zwei für sie und, ja, tatsächlich, auch zwei für ihn. Denn in Nummer 4 wohnt seine neue Verlobte Gemma, die von ihm ein Kind erwartet. Aber warum musste er am Vorabend seiner Abreise nach Frankreich sterben? Vielleicht wissen Mark und Luke mehr.

Zwischendrin laviert der undurchsichtige Billy, sehr gut gespielt von einem Jungdarsteller. Billy ahnt etwas, findet Dads Geheimnis heraus und reagiert entsprechend. Aber saß er bei jenem verhängnisvollen Unfall, als er und sein Vater einen kleinen Jungen überfuhren, am Steuer, wie er behauptet, oder auf dem Beifahrersitz? Und warum hat sich sein Vater überhaupt mit der Mutter des Jungen eingelassen, die nun von ihm schwanger ist? Schuldgefühle und Wiedergutmachung spielen wohl eine große Rolle in dieser Familie. Verdrängung der Realität aber auch, wie Stella beweist.

Recht witzig fand ich den Auftritt des Zollfahnders Owen Preece, der doch tatsächlich am Schluss DCI Vera anbaggert, obwohl er doch wissen müsste, dass sie eine eingefleischte Junggesellin ist. Preece wird übrigens von Detlef Bierstedt synchronisiert, einem Veteranen der Hörspiel-Sprecher und deutsche Stimme von George Clooney.

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 (16:9)
Tonformate: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine

Extras:

  • Trailershow
  • Darstellerfotos auf der Innenseite des DVD-Covers

Mein Eindruck: die DVD

Bild und Ton sind für eine DVD einwandfrei, aber von der Qualität einer Blu-ray doch ein gutes Stück entfernt. Untertitel fehlen wie immer bei diesen EDEL-DVDs, und Bonusmaterial kann man gleich vergessen. Hier gibt‘s nur Werbung.

BONUS

  • Trailershow
    1. Inspector Barnaby vol. 24 (mit Charlie Nelsons erstem Auftritt)
    2. Death in Paradise Staffel 3 (mit dem ersten Auftritt des neuen Inspektors, vgl. meinen Bericht)

Unterm Strich

Wie so häufig kamen mir die jeweils 90 Minuten sehr lang vor. Um diese lange Spielzeit zu füllen, bemühen die Drehbuchautoren alle möglichen Tricks, um Wendungen herbeizuführen und die Vielschichtigkeit der Wirklichkeit nachzuahmen. Immer ist es jedoch die akribische Jagd nach Details in den Verbindung und Beziehungen, die Vera unerbittlich vorantreibt, die das Netz der Verstrickungen sichtbar macht. Sie ist ein wahrer „Mussolini“, wie sie von Ashworths Tochter mal genannt worden ist.

In der Regel geht es darum, eine lange zurückliegendes Ereignis als Auslöser einer Katastrophe auszumachen. Dabei schreckt Vera nicht davor zurück, ihre eigenen Theorien auf den Kopf zu stellen. Meist erfolgt nach 20 bis 25 Minuten die erste Bestandsaufnahme der gefundenen Fakten. Sich daraus ergebende Fragen werden formuliert. Dann beginnt die Tiefenschürfung, daher die Einarbeitung in die psychologische Ebene.

Ein zweites Resümee folgt, meist so nach 60 Minuten, worauf das Finale gestaltet wird. Dieses Ende ist dennoch in keinster Weise vorauszusehen, was so manchen Krimi-Fan frustriert zurücklassen dürfte, der auf seine Kombinierkunst stolz ist. Übersehene Details tauchen auf, doch meist verschwindet dafür ein Mensch, der dringend als Zeuge benötigt wird.

Immer weiter werden die Nebenfiguren ausgebaut. Ein neuer Pathologe mit dunkler Haut scheint es auf die tüchtige Rebecca Shepherd abgesehen zu haben, aber diese Wahrnehmung wird sogleich als Täuschung dementiert. Reiner Zufall, dass die beiden in Lederkluft auf seinem Motorrad angedonnert kommen? Aber klar doch.

Kenny wird ob seines fortgeschrittenen Alters als Single immer mehr verulkt, doch dafür hält er immer noch heroisch im wahrsten Sinne des Wortes für Vera den Kopf hin. David Leon ein letztes Mal als Joe Ashworth. Joe hat zunehmend Schwierigkeiten, die Pflichten seiner Ehe mit Celine und die Pflichten seines Berufs miteinander in Einklang zu bringen. Umso mehr kann sich Vera vor lauter Verehrern kaum retten. Was ihr aber nur ein skeptisches „Ach?“ entlockt.

Die DVD

Die Ausstattung der DVD ist durchschnittlich, vor allem hinsichtlich Bildqualität und Klang. Es fehlt Bonusmaterial, statt dessen gibt’s Werbung.

[Wertung]

Mima2016: 4 out of 5 stars (4 / 5)

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